Heute wieder die beinahe schon übliche E-Mail Anfrage, wie ich sie in der Vergangenheit schon beinahe unzählige Male von den Betreibern kommerzieller Websites bekommen habe:
Wenn sie einen Artikel in Ihrem Blog über uns verfassen oder uns erwähnen könnten, wären wir Ihnen sehr dankbar. Über eine Verlinkung würden wir uns auch freuen und natürlich würden wir Sie im Gegenzug auch bei uns verlinken.
Eine fast leere Packung "Fromms", die wir vor einiger Zeit im Laden gefunden hatten, lag wochenlang hier auf meinem Schreibtisch zwischen diversen Papieren.
Nun habe ich den restlichen Inhalt verschenkt und die leere Packung in meinem Büro in die Kiste mit Altpapier geworfen.
Da liegt sie nun seit Ende vergangener Woche obenauf und ich glaube, dass niemand, der mein Büro seit dem betreten hat, nicht mindestens eine neckisches "So, so?!?" oder einen längeren Spruch darüber losgelassen hat, was ich hier so während meiner Arbeitszeit mit Kondomen machen würde...
Ein Mann betrat den Laden, bog direkt zum Kühlregal ab, nahm sich eine "Milchschnitte" und ging Richtung Kasse. Mein Mitarbeiter war gerade dabei, in der Gemüseabteilung aufzuräumen und stand zufällig die ganze Zeit so, dass er zumindest problemlos die Kasse und die Vitrine mit Tabak einsehen konnte. Er beachtete die Kasse nicht weiter, hätte aber durch eine Kopfbewegung direkt den gesamten Bereich im Blick gehabt.
Der mit der Milchschnitte versuchte, etwas aus der Tabak-Vitrine herauszunehmen und hatte dabei ständig meinen Mitarbeiter im Blick. Immer, wenn er sich in Sicherheit wog, näherte sich seine Hand der Schranktür, zuckte allerdings sofort wieder zurück, wenn sich mein Kassierer in seine Richtung drehte.
Sekundenlang stand er immer wieder zwischendurch in einer recht unbequem wirkenden Haltung gebeugt vor einem Regal, durch das er meinen Mitarbeiter beobachtete. Immer wieder versuchte er, die Glastür zu öffnen, allerdings erfolglos. Die Zeit reichte einfach nicht aus, um umgestört zuzugreifen
.
Zwischendurch wanderte er noch einmal durch den Laden und spähte auch ins Lager. Dort war niemand und von dort kam auch niemand. Verständlich, denn ich stand ja im Büro und beobachtete sein Treiben.
Wieder ging er Richtung Kasse und probierte noch mehrere Male, an die Tabakwaren heranzukommen. Allerdings erfolglos. Irgendwann brach er ab und bezahlte seine Milchschnitte.
Einen Diebstahl hat er nicht begangen. Wir können nicht einmal beweisen, dass er sogar tatsächlich etwas klauen wollte. Allerdings ist doch sein gesamtes Verhalten mehr als auffällig gewesen. Kombiniert mit etwas Menschenkenntnis und etlichen Jahren Berufserfahrung kamen wir beide zu dem Schluss, dass er definitiv vorgehabt haben muss, etwas einzustecken.
In der Vergangenheit wurde ich schon oft gefragt, wie ich überhaupt zu diesem Laden gekommen bin, bzw. wie man überhaupt auf die Idee kommt, sich mit einem Supermarkt selbstständig zu machen und diese Idee schließlich auch realisiert.
ABSTIMMUNG BEENDET!
Hier das Ergebnis:
Wir haben hier einen "alten" Supermarkt übernommen. Alles war alt, schmutzig und verbaut. Innerhalb von weniger als vier Wochen haben wir daraus meinen Laden gebaut. Die "Verwandlung" ist mit über 500 Fotos dokumentiert worden und es ließe sich sehr viel (bestimmt auch Interessantes über die Hintergründe, wieso dieser Laden nun so ist, wie er ist) dazu schreiben.
Diese Dinge haben aber nun gar keinen aktuellen Bezug und daher versuche ich's mit einer Umfrage.
