Ein Mann, nicht sehr vertrauenerweckend, aber dennoch wie jeder Kunde zunächst ernst genommen und entsprechend behandelt, reklamierte eine 1000-Gramm-Packung Kaffeebohnen, weil dort Steinchen drin wären. Während eine Kollegin mit dem Mann die gesamte Packung im Lager auf mehreren Stücken Pappe sezierte und nach den angeblichen Fremdkörpern suchte, hielt er ihr plötzlich einen kleinen Stein vor die Nase. Den will er gerade zwischen den vorher bereits von der Kollegin untersuchten Bohnen gefunden haben, komischerweise in dem Moment, als die Kollegin sich gerade wegen eines Zurufs eines anderen Kollegen umgedreht hatte. Das war schon alles sehr merkwürdig.
Der Mann hatte keinen Kassenbon für den Kaffee, wollte aber "sein Geld" zurück haben. Den Gefallen haben wir ihm nicht getan und ihm stattdessen (mit einem komischen Gefühl im Bauch) eine neue Packung mitgegeben, die er wenig erfreut annahm.
Erst etwas später fiel uns auf, dass auf der Packung einer der Strichcodes durchgestrichen war und daneben ein unterschriebenes "o. B.", Einzelhandelsjargon für "ohne Berechnung" stand. Wir reimten uns das so zusammen, dass wir nicht der erste Laden waren, wo er eine / diese Kaffeepackung mit fadenscheinigen Argumenten in Bargeld verwandeln wollte. Wir würden jeden Wette eingehen, dass er den nicht bei uns gekauft hat und da auch ganz sicher keine Steine, nicht ein einziger, drin waren.
Wenn der Typ noch einmal hier im Laden auftauchen sollte, um irgendetwas zu "reklamieren", werden wir ihn abblitzen lassen. So, ganz einfach.
Eine Kollegin hatte mich wochenlang immer wieder gefragt, ob ich nicht mal von Volvic die Variationen mit Kaffee ins Sortiment aufnehmen könne. Konnte ich nicht, da der Artikel nicht regulär bei uns über die Großhandlung gelistet ist. Aber als ich einen Aufsteller damit im Vorbestellordersatz entdeckt habe, musste ich natürlich zuschlagen.
Die Kollegin hat's gefreut, aber für mich war die Mischung aus Kaffee und Frucht ein weiterer Kandidat für "Probiert und ab in den Ausguss". Brr …
Von Gourmesso haben wir ein paar Warenproben bekommen. Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass es sich da um Packungen mit Kaffeekapseln aus fairem Handel handelt. Ich denke nicht, dass das Produkt eine notwendige Ergänzung für unser Sortiment ist, daher kommen wir wohl nicht zusammen.
An dieser Stelle wollte ich eigentlich vor allem von einer kleinen Anekdote am Rande berichten. Nachdem Ines und ich den Karton geöffnet hatten, überlegten wir, was wir da überhaupt in der Hand halten. Gerade auch die pink abgesetzte Packung rechts im Bild hatte uns zunächst nämlich an Schwangerschaftstest und Kondome denken lassen.
Hier habt ihr noch ein paar Blicken von oben durch den Laden, die bei der Installation diverser Videokameras in den letzten Wochen entstanden sind.
Das hier ist der Gang mit Tee, Kaffee, Brotaufstrich, Knäckebrot und Zwieback, auf dem unteren Bild blickt man vom "Wartebereich" vor den Kassen über das Tiernahrungsregal quer durch den Laden bis hinten zum Brotregal:
In unserem Markt in der Münchener Straße fiel mir auf, dass auch die teuren Sorten Instantkaffee einfach so im Regal platziert sind. Zwar auch dort natürlich mit Sicherungsetiketten beklebt, aber ansonsten freie zugänglich. Bei uns in der Neustadt würde ich das nicht machen, dafür ist mir mein Nachtschlaf zu wichtig – den Aufwand mit den abgeschlossenen Vitrinen betreiben wir ja nun nicht aus reiner Langeweile.
Aber die Kollegin im kleinen Ableger in Findorff geht damit vollkommen entspannt um: Nein, den Kaffee klaut keiner, was hier rausgeht, wird auch verkauft. Na, denn.
Fundstück im Kaffeeregal, das von einem weiteren Ladendiebstahl neben vielen anderen hier bei uns zeugt: Ein gewaltsam abgerissenes Warensicherungsetikett, das jemand auch gleich direkt im Regal hat liegen lassen.
Ärgert mich zwar immer noch, aber bringt den Puls nicht mehr auf 180.
Auf dem Monitor der Videoanlage fiel uns ein Typ auf, der den Laden betrat und sofort alle unsere kleinen inneren Alarmglöckchen zum Schrillen brachte. Und nicht nur das, wir bekamen gleichermaßen schwitzige Hände, das Adrenalin sprudelte förmlich aus den Nebennieren heraus. Er hatte eine irgendwie unnatürlich eingeknickte Körperhaltung, Turnschuhe, eine Schirmmütze auf dem Kopf und eine einfache Sporttasche über der Schulter hängend. Die letzten drei Punkte treffen auf viele zu, die, es ist wohl leicht zu erraten, Sport treiben. Die haben jedoch als trainierte Leute nicht diese typische kraftlose Körperhaltung, wie viele Drogenabhängige sie zeigen.
