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Maximalverdächtigmachung

Vorweg: Der Mann bezahlte schließlich seinen Einkauf wie es sich gehört.

Aber wer bei 25 Grad Außentemperatur mit einer dicken Steppjacke herumläuft und sich dazu noch so durch den Laden bewegt, als würde man irgendwas abchecken, wobei es natürlich Zufall sein kann, dass er dabei die typischen Klau-Warengruppen Schokolade, Körperpflege, Alkohol und Kaffee auf seiner Route hatte, macht sich halt schon irgendwie verdächtig.

Unser Puls ging schon hoch, als wir ihm hinterhersahen. Aber wie schon eingangs geschrieben, ging dann alles gut aus.

Tragt eure Kleidung antizyklisch, dann könnt ihr eure Mitmenschen schön verwirren. Dicke Jacke im Sommer, Shorts und T-Shirt im Schneetreiben. :-P

Erst trödeln, dann rennen …

Ich saß bei mir im Büro, als eine Kollegin mich per WhatsApp anschrieb: "VP beim Hundefutter" Ich öffnete die Ansicht der Videokameras und entdeckte dort vor dem Regal einen Mann mittleren Alters, der, soweit die Videokameras diese Beurteilung ermöglichten, etwas heruntergekommen wirkte.

Das Hundefutter, zumal wir fast nur unsere Eigenmarken in dem kleinen Regal stehen haben, ist eigentlich erstmal eine unverdächtige Warengruppe. Er stand da eine Weile und hat sich scheinbar interessiert alles angesehen. Ich blieb aber dran.
Er ging dann mit einer Aluschale Hundefutter in der Hand weiter durch den Laden. Guckte bei den Sauerkonserven, inspizierte die Gurkengläser und ging weiter. Alles sah ziemlich unbeholfen aus und ich warf einfach mal die Theorie in den Raum, dass der Mann evtl. gar kein Deutsch spricht und sich im Rahmen seiner Möglichkeiten bei der Suche nach etwas Essbarem zu orientieren versucht.

Deutsch sprach er jedoch ziemlich gut, denn als er gerade in der Nähe des Brotregals stand, quatschte er besagter Kollegin ein frisch paniertes Kotelett ans Ohr. Fremde, die einen mit Smalltalk zutexten – das alleine lässt schon unsere inneren Alarmglöckchen schrillen. Ich blieb also weiter bei ihm dran. Er guckte in den Tiefkühltruhen, sah sich Fertiggerichte und Pommes an, ging zum Kühlregal, inspizierte Milch und Sahne, schlenderte dann zu dem Regal mit den Fertiggerichten "nass und trocken". Dort entschied er sich nach mehreren Minuten für einen Becher 5-Minuten-Terrine. Ich war mir ziemlich sicher, dass der Typ einfach nur etwas zu Essen suchte und dabei vielleicht nur etwas Zeit vertrödeln wollte. Dann ging er wieder zurück zum Hundefutter.

Inzwischen habe ich ihn seit fast 40 Minuten (!) beobachtet. Dann verschwand er kurz, mit Hundefutter und Fertiggericht in der Hand, in einer etwas schlechter einsehbaren Ecke bei den Körperpflegeprodukten. Dort stand auch eine andere Kundin, jedoch mit dem Rücken in seine Richtung. 15 Sekunden später kam er aus dem Gang und hielt die beiden Produkte nicht mehr in der Hand. "SCH… Der hat jetzt doch geklaut!", durchfuhr es mich. Ich sprang auf, rannte nach vorne und verfehlte den Mann an der Tür bereits um einige Meter. Erstaunlich, dass er es nach all der Trödelei plötzlich dermaßen eilig hatte.
Zwischen den Autos rannte der Mann über unsere Straße und verschwand in einer der Seitenstraßen. Verfolgung zwecklos, aber immerhin war ihm noch eine teure Flasche Haarshampoo aus der Tasche gefallen, wenigstens die ließ sich somit retten.

Das Futter für Mensch und Hund hatte er im Regal stehenlassen. Laut Aussage einer Kundin soll er "drei Teile" genommen haben. Eines verloren, bleiben zwei Flaschen Wasauchimmer als Verlust. Es gab schon Schlimmeres. Aber echt ein seltsames Verhalten, dafür vorher 'ne Dreiviertelstunde im Laden herumzulungern …

Auffälliges Kramen in der Tasche

Die Kamera in dem Gang mit dem Spirituosenregal gehört zu denen, die ich "immer" im Blick habe. Natürlich gucke ich nicht ununterbrochen zu, man hat ja auch noch andere Dinge zu tun, aber wenn ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung registriere, gucke ich durchaus mal hin. Immerhin ist dies eines der Sortimente mit den meisten Verlusten durch Diebstahl.

