Eine Kollegin wurde von einer Kundin angesprochen, die Brötchentüten suchte. "Haben wir doch alles da", erklärte meine Mitarbeiterin der Kundin und zeigte ihr die unterhalb der Brötchenschütten liegenden Tüten.
Die waren der Frau für ihr eines Brötchen aber alle zu groß. "Ansonsten haben wir noch diese kleinen Knotenbeutel vom Gemüse", fuhr die Kollegin fort und wickelte eine Tüte von der Rolle ab. Auch die waren der Frau zu groß, schließlich wollte sie nur ein einziges Brötchen einpacken.
Wie die Sache letztendlich ausging und ob die Frau das Brötchen unverpackt oder doch in einer der viel zu großen Tüten mitgenommen hat, haben wir letztendlich gar nicht mehr mitbekommen.
Hinterher scherzte ich: "Hättest ihr ja einen kleinen Briefumschlag in die Hand drücken können. Aber das wäre bestimmt auch nicht richtig gewesen."
Manchmal würde man sowas bei schwierigeren Leuten ja wirklich gerne tun, aber in einer Zeit, in der man um jeden Kunden kämpft, benimmt man sich natürlich.
Ein Kunde wollte gerade wissen, ob wir noch Christstollen hätten. Passt thematisch ganz hervorragend zu den zwei oder sogar drei anderen Kunden, die mich in diesem Jahr schon nach Spekulatius gefragt haben.
Und im September krakeelen die wieder rum, dass es ja immer früher wird.
Vier Jungs oder junge Männer irgendwo zwischen halbstark und heranwachsend, auf jeden Fall wuchs ihr Testosteronspiegel schneller als die geistige Reife, hatten aus der Gemüseabteilung eine Gurke mitgenommen und fanden es total lustig, sich das Gemüse hin und her zu werfen und sich damit gegenseitig zu verprügeln.
Also erstmal macht das aus Prinzip schon nicht, zumindest nicht wenn einem der Prügel nicht gehört, zum anderen ahnten wir, dass die Gurke durchbricht und es hinterher keiner gewesen sein will. Während wir der Gruppe auf dem Monitor der Videoanlage zusahen, schwoll Ines der Kamm an, bis sie schließlich stinksauer in den Laden stapfte, den Jungs die Gurke wegnahm und eine Ansage im strengen Mutti-Tonfall machte.
Erstaunlich, wie zahm die Jungs plötzlich wurden. Wind von vorne, dazu noch von einer Frau, ist in deren Lebensformel vermutlich eine der großen Unbekannten. Noch drei Sätze weiter aus dem Mund der Hausherrin und sie hätten mit Sicherheit auch noch Männchen gemacht und wären durch brennende Reifen gesprungen.
Ein Mann rief vor einer Weile an und erkundigte sich nach zwei Artikeln, die er auf unserer Internetseite gesehen hatte und wollte wissen, ob wir sie momentan auch wirklich vorrätig hätten. Er sei nämlich blind und da alle Wege für ihn etwas mühsamer und aufgrund des Straßenverkehrs auch gefährlicher sind, würde er sich ungern umsonst auf den Weg machen. Apropos blind, im quasi selben Atemzug ergänzte er noch, dass es schön wäre, wenn unsere Internetseite barrierefrei und damit auch für Blinde besser zu nutzen wäre.
Ich weiß ja nun, dass Leute, die sich auf Angebote berufen, die sie "im Internet" gesehen haben, diese nicht zwingend auf einer aktuellen Website mit Relevanz entdeckt haben. Idealerweise direkt auf edeka.de, aber oft genug auch auf irgendwelchen "Angebote-Sammelseiten", mit denen wir schon viele schlechte Erfahrungen gemacht haben. Manchmal sind die Artikel auch von einzelnen Edeka-Märkten beworben, online wie in Printmedien, und sind im Allgemeinen oder zum jeweiligen Preis gar nicht überall zu bekommen. Das ist wirklich immer etwas mühsam bei uns, weil die Edeka-Märkte zum einen nach außen wie beliebige Filialen einer großen Kette wirken, andererseits eben auch sehr individuell handeln können.
