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Was man so hört…

In meinem Laden ist alles scheiße und darum hat sie vor einigen Wochen hier aufgehört zu arbeiten…

…erzählt eine ehemalige Aushilfe herum, die von mir wegen zu langer Finger fristlos gekündigt wurde.

Falle Straßenbahn

Zwei außergewöhnlich aufmerksame, ältere Stammkundinnen sprachen eine Kollegin an und berichteten, was sie aus nächster Nähe beobachtet hatten: "Der junge Mann da hinten hat bei ganz vielen Kaffeepaketen die Aufkleber [Anm.d.Red: Die Warensicherungsetiketten!] abgerissen. Kaufen will der die bestimmt nicht, die hat der ganz sicher noch eingesteckt."

Sofort lief ich mit einer anderen Kollegin hinter dem Typen her, der bereits mit einem Rucksack auf dem Rücken den Laden verlassen hatte. Auf der anderen Straßenseite sprachen wir ihn an und baten darum, die von den beiden alten Kundinnen geäußerte Vermutung zu überprüfen, vorzugsweise durch einen ggf. entlastenden Blick in den Rucksack. Er ignorierte uns und ging einfach weiter. Auch die Drohung, die Polizei zu rufen, änderte nichts an seinem Verhalten.
Da wir zufällig gerade mal alle beide kein Handy bei uns hatten, lief meine Kollegin einige Meter vor und sprach eine dort laufende Kundin von uns an. Nach kurzer Erklärung lieh sie uns hier Handy, das wir auch mitnehmen konnten. Während wir mit der Notrufzentrale der Polizei telefonierten und ständig unseren Standort durchgaben, folgten wir dem Ladendieb zu Fuß immer weiter. Er ließ sich zwar nicht aufhalten, versuchte aber auch gar nicht, schnell zu flüchten.
Gut 800m von meinem Laden entfernt entdeckte er eine Straßenbahn in Richtung Innenstadt. Die Türen waren noch offen und er sprang schnell hinein, meine Kollegin konnte gerade noch einen Fuß zwischen eine Tür setzen, so dass diese sich wieder öffnete und ihr ebenfalls Einlass gewährte. Dann schlossen sich die Türen und die Funktion zum manuellen Öffnen wurde gesperrt. Hah, ich freute mich! Er saß in der Falle und die nervige Verfolgung hatte ein Ende. Ich sah und hörte bereits zwei Streifenwagen, die sich uns mit eingeschaltetem Blaulicht näherten und machte der Straßenbahnfahrerin ein Zeichen, dass sie nicht losfahren soll. Insgesamt standen nur wenige Augenblicke später sogar drei Polizeiautos vor und neben der Straßenbahn.
Die Fahrerin öffnete nur die vordere Tür, damit der Täter nicht flüchten konnte und ich durfte dann zusammen mit den Polizisten und unter den argwöhnlischen bis bösen Blicken etlicher Fahrgäste den Ladendieb raussuchen. Da meine Mitarbeiterin allerdings unmittelbar in seiner Nähe wartete, erwies sich die Suche als recht einfach. "Er ist es", erklärte ich den Uniformierten.
Nach kurzer Diskussion mit den Beamten, zwischenzeitlich wollte er mir sogar großzügig seinen gesamten Rucksack schenken, ließ er sich dann doch dazu bringen, auszusteigen. In seiner Taschen befanden sich wundersamerweise mehrere Pakete Kaffee. "Die habe ich gestern von einem Kumpel bekommen", versuchte er sich herauszureden. Um die Situation zu beenden, "schenkte" er mir den Kaffee bereitwillig. Er wollte ja schließlich keinen unnötigen Stress haben und wenn ich nichts besseres zu tun hätte, als ihm so weit hinterherzulaufen, dann soll ich doch mit dem "scheiß Kaffee" glücklich werden – er sei jedenfalls unschuldig. Außerdem möchte er uns anzeigen. "Weswegen denn?", erkundigte sich einer der Polizisten. Der Kaffeedieb anwortete: "Wegen Verfolgung." – kollektives Lachen und Schmunzeln.

