Wie seit Monaten schon sind lange Warteschlangen bei uns relativ normal. Aufgrund der großen Abstände zwischen den einzelnen Kunden sehen die Schlangen jedoch länger aus, als sie (nach herkömmlichem Maßstab) eigentlich sind. Mit zwei offenen Hauptkassen geht es gewohnt schnell, aber dennoch kommt es durchaus leicht mal vor, dass die Schlange etwa 15 Meter in den Laden reicht und dann noch in eine der Regalreihen abknickt. So war es auch diesmal.
Ein Pärchen mit Kinderwagen kaufte ein. Als sie sich schließlich anstellten, hörte ich schon seine Stimme über die Regale. Den genauen Wortlaut habe ich nicht mehr im Kopf, aber es war eine missmutige Äußerung über die voraussichtlich bevorstehende Wartezeit. Ich beschloss vorsichtshalber, mal nachzusehen, ob auch wirklich beide Kassen besetzt sind. Dem war so. Der Mann war noch einmal in den Laden gegangen, um etwas zu holen, die Frau betrachtete gedankenverloren die Ware vor sich im Regal.
Ich versuchte es mit ein paar freundlichen Worten und sagte ihr, dass die lange Schlange aufgrund der großen Abstände viel schlimmer aussieht, als sie eigentlich ist. In dem Moment, es waren seit dem Anstellen erst etwa 30-40 Sekunden vergangen, waren die Leute vor ihr schon so weit vorgerückt, dass die letzten Wartenden hinter der Ecke verschwunden waren und sie erstaunt in den leeren Gang vor sich guckte.
So war dann auch der unmittelbare Beweis für meine Aussage geliefert.
Immerhin rund fünf Monate hatte der Desinfektionsmittelspender bei uns am Eingang durchgehalten. Da die Bleche für unsere Anlieferung darunter stehen*, ist immer wieder mal jemand gegen den Spender gestoßen und nun hatte sich die Kunststoffhalterung des Teils in zwei Teile zerlegt.
Da der Spender sein muss und es keinen besseren Platz für ihn gibt, hängt er jetzt mit neuer Halterung am alten Platz. Dafür haben die Bleche einen neuen Standort direkt neben der Eingangstür bekommen.
Eine gute und langjährige Stammkundin sprach mich an und sagte mir, dass sie sich sehr freuen würde, wenn wir dieses Jahr auf den Feuerwerksverkauf verzichten würden. Natürlich auch aus Umweltschutzgründen, aber zumindest dieses Jahr vor allem deshalb, um die ohnehin schon durch Corona sehr beanspruchten Mediziner und Rettungskräfte nicht noch unnötig zu belasten.
Wahrheitsgemäß erklärte ich ihr, dass die Entscheidung schon längst gefallen ist – und zwar schon vor Corona. Also zumindest bevor Covid19 nach Deutschland schwappte und hier zur Pandemie wurde. Dass jetzt aus dem oben genannten Grund auf Feuerwerk verzichtet werden soll, ergab sich ja nun erst vor einigen Wochen.
Ich glaube auch nicht, dass ohne Feuerwerksverkauf unsere Beliebtheit bei den Kunden nennenswert sinken wird. Das war nämlich immer schon nur ein kleines Zusatzgeschäft bei uns und nicht annähernd mit dem zu vergleichen, was vor allem die Sonderpostenmärkte durchsetzen. Partyartikel, Tischfeuerwerk, Wunderkerzen und kleine Feuerwerksartikel für Kinder werden natürlich wir dennoch anbieten. Und die paar Reste an richtigem Feuerwerk aus dem letzten Jahr, aber das ist nun wirklich nicht viel.
Die Kundin freute sich: "Das ist mein Laden hier."
Gestern hatte ich den ganzen Tag mitgefiebert, was denn nun an neuen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschlossen werden würde. Am spannendsten war natürlich der im Raum stehende Vorschlag, "höchstens eine Person auf 25 qm Verkaufsfläche" in die Läden zu lassen. Die Umsetzung wäre im Grunde nur mit einer persönlichen Kontrolle am Eingang machbar gewesen, idealerweise wohl in Form eines Mitarbeiters, durch den die herein- und herausgehenden Kunden gezählt werden.
Beschlossen wurde es schließlich etwas moderater, nämlich dass sich "in einer Einrichtung mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 qm insgesamt höchstens eine Person pro 10 qm Verkaufsfläche" befinden darf, um mal bei dem für uns relevanten Teil zu bleiben. Ob mit diesen "Personen" nun nur Kunden oder sämtliche Personen, also auch Mitarbeiter und Lieferanten, gemeint sind, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Im offiziellen Beschluss ist von "Personen" die Rede, es wird aber in den Medien und anderen Dokumenten, z.B. auch von den Handelsverbänden, oft genug auch von "Kunden" geredet.
Spielt für uns aber quasi keine Rolle. Wir haben 550 Quadratmeter Verkaufsfläche. Umgerechnet dürfen bei uns also 55 Personen rein, selbst zu Spitzenzeiten in den letzten Wochen sind wir bei Zählungen nicht annähernd auf 50 Kunden gleichzeitig gekommen. Rechnet man alle Mitarbeiter an einem Samstag Abend mit, sind wir insgesamt noch unter 55 Personen hier auf der Fläche. Das passt locker, aber wir werden natürlich auch weiterhin die Personenanzahl hier im Markt im Auge behalten.