Aber der Mann will die beiden Produkte ausdrücklich auf unserer Website entdeckt haben. Mit einem Lachen in der Stimme meinte ich zu ihm, dass er, selbst wenn unsere Seite nach höchstem Standard barrierefrei wäre, diese Artikel dort nicht hätte entdecken können. Unsere eigene Website, also die harste.info, zeigte zu der Zeit nämlich nur den seit einer Weile bestehenden Hinweis auf Wartungsarbeiten an. Sprich: Die war komplett inhaltslos. Wo genau er die Info nun her hatte, ließ sich nicht herausfinden, aber ich verwies vorsichtshalber mal auf die "etwas" größeren Edekas und Marktkaufs hier in Bremen. Also so ziemlich jeden außer uns.
Eine ältere Kundin sprach uns an und wollte wissen, ob sie drei von vier gekauften Gläsern Würstchen gegen eine andere Marke umtauschen dürfte. Diese würden nämlich ihrem Enkel nicht schmecken und sonst haben sie keinen Abnehmer für die Würstchen. Ein Kassenbon hatte sie nicht, will die Gläser aber "vor ungefähr drei Wochen" gekauft haben.
Ich zögerte, stimmte aber schließlich zu. Die Gläser sind schließlich versiegelt und es gibt auch kein Problem mit der Kühlkette, wie bei diesen Torten, und man versucht ja immer, mit Freundlichkeit zu glänzen. Sie ließ ihren Einkauf kurz bei uns stehen und holte die Gläser von zu Hause. Überraschung eins: Die drei Gläser haben drei unterschiedliche Haltbarkeitsdaten, die auch allesamt nicht mit dem Datum der Ware bei uns im Regal übereinstimmten. Aber da kam auch schon Überraschung zwei: In ihren Gläsern war ein Würstchen mehr als in unseren, die Artikelnummer (EAN/GTIN) passte auch nicht. Das Regaletikett hier am Regal war aber bereits drei Monate alt, dass sich in den letzten drei Wochen da nennenswert hinsichtlich des Inhalts der Gläser etwas verändert hat, ist also auch auszuschließen gewesen.
"Die habe ich aber hier gekauft", versicherte die Frau mir, "vielleicht war es ja eine Aktion, dass es da ein Würstchen mehr gab."
Ich befragte unser Warenwirtschaftssystem. Die von ihr mitgebrachten Würstchengläser sind bei uns zwar bekannt, wurden aber im gesamten vergangenen Jahr nicht einmal verkauft. "Aber ich kaufe doch nur hier ein, die müssen von Ihnen sein", sprach die Frau schon fast mit einem verzweifelten Tonfall.
Ich blieb dabei, dass das nicht sein kann. Wenn dieser Artikel hier verkauft worden wäre, wüsste unser Kassensystem das.
Plötzlich fiel ihr ein, dass sie die Würstchen auch eventuell in einem anderen Edeka-Markt gekauft haben könnte. "Da wo ich meinen Enkel immer abhole, ist ja auch ein Laden, da könnte ich die auch gekauft haben."
Nachdem die Kundin einen Teil ihrer Flaschen ganz regulär in die Öffnung für einzelne Flaschen und Dosen gelegt hatte, was auch ganz prima funktioniert hat, kam sie plötzlich auf den Gedanken, alle weiteren Flaschen unten in der großen Öffnung für komplette Getränkekisten auf das Förderband zu stellen.
Das funktionierte natürlich so nicht und löste in der Folge eine Fehlermeldung, Nichts ging mehr am Automaten, was zu einer unnötigen Verzögerung mit unnötiger Arbeit führte, denn die Flaschen mussten alle wieder aus der Kistenannahme gesammelt werden.
Warum? Was weiß ich denn, warum. Wenn ich in die Köpfe anderer gucken könnte …
Wow, eine Kundin hat eben ernsthaft nach Dubai-Schokolade gefragt. Also schon mit ernsthafter Kaufabsicht. Musste ich jedoch leider verneinen, denn ich konnte mich nicht dazu hinreißen lassen, mir einen Haufen dieser nun wirklich nicht ganz günstigen Schokoladen hier in den Laden zu stellen. Und nein, MEINE wollte ich auch nicht rausrücken. Die soll noch von uns getestet werden.
Ich dachte, der Hype wäre schon wieder am abklingen.
