Skip to content

Was ist eigentlich eine Stellenanzeige?

Im Jahr 2019 wurde ein Schritt in Richtung Geschlechterneutralität in Deutschland gemacht: Personalabteilungen sind seitdem verpflichtet, Stellenanzeigen genderneutral zu formulieren. Persönlich finde ich das nicht sinnvoll. Nicht, weil es zu begrüßen ist, Leute auszuschließen, sondern weil das generische Maskulinum (dazu hatte ich hier schon einmal ein paar Gedanken niedergeschrieben) einen ganz hervorragenden Job erledigt, ohne dass es unnötig kompliziert wird, während man als zusätzliches Goodie nicht ständig mit einem Bein im Gefängnis steht, weil man irgendetwas falsch gemacht haben könnte. Aber gut, schreiben wir in Stellenanzeigen eben (m/w/x), passt schon so.

Um zum Titel dieses Beitrags zurückzukommen und worauf ich überhaupt hinaus möchte: Was ist den eigentlich überhaupt eine Stellenanzeige? Bevor jetzt alle schnipsend aufspringen und es mir erzählen wollen: Gemeint ist mit der Frage nicht eine Zeitungs- oder Online- Annonce in der zusätzliches Personal gesucht wird. Ich meine, was ist überhaupt eine "Stellenanzeige" im Sinne des allgemeinen Gleichbehandlungsgrundsatzes? Wie umfangreich muss eine solche Ausschreibung formuliert sein, um überhaupt eine Relevanz zu haben, um unter den AGG zu fallen?

Der Gedanke kam mir, als ich hinter einem Lieferwagen gefahren bin, der einen Aufkleber an der Heckklappe hatte: "Fahrer gesucht. Telefon …"

Ist das schon eine offizielle Stellenausschreibung?

Nicht, dass ich dem Betrieb damit ans Leder will. Aber in einer Zeit, wo einem überall vollumfänglich geschlechterneutral formulierte Stellenanzeigen begegnen, fällt einem (mir zumindest) sowas schon auf. Ein vorsichtiges "mutig" machte sich bei mir schon breit – aber dann kam mir der obige Gedanke in den Sinn: Ist das schon eine Stellenausschreibung? Könnte jemand dem Betrieb damit schon Schwierigkeiten machen?

Oder wird eine Stellenausschreibung wirklich erst zu einer solchen, wenn wenigstens ein Set an grundlegenden Informationen darin vorhanden ist? Und wo würde man die Grenze ziehen können, falls es diese nicht ohnehin schon gibt?

Gesehen bei Stepstone

Eine Frau rief gerade an und teilte mir ihr Interesse an dem Job aus der Stellenanzeige im Internet mit. "Welche Stellenanzeige?", erkundigte ich mich, immerhin suchen wir gerade niemanden. "Bei Stepstone, ich habe eine Nachricht von denen bekommen, dass bei Ihnen eine Aushilfe gesucht wird", erwiderte sie.

Was doppelt kurios ist. Nicht nur, dass wir gerade niemanden suchen und dementsprechend wenig Stellenanzeigen online haben – nein, ich habe auch mit Stepstone noch nie zu tun gehabt, geschweige denn, dort jemals im Leben eine Anzeige geschaltet.

Bankkauffrau:mann

Dass Gendern polarisiert, darüber brauchen wir nicht zu streiten. Die einen machen es konsequent, die anderen hassen es bis aufs Blut. Ich finde es okay, solange die Sprache nicht versaut wird. Beide Formen ("Kundinnen und Kunden") oder auch die Form mit der angehängten weiblichen Endung ("Lehrer/-innen") habe ich sogar schon verwendet, als ich noch zur Schule ging.

Schlimmer finde ich diese verkorksten Formen wie "Köch/-innen" oder "Kund-/innen". Was ist denn ein Köch und ein Kund? Schreiben kann man das ja meinetwegen noch, aber es gibt ja sogar Leute, die so sprechen. Ernsthaft? Wer mich mit "Willst du deinen Kund, hicks, innen nicht auch dieses tolle Produkt anbieten?" hat sich automatisch disqualifiziert.

So sinnfrei wie in diesem Stellenangebot einer Bank aus dem Land Oldenburg kann man es natürlich auch machen …


Bewerberin ohne Stellenanzeige

Eine Frau betrat den Laden und steuerte direkt auf den Lagereingang zu. Dort sprach sie zunächst einen Kollegen an, der wiederum mir Bescheid sagte. Ich ging zu der Frau und fragte, was ich für sie tun könne.

"Ich wollte mich auf die Teilzeitstelle bewerben", sagte sie.

Kleines Fragezeichen im Kopf, ich war irritiert: "Was für eine Teilzeitstelle? Aktuell suche ich niemanden, wir sind relativ vollständig."

"Das wundert mich", entgegnete die Frau, "ich hatte doch gestern erst Ihre Anzeige auf meinestadt.de gesehen. Dass der Job so schnell weg ist, hätte ich nicht gedacht."

Das Fragezeichen in meinem Kopf wurde immer größer. Aktuell habe ich überhaupt keine Stellengesuche geschaltet und schon gar nicht auf der genannten Plattform.