Nachtrag: Neustart der Umfrage. Wer "gar nichts" wählen wollte, hatte gar keine Chance, seine Stimme abzugeben.
Gut zwei Wochen ist es inzwischen her, dass ich hier meine Idee äußerte, zumindest am Wochenende einen Türsteher hier vor dem Markt zu postieren.
Aus Zeitgründen habe ich mich noch nicht richtig intensiv mit der Sache beschäftigt. Gleich am nächsten Tag rief mich eine Kollegin an und erzählte mir, dass ein Bekannter von ihr schon als Türsteher, Ladendetektiv und im Veranstaltungsservice gearbeitet hätte und zufällig gerade einen Job suchen würde. Sie gab mir seine Nummer, ich rief ihn an, wir telefonierten nett miteinander und verblieben dabei, dass er hier am Folgetag noch persönlich erscheint, um alles genau zu besprechen. Er kam nicht und Tage später hörte ich, dass er wohl nun einen anderen Job gefunden hätte. Schön für ihn. Aber wenigstens mal absagen hätte er können.
Mitte letzter Woche stellte sich hier jemand vor, der ein eigenes Unternehmen rund um Sicherheitsdienstleistungen führt und dessen Freundin hier mitlesen würde und ihm empfohlen hat, doch bei mir mal vorzusprechen. Könnte die bloglesende Dame ihrem Lebenspartner bitte mal mitteilen, dass das Angebot bislang noch nicht hier angekommen ist?
Morgen kommt (auf meinen Wunsch) im Laufe des Tages ein Außendienstler der Firma Gunnebo Deutschland hierher, um mir das "SafePay"-System vorzustellen.
Vor allem interessiert mich natürlich, ob das System mit meinem Kassensystem kompatibel ist und natürlich, wieviel der Spaß kosten soll.
Den Kassiervorgang "bargeldlos" zu gestalten finde ich sehr interessant, vor allem im Hinblick auf die Nachtöffnung. Nachdem es in den letzten Monaten schon mehrere Übergriffe zu später Stunde auf andere Märkte hier in Bremen gab, ist es sicherlich nicht verkehrt, jegliche Bargeldvorräte unerreichbar unterzubringen und dies auch zu zeigen.
Hat jemand Erfahrungen mit "SafePay"? Mich würden sowohl die Meinungen von Kunden als auch von Einzelhändlern interessieren.
Gerade eben hat uns ein Kunde darauf hingewiesen, dass die Leuchtwerbung über dem Laden komplett aus sein würde.
Recht hatte er.
Da haben wir nun seit einem dreiviertel Jahr rund um die Uhr geöffnet und noch niemand hat bemerkt, dass die Beleuchtung um 1 Uhr erlischt, dachte ich mir und stellte die Zeitschaltuhr im Sicherungskasten entsprechend um.
Doch nichts geschah. Ich drehte an der manuellen Betätigung, doch das Licht blieb dunkel. Ich probierte sämtliche Einstellungen der Uhr durch, rannte immer wieder nach vorne, um zu sehen, ob die Beleuchtung sich auch nun wirklich so nennen dürfe, doch es passierte schlicht und einfach nichts.
Selbst mit verstellter Zeitschaltuhr müsste die Werbeanlage irgendwie dazu zu bringen sein, zu leuchten. Panik kam auf und in Gedanken sah ich mich schon eine Rechnung eines Elektrikers bezahlen. Mist.
Plötzlich der rettende Gedanke: Eine Mitarbeiterin hatte ich am Samstag Abend gebeten, die Marktbeleuchtung abzuschalten. Dies sind etwa 40 Schalter, die sich ebenfalls im Sicherungskasten befinden. Einer dieser Schalter war mit Tesafilm fixiert und mit "Außenwerbung - Nicht ausschalten!" beschriftet. Offenbar hatte sich der Klebestreifen gelöst, so dass sie den Schalter ebenfalls problemlos betätigen konnte.
Ich glaube, ich besorge mir speziell dafür mal eine Rolle Duck- / Duct- Tape.
Während ich den letzten Beitrag tippte, kam Kollege Hartmut zu mir ins Büro: "Ich glaube, du hast vergessen, den Ausgang aufzuschließen. Die Kunden sind bislang alle durch den Eingang wieder raus. Oder die Tür klemmt gewaltig."