Eine langjährige und liebgewonnene Stammkundin hat uns mitgeteilt, dass sie aus beruflichen Gründen nicht nur den Stadtteil verlassen, sondern sogar Europa den Rücken kehren würde. Eine Weile bleibt sie uns zwar noch erhalten, aber die neue Arbeitsstelle wird sie aus unterschiedlichen Gründen definitiv antreten wollen.
Kann man sowas eigentlich verbieten? Ist das überhaupt legal, als gute Kundin und netter Mensch einfach wegzuziehen? Da muss man doch was machen können? Also ehrlich!
Ein nur Englisch sprechender Kunde suchte Apfelmus. Nachdem die verbale Kommunikation keinen Erfolg brachte, zückte er sein Handy und zeigte mir ein Foto von einem Glas Odenwälder Apfelmus, das ihm ein Kumpel mitsamt Besorgungsauftrag geschickt hatte.
Verwirrend für mich war bei den vorhergehenden Erklärungsversuchen, dass er "breakfast spread" suchte. Sicherlich nicht unmöglich, sich Apfelmus aufs Brötchen zu schmieren, aber für den durchschnittlichen Deutschen gehört da wohl eher Erdbeerkonfitüre oder Maurermarmelade (aka Zwiebelmett) drauf. So auch für mich, folglich dachte ich bei "breakfast spread" an alles (oder versuchte es zumindest) - nur nicht an Frühstück.
Eine Kundin suchte einen Likör, den wir nicht im Sortiment haben und den wir auch noch nie hatten. Ich verneinte folglich und entschuldigte mich mit den Worten, dass ich ihr das Produkt zwar gerne verkauft hätte, wir es jedoch nicht führen.
Normale Kunden gucken an dieser Stelle enttäuscht, bedanken sich und fragen eventuell noch, wo sie das gewünschte Produkt möglicherweise bekommen können.
Nicht so diese Frau. "Sind Sie sicher?", fragte sie und schlug vor, dass wir ja noch einmal gemeinsam auf die Suche gehen könnten.
Sollten wir unbedingt, vorsichtshalber auch im Nudelregal, falls jemand Spirituosen mit Spirelli verwechselt haben sollte. Tut mir ja leid, dass ich so doof bin und mich hier nicht auskenne.
Die JBL-Treueaktion läuft nun schon seit ein paar Tagen und die ersten Kunden haben bereits die gesammelten Punkte eingelöst.
Ein Kunde hatte sogar in der Zeit schon zwei dieser Sammelhefte voll und wollte nun den Bluetooth-Lautsprecher "Flip 6" mit der doppelten Ersparnis haben. Im Klartext: Der Lautsprecher kostet bei uns bei Einlösung der gesammelten Treuepunkte 89,99 €, verglichen mit der Preisempfehlung des Herstellers spart man also glatte 60 Euro.
Der Kunde wollte das Gerät nun für 29,99 € haben.
Bitte?!
Ja. In seinem Mindset war es so, dass er beim Kauf pro ausgefülltem Sammelheft 60 € Ersparnis bekommt, also bei zwei Sammelheften insgesamt 120 €, weshalb er die Box wie gesagt für 29,99 € statt der 149,99 aus der UVP haben wollte.
Den Zahn hat mein Kollege ihm aber gezogen, so funktioniert das Spielchen nicht.
Ein ziemlich betrunkener Mann kam in den Laden, nahm sich mehrere Flaschen Bier und wankte damit zur Kasse. In der Warteschlange stehend rempelte er nicht nur aufgrund seiner alkoholbedingten Grobmotorik mehrere Kunden an, er warf auch noch einen Aufsteller um und ließ zwischendurch eine der Flaschen fallen.
Bei uns gilt zwar nicht der § 20 des Gaststättengesetzes, vor allem deshalb, weil wir keine Gaststätte sind, und eigentlich bevormunden wir ja auch keine Leute, aber dennoch nahmen wir dem Mann die noch vollen Flaschen ab und baten ihn, zu gehen. Wer "nur" betrunken ist, wenn auch erkennbar, aber offenbar noch selber Nachschub kaufen kann, braucht eigentlich noch keine Unterstützung von Außerhalb. Aber da er bereits hier Sachschaden verursacht und den Missmut anderer Kunden auf sich gezogen hat, entschieden wir uns zu diesem Schritt.
Thema erledigt, wir setzten unsere Arbeit fort.