Wieder im Laden bekam ich von der Polizei die Personalien des Ladendiebs. Er stand mir in der halben Stunde davor mehrfach gegenüber, aber ich habe ihn (als bekennender Gesichtslegastheniker) die ganze Zeit über nicht erkannt. Als ich den Namen las, klingelte es sofort bei mir: Der hat hier schonmal geklaut und deswegen auch eine Anzeige und Hausverbot bekommen. Vor ziemlich exakt einem Jahr, am 21. April 2010, war das. Erstaunlicherweise gab es dazu keinen Blogeintrag, aber damals hatte er auch schon Kaffee in seinen Rucksack gepackt und wollte einfach rausgehen. Da hatte ihm allerdings die Warensicherungsanlage noch einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht, diesmal waren es zwei aufmerksame alte Damen.

Als ich die Videoaufzeichnung für die Polizei sichtete und sicherte, staunte ich wieder. Nachdem er den Rucksack gefüllt und wieder verschlossen aufgesetzt hatte, nahm er im Vorbeigehen noch ein Kaffeepaket aus dem Regal und schob es sich mal eben unter die Jacke. Damit hat ja nun keiner gerechnet und diesen Teil der Beute habe ich auch leider nicht wiederbekommen. Mist.

Was das Schicksal des Ladendiebs betrifft: Nun hat er noch eine weitere Anzeige wegen Ladendiebstahls in seiner Akte, noch eine wegen des Hausfriedensbruchs dazu und wie immer wird gar nichts passieren. :-(

La-La-La-La-Lasaaaaagne

Also, liebe Kundin oder lieber Kunde, wenn du schon deine ausgesuchte Tiefkühllasagne plötzlich doch nicht mehr kaufen möchtest und du das aber erst auf dem Weg zur Kasse bemerkst, dann mache dir doch bitte die Mühe, die Packung in die Tiefkühlung zurückzubringen oder sie zumindest einem beliebigen Mitarbeiter des Marktes in die Hand zu drücken.

Das Tiefkühlpastaplattengericht jedoch einfach irgendwo gedankenlos zwischen die Damenhygieneprodukte zu stellen, hat einfach nichts. Da taut sie auf und ist nicht mehr verkäuflich. Dazu kommt, dass meistens auch unbekannt ist, wie lange das Produkt dort schon an-, bzw. aufgetaut steht und daher auch von mir nicht mehr freiwillig verzehrt wird. Also: Ab in die Tonne – Totalschaden.

Das "h" aus dem Unbewussten

Ein Junk hat zwei Dosen Bier geklaut. Das war nicht weiter ungewöhnlich und kommt immer wieder vor. Er war friedlich und hatte einen Ausweis dabei. Anzeige, Hausverbot – das gewöhnliche Programm.

Nur als ich die Anzeige geschrieben habe, habe ich aus seinem Nachnamen "Monmeyer" (So hieß er in Wirklichkeit natürlich (bis auf die Vorsilbe "Mon") nicht!) aus irgendeinem Grund "Mohnmeyer" gemacht.

Gruß von der inneren Stimme? :-)

Stress mit der Wodka-Rotwein-Kundin/Diebin

Diese Kundin (mit der wir schon HIER und HIER Stress hatten) war eben wieder im Laden. Sie hatte es zunächst geschafft, den Laden unbemerkt zu betreten, eine Tüte voll Leergut abzugeben und sich danach zwei Pakete Rotwein aus dem Regal zu nehmen. Damit stellte sie sich auch ganz regulär an der Kasse an. Abgesehen davon, dass sie hier mittlerweile Hausverbot hat, war bis dahin so weit eigentlich noch alles okay.

Vor ihr standen noch zwei Kunden, als sie ohne weiteren Kommentar die beiden Weinpackungen an sich nahm, im Vorbeigehen ihren Leergutbon auf die Kasse warf und den Laden verließ. Mein Kassierer reagierte blitzschnell und rannte hinter ihr her. Eine weitere Mitarbeiterin übernahm derweil die Kasse und ich verfolgte mit meinem Angestellten die Kundin mit dem Rotwein. In der Seitenstraße konnten wir sie stellen. Da sie sehr viel Stress machte und ständig flüchten wollte, hielten wir sie fest, während wir auf die über die Notrufnummer gerufene Polizei warteten. Nach knapp zehn Minuten berichtete sie, dass sie nur ein Haus neben dem, vor dem wir die ganze Zeit standen, wohnen würde. Der Aufgang war überschaubar und links und rechts waren hohe Zäune und daher gingen wir ein paar Meter weiter und ließen die Frau los. Flüchten könnte sie da nicht und wir müssten uns nicht mehr ständig gegen ihre kräftigen Losreißversuche stemmen. Also los… Etwas perplex waren wir, als sie oben auf der Treppe plötzlich ihren Schlüssel aus der Tasche zog, die Tür aufschloss und im Haus verschwand. Ach..?