Da hat sie bestimmt irgendwas verwechselt. Wäre ja nicht das erste Mal, dass Leute an REWE, ALDI, Lidl etc. denken und aus Gewohnheit zu EDEKA gehen. :-D

Bewerber-Fragezeichen

Meine Stellenanzeige: "… Aushilfen zum Ware Verräumen, dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der Getränkeabteilung. Regelmäßige Arbeitszeiten: Dienstags und Freitags, ca. 7-15 Uhr"

Der Bewerber: Gymnasiast an einer Regelschule hier in Bremen, macht sein Abi voraussichtlich in zwei Jahren. Aber hat vermutlich nicht den Leistungskurs Deutsch. :-P

Stellenausschreibung im Weser Kurier?

Eine Frau rief an und trug mir auch direkt ihr Anliegen vor: "Guten Tag, ich habe im Weser Kurier gelesen, dass Sie noch Aushilfen suchen. Lohnt es sich noch, sich da zu bewerben?"

Vor meinem geistigen Auge formte sich ein riesiges Fragezeichen: Weser Kurier? Stellenanzeige? Von mir? Ähh, wieso weiß ich davon nichts?

"Wo genau soll da was gestanden haben?", fragte ich die Anruferin.

"Na, da stand, dass EDEKA und REWE Personal zum Auffüllen der Regale suchen und darum frage ich nach."

Ach, so! Das war keine Stellenausschreibung im eigentlichen Sinne, sondern eine der Aussagen innerhalb eines Artikels des Weser Kuriers. Allgemein stimmt das wohl, auch wir suchen / suchten Verstärkung, wie ich gestern schon schrieb. Dennoch war so eine Einleitung in dem Gespräch zutiefst irritierend. :-)

(Mal gucken, ob eine Bewerbung von ihr kommt. Eine Aushilfe könnten wir noch gebrauchen.)

Lachhaft

Wir haben in jüngster Zeit mal wieder Mitarbeiter gesucht, konkret ein paar Aushilfen für die Kasse in den Spätschichten. Manchmal bewirbt sich niemand, manchmal rennen einem die Interessenten beinahe die Bude ein. Das war diesmal der Fall. Wir haben in der Reihenfolge des Posteingangs die Bewerber angeschrieben und uns auch relativ schnell für drei entscheiden können.

Parallel dazu ergab es sich, dass wir Leute zum Verräumen der Ware brauchten. Die Rahmenbedingungen blieben die selben, nur die Tätigkeit wäre eine andere zu anderen Zeiten. Statt den restlichen Bewerbern also eine Absage zu schreiben, versuchte ich es hiermit:

… vielen Dank für die Bewerbung bei mir im Unternehmen. Aufgrund der Vielzahl der Bewerbungen sind die ursprünglich ausgeschriebenen Jobs an der Kasse mit größter Wahrscheinlichkeit schon vergeben.

Sollte es zeitlich passen, könnte ich (ebenfalls als geringfügige Beschäftigung) eine Alternative anbieten: Ich suche akut noch Mitarbeiter, die dienstags und freitags ab 8 Uhr morgens Ware verräumen. (Dabei möchte ich nicht ausschließen, dass nicht vielleicht sogar mal eine Tätigkeit an der Kasse daraus wird oder zumindest hinzu kommt.)

Wenn daran Interesse besteht, sollten wir kurzfristig einen Termin vereinbaren.
Ich fand das ein korrektes Angebot, vor allem auch mit der Option, schon einen "Fuß in der Tür" (zum Kassentisch) zu haben.

Von einem Studenten bekam ich folgende Antwort:

"Das Angebot finde ich ziemlich lachhaft."
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich erkannte, was das Angebot so lachhaft gemacht hatte: Student. Mitten in der Nacht arbeiten. Merkte ich dann auch. :-)

Gedanken zu (m/w/d/x/s/*)

Auch ich schalte immer wieder Stellenanzeigen für die unterschiedlichsten Positionen hier in der Firma. Gesetzeskonform steht dort "m/w/d", was dann wohl hoffentlich alle Leute impliziert, die zu dem Posten taugen. Das „d“ steht dabei für „divers“ und soll alle Personen implizieren, die sich nicht als "männlich" oder "weiblich" sehen. "Kassierer (m/w/d)" ist also die übliche Formulierung dabei.

Ab und zu sehe ich auch die Formulierung "m/w/x". Dabei soll das "x" pauschal für alle Geschlechter und Identitäten stehen, die in Gottes großem Garten herumirren und sich nicht ausdrücklich mit "männlich" oder "weiblich" angesprochen fühlen (wollen). Das sieht da so aus: "Kassierer (m/w/x)" und hat letztendlich die selbe Bedeutung wie m/w/d.

Da kam mir nun folgender Gedanke: Wenn das "x" ohnehin alle Geschlechter und geschlechtliche Identitäten einschließt, warum nicht auch selbstverständlich "biomännlich" und "bioweiblich". Wäre es in dem Fall nicht sogar ausreichend, einfach nur: "Kassierer (x)" zu schreiben, wenn man eine Stellenanzeige formuliert? Impliziert das "x" dann nicht einfach alle Personen, unabhängig von dem, was sie sind und / oder wie sie sich fühlen?