Nein, sie klemmte nicht. Das war wohl die Müdigkeit...
Vier männliche Kunden in sichtbarer Partylaune haben gerade drei Kisten Bier und ein Bund Suppengrün gekauft.
Nicht, dass ich niemandem nicht gönne, Suppengrün zu kaufen oder Suppe zu kochen oder was auch immer.
Aber es wirkte in diesem Fall doch sehr -öhm- skuril.
"Deine Firma ist anspruchsvoller als ein kleines Kind.", musste ich mir gerade vorwerfen lassen. (Gemeint war, dass ich zu viel Zeit hier im Laden verbringe.)
Anspruchsvoller als ein kleines Kind...
Hmm...
Darauf konnte es nur eine Anwort geben: "Jedenfalls macht sie kein A-A."
Eine neue Aushilfe hat im Personalbogen (wohl als Folge eines Missverständnisses) als Religion "Deutsch" angegeben.
Das wär's doch noch: Mehrmals täglich müssten wir in Form eines Mantras murmeln klar aussprechen: "Du sollst nicht den Dativ mit dem Genitiv verwechseln." und "Wer brauchen ohne 'zu' gebraucht, braucht 'brauchen' erst gar nicht zu gebrauchen."
Neben den Eingängen sämtlicher Bibliotheken wären nicht die zehn Gebote angeschlagen, sondern die zehn goldenen Deutschregeln:
1. Benutze die Artikel. "d'" ist keine gültige Verallgemeinerung: d'Kinokarte, d'Auto, d'Handyladen.
2. "Ey!" ist keine höfliche Anrede für Fremde.
3. Die Aussage "Ich tue irgendwas" ist böse!
4. Du trinkst ein Getränk und kein "Trinken".
5. "Bitte" und "Danke" sind keine sinnlosen Floskeln.
6. Du sollst Sätze nicht mit "Weil, ..." beginnen.
7. Du gehst zu Personen und nach Orten.
8. Dinge sind entweder besser oder schlechter als oder genauso gut wie andere.
9. Der Plural wird meistens nicht durch einfaches Anhängen eines "s" gebildet.
10. Die größten (und nicht die größesten) Fehler passieren immer wieder beim Superlativ.
Während ich eben in der Gemüseabteilung stand und die Bestellung für Montag vorbereitet habe, kam eine langjährige Stammkundin in den Laden. Ihr Name klingt fast schon wie aus einer Romanvorlage und passt hundertprozentig zu der typischen, karikierten alten Dame, die einem immer wieder ihre Lebensgeschichte erzählt. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie es sogar schon einmal hier ins Blog geschafft hatte, jedoch finde ich den entsprechenden Beitrag gerade nicht wieder.
Sie stellte sich vor mich, wie begrüßten uns und sie begann zu erzählen, was sie doch für ein Pech hätte. Ihr Fernseher wäre kaputt und nun müsste er repariert werden und der, der ihn jetzt reparieren würde, wäre doch so nett und so günstig. Ein anderes Unternehmen, das sich mal ihren Fernseher angesehen hätte, wäre ja sooo teuer gewesen. Richtige Wucherer. Bei den letzten Worten stuppste sie ihren ausgestreckten Zeigefinger gegen meinen linken Oberarm.
Während sie sich weiter über den Radio- und Fernsehtechniker aufregte, stieß sie immer weiter und immer kräftiger mit ihrem Finger gegen meinen Arm. Der lange Fingernagel drückte sich spürbar durch meinen Hemdärmel. "Nur dafür, dass die hergekommen und den Ton wieder eingestellt haben, sollte ich 49 Euro bezahlen!", erfuhr ich unter Schmerzen. Ich ließ es erst geschehen, nutzte ihre erste Sprechpause aber, um meinen Arm zu reiben und ein demonstratives "Aua!" von mir zu geben. Da bemerkte sie wohl ihren Übereifer und entschuldigte sich.
Ich hatte zum Glück ein wichtiges Argument für die Flucht in der Hand: "Ich muss ganz schnell meine Gemüsebestellung senden!", sagte ich. Und verschwand.