Nur zwei Minuten später traf auch die Polizei ein und versuchte zunächst, bei der Frau zu klingeln. Die Tür hat ihnen schließlich der Mieter unter ihr geöffnet. Was genau vorgefallen war, habe ich nicht erfahren – aber sie hat sich wohl auch den beiden Polizisten gegenüber als ausgesprochen renitent und uneinsichtig verhalten.

Zwischenzeitlich waren mit Mitarbeiter und ich wieder zum Laden zurückgekehrt. Die Summe auf dem Leergutbon, den die Frau im Vorbeirauschen fallengelassen hatte, übertraf den Preis der beiden Weinpakete um einige Cent. Es könnte sein, dass sie es in ihrem angetrunkenen Zustand als völlig legitim angesehen hat, auf diese Weise zu bezahlen. Dieser "kurze Dienstweg" ist in Ausnahmefällen durchaus möglich, aber sicherlich nicht als einseitige Willenserklärung. Dazu kam, dass sich mein Mitarbeiter den Leergutbon der Frau aufgrund der Geschehnisse in der Vergangenheit natürlich gar nicht mehr genauer angesehen hat, als sie dabei war, den Laden zu verlassen. So gesehen war das zwar eigentlich kein Diebstahl, aber auf jeden Fall selbstgemachtes Leid.

In diesem Zusammenhang zeigten wir der Polizei auch die Videoaufzeichnung von ihrer Aktion mit den beiden Wodkaflaschen und der Rangelei vor dem Ausgang. "Das geht definitiv schon als räuberischer Diebstahl durch", beurteilte einer der Polizisten die Aufnahme und um die Frau endlich mal zur Räson zu bringen, bekommt sie nun dafür doch noch eine Anzeige.

Und hoffentlich haben wir jetzt endlich Ruhe vor ihr.

Zweimal Rotwein im Tetrapack

Diese Kundin war gerade eben doch tatsächlich schon wieder wieder hier im Laden. Sie hat zwei mit einer Art Rotwein gefüllte Getränkekartons gekauft und war gerade mit dem Bezahlvorgang fertig, als ich sie noch vor dem Ausgang ansprach und darauf hinwies, dass sie nach der Aktion von vor ein paar Tagen hier nicht mehr als Kundin erwünscht ist und dass sie doch bitte zukünftig woanders einkaufen soll.

Sie schien es verstanden zu haben, aber nach den vergangenen Ereignissen bin ich mir dabei nicht mehr sonderlich sicher. Naja, mal abwarten… :-|

Alufolie

Ein junges Pärchen betrat den Laden. Beide wirkten zwar bei genauerer Betrachtung etwas heruntergekommen, aber niemand hier hat Verdacht geschöpft oder das Gefühl gehabt, den beiden hinterhergucken zu müssen.

Plötzlich fiel allerdings einem meiner Mitarbeiter auf dem Fußboden im Gang mit den Haushaltswaren ein abgerissenes Stück Pappe einer Alufolien-Verpackung auf. Neugierig geworden sah er sich die Videoaufzeichnung an und stellte fest, dass besagtes Pärchen die Packung aufgerissen hatte. Und nicht nur die: Auch auch eine weitere Rolle wurde von den beiden geöffnet und einfach wieder ins Regal geworfen.

Das wäre alles nicht weiter dramatisch, vor allem, da die beiden noch anwesend waren. Wir erledigen sowas auf dem "kurzen Dienstweg", konfrontieren die Leute mit der beschädigten Ware und lassen sie diese bezahlen. Normalerweise klappt das ganz gut und hat mehrere Vorteile. Vor allem wissen solche Leute dann, dass wir hier sehr aufmerksam sind und zum anderen bleiben wir nicht auf dem Schaden sitzen. Wie gesagt: Normalerweise.