Ihr ahnt, was jetzt kommt? Richtig: Was nützt ein Zusatzhinweis, wenn es keine Alternativen dazu gibt, die mit diesem Hinweis beschränkt werden müssten? Man könnte das "(x)" also auch einfach wieder ganz weglassen und nur das verbliebene generische Maskulinum verwenden, das dann sämtliche Personen impliziert, unabhängig von dem, was sie sind und / oder wie sie sich fühlen.

Wenn die Gedanken bis jetzt logisch und nachvollziehbar sind, ist ein "divers"-Hinweis bei Stellenanzeigen und sonstigen Texten eigentlich völlig absurd.

(w/m/d/x/gn/i/t/mde/*)

In Stellenanzeigen muss neuerdings auch das "dritte Geschlecht" angegeben werden, was neben "w" und "m" durch ein "d" (divers/e), "x" (egal), "gn" (geschlechtsneutral) oder einfach nur ein "*" (stellvertretend für jedes beliebige Geschlecht) gekennzeichnet sein kann.

Da diese Thematik auch für mich im Laufe der Mitarbeitersuche immer wieder relevant ist, komme ich nicht umhin, mich damit ebenfalls zu beschäftigen. Dabei kam mir eine Frage in den Sinn, auf die ich keine Antwort finde: Warum muss überhaupt (m/w/xyz) angegeben werden? Warum lässt man diesen Zusatz nicht einfach ersatzlos weg? Warum legt man nicht einfach fest, dass eine Stellenanzeige unabhängig von der Formulierung automatisch niemanden ausschließt, außer dass es aufgrund bestimmter Faktoren einfach nicht anders geht? Dann steht da eben "Verkäuferin", trotzdem dürfen sich Männer bewerben. Und für die vakante Stelle als "Zahnarzt" kann eben auch jemand in Frage kommen, der (oder die oder x) ob seines (oder ihres oder x) tatsächlichen oder empfundenen Geschlechts (oder auch sexueller Orientierung) momentan gar keinen Plan hat. So what?

Das würde das Leben viel einfacher machen, zumindest allen nicht Berufsbetroffenen – und nebenbei auch noch diese unglaublich unhandliche und unästhetische Sprachschwurbelei verhindern, die sich in den letzten Jahren erfolgreich breitmacht.

Bio-Fleischer sucht Personal

Ein Bio-Fleischer hier aus dem Stadtteil sucht Personal. Ich zitiere mal:

Aushilfen in Teilzeit. Erfahrung mit Lebensmitteln wäre gut, nicht Bedingung!
Dass in Supermärkten an den Kassen ungelernte Leute sitzen, ist ja nun relativ normal, ist bei mir auch nicht anders – aber wenn schon ein Fachgeschäft den Anspruch so weit runterschraubt, sogar Leute ohne jegliche Erfahrung im Lebensmittelhandel zu nehmen, das finde ich krass. (Nicht krass im Sinne von "was man sich dort als Kunde bieten lassen muss" sondern eher, weil ich denke, dass das Verzweiflung ist, weil sie keine Leute finden.)

Frage nach Stellenanzeige

Einen Tag, nachdem ich eine Stellenanzeige aufgegeben habe, bekam ich folgende E-Mail:
"Suchen Sie zufällig noch Leute?"
Wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn die E-Mail nicht mit Bezug zur Anzeige über die Plattform, auf der diese veröffentlicht ist, gesendet wurde.

"Nein, leider nicht. Hab' die Anzeige versehentlich reingestellt."

Sagte ich natürlich so nicht, sondern antwortete brav mit "Ja."

Blöde Frage. :-P

(Nachtrag: Ich wunderte mich gerade über die negativen Kommentare. Irgendwie hab ich da beim Blogeintrag einen entscheiden Teil vergessen. Natürlich würde ich Anrufern nicht mit so einer Antwort begegnen. Ist doch klar…)

Aushilfen in Findorff

Es ist mal wieder so weit:
Wir suchen ab sofort für unseren "nah&gut"-Markt in der Münchener Straße 66-72, 28215 Bremen:

· Kassierer/innen für Früh- und Spätschicht (7-14/14-20 Uhr)

Gute Deutschkenntnisse vorausgesetzt, gerne Studenten. Kassenerfahrung ist keine Notwendigkeit, erfahrene Bewerber werden aber bevorzugt.

Bitte schriftliche Bewerbung mit Lebenslauf direkt im Markt abgeben oder per Post an die oben angegebene Adresse senden.
Ist schon toll, wenn potentielle Bewerber trotz persönlicher Empfehlung nicht mal zum Vorstellungsgespräch auftauchen… :-|

Wenn das CMS abraucht…

…kann man eben mal keine Stellenanzeige für den Markt in der Münchener Straße im schwarzen Brett auf bremen.de veröffentlichen:
Fatal error: Allowed memory size of 134217728 bytes exhausted (tried to allocate 71 bytes) in sixcms72://sixcms/functions/article/ArticleDataSave.php on line 569
Versuchen wir's eben später noch einmal…