Ein Bewerber hatte in seinem Lebenslauf unter anderem einen Aushilfsjob in der Gastronomie angegeben:
Tresenkraft, Bedienung
Von […] bis […]
Irgendwo
Ich lachte im ersten Moment. Das ist mal eine "klare" Aussage. Wo haben Sie denn gearbeitet? Ach, mal hier, mal da, irgendwo eben.
Dann hatte ich noch, bevor ich im Web suchen konnte, einen Geistesblitz. Ich war da nämlich schon einige Male mit dem Fahrrad dran
vorbeigefahren:
Das IRGENDWO ist ein selbstverwalteter Kultur Freiraum auf einer Brache in der Nähe des Bremer Flughafens.
Wir haben dann aber doch nicht zueinander gefunden.
Post von der Handelskammer Bremen:
Für die Eintragung des Ausbildungsverhältnisses meines neuen Azubis kassieren sie immerhin 80 Euro.
Man muss echt für jeden Handgriff blechen …
Nun ist es offiziell: Die Handelskammer Bremen hat die Eintragung des Ausbildungsverhältnisses mit meinem zukünftigen Azubi bestätigt.
Den jungen Mann kennen wir nun schon eine Weile als Aushilfe und Teilzeitkraft und wir sind alle sehr zuversichtlich, dass die Ausbildung für uns alle ein Erfolg wird.
Schon wieder hat eine Kollegin (mutmaßlich, aber ich will auch nicht ausschließen, dass irgendwelche verwirrten männlichen Zeitgenossen auch mal auf die Damentoilette gehen) nur ein Blatt auf der Rolle gelassen.
Ines wollte zur Toilette gehen, stapfte nach ein paar Augenblicken wieder in mein Büro und holte sich die Kamera für dieses Foto. Wir werden den Urheber noch herausfinden. Indizien sind der Fundort (
Damentoilette) und der Personaleinsatzplan. Irgendwann werden die sich zu Beweisen verdichten und dann gibt es eine Unterrichtung im Nachfüllen von Klopapier.
Ein Bewerber für einen Aushilfsjob an der Kasse hatte seinen Termin um 10 Uhr für ein Kennenlerngespräch am Tag vorher per E-Mail bestätigt. Normalerweise ist man dann, wenn man Interesse an dem Job an, zumindest punktgenau da oder idealerweise sogar noch ein paar Minuten früher.
10 Uhr war seit knapp einer halben Stunde verstrichen, da kam der junge Mann in den Laden geschlendert. Die Kollegin, die zu mir ins Büro kam und sein Erscheinen ankündigen wollte, durfte ihm mitteilen, dass sich das für ihn erledigt hat.
Schulterzuckend tat er es ab: "Kann ja wohl mal vorkommen."
Sicher kann das mal vorkommen. Aber wer es nicht einmal zu diesem Termin pünktlich schafft, wird wohl auch in Zukunft seine Kollegen aus der Frühschicht nicht immer rechtzeitig ablösen. Zumindest ist das unsere Erfahrung nach 25 Jahren mit der eigenen Firma. Dieses Verhalten ist bei einigen Leuten eine Grundhaltung. Thema erledigt.
Schon wieder kam über diese "
Personalvermittlung", wie echt oder seriös diese Firma auch immer sein mag, eine Bewerbung eines jungen Mannes aus Marokko hier an.
Wie in allen anderen derart formulierten Bewerbungen aus Nordafrika hat auch dieser junge Mann (looooogisch!) ein Abitur mit Bestnoten. Einen Deutschkurs hat er hinter sich und mit dem Niveau B1 abgeschlossen. Das schaffen andere nach Jahren hier in Deutschland nicht. Sein Abitur will er mit der Fachrichtung "Wirtschaftswissenschaften und Verwaltung" abgeschlossen haben und die beiden Praktikumsbescheinigungen bestätigen ihm jeweils mehrwöchige Praktika in einer Buchhaltungsabteilung einer Baustoffhandlung und in einer Personalabteilung eines
Einzelhandelsunternehmens mit zweistelligen Milliardenumsätzen.
Gut, es ist auch Moslems,
die mit Schweinefleisch arbeiten. Verwursten bedeutet ja nicht, dass man es zwangsläufig essen muss. Der Text in seiner Bewerbung erinnert mich jedoch mächtig an den kleinen Ausschnitt
"Holgers Wurstphilosophie" aus dem großartigen Film Dänische Delikatessen :
Sie suchen einen zuverlässigen und engagierten Auszubildenden, der in den kommenden drei Jahren Ihre Kunden mit hochwertigen Wurst- und Fleischwaren begeistern soll? Dann bin ich der Richtige für Sie. Schon immer hat mich die Kunst des Wurstens und die Zubereitung von Fleisch fasziniert […]
Abgesehen davon, dass ich einen derartigen Ausbildungsplatz nicht anbieten könnte: Auch wenn ich Mitarbeiter suche, würde ich davon die Finger lassen.
Eine Kollegin kam zum Dienstbeginn mit einem blutunterlaufenen Auge etwas lädiert hier in der Firma an und sinnierte: "
Ich sehe aus wie ein Zombie."
Perfekt, dann fällt sie hier ja kaum auf.
Mit einer kurzen Ansprache und im Kreise der wichtigsten anwenden Kollegen haben wir unserer Putzfee Dzejljana nun die Urkunde für ihre bislang zwanzigjährige Beschäftigungsdauer hier im Unternehmen überreicht.
