Mein Mitarbeiter rief intern von der Kasse aus an. Es gäbe wohl eine Problem mit dem Wechselgeld einer Kundin. Sie musste vor einer Viertelstunde knapp 30 Euro bezahlen, hatte einen 50er gegeben und nun würde sie die 20 Euro Wechselgeld vermissen. Offenbar wurden sie ihr nicht gegeben, sagte sie. Mein Kassierer war sich sicher, dass er das Geld rausgegeben hatte, aber das ließ sich ja in der Videoaufzeichnung schnell überprüfen.
"Hundertprozentig hast du ihr das Geld gegeben", sagte ich am Telefon und ergänzte, "falls die Kundin immer noch zweifelt kannst du sie gerne nach hinten schicken, dann kann sie sich das selber angucken. Das ist absolut eindeutig zu erkennen."
Wir legten auf, ich guckte mir das Video noch weiter an. Die Kundin steckte das Wechselgeld in ihr Portemonnaie und behielt dieses in der Hand, während sie zum Packtisch ging. Dort legte sie ihre Geldbörse auf den Tisch, verstaute ihren Einkauf in den Taschen und verließ unser Geschäft schließlich, ohne das schwarze Etui mitzunehmen. Im Schnelldurchlauf verschwand es plötzlich vom Packtisch, beim langsameren nochmaligen Ansehen stellte sich heraus, dass mein Mitarbeiter dieses entdeckt und zunächst im Kassentisch in Sicherheit gebracht hat.
Zum Glück ließ sich dann alles ganz schnell aufklären. Die Kundin war überglücklich, dass sie bei uns nicht nur nicht um ihr Wechselgeld gebracht wurde, sondern dass wir (also speziell mein Mitarbeiter) auch so aufmerksam war und ihr Portemonnaie gerettet hat.
Wir sind eben doch die Guten.
Eine Kundin war leicht angefressen, da sie extra für das Werbeangebot zu uns in den Markt gefahren war – und dann bekam sie den Artikel nicht für den gewünschten Preis, da dieser gerade nicht bei Edeka in der Werbung ist.
Diese und ähnliche Diskussionen haben wir immer wieder, weil die Leute irgendwo im Internet veraltete Werbung finden, zum Beispiel auf geizkragen.de oder kaufda.de, ohne darauf zu achten, dass diese in der aktuellen Woche eben schon nicht mehr gültig ist.
Der Rekordhalter hatte uns auf seinem Handy übrigens mal eine rund drei Jahre alte Seite gezeigt, zum Glück mit dem Hinweis auf das Datum.
Ein ganz lieber Stammkunde ist sich selber seiner Alkoholsucht bewusst und steht dazu auch. Wenn er nicht nüchtern ist, geht es ihm nach Außen hin augenscheinlich am besten. Wir kennen seinen Namen und plaudern auch immer gerne über Gott und die Welt.
Dass man seine Kunden irgendwie benennt, ist nichts Neues. Dass er hier aber als "der Pegeltrinker" bekannt ist, auch wenn es der Wahrheit entspricht, hat aber irgendwie einen faden Beigeschmack. Und das empfinde ich mal so, obwohl ich ja ansonsten auf gesellschaftliche Konventionen und sprachliche Normen eher nicht so viel gebe …
Fundstück im Laden: Ein kleiner Einkaufszettel.
Briekäse: Ein Prisma
Ziegenkäse: Ein länglicher Zylinder
Emmentaler: Ein Quader
Sülze im Glas: Ein Zylinder
Kritzelei während eines Telefongesprächs? Geometriefan? Erleichterung für jemanden, der nicht unbedingt genau weiß, was er oder sie einkaufen soll? Werden wir wohl nie erfahren.
Das hätte man aber auf jeden Fall auch noch vervollständigen können: Die Schokolade als flachen Quader zeichnen, den Rettich als länglichen Kegel, die Tomate als Kugel und die Gurke als langgezogenen Ellipsoiden.
Den beiden hochkant geschriebenen Positionen "Kekse" und "Limonade" lassen tatsächlich keine konkreten Formen zuordnen, dafür sind sie zu allgemein gehalten.
Eine Kollegin bekam mit, wie eine Kundin von vielen Kohlrabi-Köpfen bei uns in der Gemüseabteilung die kompletten Blätter abrupfte.
"
Was machen Sie da?", fragte sie die Frau. Diese antwortete, dass sie die Blätter für ihre Kaninchen haben möchte. Auf die Ansage hin, dass sie dies bitte zu unterlassen hat, da der Kohlrabi die Blätter braucht, um davon zehren und länger frisch zu bleiben, wirkte sie reichlich verschnupft und drohte an, sich über meine Mitarbeiterin beschweren zu wollen. Wird sie erfahrungsgemäß vermutlich nicht machen, aber auf das Gespräch wäre ich schon gespannt …
Das erinnert mich gerade an
diesen Beitrag mit dem Schild.
