Konzentriert saß ich in meinem Büro, als ich aus Richtung der Leergutannahme das Klappern einer komplett leeren (also flaschenlosen) Getränkekiste hörte. Die wenigsten Kunden bringen Kisten ohne jeglichen Inhalt mit, also war ich sofort aufmerksam und ging nach vorne. Der leere Rahmen stand vor dem Rücknahmegerät auf dem Boden, die Maschine hat wohl planmäßig die Annahme verweigert.
Ebenfalls vor dem Automaten stand ein etwas verwahrlost wirkender Mann, der gerade versuchte, Traudl zur Annahme mehrerer Einwegflaschen zu bewegen. Die Zeit nutzte ich, um auf der Videoaufzeichnung nachzusehen, ob er die leere Kiste tatsächlich und wider meiner Erwartungen mitgebracht oder einfach nur im Vorbeigehen aus der Getränkeabteilung mitgenommen hatte.
Keine Minute später stand der Typ fluchend vor dem Laden auf dem Gehweg und darf nun aufgrund des ausgesprochenen Hausverbots hier auch erst mal nicht mehr rein.
Eine Frau hatte Leergut abgegeben und am Schluss noch einige Flaschen und Dosen übrig, die der Automat aus unterschiedlichen Gründen nicht annehmen mochte. Ein pfandfreies Plastikfläschchen löste eine kleine Diskussion aus: Meine Mitarbeiterin erklärte ihr, dass die Smoothie-Flasche unbepfandet sei, die Kundin bestand darauf, dafür in einem anderen Geschäft 25 Cent Pfand dafür bezahlt zu haben.
Letztendlich packte sie den kleinen Kunststoffbehälter mit dem blauen Deckel wieder in ihren schmutzigen Leinenbeutel und drehte sich mosernd um.
Ganz oben im Mülleimer vor dem Leergutautomaten lagen mehrere Flaschen Bio-Apfelschorle. Ich wunderte mich zunächst, warum die jemand weggeworfen hatte und nahm eine Flasche aus dem Müllsack. Nanu? Warum ist denn da kein Pfandlogo drauf?
Warum nicht? Ganz einfach: Weil Alnatura die Schorle sogar mit 60 Prozent Fruchtgehalt (statt sogar min. 50%) ausgestattet hat und das Produkt damit offiziell als Fruchtnektar deklarierbar ist – was vom Hersteller ganz legal genutzt wurde, die Flaschen unbepfandet auf den Markt zu werfen.
Ob ein Bio-Hersteller nun den Anspruch hat, eine bessere Qualität zu liefern und das Produkt nun durch den höheren Fruchtanteil besser als die der Mitbewerber ist, sei mal dahingestellt. Aber ausgerechnet ein Bio-Produkt, dessen Verpackungen im Gegensatz zu denen der meisten Mitbewerber nicht zwingend wieder der stofflichen Verwertung zuzuführen sind, hinterlässt schon ein "Gschmäckle".
Seit Anfang des Jahres sammeln wir in der Spendenbox Pfandbons für den Wiederaufbau des Hauses einer Familie mit mehreren Kindern. Bislang habe ich die Bons immer pro Leerung bündelweise gesammelt, aber der Haufen wurde dicker und dicker – und letztendlich stellte sich die Frage, warum ich die Papierschnipsel überhaupt aufbewahren sollte.
Im Rahmen meines Vorhabens, das Büro immer papierärmer zu gestalten, habe ich nun die Werte der einzelnen Bündel in eine frische Excel-Tabelle gehackt und die vielen Pfandbons durch den Schredder geschoben. Inzwischen sind wir übrigens schon bei über 900 Euro (!) angekommen.
Unsere Pfandspendenbox arbeitet leise für die Familie mit dem Brandschaden. Inzwischen ist der Gesamtbetrag auf über 700 Euro angewachsen.
Ich freue mich sehr, zumal ich die Leute mittlerweile auch persönlich kenne. (Möge sich die aktuelle Situation, nämlich nur im rudimentär sanierten Erdgeschoss einer Brandruine zu wohnen, möglichst bald ändern. Ich wünsche diese Erfahrung jedenfalls niemandem.)
Dieser Typ mit den langen Fingern war wieder da. Während ein Begleiter neben ihm Stand, stopfte er den Inhalt einer Plastiktüte in den Automaten. Zwischendurch zeigte er dem anderen Typen kurz die Kamera über dem Automaten, grinste wie schon bei seinem letzten Besuch einmal debil in die Linse und fummelte parallel dazu schon wieder an der Spendenbox herum.
Er hatte die Rechnung ohne uns gemacht. Mit mehrere Kollegen versammelten wir uns um die beiden und schlossen die Türen. Etwas überrumpelt reichte er uns auch zunächst diskussionslos den angeforderten Ausweis. Zum Glück erst nachdem wir die wesentlichen Daten notiert hatten, ging der Typ jedoch durch. Trat den Mülleimer durch Raum und bahnte sich wie ein wild gewordener Stier den Weg durch die Menge. Da wir seine Daten haben, ließen wir ihn einfach ziehen.
Und seinen Pfandbon haben wir in die Box gestopft.
Inzwischen haben wir die Pfandbonspendenbox übrigens mit einem Hinweis auf den aktuellen Spendenstand versehen. Mit einem Aufkleber können wir so die Zahl nach jeder Leerung aktualisieren und die spendenden Kunden sehen, dass auch tatsächlich was passiert.
Knapp 600 Euro bislang, das ist schon echt 'ne Ansage!
Vorhin war uns aufgefallen, dass der Deckel der Pfandbon-Spendenbox ausgebeult war. Das lag daran, dass irgendjemand den Deckel mit relativ viel Gewalt (bis kurz vor die Berstgrenze) nach vorne gebogen und über den kleinen Metallriegel am Schloss geschoben hat. Das fiel auf den ersten Blick gar nicht auf, aber als wir die Bons entnehmen wollten, mussten wir uns mit dem klemmenden und verbogenen Riegel auseinandersetzen.
Die Videoaufzeichnung reichte zum Glück bis Donnerstag Nachmittag zurück und da sahen wir dann einen Typen, der sich an der Kiste verging und es dann noch schaffte, mehrere Bons durch den von ihm geschaffenen Schlitz zu klauen.
Zwischendurch guckte er netterweise noch einmal nach oben in die Kamera (auf diesem Video natürlich nicht zu sehen), so dass wir ein erstklassiges Foto von ihm haben.
Alle Mitarbeiter sind gewarnt und ich bin sicher, dass der noch mal wiederkommt. So eine Melkkuh (scheinbar unerkannt) plündern zu können, muss doch verlockend sein.
Mit der Pfandbonspendenbox sind bis gestern 435,30€ zusammengekommen, die ich vorhin auf das "Feuerhilfe"-Konto überwiesen habe.
Von mir persönlich (und natürlich vor allem auch im Namen der betroffenen Familie) einen riesigen Dank an alle, die sich im Laufe der Zeit daran beteiligt haben. Die Box bleibt natürlich auch weiterhin dort hängen!
Wieder ein Moment, in dem ich denke, an der Pfandspendenbox eine Notiz zu befestigen, mit der die Kunden darauf hingewiesen werden, die Pfandbons richtig in die Kiste zu stecken.
Möchte gar nicht wissen, wie oft die Bons schon mit einer Ecke aus dem Schlitz guckten und ggf. gestohlen wurden.
Der größte Einzel-Pfandbon, der bislang den Weg in die kleine Spendenbox gefunden hat, lag gestern darin und hatte einen Wert in Höhe von 13,20€. Ich bin wirklich beeindruckt: