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5 x 4,99 € in der Jackentasche

Wie schnell es übrigens geht, Ware für 25 Euro in der Jackentasche verschwinden zu lassen, seht ihr in diesem Videoschnipsel. Das sind die Bilder zu diesem Diebstahl vom 12. April, bei dem sich der Täter in nur wenigen Augenblicken 1,5 Kilogramm Lindt-Schokolade in die Jacke gestopft hatte:


Kerze, Thunfisch, Nudelsuppe

Wie so oft durch eine "komische Handbewegung" wurde ich auf einen Ladendieb aufmerksam. Was eine komische Handbewegung ist, möchtet ihr wissen? Nun: In einen Gang zu gehen ohne sich die Ware anzusehen, dabei aber an einer Jackentasche herumzufummeln, sich wieder umzudrehen und aus dem Gang herauszugehen ist ausdrücklich kein normales Verhalten eines Kunden. Im Gegenteil sogar, diese Vorgehensweise haben wir bei Ladendieben schon häufiger beobachtet.

Eingesteckt hatte der Mann sich eine Kerze und nachdem er sein Dosenbier bezahlt hatte, fingen ein Kollege und ich ihn am Ausgang ab. Es stellte sich heraus, dass er außer der Kerze noch zwei Dosen Thunfisch und eine kleine Packung Nudelsuppe in der Tasche hatte. Alles Produkte unserer Eigenmarken und wohl auch eher für den unmittelbaren Eigenbedarf und weniger zum Verhökern in irgendwelchen Hehlerbuden.

Da könnte man schon fast Mitleid bekommen, aber …

Zerditschte Lindt-Tafeln

Nachdem ein Ladendieb (von den Kollegen erwischt, es folgten Anzeige und Hausverbot …) diese fünf Tafeln Lindt-Schokolade stehlen wollte und diese dazu im wahrsten Sinne des Wortes in seine Taschen gestopft hatte, stehen wir mit der demolierten Ware da. Die Schokolade selber hat zwar nichts abbekommen, aber zumindest das goldene Papier ist bei einigen Tafeln deutlich sichtbar geknickt und teilweise eingerissen.

Wer kauft die noch freiwillig? :-|


Klaudius Beutelbüx

Wir haben einen "Stammladendieb", bei dessen Namen inzwischen alle bei uns die Augen verdrehen. Hier kann ich ihn natürlich nicht nennen, da der Name zu exotisch ist. Hieße er Schmidt, könnte ich vermutlich sogar seinen echten Namen hier nennen, denn bei hunderttausenden Schmidts hier im Lande, würde es einfach keinen interessieren. Heißt er aber nicht, sein Name ist so exotisch, dass man ihn vermutlich sofort identifizieren könnte. Also nenne ich ihn ab sofort Klaudius Beutelbüx. Ähnlichkeiten mit existierenden Personen sind reinzufällig und nicht beabsichtigt.

Klaudius Beutelbüx ist ein Quälgeist. Seit Jahren schon kommt er immer wieder zu uns in den Markt und klaut bevorzugt große Mengen Schokolade und Süßwaren, aber auch Alkohol und andere Dinge, die sich gut in den Hehlerstuben umsetzen lassen, nimmt er taschenweise mit. Das ist das Gefährliche bei solchen Leuten: Die klauen nicht "mal ein paar Teile", sondern gezielt große Werte auf einmal. Wenn man es mit vielen von dieser Sorte zu tun hat, kann das einen Laden schon in wirtschaftliche Bedrängnis bringen. Wir sind ja aufmerksam und arbeiten tagaus, tagein daran, solchen Leuten das Leben schwer zu machen.