Unsere Mitarbeitertoiletten benutzen, irgendwelche Dinge wie beispielsweise Hubwagen, Sackkarren und Rollis ausleihen, Artikel günstiger bekommen – die Liste ist noch viel länger.
Immer wieder versuchen Kunden, meistens übrigens nicht diejenigen, die man hier quasi täglich sieht, mit der Aussage, dass "der Chef das erlaubt" habe, irgendwelche Zusatzleistungen von meinen Mitarbeitern zu bekommen.
Die Erfolgsquote liegt übrigens bei erfreulichen null Prozent.
Eine Kundin suchte "normale" Zwiebeln.
"Da sind sie doch", zeigt Ines ihr unser Angebot in der Gemüseabteilung und grinste innerlich. Das Phänomen mit den Bäumen, die man vor lauter Wald nicht sieht, kennen wir bei uns nur zu gut.
"Die sind ja Bio, haben sie keine normalen? Mir schmecken keine Bio-Zwiebeln!"
Ines fragte nur vorsichtig nach, vor allem ob es der Kundin speziell um DIESE Zwiebeln (Sorte und Marke) ginge, aber schon sprudelte aus der Kundin eine regelrechte Tirade heraus, dass Bio ihr GRUNDSÄTZLICH nicht schmecken würde. Also ALLES an Bio-Gemüse sei immer und überall nicht lecker.
Kann natürlich auch einfach sein, dass ihr nur der Preis nicht "schmeckt" …
Eine Stammkundin, die seit ich weiß nicht wie vielen Jahren schon mehrmals täglich pro Woche hier bei uns im Laden ist, wollte von mir wissen, wo wir
Zucker stehen haben.
Ich staune ja. Gerade solche Grundnahrungsmittel braucht man ja häufiger mal und selbst wenn sie aus welchen Gründen auch immer noch nie Zucker gekauft haben sollte, so hätte sie doch vermuten können, dass er irgendwie im Umfeld von Nährmitteln, Backzutaten und Mehl zu finden sein müsste.
Naja, vielleicht war sie ja auch einfach nur auf eine Kontaktaufnahme aus.
Eine Kundin wollte wissen, ob sie in die Futterspendenbox für das Tierheim auch Artikel legen darf, die sie nicht bei uns gekauft hat.
Natürlich darf sie das!
Ich freue mich logischerweise darüber, wenn Kunden die gespendeten Artikel hier kaufen und somit noch etwas Umsatz generieren. Aber die Box steht hier zu Gunsten des Tierheims und nicht meiner Kassenbücher und so ist natürlich ausdrücklich jede Spende willkommen.
Ein etwas älterer und sehr offensichtlich nicht deutschstämmiger Kunde sprach Ines an, weil er einen bestimmten Artikel suchte. Er sprach schon ganz gut Deutsch, aber an einigen Stellen hakte es noch etwas und so bemühte er sich, so gut er eben konnte, ihr zu erklären, was er suchte.
Ganz klar war das zunächst nicht, aber mit ihrer Erfahrung versuchte sie, aus seinen Anhaltspunkten auf den richtigen Artikel zu schließen. Vermutlich war es das gewünschte Produkt, aber bei ihm blieb noch eine leichte Verunsicherung: "Darf ich auf Deutsch sagen, was ich gerade denke?"
Ines machte eine einladende Geste.
"Da muss ich erst mal meine Alte fragen!""
Ja, wortwörtlich so.
"
Da drüben ist ja sowieso alles teurer", war dann die Meinung einer Kundin über unser
Regal mit den Bio-Weinen, nachdem eine Kollegin ihr im Rahmen einer kleinen Beratung auch dieses Sortiment zeigen wollte.
Da wurde die Ware nicht über die Qualität, sondern pauschal und ausschließlich über den Preis bewertet. Ernsthaft? Da kann man sich auch jedes Konzept einer "Beratung" sparen. "Hier, das ist der günstigste, alles andere ist nur Geldschneiderei!" Reicht so.
Die Vielfalt und der große Vorteil der Edeka, nämlich dass es viele unterschiedliche selbstständige Einzelhändler gibt, die alle ihre eigenen Ideen umsetzen und auf die speziellen Bedürfnisse ihrer Standorte eingehen können, wird manchmal auch zum Nachteil.