In diesem Fall zogen es der Mann und die Frau vor, alles abzustreiten und laut und ausfallend zu werden. Und nicht nur das: Der Typ wurde sogar handgreiflich und versuchte, gegen zwei meiner Mitarbeiter vorzugehen. Da musste Hilfe her. Normalerweise rufen wir die Polizei über die Zentralnummer, diesmal war 110 die richtige Wahl.

Was die nun mit der Alufolie vorhatten? Keine Ahnung. Ich habe auch gar keine Ahnung, wegen was die beiden nun genau belangt werden sollen. Die Kreuzchen in den beiden Strafanträgen hatte der Polizist jedenfalls neben das Feld "wegen aller in Frage kommenden Straftaten" gemalt.

Manche Leute machen sich das Leben echt selber schwer. :-|


Zwei Flaschen Wodka

Diese Kundin war gerade wieder da.

Während meine Kassiererin gerade keine Kunden hatte und deshalb von der Kasse aufgestanden war und die Blumen im Eingangsbereich goss, betrat die Frau den Laden, ging direkt zu den Spirituosen, nahm sich zwei Flaschen Wodka und stellte sich – öhm – nicht an die Kasse, sondern ging schnurstracks in Richtung Ausgang.

Dort wurde sie dann von meiner Mitarbeiterin unter erheblichem Körpereinsatz aufgehalten. Dabei rief sie um Hilfe und schließlich standen insgesamt fünf meiner Mitarbeiter dabei. Die beiden Flaschen konnten wir ihr abnehmen, aber um die Situation mit der angetrunkenen und recht aggressiven Frau nicht weiter eskalieren zu lassen, versuchten meine Leute nicht weiter, sie festzuhalten und so schaffte sie es schließlich, davonzukommen.
Ihr Verhalten ging übrigens definitiv schon als "räuberischer Diebstahl" durch, wie mir später ein Polizist versicherte, dem ich die Videoaufzeichung von der Aktion zeigte. Da die Täterin aber weg war und wir auch keine Daten hatten, kam es nicht zu einer Anzeige.

Wir hoffen, nun Ruhe vor der Frau zu haben. Vielleicht hat sie Aufregung ja gereicht, um sie dazu zu bringen, sich zukünftig von meinem Laden fernzuhalten.

Der Typ und die Olle

Ein etwas ungleich wirkendes Pärchen verließ den Markt. Aufgrund ihrer auffälligen Erscheinung und der Tatsache, dass sie sich recht eilig hinter den anderen Kunden hindurchgedrängt haben, um den Laden zu verlassen, habe ich mir die Videoaufzeichnung der vergangenen zwanzig Minuten angesehen. Dabei hat sich dann das folgende Ereignis offenbart:

Ein etwa Mittzwanziger kam herein und steuerte ziemlich direkt auf das Zeitschriftenregal zu. Dort las er in aller Ruhe in mehreren Magazinen.
Etwa zehn Minuten später betrat eine Frau mittleren Alters das Geschäft. Sie schlich eine Weile durch die unterschiedlichsten Gänge, schob sich schließlich eine Flasche Rotwein aus fairem Handel in die Jacke und ging durch einen der Hauptgänge in Richtung Kasse.
Als sie den Zeitungsgang passierte, warf der junge Mann das aktuell gelesene Magazin regelrecht aus der Hand und folgte ihr aus dem Laden.

Jetzt rätseln wir hier, ob die beiden irgendetwas miteinander zu tun hatten, oder ob das Timing einfach nur Zufall war.

Nebenbei bemerkt: "Fairer" Wein wird ab sofort auch mit Warensicherungsetiketten versehen. Traurige Welt.

Diebstahlsversuch oder verpeilt?

Eine als Stammkundin bekannte Frau mittleren Alters stand an der Kasse und wartete etwa an dritter Position in der Schlange. Plötzlich scherte sie aus und ging hinter den anderen Kunden vorbei in Richtung Ausgang. Als sie dabei die Antenne der Warensicherungsanlage passierte, löste diese Alarm aus. Die Kundin hielt inne, zog ihr Handy aus der Tasche und drückte es sich ans Ohr.

In ihrem Rucksack befanden sich zwei Flaschen Alkohol, deren Köpfe mitsamt der anhängenden Warensicherungsetiketten aus dem Rucksack herausragten.
Ich wertete den Vorfall als klaren Diebstahlsversuch, sie beteuerte dagegen, dass sie die Flaschen natürlich bezahlen wollte und lediglich durch einen eingehenden Anruf abgelenkt wurde.