Klaudius Beutelbüx hat bei uns natürlich längst Hausverbot. Dieses wurde bereits mit lebenslanger Wirksamkeit ausgesprochen, als er vor ein paar Jahren die erste Anzeige von uns bekommen hatte. Interessiert ihn nur kein Stück. Immer wieder mal kommt er zu uns und ab und zu schafft er es auch erfolgreich, bei uns zu stehlen. Wir kommen bei den erfolgreichen Diebstählen oft erst hinterher darauf, weil einem die plötzlichen Lücken in den Regalen auffallen. In der Videoaufzeichnung erkennen wir ihn dann und dann gibt es die nächste Anzeige auf den Stapel. Interessiert ihn nur kein Stück. Der beschafft sich auf diese Weise Geld für Drogen und wenn der Entzug drückt, gibt es keine Abwägung oder Toleranz mehr.

Selbst der Polizei kann man keinen Vorwurf machen. Die nehmen die Anzeigen auf, aber wenn es keinen Haftgrund gibt, müssen sie den Täter wieder laufen lassen. Manche haben hunderte offene Fälle, aber solange Staatsanwaltschaft und Gerichte nichts unternehmen, laufen sie eben weiter herum und besorgen sich das Geld eben so, wie sie es tun …

Käse-, Lachs- und Fischdiebstahl

Ein Mann, der uns leider entwischt ist, hat sich ein paar Kleinigkeiten aus dem Kühlregal in seinen Rucksack gestopft. Abgepackten Hartkäse, Räucherlachs und anderer Fisch hat er sich angeeignet. Ware im Wert von knapp 100 Euro. Leider hatte er unmittelbar vor dem Laden ein Fahrrad abgestellt und so konnten wir nur noch hinterhergucken, wie er mit unseren Sachen davonradelte … :-(

Das mit den Diebstählen ist derzeit richtig schlimm. Berichten übrigens auch andere Einzelhändler. Es tröstet etwas, dass es nicht nur uns so geht. Was natürlich den Verlust nicht erträglicher macht.


LD-Verfolgung auf zwei Rädern

Am Vortag waren Ines und ich mit dem Fahrrad hier in der Firma. Um ziemlich genau 19 Uhr waren wir zum Feierabend aus unserer Einfahrt gefahren und wollten gerade in die Kantstraße einbiegen, als ein Mann an uns vorbeirannte. Von der Straßenecke hörte ich ein lautes Rufen, das ich nicht genau verstanden hatten, die Stimme konnte ich jedoch hundertprozentig sicher einem meiner Mitarbeiter zuordnen. "Ach, da sind noch andere Leute da vorne, die haben sich bestimmt gestritten", beruhigte Ines mich.

In dem Augenblick rannte ein anderer meiner Mitarbeiter an uns vorbei. "Der hat geklaut!", rief er. Da wir gerade auf den Fahrrädern saßen, sprinteten wir hinterher. Der Verdächtige verschwand kurz zwischen den Autos und ging uns dann in aller Seelenruhe entgegen. "Ich hab nichts geklaut", erklärte er und öffnete seine Jacke und ließ den Stoff flattern, so dass zu erkennen war, dass sich darin keine Ware befand.

Inzwischen war mein anderer Mitarbeiter zu uns gestoßen. "Ein Bekannter von mir, der gerade am Einkaufen war, hatte im Laden gesehen, wie der Kerl hier einen ganzen Karton mit Flachmännern eingesteckt hatte, darum hatte er ja auch Bescheid gesagt. Die müssen doch irgendwo sein!"

Waren sie auch, die hatte der Dieb nämlich unter eines der geparkten Autos gestellt. Sein Abstreiten brachte jedoch nichts, denn die Bilder aus unserer Videoaufzeichnung sprachen eine eindeutige Sprache. Anzeige, Hausverbot, das übliche Programm …

3 x Schokolade in die Tasche

Ein Mann mit relativ ungepflegter Erscheinung kam mir im Laden entgegen. Er wirkte irgendwie erschrocken und fragte mich ganz spontan, wo die Leergutannahme sei.