Die Edekas haben nicht alle ein einheitliches Sortiment. Ein Aldi-Markt in Emden hat, quasi das selbe Sortiment wie ein Aldi-Markt in Hannover. Bei uns sieht das ganz anders aus. Natürlich gibt es ein Kernsortiment aus den wichtigen Marken und vor allem auch unserer Eigenmarken, aber darüber hinaus gibt es unzählige Produkte von den verschiedensten Lieferanten, Herstellern, Bauern, Importeure, die es dann teilweise nur in einem einzigen Geschäft zu kaufen gibt.
Das wissen Kunden aber nicht unbedingt. Jetzt stehen die bei uns und möchten etwas kaufen, dass es "bei Edeka gibt" und ich stehe dann da und habe noch nie zuvor auch nur annähernd davon gehört. Meistens können wir dieses eine Produkt auch gar nicht bekommen, weil es logistisch überhaupt keinen Sinn hat.
Da haben wir in Laufe der Zeit schon häufiger mal enttäuschte Kunden gehabt, die darauf eingestellt waren, jedes Produkt in jedem Markt mit dem gelben E über der Tür zu bekommen. Das ist dann eben in dem Moment mal der Nachteil des Vorteils der freien Sortimentsgestaltung. Aber ich denke, der ist zu verschmerzen; wird auf diese Weise national betrachtet die Einzelhandelslandschaft dadurch doch deutlich bunter.
Von einer Kundin haben wir nun gelernt, dass gerade Bananen besser als krumme Bananen schmecken. Darauf muss man beim Kauf unbedingt achten!
[…]
Meine zwei Cent dazu: Also wenn man schon von der Form auf den Geschmack schließen möchte, müssten streng genommen krumme Bananen besser schmecken. Bananen, also die Früchte, wachsen in der Staude erstmal nach unten. Die berühmte Krümmung bekommen sie, weil sich sich negativ geotrop (also von der Erde weg) wachsend der Sonne zuwenden. Daraus folgt ganz logisch, dass krumme Bananen mehr Sonnenlicht abbekommen haben und daher viel geschmackvoller sein müssten.
Die Kamera in dem Gang mit dem Spirituosenregal gehört zu denen, die ich "immer" im Blick habe. Natürlich gucke ich nicht ununterbrochen zu, man hat ja auch noch andere Dinge zu tun, aber wenn ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung registriere, gucke ich durchaus mal hin. Immerhin ist dies eines der Sortimente mit den meisten Verlusten durch Diebstahl.
Eine Frau stand vor dem Spirituosenregal und hatte eine Einkaufskorb auf einem unserer Tritthocker abgestellt. Parallel dazu hatte sie eine größere Umhängetasche vor dem Bauch hängen und sie wühlte abwechselnd im Korb und in der Tasche herum und sortiere Dinge hin und her. Es waren die typischen Bewegungen, wie wenn jemand etwas klauen würde. Mein Puls schoss hoch und ich guckte genauer hin.
Nach wenigen Augenblicken formte sich ein "Was macht die die..?" und ich klickte mir die Kameraansicht formatfüllend auf den Bildschirm.
Nein, kein Diebstahl. Sie hatte wohl irgendwas in ihrer XXL-Handtasche gesucht und dazu ihren kompletten Hausstand ausgeräumt und in dem Einkaufskorb zwischengelagert. Hinterher hatte sie natürlich wieder (und natürlich ohne jegliche böse Absicht) alles aus dem Korb in ihrer Tasche zurück gepackt. Das sah dann schon mehr als verdächtig aus, war aber unterm Strich vollkommen harmlos. Puhhh …
Immer wieder liest man in den asozialen Netzwerken von irgendwelchen Geschichten, dass fremde Leute einfach spontan die Einkäufe für andere bezahlt hätten. Bislang hatte ich sowas für urbane Legenden oder durch Geltungssucht ausgelöste Selbstdarstellungen gehalten.
Aber alleine bei uns ist sowas in den letzten zwei Wochen zweimal passiert. Einmal war eine Frau hier an der Kasse zusammengebrochen. Mitten im Bezahlvorgang war es, als wenn sie plötzlich einfrieren würde und nach drei Sekunden kippte sie einfach nach hinten um. Eine andere Kundin hatte sich um sie gekümmert bis der RTW kam. Den Einkauf der Ersthelferin bezahlte ein weiterer Kunde für sie. Einfach so.
Einige Tage später wollte eine Frau ihren Einkauf bezahlen und griff sich von oben in ihren Ausschnitt, um ihre Bankkarte aus dem BH zu ziehen – nur hatte sie diese wohl zu Hause vergessen. Der Kunde hinter ihr übernahm die Rechnung spontan, was immerhin etwas über 20 Euro waren.