Naja, im Zweifelsfall für die Angeklagte und so beließen wir es bei dem freundlichen Hinweis an sie, sich vorsichtshalber zukünftig nicht mehr ablenken zu lassen, da das doch schnell für einen Ladendiebstahl gehalten werden kann.

Sie schien es verstanden zu haben, wirkte verständnisvoll, bezahlte die beiden Flaschen und ging…

Zigarettendieb und Beweismangel

Eine Kollegin stand in Kassennähe und bekam mit, wie ein junger Mann mit Kapuzenpulli eine Schachtel Zigaretten aus dem Automaten zog. Er blieb an der Kasse stehen und als er an der Reihe war, wechselte er etwas Geld und – nanu, wo sind die Zigaretten? Da sie sich nicht ganz sicher war, was da passiert ist oder ja auch möglicherweise etwas übersehen haben könnte, kam sie zu mir und schilderte mir den Vorgang.
Also sahen wir uns die Videoaufzeichnung an: Er drückte auf den Knopf, griff die Zigaretten, hielt sind eine ganze Weile in der Hand und plötzlich war die Schachtel nicht mehr zu sehen. Dummerweise standen da im falschen Moment zwei kleine Kinder vor ihm. Falls die Schachtel sich aber nicht in Luft aufgelöst hat, wird er sie aber wohl in seiner Hosentasche verschwinden lassen haben. Darin steckte nämlich zwischenzeitlich seine Hand, in der er die Kippen zuvor hielt.
Leider war der Typ zu dem Zeitpunkt schon außer unserer Sichtweite, aber optimistisch durchstreiften wir zu dritt die nahegelegenen Seitenstraßen. In einem als "Internet-Café" getarnten Laden für Drogenhandel aller Art sahen wir ihn zufällig an einem der dortigen PCs sitzen.
Um keinen unnötigen Stress zu machen, rief ich direkt die Polizei an, zeigte denen das Foto des Täters und nach knapp zwei Minuten kamen sie mit dem Kapuzenpulliträger zu mir zum Laden.
Er stritt alles ab. Nach dem Betrachten der Videoaufzeichnung gab er zu, Zigaretten gezogen zu haben, jedoch hätte er diese nicht kaufen wollen und sie deshalb fallen lassen. Unglaubwürdiger ging's nimmer, aber a) ließ sich nicht das Gegenteil beweisen und b) hatte er die Kippen nicht mehr bei sich, lediglich eine fast leere, ältere Packung.
Die Polizisten und ich waren einer Meinung, aber die änderte nichts an den belegbaren Tatsachen. Also bekam er keine Anzeige, aber doch immerhin von mir ein Hausverbot ausgesprochen.
Zwanzig Sekunden nachdem die Polizei sich verabschiedet hatte, kam einer der beiden Polizisten wieder zu mir und hielt eine Schachtel Zigaretten vor die Nase. Es war die gleiche Sorte, die der Mann in Restbeständen mit sich führte. Gefunden hatte sie die Schachtel in einem der Regal, an denen der vermeintliche Dieb auf dem Weg nach hinten vorbeigekommen war. Unsere Theorie ging auf: Er hat die Schachtel dort im Vorbeigehen deponiert, damit sie nicht bei ihm gefunden werden kann – aber leider war dieses Regalstück auf keiner der Kameras zu sehen und somit war auch dies nicht eindeutig belegbar. Schade, irgendwie…

Wir trösten uns damit, dass eine Anzeige wegen Ladendiebstahls sowieso keine nennenswerten Folgen für ihn gehabt hätte. Das gaben sogar die Polizisten resigniert zu.

Abgestritten

Der Kunde, von dem ich vor ein paar Tagen berichtete, war nun tatsächlich wieder da. Mir fiel er allerdings erst auf, als er bereits an der Kasse stand. Ich sprach ihn an und bat ihn freundlich, mir doch bitte mal kurz nach hinten ins Lager zu folgen. Das tat er auch.

Hinten angekommen hielt ich ihm die leere Blisterpackung vor die Nase und stellte ihn zur Rede: "Fällt Ihnen dazu irgendetwas ein, was Sie mir erzählen möchten? – "Was ist damit?"