Das mag dem Außenstehenden unverdächtig vorkommen, aber bei mir klingelten die kleinen inneren Alarmglöckchen. Diese Gedankenverkettung, einen Mitarbeiter sehen und sich in einer Schrecksekunde irgendeine Frage auszudenken, um damit wie ein harmloser Kunde wirken zu können, ist zu typisch für Leute, die eben eigentlich unterm Radar bleiben wollen. Mit dieser scheinbar belanglosen Frage machen sie sich dummerweise (oder aus unserer Sicht praktischerweise) gerade verdächtig.

Ich drehte um, sprintete ins Büro und klemmte mich vor den Monitor mit den Überwachungskameras. Der Mann gab sein Leergut ab und ging danach zum Brotregal und nahm sich einige Teile aus der Aufbackstation und packte diese in zwei Tüten. Dann ging er damit zu Kasse.

Das war alles so ernsthaft unauffällig, dass ich schon kurz überlegte, den Blick wieder abzuwenden und mit meiner eigentlichen Arbeit weiterzumachen. In dem Moment griff der Mann ins Schokoladenregal und nahm sich für meinen Geschmack zu spontan gleich drei Tafeln Ritter Sport. Eigentlich wollte das nicht so recht zu ihm passen, andererseits stand er ja auch schon am Ende der Kassenschlange. Ungepflegt und ehrlich gibt es ja schließlich auch – dachte ich in dem Moment, als er die drei Tafeln in seiner Jackentasche verschwinden ließ.

Er war friedlich und wir klärten die Sache in wenigen Augenblicken. Der eigentliche Grund für die Erwähnung hier im Blog folgt nun: Statt eines Ausweises hatte er vom Gefängnis ein Entlassungspapier mit Lichtbild dabei. Das haben wir so nun auch noch nicht erlebt.

Die sieben Fehler

Ein Sechzehnjähriger war mit einem Freund oder auch nur Bekannten hier im Markt, während die andere Hälfte ihrer Vierergruppe vor der Tür wartete. In der Getränkeabteilung steckte er sich überraschend souverän vier Dosen Cola in die Jackentaschen und wollte dann, ohne diese zu bezahlen, zusammen mit seinem Begleiter meinen Laden verlassen. (Fehler 1) Letzterer hatte zwar selber keine Ware eingesteckt, hatte den Diebstahl jedoch unmittelbar mitbekommen.

Dass die beiden dabei von mir beobachtet worden waren, wurde ihnen wohl spätestens in dem Moment klar, in dem ich mich ihnen vor dem Ausgang in den Weg stellte. Ein Kollege und ich begleiteten die beiden ins Lager, wo der Dieb zunächst seine Jackentaschen ausleeren durfte, was er auch ohne zu diskutieren und vollständig tat.

In unkomplizierten Fällen versuchen wir immer, Diebstähle ohne Zuhilfenahme der Polizei abzuwickeln. Bei Minderjährigen informieren wir normalerweise die Eltern, aber da man ja ab 16 Jahren einen Ausweis haben muss, lässt sich das Prozedere in dem Fall auch ohne die Erziehungsberechtigen abwickeln.

"Ich habe meinen Ausweis nicht dabei", gestand der Junge. Das war Fehler 2. Mir blieb also nichts anderes übrig, als die Polizei zu rufen. So ganz ungeschoren sollte er nicht davonkommen und manchmal reicht ja schon die Begegnung mit der Polizei als ausreichend unangenehme Erfahrung, um zukünftig nicht wieder zu stehlen. Der Teenager erzählte uns zwar, dass er noch nie vorher etwas geklaut hatte, aber das glaubte ihm niemand von uns. Das sah insgesamt so routiniert aus, niemals war das sein erster Diebstahl.

Während wir auf die Polizei warteten, hatte der junge Dieb eine Idee: "Reicht es auch, wenn ich mir ein Bild von meinem Ausweis auf mein Handy schicken lassen?" Ich bejahte und sagte dazu, dass wir dann auch auf die Polizei verzichten könnten. Er begann vergeblich, in seinen Taschen nach seinem Handy zu suchen. "Oh, das ist draußen bei den beiden anderen." Warum auch immer er sein eigenes Handy nicht am Mann hatte, aber das war Fehler 3.
Sein Kumpel, der zwar dabei war aber keine Ware in den Taschen stecken hatte, durfte rausgehen und das Telefon holen. Nach ein paar Augenblicken kam er wieder rein: "Die sind weggegangen …" Das war Fehler 4.

