Unsere neuen Nachbarn, die neuen Eigentümer der Moschee, feiern heute eine große Einweihungsfeier. Dazu hatten wir uns vor Wochen schon darauf geeinigt, dass sie die gesamte Fläche vom Hof als Parkplatz nutzen dürfen. Nach Absprache ist das ja auch kein Problem und auch wenn mein Auto aktuell hinter einem Dutzend anderer Wagen steht, so soll heute am frühen Abend alles wieder frei sein. Wird schon klappen.
Blöd geguckt haben wir eben, als es hinten an der Lagertür klingelte und sie uns zwei große Tabletts voller Essen gebracht haben. Einige Portionen mit Gemüsereis, Lamm und Hühnchen, Salat, gefüllte Teigtaschen und Kuchen. Wir sind zwar hier aktuell nur fünf Leute im Laden und haben ob der gebrachten Menge große Augen gemacht, aber das wird schon alle werden. Eine Portion habe ich mir gerade selber einverleibt. Sehr lecker, so schmeckt es also in Somalia. Kulinarisch könnte ich mich dran gewöhnen.
Zwei Männer haben zwei alte Heizkörper aus dem Moscheegebäude nebenan abtransportiert. Die beiden Radiatoren wiegen nun nicht hunderte Kilo, aber die beiden Männer haben den großen nur mühsam auf den Wagen bekommen. Keine Ahnung, wie stark die beiden waren, aber figürlich eher keine Schwarzeneggers. Ich bezweifle auch, dass die beiden Heizungen zusammen die 150 kg überschritten haben. Aber der Penny-Einkaufswagen hat den Job ohne Murren erledigt:
Kennt man gar nicht, dass das Moscheegebäude an einem Samstagabend vollkommen verlassen und dunkel da steht. Aber die neuen Eigentümer sind schon eingezogen (oder dabei) und langsam kommt wieder Leben in die Bude.
Aber immerhin: Diejenigen, die ich bislang kennengelernt habe, sind sehr nett und wir haben von Anfang an klargestellt, dass die Ausfahrt immer frei bleiben muss. Zumindest dann, wenn ein Auto bei uns auf dem Hof steht. Sprüche wie "Der betet gerade und ist in 10 Minuten wieder weg" würden nur zu nachhaltigem Stress mit uns führen, da wir ein uneingeschränktes Wegerecht über deren Grundstück haben. Man kann die Neuen ja gleich richtig eichen.
Bei der Moschee waren wohl Kaufinteressenten für das Gebäude zu Besuch. Eine bei uns auf der Rampe pausierende Kollegin hatte ein paar Gesprächsfetzen aufgeschnappt, in denen jemand den Interessenten auch ein paar Dinge über unseren Hof erzählt hat. Unter anderem sehr eindringlich, dass die Fläche ausdrücklich nicht zu deren Gebäude gehört und dementsprechend nicht genutzt werden kann und darf.
Stellen wir fest: Vom Grundsatz war das also eine bekannte Information.
Der Zaunbaufirma meines Vertrauens habe ich gerade eine Mail geschrieben. Die sind zwar momentan noch im Urlaub und werden sich erst in zwei Wochen bei mir melden können, aber auf ein paar Tage kommt es nun auch nicht mehr an.
Die Idee, unseren Teil des Innenhofes mit einem Zaun vollständig abzutrennen, möchte ich nun doch umsetzen. Habe es in der Vergangenheit für das harmonischere Miteinander vor mir hergeschoben, weil ich damit keine Kriegserklärung gegen meine Nachbarn ausdrücken wollte – aber wenn die Moschee nun auszieht und das Haus verkauft wird, kann man ja gleich mit den neuen Eigentümern die Fronten klären. Vor allem wird unabhängig davon der Zaun als zusätzliche Barriere auch etwas mehr Schutz vor Vandalismus und Einbrüchen bieten.
Dann besteht zukünftig zwar immer noch die Problematik, dass wir ggf. um unser Überwegungsrecht kämpfen müssen, aber das ist dann nur noch eine kleine Baustelle, die man auch ggf. mit einer einstweiligen Verfügung durchsetzen kann. Aber so weit sind wir ja noch nicht …
Seit ein paar Wochen haben wir uns das Hirn darüber zermartert, was man mit dem Nachbargebäude anfangen könnte. Es "einfach so" des Habens wegen zu kaufen ist natürlich völliger Unsinn. Es hätte irgendwie einen Nutzen haben müssen, idealerweise wäre der Kaufpreis durch die Nutzung irgendwann wieder reingekommen.
Wie ich hier schon schrieb, ist es als Erweiterung unserer vorhandenen Flächen nicht zu nutzen. Die nächste Idee war, dort Studentenwohnungen zu schaffen. Aber auch das wäre maximal mit extremen Kompromissen umsetzbar gewesen, da die komplette Rückwand als Brandwand ausgelegt ist und keinerlei Fenster erlaubt sind. Okay, außer man möchte die Appartements mit extrem teuren, wenig ansehnlichen und dazu nicht zu öffnenden F90-Fenstern ausstatten. Elegant wäre das alles nicht gewesen.
Nun habe ich eine Anfrage bekommen, ob ich mich bereits entschieden habe. Es gäbe wohl einen ernstzunehmenden Interessenten für das Gebäude, aber sie wollten mich natürlich zuerst fragen. Ich lehnte dankend ab, gab aber noch ein Angebot mit auf den Weg, dass sie für alle Fälle im Hinterkopf behalten sollten: Falls in absehbarer Zeit doch kein Verkauf zustande kommt und sie das Objekt unbedingt loswerden wollen: Für den reinen Grundstückspreis würde ich es auf jeden Fall nehmen. Dann könnte man das sanierungsbedürftige Gebäude nämlich schlichtweg abreißen und neu bauen und dann gleich alles vernünftig machen.
Im April 2006 gebohrt (für den Lüfter in meinem Büro), heute noch mal mit Blick auf das Moschee-Gebäude fotografiert und in den nächsten Tagen wir das Loch wieder zugemauert.