Es war schon irgendwie ein besonderer Moment und außer von den Kollegen gab es natürlich auch von mir die herzlichsten Glückwünsche. Auf die nächsten 20. (Nee, bestimmt nicht. Dzejljana und ich sind fast gleich alt und werden sicherlich beide in 20 Jahren nicht mehr arbeiten, davon gehe ich zumindest aus. Irgendwann ist ja auch mal gut.)
Worauf ich wirklich stolz hier bin, ist unser stabiles und meistens friedliches Team. Klar kann man nicht mit allen BFF sein, das geht nicht und muss auch nicht, aber insgesamt schlagen sich meine Mitarbeiter hier nicht gegenseitig die Köpfe ein. Das macht sich auch darin bemerkbar, dass wohl alle oder zumindest viele gerne herkommen und teilweise, wenn sie irgendwann mal hier gearbeitet haben aus welchen Gründen auch immer aufhören mussten, später wieder nach einem Job gefragt haben.
Etwas Fluktuation hat man natürlich immer im Team. In den vergangenen 25 Jahren habe ich einige Leute kommen und gehen sehen, gerade unter den Aushilfen (Schüler / Studenten) hat man immer etwas Bewegung. Aber selbst da gibt es durchaus Beständigkeit, wie ihr gleich sehen werdet.
In diesem Jahr haben gleich
drei Jubiläen zu feiern:
Eine Mitarbeiterin (Aushilfe!) ist seit inzwischen 20 Jahren hier beschäftigt, das werden wir morgen entsprechend würdigen. Nächsten Monat hat ein junger Mann seine ersten zehn Jahre bei uns voll, obwohl er nie so lange bleiben wollte – und im Oktober gibt es die längste Betriebszugehörigkeit zu feiern, da ist nämlich bei einer Mitarbeiterin das Vierteljahrhundert voll.
Dafür gibt es einen feuchten Händedruck und einen Extra-Apfel im Obstkorb.
Dafür gibt jeweils es eine gerahmte Urkunde und eine Woche zusätzlichen Urlaub als Anerkennung. Und natürlich den feuchten Händedruck, ist doch klar.
Schon wieder zwei
"Bewerbungen" aus Marokko, die Bewerberin und der Bewerber stammen sogar beide aus Fes und die beiden Mails trudelten innerhalb einer dreiviertel Stunde bei mir ein. Na, was für ein Zufall aber auch.
Die Dame bewirbt sich um einen Ausbildungsplatz zur
Kauffrau im Einzelhandel. Warum auch nicht, wenn man ein Abitur in Fachrichtung Physikwissenschaften in der Tasche und anschließend noch seinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften und Management gemacht hat. Und in der verbliebenen Freizeit noch nebenbei noch einen B2-Deutschkurs.
Dass bei diesen Mails alles mit rechten Dingen zugeht, bezweifle ja nicht nur ich.
Was wäre eigentlich, wenn man das Spiel mal durchspielt und denjenigen oder diejenige zu einem Vorstellungsgespräch einlädt. Möchte ich das ausprobieren? Nein, irgendwie nicht.
Da kommt man morgens in die Firma und das Spülbecken im Aufenthaltsraum präsentiert sich wie auf diesem Foto zu sehen. Merken Leute sowas nicht? Ist denen das egal? Muss das wirklich sein? Leben die zu Hause etwa auch so? Komme ich nicht drauf klar, wirklich nicht.
Seit ein paar Tagen steht fest, dass wir ab August tatsächlich mal wieder einen Auszubildenden im Team haben werden. Ein junger Mann, der schon eine Weile bei uns als Aushilfe gejobbt hat und der nun nach der Schule gerne bei uns als Azubi einsteigen möchte.
Ich werde alle negativen Erfahrungen der letzten Jahre aus meinem Gedächtnis tilgen und vollkommen motiviert an die Sache rangehen. Wird schon klappen.
Ein Kollege hatte privaten Stress und darüber hinaus seine Spätschicht bei uns vergessen. Gegen 22:30 Uhr rief er am Abend an, also rund eine halbe Stunde nachdem wir geschlossen hatten, und entschuldigte sich beim anwesenden Schichtleiter mit den Worten, dass er es "heute wohl nicht mehr schaffen" würde.
Ach.
Per Mail kam schon wieder so
eine dubiose Bewerbung von einem jungen Mann an, diesmal von einem aus dem Irak. Adresse im Irak, super Zeugnisse, top Ausbildung. Alles wie gehabt.
Allerdings diesmal mit einem Unterschied: Diesmal kam die Mail nicht unmittelbar von dem "Bewerber" sondern von einer Personalvermittlung aus Stuttgart. Die Website macht auf den ersten Blick einen soliden Eindruck und man finden auch online einiges darüber, man bekommt das Gefühl, die Firma scheint es zu geben und sie scheint aktiv und seriös zu sein.
Die Vermutung, dass das alles nicht so richtig ist, wird bei genauerer Recherche stärker. Angefangen damit, dass die Mitarbeiterin (mit Foto in der E-Mail-Signatur) in der E-Mail einen anderen Namen hat, als in der Team-Vorstellung auf der Website. Vielleicht sind die Macher dahinter auch einfach nur nachlässig bei der Erstellung ihrer Website gewesen, ich weiß es nicht, unterm Strich (und mit 30 Jahren Internet-Erfahrung) würde ich sagen, dass man da eher vorsichtig sein sollte.
Wie auch immer: Nein. Und weil es einfach nur eine Initiativbewerbung war, werde ich überhaupt nicht auf die Mail reagieren.
Zwei Kolleginnen sollten inspiriert durch eine andere Kollegin mittels
Schere, Stein, Papier ermitteln, wer von den beiden zuerst in die Pause gehen kann.
Ich möchte mich von den illegalen Glücksspielen hier distanzieren.