Der Begleiter wollte dann noch mal in Ruhe in der Umgebung gucken und kam nach mehreren Minuten mit einem iPhone in der Hand zurück. Endlich konnte der Jugendliche sich das Bild seines Personalausweises schicken lassen und wir könnten die Polizei abbestellen und die ganze Warterei beenden. Der fünfte Fehler kristallisierte sich sofort heraus, der Akku des Smartphones war nämlich leer. Die Frage "Rouge et noir?" beantwortete das Display eindeutig, es blieb nämlich schwarz. Das Gerät machte keinen Mucks mehr – rien ne va plus.

Inzwischen war die Polizei da, aber auch die Beamten konnten nicht hellsehen und den Jungen ohne Ausweis identifizieren. "Kannst du deine Eltern anrufen?", fragte ein Polizist, aber das konnte der Junge nicht, da er die Telefonnummer nicht kannte. Das war Fehler Nr. 6.

Ein Kollege lieh sich im längst wieder renovierten Handyladen nebenan ein Ladekabel mit Lightning-Stecker, um das iPhone laden können. Wir helfen ja mit, wo es nur geht. Im Gegensatz dazu ging das Handy jedoch nicht, vor allem nicht an, was allen Beteiligen kein Stück half. Selbst nach zehn Minuten am Ladegerät gab das Gerät noch kein Lebenszeichen von sich. Das war der siebte Fehler und führte dazu, dass der Junge mal im Streifenwagen auf der Rückbank mitfahren durfte.

Wie das ausgegangen ist, habe und werde ich leider nicht erfahren.

Fünffingerrabatt beim Mittagessen

Dienstag Mittag kam eine Kollegin zu mir ins Büro: "Ich glaube, wir sind gerade beklaut worden. Da hatte einer drei Packungen Tiefkühl-Baguettes in der Hand und dann plötzlich nicht mehr. Aber der war nicht zur Kühltruhe zurückgegangen."

Der junge Mann war leider zu dem Zeitpunkt schon aus dem Laden, aber auf der Videoaufzeichnung war eindeutig zu sehen, wie er sich drei Packungen der Bistro-Baguettes aus der Tiefkühlung nahm, damit in einem der Gänge verschwand und die drei Packungen in seine Umhängetasche stopfte. Seine Cola bezahlte er danach, als wäre nichts gewesen.

Gut, regen wir uns nicht auf. Der Typ ist allen bekannt gewesen, der kam nämlich quasi täglich. "Der fühlt sich sicher, der wird wiederkommen", spekulierte ich.

Mittwoch Mittag kam er natürlich wieder in den Laden. Ein Kollege wollte ihn am liebsten gleich ansprechen und mit nach hinten nehmen, aber ich wollte abwarten. "Lass ihn doch erstmal hier seine Runde drehen und durch die Kasse gehen. Der Diebstahl von gestern ist auf Video, der rennt nicht weg, aber vielleicht steckt er heute ja wieder was ein."

Ich sollte Recht behalten. Diesmal kaufte er eine Tiefkühlpizza, die drei kleinen Glasflaschen Coca-Cola hatte er wieder in seiner Umhängetasche verstaut und natürlich nicht bezahlt. Prima, dann gibt es eben zwei Anzeigen. Der Mann stritt zwar alles ab, aber die Videoaufzeichnung sprach eindeutig gegen ihn.

Am Mittwoch Abend fiel mir zu Hause etwas ein: Wenn der fast täglich kommt, hat er dann auch täglich etwas mitgehen lassen? Am Donnerstag wäre die Aufzeichnung von Montag noch vorhanden; ich nahm mir vor, die Mittagsstunden mal im Schnelldurchlauf durchzusehen. Seine markante Tasche würde ich sofort entdecken, die Suche würde mich nur ein paar Minuten kosten.

Bingo: Er tauchte an Kasse zwei auf, legte eine Packung Hot-Dog-Brötchen, einen Becher Röstzwiebeln und eine Flasche Cola auf das Kassenband. Diese drei Artikel bezahlte der Mann. Die wichtigste und teuerste Zutat für Hot Dogs fehlte da jedoch, nämlich die Würstchen. Nur Brötchen mit Röstzwiebeln schmeckt doch gar nicht.

Naja, eigentlich fehlten die gar nicht. Ihm zumindest nicht. Die beiden Gläser Meica Trueman's waren natürlich auch wieder in seiner Umhängetasche und verließen unbezahlt den Laden. Da folgte also Anzeige Numero drei. Da hatte er wohl einen Lauf.

Weiter zurück reichte die Aufzeichnung ganz datenschutzkonform nicht, aber ich würde darauf wetten, dass der uns in der Vergangenheit schon sehr, sehr häufig bestohlen hat …

Ladendiebisches vom 7. März 2024

Ines und ich hatten heute Vormittag eine interne Onlineschulung der Edeka zum Thema Ladendiebstahl bearbeitet. In dem Kurs gab es nicht viel zu lernen für uns, interessant war er dennoch. "Was ist verboten?", lautete eine Frage in den Übungen. Natürlich dürfen wir die Personalien nicht erzwingen und man darf den Ladendieben auch nicht drohen und durchsuchen darf man sie auch nicht. Klar, wusste ich auch vorher schon alles. Ich finde, dass in dem Kurs der ausdrückliche Hinweis darauf fehlte, dass man Ladendiebe nicht in die Papppresse werfen darf. :-P

Eine Sache in dem Lehrgang ließ mich aber staunen. Der Teil wurde in der Theorie behandelt und war sogar Bestandteil des Abschlusstests: Ladendiebe tragen Handschuhe, um das Hinterlassen von Fingerabdrücken zu vermeiden. Ernsthaft? Wenn die Schulung nach belegbaren Erfahrungen in der Praxis entstanden war, dann ticken die Ladendiebe hier in Bremen definitiv anders. Noch nie hat hier ein Ladendieb Handschuhe getragen, um Fingerabdrücke zu vermeiden. Zumindest wurden Handschuhe, wenn sie denn mal jemand getragen haben sollte, nicht mit Fingerabdrücken in Verbindung gebracht. Überhaupt sind Fingerabdrücke noch nie hier ein Thema bei einem Ladendiebstahl gewesen. Bei Einbrüchen und Einbruchsversuchen sah das da schon anders aus.


Während wir beide gerade dabei waren, den Abschlusstest durchzuarbeiten, stutzte Ines plötzlich mit dem Blick zum Bildschirm mit der Ansicht unserer Überwachungskameras. "Dem gucken wir mal hinterher", sagte sie. Mit "dem" war ein Mann gemeint, der hinsichtlich Statur, Bekleidung und Gesamterscheinung schon auffällig war. Er nahm sich einen Kuchen, dann eine Müllermilch, dann einen Bio-Joghurt und dann noch zwei Tafeln Schokolade aus fairem Handel.
Wir beobachteten fasziniert, denn er hatte keine Taschen dabei und machte auch keine Anstalten, die Sachen irgendwo in seiner Jacke zu verstauen, sah aber dabei so ganz und gar nicht nach einem Kunden aus, der sich diese Produkte leisten kann. Aber manchmal haut man mit Vorurteilen ja auch mal daneben. Der Mann ging in die Getränkeabteilung und fing plötzlich an, irgendwas umzusortieren. Leider in dem Moment mit dem Rücken zur Kamera, aber wir wussten ja, was er genommen hatte und was sich nach dieser Aktion noch in seinen Händen befinden sollte. Zu unserer Überraschung hatte er einen leeren Getränkedosenkarton genommen und dort die Artikel deponiert. Es folgten noch eine Dose Cola, Nüsse, Mandeln, Kekse – alles Markenprodukte im Gesamtwert von über 20 Euro:



