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Das Bezahlen fremder Einkäufe

Immer wieder liest man in den asozialen Netzwerken von irgendwelchen Geschichten, dass fremde Leute einfach spontan die Einkäufe für andere bezahlt hätten. Bislang hatte ich sowas für urbane Legenden oder durch Geltungssucht ausgelöste Selbstdarstellungen gehalten.

Aber alleine bei uns ist sowas in den letzten zwei Wochen zweimal passiert. Einmal war eine Frau hier an der Kasse zusammengebrochen. Mitten im Bezahlvorgang war es, als wenn sie plötzlich einfrieren würde und nach drei Sekunden kippte sie einfach nach hinten um. Eine andere Kundin hatte sich um sie gekümmert bis der RTW kam. Den Einkauf der Ersthelferin bezahlte ein weiterer Kunde für sie. Einfach so.

Einige Tage später wollte eine Frau ihren Einkauf bezahlen und griff sich von oben in ihren Ausschnitt, um ihre Bankkarte aus dem BH zu ziehen – nur hatte sie diese wohl zu Hause vergessen. Der Kunde hinter ihr übernahm die Rechnung spontan, was immerhin etwas über 20 Euro waren.

Keinen schönen Tag

Ein Ladendieb (es war ein problemloser Vorgang ohne Polizei) wünschte mir, als ich ihn herauskomplementierte, "einen schönen Tag noch".

Keine Ahnung, ob erst gemeinte Freundlichkeit war oder einfach nur unnötiges Gesülze. Eigentlich ist so eine Reaktion nicht meine Art, aber es kam von Herzen: "Den wünsche ich dir nicht."

Wer hier klaut, hat von meinem Standpunkt aus einfach keinen schönen Tag verdient.

Der nimmt die Kiste nicht!!!111einself

Eine Kundin stand vor dem Leergutautomaten und warf ihre mitgebrachten Flaschen in das Gerät. Sie hatte auch eine nicht ganz volle Getränkekiste dabei, die darin enthalten Flaschen führte sie dem Rücknahmegerät einzeln zu. Es folgte, was folgen musste – der Automat verweigerte die Annahme des komplett leeren Rahmens. Diesen hatte sie zunächst neben sich abgestellt und mit dem Abgeben der Flaschen aus ihrer Tüte weitergemacht.

Wir hatten die Szene zufällig über die Videoanlage aus meinem Büro beobachtet. "Ich geh mal eben hin und nehme ihr die leere Kiste von Hand ab", seufzte Ines und ging nach vorne zur Leergutannahme. Weil die Kundin noch mit dem Automaten beschäftigt war, erzeugte Ines schonmal den Bon über 1,50 € an der Leergutkasse.

"Nehmen Sie mal die Kiste an!", quakte die Frau plötzlich los, als sie Ines aus dem Augenwinkel wahrnahm. "Der Automat nimmt die Kiste nicht! Warum nimmt der Automat die Kiste nicht?!"

"Ja, Ihnen auch einen guten Tag."

"Weil der Automat nie leere Kisten nimmt", sagte Ines und reichte der Frau den Leergutbon, den sie ihr ohne sich zu bedanken förmlich aus der Hand riss.

Irritierte Kunden

Ich staune immer wieder darüber, wie sehr die Leute offenbar bezüglich des Themas "Kundenservice" entwöhnt worden sind. Aber jahrzehntelang von Kunden Abstand zu halten (damit meine ich nicht speziell wegen Corona) und Anfragen mit "da hinten, zweiter Gang rechts" zu beantworten, hat wohl geprägt.

Wir sind ja, versuchen es zumindest, tendenziell eher aufmerksam. Alle (neuen) Kollegen werden darauf geeicht, offenbar suchenden Kunden mit einer freundlichen Ansprache Hilfe anzubieten. Man muss sich ja nicht jedem an den Hals werfen, aber wenn jemand offensichtlich etwas sucht, kann man ja mal freundlich fragen. "Offensichtliches Suchen" erkennt man zum Beispiel daran, dass jemand nach und nach von Gang zu Gang die Regale sondiert.

Unsere Stammkunden kennen uns natürlich und auch bei den meisten anderen kommt das gut an. Aber es ist doch schon erstaunlich, wie oft man angeguckt wird, als wenn man von einem anderen Planeten dazugezogen wäre. "Kann ich Ihnen helfen?" oder "Suchen Sie etwas Bestimmtes?" bringt viele Leute dazu, in komatöses Schweigen zu verfallen, einen sekundenlang anzugucken und dann ohne einen weiter zu beachten den eigenen Einkauf fortzusetzen.