Ich begann zu erzählen, was wir beobachtet hatten, doch er stritt alles ab. Der Kunde gestand ja ein, dass es sein könnte, dass er da irgendetwas auf die Palette gelegt hat, aber das war dann nur eine Werbebeilage aus einer Zeitung. Was seine Aussagen noch unglaubwürdiger machte, war, dass er gänzlich abstritt, überhaupt von der Mitarbeiterin abkassiert worden zu sein, die ihn abkassiert hatte.

Nach einiger Diskussion und wenig Einsicht, habe ich das Gespräch beendet. Es fiel mir trotz der vorgefallenen Ereignisse nicht wirklich leicht, dem Mann hier Hausverbot zu erteilen. Allerdings musste es sein, denn ich habe absolut keine Lust, ihm immer wieder mit einem schlechten Gefühl im Bauch bei seinen Einkäufen zusehen zu müssen.

Er stellte mir, als ich ihm das Lokalverbot aussprach, noch eine Frage: "Können Sie sich das leisten?"

Ich kann. Darüber darf hier jetzt gerne diskutiert werden.

Etliche selbstgedruckte Pfandlogos

In dem großen Müllsack vor dem Leergutautomaten entdeckte ich im Vorbeigehen etliche pfandfreie PET-Saftflaschen, die allesamt mit einem selbstgedruckten Strichcode inklusive DPG-Logo versehen waren. Abgesehen von der fehlenden Spezialfarbe, waren die Ausdrucke eher schlecht als recht. Die Qualität war einfach nur unterirdisch.



Da hat wohl jemand versucht, den Automaten zu überlisten und sich Geld zu erschleichen. Es gibt also tatsächlich noch Leute, die naiv genug sind, zu glauben, dass man auf diese Weise einfach Geld drucken kann…

Wir sahen uns die Videoaufzeichnung an und entdeckten auch tatsächlich die richtige Stelle. Ein Mann, den wir mit ziemlicher Sicherheit als den Dieb des "Weihnachtsbierchens" identifizierten, versuchte mehrfach, seine "selbstgedruckten" dem Automaten zuzuführen. Nachdem dieser aber sämtliche Flaschen abgelehnt hatte, warf der Typ sie alle in den Müll und verließ den Laden wieder.

Wären wir uns hundertprozentig sicher gewesen, hätte er eine Anzeige wegen Betrugs und noch eine zusätzliche wegen des Hausfriedensbruchs bekommen. Da wir uns aber eben nur "ziemlich sicher" waren, haben wir einfach nur die Flaschen im Container für die entwerteten PET-Flaschen entsorgt und gut war's.


Kleiner Einkauf – und ein Thermometer als Draufgabe

Nach seiner Mittagspause sprach mich einer meiner Mitarbeiter an und berichtete, dass er auf der noch von ihm zu packenden Getränkepalette die leere Packung eines Thermometers aus unserem Haushaltswarenregal gefunden hat. Allerdings konnte er mit 100-prozentiger Sicherheit sagen, dass die Packung da vor seiner Pause noch nicht lag. Doch wie war die aufgerissene Blisterpackung da hingekommen? Immerhin ließ sich der fragliche Zeitraum auf eine knappe dreiviertel Stunde eingrenzen und so arbeiteten wir uns langsam durch die Videoaufzeichnung.

Im Gang mit den Haushaltswaren ist meistens nicht so viel los und daher begonnen wir dort mit unseren Ermittlungen. In den ersten 20 Minuten passierte gar nichts, aber schließlich tauchte ein langjähriger Stammkunde vor dem Regal auf. Nach einigen Augenblicken griff er zu den Thermometern und warf die flache Blisterpackung in seinen Einkaufswagen. Ach..?

Wir guckten weiter: Nach einem kleinen Rundgang durch den Laden versuchte er schließlich, sich hinter einem der Pfeiler hier zu verbergen. Dabei fummelte er eine ganze Weile in seinem Einkaufswagen herum. Dann drehte er sich um, deponierte irgendeinen hellen Gegenstand auf besagter Getränkepalette und ging zur Kasse. Dort bezahlte er zwar ein paar Lebensmittel und definitiv kein Thermomenter, was auch meine Mitarbeiterin, die ihn als letzten Kunden hatte, bestätigen konnte. Es fasste bis zum Ende der Pause meines Mitarbeiters auch kein anderer Kunde die Getränkepalette an, die Option ließ sich also auch ausschließen.