Augenscheinlich kaufte er wohl doch ein. Aber unsere Alarmglöckchen schrillten, denn das Gesamtbild wollte nicht so recht passen, und so postierte Ines sich vorsorglich in der Nähe des Ausgangs, während ich über die Videoanlage weiter beobachtete.
In der Gemüseabteilung prüfte der Typ scheinbar unsere Obstauswahl, in Wirklichkeit wartete er nur auf den Moment, in dem ein anderer Kunde den Laden betritt. Blitzschnell war er mit dem Karton auf dem Arm in Richtung Tür gerannt, Ines geistesgegenwärtig hinterher, ein weiterer Kollege tat es ihr nach und beförderte den Mann schließlich im Schwitzkasten ins Lager.

Thema erledigt. Da er keine gültigen Papiere dabei hatte, mussten wir die Polizei rufen, die unserem Erstaunen nach nicht einmal einer Minuten durch die Tür trat. "Wir waren gerade in der Nähe." Sehr gut. Die Überprüfung des Mannes war etwas schwieriger und letztendlich wurde er in Handschellen abgeführt und zur weiteren Untersuchung mit zur Wache genommen.

Während die Polizei mit dem Ladendieb bei uns im Lager zugange war, rief Ines mich an. "VP! Der packt wahllos Kekse in seine Umhängetasche!" Danach packte er noch augenscheinlich genauso wahllos andere Dinge in seine Tasche. Wenn der nicht klaut, was dann? Praktischerweise hatten wir die Polizei gerade im Haus und auch der Beamte, der den Mann auf dem Monitor beobachtete, stimmte uns zu: Das ist definitiv kein normales Einkaufsverhalten. Da sie sich um unseren ersten Ladendieb kümmern mussten, rief er über Funk Verstärkung an. Augenblicke später stand ein zweiter Polizeiwagen vor der Tür:



Zeitweise waren vorhin, wenn ich richtig gezählt habe, sieben Beamte gleichzeitig hier im Markt. Es kam dann nämlich noch jemand mit einem Zivilfahrzeug, da niemand diesen aggressiven und stinkenden Dieb in seinem Fahrzeug mitfahren lassen konnte, wollte oder sogar durfte.

Der mit den Keksen in der Tasche stand irgendwann an der Kasse, packte alles aus und bezahlte seinen Einkauf wie jeder andere Kunde auch. Merktipp für Kunden: Wenn sogar die Polizei schon dein Einkaufsverhalten so auffällig findet, dass sie eine weitere Streifenwagenbesatzung anfordert, dann machst du definitiv etwas falsch.

Der Rest des Tages darf gerne etwas geruhsamer vonstatten gehen …

Kurze Lunte

Wir hatten draußen auf der Straße einen Ladendieb festgehalten, der lautstark herumkrakeelte. Was wir denn von ihm wollten, die Ware hätten wir ja wieder und wir könnten ihn ja jetzt schließlich laufen lassen. Dass er gerade eine Straftat begangen hatte und wir ihn deshalb nicht einfach so laufen lassen wollten, kam in seinem Kopf nicht so richtig an.

Eine ältere Passantin ergriff Partei für ihn. Wir sollen den armen Menschen doch laufen lassen, es kann schließlich nicht jedem so gut wie uns gehen, etc.

Das ist wohl auch richtig. Es ist aber eben nicht nur der eine arme Mensch, der bei uns aus Verzweiflung und Not gestohlen hat. Es passiert täglich und da wird die Lunte irgendwann sehr viel kürzer. Da hat man einfach keine Lust mehr, mal die sprichwörtlichen Fünfe gerade sein zu lassen. Ansonsten können wir, "wir" sind meine Mitarbeiter und ich selber, uns nämlich irgendwann selber in die Schlange der armen Menschen, denen es nicht so gut geht, einreihen. Eben dann, wenn unsere Firma nicht mehr in der Lage ist, das Auskommen der dafür arbeitenden Menschen zu erwirtschaften.