Das Kühlregal liegt seit ein paar Wochen wieder voller Toilettenpapier und nun haben wir auch den Platz auf der Getränkeabteilung wieder mit einem größeren Vorrat gefüllt. Mit dabei die üblichen Hamster-Verdächtigen: Nudeln, Haferflocken, Tomatenprodukte und Mehl. Bislang laufen die Sachen zwar alle überdurchschnittlich gut, aber zumindest artet es diesmal nicht so aus, dass all diese Produkte wochenlang überhaupt nicht lieferbar sind.
Eine Kundin fragte mich nach einem bestimmten Produkt und als ich es ihr zeigte, deutete sie plötzlich hektisch auf den Inhalt ihres Einkaufswagens: "Ich kaufe übrigens für drei Haushalte ein, nicht dass Sie denken, ich hamstere!"
Ach, das ist mir eigentlich auch völlig egal. Momentan gibt es keine (mir bekannten) Versorgungsengpässe bei den Herstellern oder Großlägern und bis dahin ist "hamstern" aus Einzelhändlersicht erstmal nur eine nette Umsatzsteigerung.
Ist es nur ein Zufall oder fangen einige Leute tatsächlich schon wieder an, bestimmte Produkte auf Vorrat zu kaufen? Beim Toilettenpapier ist der Effekt definitiv seit zwei Wochen spürbar. Dass das Regal mit den Fertiggerichten in Dosen so leer aussieht, könnte natürlich auch nur ein Zufall sein, aber wenn ich an unsere normalen, durchschnittlichen Abverkäufe denke, so glaube ich eher, dass das unmittelbar mit einem möglichen Lockdown / Shutdown, immerhin sind wir hier offiziell ein Corona-Risikogebiet, zu tun haben könnte. (Wenngleich irgendein "Hamster-Effekt" bei weitem nicht so spürbar ist, wie vor einem halben Jahr!)
Anfrage einer Fernsehredaktion: Für einen Jahresrückblick im Rahmen der Chartshow würde man auch gerne dieses Foto von mir neben anderen lustigen Fotos aus dem Internet mit darstellen.
Klar, dürfen sie.
(Ob sie das Foto auch wirklich nutzen und wann die Sendung läuft, weiß ich aber noch nicht.)
Ès stand die Frage im Raum, ob wir denn derzeit alkoholfreies Bier nach 23 Uhr noch verkaufen dürfen. Natürlich dürfen wir das, auch wenn ein Teil dieser Produkte sogar kleine, nicht deklarierungspflichtige Alkoholmengen beinhaltet.
Genauso, wie wir alkoholfreies Bier (Wie auch Wein und Sekt) an Kinder verkaufen dürfen, wenngleich einem diese Vorstellung irgendwie widerstreben mag. Rechtlich ist daran nichts auszusetzen.
Nachdem man erst mit Kunden darüber diskutieren musste, dass sie Abstand halten und die Markierungen auf dem Boden beachten sollen, musste man später mit Kunden darüber diskutieren, dass sie nicht ohne Maske hier in den Laden kommen. Daran haben sich inzwischen (fast) alle gewöhnt, dafür müssen wir jetzt mit Kunden darüber diskutieren, warum sie ab 23 Uhr keinen Alkohol mehr kaufen dürfen. #augenverdrehsmiley
Da sich das Corona-Virus weniger schnell verbreitet, wenn der Alkohol für den Abend vor 23 Uhr gekauft wird, wird der Bereich mit Wein, Sekt und Spirituosen hier nun in der letzten Stunde des Tages mit Flatterband abgesperrt.
Beim Bier ist das leider nicht möglich, da in den Gängen auch immer andere Produkte stehen, aber so hat man schonmal einen Teil der Diskussion an der Kasse ausgeklammert.
Bremen ist neuerdings ein offizielles Corona-Risikogebiet. Am Freitag, nachdem die Ware gepackt war, präsentierte sich unser Regal mit Toilettenpapier komplett vollgestopft. Am frühen Abend war das Regal dagegen fast leer. Von vier Packungen mal abgesehen.
Ob das nun einfach nur ein Zufall war oder ob der neue Risiko-Status der Stadt eine erneute Welle des Bunkerns ausgelöst hat, kann ich noch nicht sagen. Vorsorglich hatte ich meine Bestellung zu heute aber "etwas" größer ausfallen lassen und wie vor einem halben Jahr wieder das Kühlregal mit Klopapier vollgestapelt. Vielleicht rettet uns das demnächst noch den Arsch. Pun intended.
Seit gestern und zumindest für die nächsten Wochen gilt hier in Bremen im Zeitraum von 23 bis 6 Uhr ein generelles Verkaufsverbot für Alkohol, von welchem wir hier folglich auch betroffen sind. Den Vorschlag, so lange generell eine Stunde früher zu schließen, da spät abends ohnehin jeder zweite Kunde alkoholhaltige Getränke hier einkauft, fand ich nicht gut und so müssen wir es irgendwie hinbekommen, ab 23 Uhr darauf zu achten, dass diese Vorgehensweise strikt eingehalten wird.
Habe schon in unserer IT-Abteilung angerufen und mal nachgefragt, ob unser Kassensystem die Möglichkeit bietet, bestimmte Artikel oder idealerweise komplette Warengruppen mit einer Uhrzeit zu kombinieren, so dass eine entsprechende Meldung auf dem Display erscheint. Leider ist das bei unserem System technisch nicht möglich und "mal eben" wird sowas auch nicht implementiert. Also müssen wir da irgendwie händisch und mit viel Aufmerksamkeit durch.
(Wie dieses Verkaufsverbot ab 23 Uhr dabei helfen soll, die Zahl der Infektionen zu begrenzen, erschließt sich mir nicht. Aber ich kann das auch nicht verstehen, bin ja schließlich kein Politiker.)