Ich gebe zu, das Phänomen ist häufiger geworden, seit mehr Leute sich auch im Supermarkt mit kabellosen In-Ear-Kopfhörern die Ohren zudröhnen. Aber es passiert auch oft genug bei Kunden ohne eigene Musikberieselung …

Sperrflächen-Reaktionen

Die meisten Kunden haben Verständnis. Sollten sie natürlich auch schon im eigenen Interesse haben. Wir machen das alles nicht, weil wir gerade das Frühjahrsloch füllen müssen und uns nicht anders zu beschäftigen wissen …

Ein paar Kunden machen sich darüber lustig.

Eine Kundin war so erbost darüber, dass sie ein paar Schritte weitergehen sollte, dass sie vorhin einer Kollegin als Reaktion auf diese Bitte direkt Corona an den Hals gewünscht hat.

Anekdote 3 (03.08.2019)

(Drei kleine Anekdoten, die Gregor vor und während meines Urlaubs gesammelt hat.)

Die Bastarde

Zwei junge Frauen mit mehreren Kleinkindern nähern sich der Kasse. Die Kinder liefen aufgedreht durch die Gegend und erschwerten ein zügiges Beladen des Kassenbandes. Die eine Frau, hübsch und geschminkt, verräumte den Einkauf, die andere, mit Kopftuch und etwas schlichter gekleidet, zahlte.

Die Kinder liefen und johlten weiter herum. Mir wäre es egal gewesen, aber ein bisschen peinlich berührt war ich von der Ansprache der einen Frau: "Alda, könnt ihr kleinen Affen mal aus dem Weg? - Ihr nervigen Bastarde!"

Bastarde? Als wenn es jemanden etwas angehen würde (oder sich dafür interessieren würde), ob diese Zwerge einst unehelich gezeugt wurden …

Schönen guten Tag

Ein ausländischer Mann stellte sich neben den Kassentisch und hielt meiner Kassiererin plötzlich ohne jeden Kommentar von der Seite einen 50-Euro-Schein hin, den sie zwar zur Kenntnis nahm, aber demonstrativ ignorierte. Sie kassierte die aktuelle Kundin ab, klappte die Kasse zu und machte mit den anderen wartenden Kunden weiter.

Er wedelte mit dem Schein. "Wechseln?!"

Meine Kassiererin zuckte mit den Schultern, tat so, als würde sie ihn ignorieren und kassierte weiter die wartenden Kunden ab.

Nach dem nächsten Kunden meldete sich der Mann wieder. In gebrochenem Deutsch, aber überraschender Höflichkeit sprach er: "Schönen guten Tag, können Sie mir das bitte wechseln?"

Ach, geht doch. :-)

Markenlachs für 99 Cent

Der letzte Kunde des Vorabends wollte neben einigen anderen Dingen auch fünf Pakete Costa-Lachs kaufen. Den Geldschein, mit dem er bezahlte, zog er aus einem dicken Bündel, dessen Gesamtwert sich locker im oberen vierstelligen Bereich bewegte.

Nachdem er bezahlt hatte, monierte er in relativ rüpeligem Tonfall den Preis der Lachs-Pakete. Die Frage hätte zwar mit einem Blick auf den Kassenbon selber beantworten können, aber er zog es vor, ohne Bitte und Danke einen meiner Mitarbeiter herzuzitieren. Es folgte eine kurze Diskussion, die mit der Behauptung abschloss, dass da "99 Cent" auf dem Preisschild stehen würde.

Die beiden gingen zur Tiefkühltruhe, an der neben vielen anderen Schildern auch eines für den gekauften Lachs (5,29€) hing und eines für Eigenmarken-Fischfrikadellen für 99 Cent. Auf das letztgenannte Schild zeigte er und kotzte gleich unfreundlich heraus, dass ihm zu viel berechnet worden wäre und dass wir uns gefälligst kulant zu zeigen hätten, wenn wir schon Schilder mit falschen Preisen aufhängen würden.

Mein Mitarbeiter nutzte die Tatsache, dass der Kassierer schon zur Abrechnung nach hinten gegangen war, um ihm zu sagen, dass er da aufgrund der nicht mehr vorhandenen Kasse leider nichts mehr machen könne. Und sowieso: Gekauft ist gekauft, es gibt kein Recht auf Rückgabe. Mosernd verließ der Typ mitsamt der bezahlten Ware den Laden.

Klar hätte man da noch was machen können. Natürlich nicht im Preis, aber problemlos hätten wir den Lachs stornieren und ihm das Geld wiedergeben können. Auch nach der Kassenabrechnung. Aber Wald und Echo und so. :-)

Bedienung!

Ein Typ stand in der Weinabteilung, sah sich kurz um und fing plötzlich an, durch den Laden zu gröhlen: "Bedienung! Gibt's hier keine Bedienung?! Hallo?! Bediiiienung!!!"