Eine Frau stand vor dem Spirituosenregal und hatte eine Einkaufskorb auf einem unserer Tritthocker abgestellt. Parallel dazu hatte sie eine größere Umhängetasche vor dem Bauch hängen und sie wühlte abwechselnd im Korb und in der Tasche herum und sortiere Dinge hin und her. Es waren die typischen Bewegungen, wie wenn jemand etwas klauen würde. Mein Puls schoss hoch und ich guckte genauer hin.

Nach wenigen Augenblicken formte sich ein "Was macht die die..?" und ich klickte mir die Kameraansicht formatfüllend auf den Bildschirm.
Nein, kein Diebstahl. Sie hatte wohl irgendwas in ihrer XXL-Handtasche gesucht und dazu ihren kompletten Hausstand ausgeräumt und in dem Einkaufskorb zwischengelagert. Hinterher hatte sie natürlich wieder (und natürlich ohne jegliche böse Absicht) alles aus dem Korb in ihrer Tasche zurück gepackt. Das sah dann schon mehr als verdächtig aus, war aber unterm Strich vollkommen harmlos. Puhhh … :-)

Ladendiebisches vom 7. März 2024

Ines und ich hatten heute Vormittag eine interne Onlineschulung der Edeka zum Thema Ladendiebstahl bearbeitet. In dem Kurs gab es nicht viel zu lernen für uns, interessant war er dennoch. "Was ist verboten?", lautete eine Frage in den Übungen. Natürlich dürfen wir die Personalien nicht erzwingen und man darf den Ladendieben auch nicht drohen und durchsuchen darf man sie auch nicht. Klar, wusste ich auch vorher schon alles. Ich finde, dass in dem Kurs der ausdrückliche Hinweis darauf fehlte, dass man Ladendiebe nicht in die Papppresse werfen darf. :-P

Eine Sache in dem Lehrgang ließ mich aber staunen. Der Teil wurde in der Theorie behandelt und war sogar Bestandteil des Abschlusstests: Ladendiebe tragen Handschuhe, um das Hinterlassen von Fingerabdrücken zu vermeiden. Ernsthaft? Wenn die Schulung nach belegbaren Erfahrungen in der Praxis entstanden war, dann ticken die Ladendiebe hier in Bremen definitiv anders. Noch nie hat hier ein Ladendieb Handschuhe getragen, um Fingerabdrücke zu vermeiden. Zumindest wurden Handschuhe, wenn sie denn mal jemand getragen haben sollte, nicht mit Fingerabdrücken in Verbindung gebracht. Überhaupt sind Fingerabdrücke noch nie hier ein Thema bei einem Ladendiebstahl gewesen. Bei Einbrüchen und Einbruchsversuchen sah das da schon anders aus.


Während wir beide gerade dabei waren, den Abschlusstest durchzuarbeiten, stutzte Ines plötzlich mit dem Blick zum Bildschirm mit der Ansicht unserer Überwachungskameras. "Dem gucken wir mal hinterher", sagte sie. Mit "dem" war ein Mann gemeint, der hinsichtlich Statur, Bekleidung und Gesamterscheinung schon auffällig war. Er nahm sich einen Kuchen, dann eine Müllermilch, dann einen Bio-Joghurt und dann noch zwei Tafeln Schokolade aus fairem Handel.
Wir beobachteten fasziniert, denn er hatte keine Taschen dabei und machte auch keine Anstalten, die Sachen irgendwo in seiner Jacke zu verstauen, sah aber dabei so ganz und gar nicht nach einem Kunden aus, der sich diese Produkte leisten kann. Aber manchmal haut man mit Vorurteilen ja auch mal daneben. Der Mann ging in die Getränkeabteilung und fing plötzlich an, irgendwas umzusortieren. Leider in dem Moment mit dem Rücken zur Kamera, aber wir wussten ja, was er genommen hatte und was sich nach dieser Aktion noch in seinen Händen befinden sollte. Zu unserer Überraschung hatte er einen leeren Getränkedosenkarton genommen und dort die Artikel deponiert. Es folgten noch eine Dose Cola, Nüsse, Mandeln, Kekse – alles Markenprodukte im Gesamtwert von über 20 Euro:



Augenscheinlich kaufte er wohl doch ein. Aber unsere Alarmglöckchen schrillten, denn das Gesamtbild wollte nicht so recht passen, und so postierte Ines sich vorsorglich in der Nähe des Ausgangs, während ich über die Videoanlage weiter beobachtete.
In der Gemüseabteilung prüfte der Typ scheinbar unsere Obstauswahl, in Wirklichkeit wartete er nur auf den Moment, in dem ein anderer Kunde den Laden betritt. Blitzschnell war er mit dem Karton auf dem Arm in Richtung Tür gerannt, Ines geistesgegenwärtig hinterher, ein weiterer Kollege tat es ihr nach und beförderte den Mann schließlich im Schwitzkasten ins Lager.

Thema erledigt. Da er keine gültigen Papiere dabei hatte, mussten wir die Polizei rufen, die unserem Erstaunen nach nicht einmal einer Minuten durch die Tür trat. "Wir waren gerade in der Nähe." Sehr gut. Die Überprüfung des Mannes war etwas schwieriger und letztendlich wurde er in Handschellen abgeführt und zur weiteren Untersuchung mit zur Wache genommen.