Er durchquerte die Gemüseabteilung und blieb vor dem Kaffeeregal stehen. Die Alarmglöckchen waren kurz davor, von den Halterungen abzureißen. Wir trauten uns kaum zu blinzeln, um ja nichts zu verpassen, während wir auf den Bildschirm starrten. Da fing er an, einzelne Packungen in die Hand zu nehmen und zu begutachten. Er stellte sie wieder hin, nahm andere in die Hand, sortierte sie in einem anderen Fachboden zu kleinen Grüppchen, stellte wieder welche weg, begutachtete neue und so weiter. Die Alarmglöckchen schrillten mittlerweile nicht mehr, sie waren längst mit Burnout zusammengebrochen.
Eine Kollegin positionierte sich derweil in Zivilbekleidung und mit dem Handy in der Hand vor der Eingangstür. Ich blieb mit zittrigen Händen im Büro. Du gehst uns nicht durch die Lappen, Kaffeedieb. Wir sind schon oft genug verarscht worden. Dich! Kriegen! Wir!
Der Mann nahm sich die acht auf dem oberen Fachboden zusammengestellten Pakete Kaffee und verschwand damit um die Ecke.
Jetzt!
Jetzt!!!
Nein. Das passierte nicht. Stattdessen aber etwas, womit ich nicht annähernd gerechnet habe. Und hätte ich darum gewettet, und der Einsatz wäre groß gewesen, ich hätte verloren.
Der Mann ging mit den Paketen zur Kasse und bezahlte sie, wie jeder andere anständige Kunde auch. Ungläubig glotzte ich auf den Monitor und ging schließlich irritiert wie erleichtert nach vorne, um die vor der Tür wartende Kollegin zu erlösen.
Nicht vergessen: Samstag findet wieder der alljährliche Freimarktsumzug statt. Das bedeutet für uns auch wieder reichlich Action.
Hier vor dem Laden werden wir diesmal Kaffee, Berliner und Donuts feilbieten. Letztere übrigens wieder in Form von aufgetauter Industrieware, denn die Donut-Backstraße werden wir wohl aufgrund des gigantischen (und für den kurzen Einsatzzeitraum nicht annähernd lohnenswerten) Material- und Zeitaufwands wohl nicht wieder einsetzen.
Ein Stammkunde sprach mich an und teilte mir mit, dass er in einer kleinen Kaffeerösterei hier in Bremen arbeiten würde und dass es zum Beispiel auch ohne große Schwierigkeiten möglich wäre, für uns hier ein eigenes Label zu gestalten und auf den Packungen anzubringen.
So könnte man dann ganz exklusiv "Björns Neustadtkaffee", oder was auch immer einem da an Ideen in den Sinn kommt, hier im Laden anbieten. Hat nicht die größte Priorität, darum nur ganz weit im Hinterkopf.
Aber was haltet ihr davon? Vom gerade ausgedachten Namen mal abgesehen.
Eine der Zutaten zum Erfolgsrezept einer Warensicherungsanlage ist, die Klebeetiketten an unauffälliger Stelle anzubringen. Damit wird Manipulationen vorgebeugt und verhindert, dass die Etiketten entfernt oder zerstört werden. Praktischer Nebeneffekt ist, dass man das Bild der Ware nicht mit den zusätzlichen Aufklebern verschandelt.
habe ich heute mit neuen Versionen der jeweiligen Videos ausgestattet.
Damals hatte ich vor lauter Wut die gezeigten Hackfressen nicht verpixelt. Ich hätte die Filme natürlich auch ersatzlos löschen können, aber da ich die Videos unbedingt behalten wollte, um zu zeigen, mit was für einer Gier die Leute den Kaffee einsacken, habe ich mich nun für diesen Weg entschlossen.
In einem unserer Einkaufskörbe lagern wir einige Dinge, die wir bei der täglichen Arbeit benötigen. Vor allem Zubehör, um den losen Kaffee einzupacken: Eine kleine elektronische Waage, Messbecher, Tüten, Verschlussclips und etliche Bögen mit Aufklebern. Dieser Korb steht normalerweise im Laden, dabei ist er zwar frei zugänglich, behindert aber nicht die Kunden. So weit, so gut.
Ein Mann kam in den Laden. Statt einen Einkaufswagen oder einen leeren Korb vom Stapel zu nehmen, griff er sich unseren "Kaffeekorb" und kippte den Inhalt zunächst einfach auf den Fußboden und kickte das Zeug anschließend noch mit dem Fuß rüde unter eine Palette. Dann begann er, seelenruhig mit dem Korb einzukaufen.
Nachvollzogen habe ich das auf der Videoaufzeichnung, denn mir war auch erst nur aufgefallen, dass da ein paar Sachen auf dem Boden lagen.
Daraufhin sprach ich den (meiner Meinung nach alkoholisierten) Mann an. Einsichtig war er nicht, im Gegenteil. Er wurde sogar aggressiv und beleidigend, woraufhin ich entschloss, ihn rauszuwerfen. Wer sich wie ein Arsch benimmt und das dann sogar noch mal steigert, kann sein Geld gerne woanders ausgeben.
Er holte die große Keule mit dem ultimativen Totschlagargument raus: "Wenn Sie meinen, sich das leisten zu können, mich als Kunden zu verlieren …"
Oh, ja, das kann ich mir leisten. Dieser entgangene Gewinn ist es nämlich wert, mich nicht mehr über solche Typen aufregen zu müssen.