Keinen schönen Tag

Ein Ladendieb (es war ein problemloser Vorgang ohne Polizei) wünschte mir, als ich ihn herauskomplementierte, "einen schönen Tag noch".

Keine Ahnung, ob erst gemeinte Freundlichkeit war oder einfach nur unnötiges Gesülze. Eigentlich ist so eine Reaktion nicht meine Art, aber es kam von Herzen: "Den wünsche ich dir nicht."

Wer hier klaut, hat von meinem Standpunkt aus einfach keinen schönen Tag verdient.

Anzeige? Ach, vergiss es …

Ein Typ, der schon mehrmals bei uns erfolgreich geklaut hat, sich aber auch schon etliche Male beim Versuch hat erwischen lassen, war mal wieder im Laden. Kurzerhand haben wir ihn rausgeworfen.

Spontaner Gedanke in dem Moment voller Emotionen: "Wir haben ja seine Daten, der bekommt also eine weitere Anzeige für den Hausfriedensbruch."

Später fiel mir wieder ein, dass wir von der Staatsanwaltschaft Bremen schon diverse Schreiben wegen dieses Täters bekommen haben, alle mit dem selben Inhalt:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

das Verfahren kann zurzeit nicht fortgeführt werden, weil der Aufenthalt des Beschuldigten bisher nicht hat ermittelt werden können. Alle insoweit erforderlichen Maßnahmen sind indessen veranlasst worden.
[…]
Ich spare mir die Zeit, den Strafantrag auszufüllen und das Porto dafür, diesen dann auch noch zur Polizei zu senden und beglücke euch stattdessen mit der Notiz hier, dass der Typ mal wieder da war, eine Anzeige aber wohl vollkommen wirkungslos sein wird. Seufz …

Er braucht kein Dankeschön

Ein Mann hatte fünf Pakete Kaffee geklaut, hatte beim Verlassen des Ladens den Alarm der Warensicherungsanlage ausgelöst und damit die Aufmerksamkeit meiner Mitarbeiter auf sich gezogen. Ein Kollege rannte hinter ihm her und konnte den Dieb in der Seitenstraße stellen. Zwei andere Männer halfen ihm schließlich, den Täter bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten. Einer davon ist Stammkunde bei uns und kommt quasi täglich.

Als ich ihn am nächsten Tag ansprach und mich bedankten wollte, winkte er ab. Selbstverständlich sei das doch, schließlich würde er unseren Laden und uns alle so toll finden und wenn uns jemand beklaut, sei das das Allerletzte. Flasche Wein, anderen Alkohol, Pralinen etc. wollte er alles nicht. Okay, dann hier noch mal ein fettes Dankeschön! :-)

LD BJ 01

Ein junger Mann hatte versucht, einen Smoothie in einer kleinen Flasche für knapp drei Euro mitgehen zu lassen. Dank einer aufmerksamen Kollegin blieb es bei dem Versuch. Er war friedlich und hatte seinen Ausweis dabei und so lösten wir die ganze Angelegenheit in wenigen Minuten.

Nur als ich im Büro am Schreibtisch saß und die persönlichen Daten des Mannes von seinem Ausweis abschreiben wollte, kam ich ins Stocken. "Wieso steht da kein Geburtsdatum drauf?!", wunderte ich mich. Zwischen den ganzen Daten (Ausstellungs- und Ablaufdatum) hatte ich ernsthaft im ersten Moment das Jahr "2001" nicht als ein Geburtsdatum identifiziert. Der Jahrtausendwechsel war doch erst vor ein paar Jahren, da kann 2001 doch nicht das Geburtsjahr eines erwachsenen Mannes sein. Doch, war es.

Ouuuh, wie die Zeit vergeht … :-O