Zu dritt standen wir vor dem Monitor der Videoanlage und guckten uns erstaunt wie ungläubig an.

Und nun? Ich hatte spontan keine Idee. Der Mann kommt fast täglich hierher und wie sollte ich ihn beim nächsten Besuch ansprechen? Wenn mir bis dahin nichts Sinnvolles einfällt, werde ich improvisieren müssen. Aber ihn einfach kommentarlos weiter einkaufen lassen, kann ich auch nicht.

Mit Empfangskomitee

Ein ziemlich heruntergekommen wirkender Typ betrat mit einem leeren Kasten Bier den Laden, steuerte direkt auf den Leergutautomaten zu und gab den Kasten dort ab. Aufmerksam geworden beobachteten wir ihn vorsorglich aus sicherer Entfernung. Vom Leergutautomaten ging er zum Brotregal, fummelte kurz an den Brötchenschütten herum und ging zur Kasse. Erstaunlicherweise löste er dort den Leergutbon allerdings nicht ein, sondern ging einfach hinter den wartenden Kunden raus. Jedoch deponierte er noch zwei mitgebrachte Plastiktüten vom "Discounter an der Ecke" auf dem Packtisch, bevor er den Laden verließ.

Was sollte das denn jetzt?!?

Ich ging nach vorne und begutachtete seine Hinterlassenschaft. Im ersten Moment erwartet ich, dort irgendwelchen Hausmüll und sonstigen Unrat zu finden. Dem war aber nicht so: In der einen Tüte befanden sich einige kleine leere Getränkedosen und -flaschen mit einem Pfandwert von ein paar Euro, in der anderen Tüte lag ein Handtuch, eine Packung Pflaster, Haarspray und ein paar weitere persönliche Gegenstände. Warum er sie dort stehengelassen hat, konnten wir nichtmal erraten und so stellten wir die beiden Tragetaschen erstmal ordentlich beiseite.

Ein paar Minuten später kam der Mann wieder in den Laden. Diesmal hielt er zwei leere Bierkisten in seinen Händen. Auch diese löste er wieder am Automaten ein, zog den Bon und steckte ihn ein. Das war so weit alles vollkommen okay. Trotzdem beobachteten wir ihn; diesmal über die Videoanlage. Er ging wieder zum Brotregal und öffnete eine der Schütten. Ob er auch tatsächlich etwas herausnahm, ließ sich leider nicht erkennen. Er ging jedenfalls mit leeren Händen in Richtung Kasse. Aus dem Schokoladenregal nahm er eine Tafel Kinderschokolade und ließ diese in seiner Jackentasche verschwinden. Unmittelbar danach ging er zur Kasse und legte nur die beiden Leergutbons auf das Förderband. Okay, das war jetzt eindeutig! Wir hatten uns defintiv nicht getäuscht und somit hatte er die Süßware mit hundertprozentiger Sicherheit eingesteckt.

Zu zweit sprinteten wir nach vorne und noch bevor meine Mitarbeiterin ihm das Geld auszahlte (erfahrungsgemäß bleiben die Leute nämlich friedlicher, wenn sie noch etwas von uns zu bekommen haben), sprachen wir ihn auf die eingesteckte Schokolade an. Er packte sie anstandslos aus und zog auch noch zwei Körnerbrötchen aus seinen Jackentaschen. Ach. Also doch…
Erst da fiel mir auf, das zwei Polizisten die ganze Aktion beobachtet hatten. Sie lehnten an der Ausgangstür und waren überrascht, dass sie nebenbei noch Augenzeugen eines Ladendiebstahls wurden. Eigentlich hatten sie den drogenabhängigen Obdachlosen nämlich nur gesucht, da er mit seinem Nachtlager von einem Privatgrundstück wegziehen sollte. Nun kam auch noch eine Anzeige wegen Ladendiebstahls hinzu.
Wir waren recht froh, dass die Polizei gleich zur Stelle war: Bei der Durchsuchung stellte sich nämlich heraus, dass er Spritzen, Bohrer, Messer, Stichwaffen und einen Nothammer aus der Straßenbahn bei sich hatte.

Wenn er damit handgreiflich geworden wäre... :-O