Als Ladenbetreiber war ich hier schon immer Untermieter im Gebäude. Das Hauptmietverhältnis wurde damals mit der SPAR abgeschlossen und ging irgendwann direkt auf die EDEKA über. Ich blieb Untermieter.
Diese Vorgehensweise ist vollkommen normal, denn so hat der Vermieter einen im Zweifel zahlungskräftigen Hauptmieter im Objekt und muss sich nicht mit einem evtl. am Limit krebsenden Ladenbetreiber herumschlagen. Die Großhandlung hat auch einen Vorteil, denn sie können sich so den Ladenbetreiber durchaus auch mal aussuchen. Wird das Ansehen der Handelskette grob beschmutzt oder schlägt der Ladenbetreiber quer, kann man das meistens kurzfristiger ausgelegte Untermietverhältnis kündigen und sich einen neuen Betreiber suchen.
Als ich damals den Laden hier gekauft hatte, wurde die Kommunikation zwischen mir und dem Vermieter zwar einfacher, aber eine bürokratische Sache wurde nie erledigt: Das Hauptmietverhältnis blieb erhalten. Bei diesem Gewerbemietvertrag gibt es keinen Eigenbedarf und der Kauf hat das Hauptmietverhältnis auch nicht beendet. Es ging einfach auf mich über. Seitdem bin ich also zwei Personen für die EDEKA: Vermieter und Untermieter gleichermaßen, wenn auch mit vollkommen unterschiedlichen Rechtsfolgen.
In einem Punkt ist die Arbeit leichter geworden: Sämtliche das Gebäude betreffende Fragen muss ich maximal mit der Eigentümergemeinschaft klären, aber ich kann mir den Weg über die Immobilienabteilung zur Kommunikation mit dem Vermieter sparen.
Ein Punkt ist jedoch geblieben: Das Hauptmietverhältnis läuft ganz bürokratisch bis zum Ende der ursprünglichen Laufzeit weiter. Und genauso bürokratisch wird auch weiterhin wie schon in den letzten knapp acht Jahren jeden Monat von mir (Untermieter) die Miete eingezogen und mir (Vermieter) ein paar Tage später wieder überwiesen werden. Ja, so unsinnig das auch scheinen mag.
Aber immerhin schieben wir seit ein paar Monaten nicht auch noch den Anteil für die Nebenkosten hin und her, sondern in den nächsten Jahren nur noch die reine Miete. Da wirkt das alles schon mal etwas weniger unsinnig.
Ich habe das erste Angebot für die abschließenden Malerarbeiten in Findorff bekommen. Mit rund 12.500 Euro brutto wäre ich dann dabei. Was hatte uns damals bloß geritten, einen derartigen Mietvertrag zu unterzeichnen, der uns dazu nötigt, das Objekt komplett renoviert übergeben zu müssen? Hammer …
Mit der Tagespost trudelte hier ein Schreiben unserer Immobilienabteilung ein, in dem pauschal daran erinnert wurde, dass ab dem 1. Januar 2021 Aufzugsanlagen gemäß Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) mit einem Zweiwege-Kommunikationssystem ausgerüstet sein müssen und im Falle des Fehlens einer solchen Einrichtung die sofortige Stilllegung der Anlage drohen kann. Dass man dann eben "fit bleibt und öfter mal die Treppe benutzt", kann man schmunzelnd hinnehmen, aber es gibt auch Aufzüge, die für den Betrieb eines Ladens / einer Firma unverzichtbar sind. Wenn das Lager zum Beispiel im Keller (wie in Findorff) oder die Verkaufsräume nicht im Erdgeschoss sind, wird das Treppe steigen schnell zur Qual. Wer mal zehn Paletten Getränke vom Keller ins erste Obergeschoss gebuckelt hat, weiß wohl, was ich meine.
Ob diese Zweiwege-Kommunikationssysteme auch zwingend in ausdrücklich nicht für die Personenbeförderung zugelassenen Lastenaufzügen (so wie der bei uns im Markt) nachgerüstet werden müssen, habe ich nicht herausfinden können. Ist mir aber irgendwie auch wumpe, wenn ich ehrlich sein soll. Mit dem Aufzug und allen seinen Erfordernissen haben wir nach dem 30. Juni nämlich exakt nichts mehr zu tun.
Das hier ist wohl eine der bedeutendsten Meldungen im ganzen Blog:
Wir werden das Projekt "Findorff" in einigen Monaten beenden.
Es hat sich schon seit einer Weile herauskristallisiert, dass der Markt trotz aller Bemühungen nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben ist. Vermutlich ziehen zwei komplett renovierte / neu gebaute große Vollsortimenter im Stadtteil viele Kunden ab, vielleicht gibt es auch andere Gründe, die sich uns nicht erschließen. Wie auch immer: Seit rund zwei Jahren macht der Laden nicht nur "weniger Gewinn" oder ist einfach nur ein Nullsummenspiel, sondern er vernichtet sogar jeden Monat eine vierstellige Summe! Mit einer Nullnummer hätte ich leben können, immerhin bekommen dort ein paar Leute ihr Gehalt, aber Verlust geht natürlich gar nicht. Eine Weile haben wir uns das nun angesehen, auf große Bitte meiner engsten Vertrauten und Marktleiterin dort hatten wir den Mietvertrag bei der letzten Kündigungsmöglichkeit sogar noch ein Jahr weiter laufen lassen – aber es ist leider keine nennenswerte Besserung in Sicht und so haben wir vor ein paar Monaten eine Entscheidung getroffen.