Da macht man das dann als Mitarbeiter wie beim Bund: TTV.

Tarnen, täuschen und verpissen, im Klartext: Unauffällig verschwinden. :-)

Testkaufbericht aus der Umbauphase

Hier ein Auszug aus dem neuesten Testkaufbericht. Die angesprochenen Verschmutzungen sind vor allem altersbedingte Schlieren in den Kunststoff-Boxen, in denen wir die Brötchen lagern. Ich will mich da nicht rausreden, das sieht sch … aus, aber ist nicht zu ändern. Und, mal ganz ehrlich, in ein paar Wochen sind die Dinger Geschichte. Diese Kritik nehme ich daher natürlich wie immer auch zur Kenntnis, aber diesmal nur mit einem Schulterzucken. :-)

Ansonsten bestätigt es mich, dass wir hier alles richtig machen. Trotz des vermeintlichen Chaos hier im Laden, kann man dennoch relativ unbeschwert seinen Einkauf erledigen – wie auch schon bei einem der vorhergehenden Berichte wurde darauf besonders hingewiesen:


Umbau, aber sauber und ordentlich

Vorletzte Woche hat hier mal wieder einer der beauftragen Testkäufe stattgefunden. Auch der endete übrigens wieder mit einem 100%-Ergebnis. Besonders gefreut habe ich mich über diesen Hinweis am Schluss des mehrseitigen Protokolls:

Ausschnitt aus dem Testkaufprotokoll

Nett und nicht nett sein!

Der Typ war auch mal wieder bei uns. Hat es zumindest versucht, Gregor hinderte ihn daran, bzw. forderte ihn auf, zu den Laden zu verlassen. Da der Mann auf "Davai, davai!" und "Chop-chop!" nicht reagierte, wurde er kurz laut und unsanft.

Wortmeldung eines Unbeteiligten: "Das geht auch netter!"

Gregor Antwort würde ich ebenfalls unterschreiben: "Hej, zu allen, die meinen Arbeitsplatz NICHT gefährden, BIN ich voll nett!"

Freundlicher

Ein Kollege war dabei, die Vitrine mit den besonderen Spirituosen zu befüllen. Ein jüngerer Kunde quetsche sich beim Versuch, ein solches Produkt zu erwerben, einfach dazwischen und schubste meinen Mitarbeiter dabei regelrecht zur Seite. Dieser beschwerte sich natürlich: "Das geht auch etwas freundlicher."

Der junge Mann hielt kurz inne, besann sich dann aber offenbar und versuchte es folgendermaßen: "Machma Platz da, Digger."

Mein Mitarbeiter guckte ihn mit großen Augen an: "Das kann doch nicht dein Ernst sein?"

Der Kunde versuchte es noch einmal: "Na, gut. Machma Platz da, Digger" – und nach einer ausgedehnten Kunstpause ergänzte er noch: "Bitte."

Abchecken oder unentschlossen gucken?

Wir beobachteten vom Kassenbüro aus eher zufällig auf den Monitoren der Videoüberwachung, wie ein südländisch- oder orientalischstämmiger Mann im Laden hin und her lief. Er pendelte dabei unter anderem zwischen den einschlägigen Warengruppen Alkohol, Kaffee und Körperpflegeprodukten hin und her, was die Sache für uns noch etwas verdächtiger machte. Zwischendurch wirkte er auf mich aber eher so, als wenn er nicht mit Diebstahlsabsicht "abchecken", sondern tatsächlich irgendetwas gezielt suchen würde.

Das war der Moment, an dem ich einen Kollegen bat, in den Laden zu gehen und den Mann einfach mal freundlich anzusprechen, ob er etwas suchen würde und Hilfe benötige. Machen wir öfter so. Wenn es tatsächlich ein potentieller Kunde ist, wird er sich über die Hilfe freuen. Bösewichte fühlen sich dadurch aber gestört und zumindest bilde ich mir ein, dass sie dann wissen (und in einschlägigen Kreisen dieses Wissen eventuell auch weiterreichen), dass wir hier aufmerksam sind.

Die wirklich freundliche Frage meines Mitarbeiters quittierte der Mann extrem gereizt, geradezu aggressiv. Er fuchtelte mit den Armen herum, machte Gesten und machte demonstrativ einmal die Jacke auf. Er habe nichts eingesteckt (hat ja auch keiner behauptet) und was wir überhaupt von ihm wollen würden (hat er überhaupt zugehört?). Unmittelbar darauf verließ er beleidigt (war klar…) den Laden und tat dabei so, als würden wir schlecht mit unseren guten Kunden umgehen.

Ich würd' sagen: Er hat doch nur abgecheckt.