Etwa eine halbe Stunde später rief mich mein Mitarbeiter von der Kasse an: "Hier beschweren sich gerade Kunden, dass da ein Typ auf der Bank vom Packtisch schläft, ich hatte das noch gar nicht mitbekommen und ich habe auch keine Ahnung, wie lange der da schon ist. Hatte die ganze Zeit zu tun."
Der angetrunkene ziemlich betrunkene Mann, dem wir kein weiteres Bier verkaufen wollten, hatte wohl auf dem Weg nach draußen die Sitzgelegenheit an unserem Packtisch entdeckt und sich dort niedergelassen. Erst saß er da, dann rutschte er auf der Bank mit dem Hintern weiter nach vorne und lehnte sich gegen den Packtisch, irgendwann fielen ihm die Augen zu, zwischendurch rutschte er noch weiter runter und so lag er da schlafend, während ein Bein den Ausgang halb versperrte. Erst nach einer knappen halben Stunde beschwerten sich Kunden darüber bei meinem Mitarbeiter und dieser informierte dann auch sofort mich.
Gemeinsam mit einem Kollegen zur Verstärkung im Schlepptau ging ich nach vorne.
Als wir ihn wecken und herauskomplimentieren wollten, hatte der Kollege etwas voreilig direkt damit gedroht, die Polizei zu rufen, falls der Mann sich nicht vom Acker machen würde. War jetzt nicht so wirklich diplomatisch, aber immerhin reagierte der Angesprochene sofort und er war auch innerhalb von Sekunden wieder putzmunter. Das kleine Power Nap hat ihm zumindest so viel Energie verschafft, dass er sich vor uns aufbauen und direkt mit Beleidigungen um sich werfen konnte.
Jungejunge, mit was wir es immer zu tun haben hier …
Eine Kundin rief an und wollte wissen, ob wir auch die Fruchtsäfte von Liebe im Angebot hätten. Ich hatte von dem Hersteller noch nie gehört und verneinte ohne lange nachzudenken. Die Anruferin bedankte sich für die Information und legte auf.
In dem Moment des Auflegens zuckte mir ein Geistesblitz durch den Schädel: Meinte sie vielleicht unsere Säfte der Eigenmarke, die "Frucht-Liebe" oder "Saft-Liebe" heißen und auf denen das Wort "Liebe" groß und fett mitten auf dem Etikett prangt? Ich rief die Frau zurück und nach kurzer Erklärung war klar, dass sie tatsächlich die Flaschen Frucht- und Saftliebe meinte. "Dann komme ich nachher vorbei", freute sie sich und bedankte sich ausdrücklich noch einmal für die Mühe, dass ich sie zurückgerufen hatte.
Eine Stammkundin hatte ein paar Teile eingekauft, unter anderem acht Flaschen alkoholfreies Bier. Acht Sieben Flaschen ließ sie in ihrem Hackenporsche, eine stellte sie auf das Förderband der Kasse und informierte den Kassierer darüber, dass sie insgesamt acht Flaschen habe.
Mein Mitarbeiter stand auf und guckte nach.
Die Kundin schmunzelte: "Ich weiß ja, das mit dem Überprüfen müssen Sie machen. Aber mal ehrlich, wer klaut denn alkoholfreies Bier?"
Zugegebenermaßen bei uns noch niemand, bzw. wenn, dann weiß ich davon nichts. Aber die Stammleser unter euch wissen ja schon, dass hier bei uns wirklich alles Beine bekommen kann …
Ein Mann stand vor dem Leergutautomaten und gab seine gesammelten Werke ab, die er in einem Penny-Einkaufswagen mitgebracht hatte. "Dir gucke ich gleich mal auf die Finger!", dachte ich. Berechtigt, denn wer einfach irgendeinen fremden Einkaufswagen durch die Gegend schiebt, lässt ihn vermutlich genauso respektlos irgendwo anders stehen.
Eine Kollegin kam ins Büro, wir redeten kurz, wir redeten etwas länger, ich vergaß die Live-Bilder der Videoanlage und schon bestätigte sich mal wieder, dass ich mich auf mein Gefühl meistens verlassen kann.
Ein Kollege hat den Wagen dann mal zwischendurch die 100 Meter bis zum Penny-Markt an der Straßenecke geschoben und dabei noch nachbarschaftliche Grüße ausgerichtet.