Sehr schweren Herzens haben wir bereits schon im Herbst vergangenen Jahres den Mietvertrag und in der Folge alle anderen mit dem Markt zusammenhängenden Verträge (Wartungsverträge, Telekommunikation, Strom, Entsorgung etc.) gekündigt. Inzwischen sind sämtliche Mitarbeiter informiert. Ein Teil der Leute verlässt das Unternehmen, von mir gekündigt wird zwar niemand, aber nicht alle möchten in die Neustadt wechseln. Der Mietvertrag endet am 30. Juni, der letzte Verkaufstag wird der 16. Mai sein. Dann haben wir gut sechs Wochen Zeit, alles auszuräumen und die Geschäftsräume zu renovieren.
Ich weiß, dass ich hier seit Jahren von geplanten Renovierungen, resp. Modernisierungen und ggf. einer Umflaggung auf EDEKA rede und immer wieder um den heißen Brei herum geredet habe und immer wieder Termine verschoben habe. Da sind wir hier nun endlich an einem Punkt angekommen, an dem es weiter geht!
Die letzten Jahre waren eine sehr unbefriedigende Zeit, in der drei Parteien unter einen Hut gebracht werden mussten. Es gab unseren alten Vermieter, es gibt die Großhandlung als Hauptmieter und mich als Ladenbetreiber im Untermietverhältnis. Die Situation sah so aus, das die Verträge komplett auszulaufen drohten und damit stand letztendlich irgendwie auch die ganze Zeit meine gesamte Existenz hier immer wieder auf der Kippe. Das war das, was ich immer wieder als "schwierige Situation" bezeichnet habe. Glaubt mir, da waren viele schlaflose Nächte im Spiel.
Aber das ist nun alles vorbei! Es gibt zwar immer noch ein paar Mietverträge (nämlich zwischen mir (Eigentümer), der Edeka und mir (Ladenbetreiber)), aber die sind letztendlich nur noch eine noch ein paar Jahre bestehende Formsache. Sämtliche Verhandlungen fanden (und finden zukünftig) nur noch zwischen zwei Parteien statt und da Eigentümer und Ladenbetreiber die selbe Person sind, ist es auch deutlich einfacher, wichtige Investitionen zu tätigen. Wenn hier irgendjemand weiß, was für den Ladenbetrieb benötigt wird, dann ich. Ich möchte als ein Beispiel dazu nur an die neue Unterverteilung im Keller erinnern, die den Grundstock für die gesamte neue Elektroinstallation darstellt. Diese Unterverteilung ist nicht irgendwo am Schreibtisch anhand irgendwelcher theoretischen Werte entstanden sondern direkt hier vor Ort, angepasst an die aktuellen und zukünftigen Bedingungen.
Es geht hier nun also wirklich endlich weiter, die aktuell anliegende Tiefkühlschrank-Baustelle zeigt ja auch sehr deutlich. Das alles gibt mir unglaublich viel Kraft und ich freue mich sehr auf unseren neuen alten Laden!
Da habe ich nun schon so oft davon geredet und immer noch gibt es keine keinen konkreten Infos, die ich zu der Thematik liefern kann. Wenn der Elektriker wieder arbeitet, wird es mit der Elektroinstallation weitergehen, aber alle Baustellen bzgl. Ladenmodernisierung liegen immer noch auf Eis. Es ist nun mal ein recht komplexes Thema, an dem mehrere Parteien beteiligt sind. Ich bin aber optimistisch, dass wir hier noch in der ersten Hälfte dieses Jahres schwungvoll durchstarten werden.
Warum das mittlerweile wirklich dringend sein muss, werde ich euch morgen anhand einiger Bilder etwas näher erläutern.
Ich habe heute nachmittag eine der schwerwiegendsten Entscheidungen meines Lebens treffen müssen.
Es gibt hier in der Gegend ein Gebäude, in dem sich schon immer ein Supermarkt befand. Schon vor zehn Jahren überlegte ich, daß, sollte ich mal die Chance bekommen, ich genau DEN Laden betreiben möchte. Heute war es so weit. Nur eine kleine Unterschrift auf den Mietvertrag setzen und der Wunschtraum, als zweites Geschäft ausgerechnet diesen einen bekommen zu können, würde wahr werden.
Abzuwägen gab es eine Menge Faktoren: Investiert werden müßte rund eine viertel Mio. Euro, der Mietvertrag läuft über 10 Jahre und beinhaltet ein paar böse Klauseln. Nämlich, daß der Mieter neben seiner Grundmiete und den Nebenkosten auch sämtliche, das Gebäude betreffenden, Kosten selber zahlen muß. Also Grundsteuer, Versicherungen und anfallende Reparaturen. Dazu kommt, daß in dem Vertrag nicht einmal eine Option existiert, mit der man notfalls früher aus dem Vertrag rauskommt. Natürlich könnte man mit dem Markt auch gutes Geld verdienen. Es kann auch durchaus sein, daß in den kommenden Jahren keinerlei nennenswerten Instandsetzungen notwendig sind. Genauso könnte es sein, daß die Decke einstürzt und ein Schaden von mehreren hunderttausend Euro entsteht, den ich selber zu tragen hätte.
Ich hatte vorhin ca. eine Stunde Zeit, über all diese Dinge nachzudenken und eine Entscheidung zu treffen. Chance oder Risiko? Verdienst oder Verderb? Mein Kopf wollte diesen Markt auf jeden Fall haben, auf den ich jahrelang gegeiert habe. Mein Bauch sagte mir, daß ich den Vertrag nicht unterschreiben soll.
Ich habe es nicht getan.
Nachtrag:
Die eine Stunde ergab sich zufällig. Das hatte also nichts mit der sprichwörtlichen "Pistole auf der Brust" zu tun, sondern war tatsächlich ein Zufall.