Während die Polizei mit dem Ladendieb bei uns im Lager zugange war, rief Ines mich an. "VP! Der packt wahllos Kekse in seine Umhängetasche!" Danach packte er noch augenscheinlich genauso wahllos andere Dinge in seine Tasche. Wenn der nicht klaut, was dann? Praktischerweise hatten wir die Polizei gerade im Haus und auch der Beamte, der den Mann auf dem Monitor beobachtete, stimmte uns zu: Das ist definitiv kein normales Einkaufsverhalten. Da sie sich um unseren ersten Ladendieb kümmern mussten, rief er über Funk Verstärkung an. Augenblicke später stand ein zweiter Polizeiwagen vor der Tür:



Zeitweise waren vorhin, wenn ich richtig gezählt habe, sieben Beamte gleichzeitig hier im Markt. Es kam dann nämlich noch jemand mit einem Zivilfahrzeug, da niemand diesen aggressiven und stinkenden Dieb in seinem Fahrzeug mitfahren lassen konnte, wollte oder sogar durfte.

Der mit den Keksen in der Tasche stand irgendwann an der Kasse, packte alles aus und bezahlte seinen Einkauf wie jeder andere Kunde auch. Merktipp für Kunden: Wenn sogar die Polizei schon dein Einkaufsverhalten so auffällig findet, dass sie eine weitere Streifenwagenbesatzung anfordert, dann machst du definitiv etwas falsch.

Der Rest des Tages darf gerne etwas geruhsamer vonstatten gehen …

Getäuscht

Ich ging zu Ines, die gerade Wein packte, hielt ihr meine Hand entgegen. Sie schlug ein und mit einem ganz förmlichen Händeschütteln sagte ich zu ihr: "Ich gratulieren Ihnen zu dieser hervorragenden Menschenkenntnis. Sie guckte mich mit ganz verwirrt und mit großen Augen an.

Was war geschehen?

Nun: Am Vormittag kam ein Mann zum Leergutautomaten, den Ines ganz spontan als VP, verdächtige Person, einsortierte. Wir klemmten uns an die Videoanlage und sahen ihm einen Moment zu. Den mitgeführten "Hackenporsche" hatte er verschlossen und er nahm sich in den folgenden Augenblicken einige recht unverdächtige Artikel aus dem Laden. Eine Packung Kekse, eine Flasche Cola. Danach ging er augenscheinlich nach vorne, vermutlich direkt zu Kasse.

"Der ist harmlos", mutmaßte ich etwas zu leichtfertig und wir setzten die Arbeit am Weinregal gemeinsam fort, ohne den Mann weiter zu beachten.

Einige Stunden später entdeckte ich im Regal mit den Körperpflegeprodukten zwei abgerissene Sicherungsetiketten unserer Warensicherungsanlage. Woher sie kamen ließ sich mit Hilfe der Videoaufzeichnung recht schnell herausfinden: Der Mann hatte zwischen Getränkeabteilung und Kasse noch mal eben zwei Flaschen Duschgel eingesteckt. Bei der Menge vermutlich eher für den Eigenbedarf, was ich immer besser ertrage, als wenn die "Profis" einem zur Drogenbeschaffung den Laden leerräumen, aber ärgerlich ist es dennoch.

1:0 für meine Gattin, würde ich sagen …

Nachtgespenster mit Restpegel

Vier Heranwachsende sind am frühen Morgen mit deutlichem Restpegel an Alkohol und Partylaune in den Laden gekommen und wollten ein paar Dinge fürs Frühstück kaufen. Brötchen, Getränke, Aufschnitt, Butter, ein paar Kleinigkeiten eben, die man so für ein Frühstück gebrauchen kann.

Die Wege durch den Laden waren lang und wirr. Man merkte, dass sie alle noch nicht ganz nüchtern waren. Einer von ihnen hatte auch eine geschlossene Flasche Bier in der Hand, die er irgendwann mühsam und wie unauffällig in seiner Jackentasche verschwinden ließ. Natürlich haben wir ihn an der Kasse auch auf das Bier angesprochen, es kam von allen vier Jungs die einstimmige Antwort, dass er das mitgebracht hätte.

Ein kurzer Blick in die Videoaufzeichnung bestätigte die Aussage.

"Okay, 1:0 für euch. Aber wenn ihr das nächste Mal irgendwas mitbringt, was wir auch verkaufen, sagt vorher eben an der Kasse Bescheid oder lasst die Ware dann da stehen. Dann gibt es auch keine Missverständnisse. So schlaft euch aus."

"Machen wir!", antworteten sie lallend und lachend. :-D

Der Haargeler und Lakritzesser

Nachtrag: Da fehlte wohl eine nicht unwichtige Information im Text. Die habe ich nun ergänzt und damit sollte klar sein, was da an der Kasse genau passiert ist.


Ines und mir fiel ein Typ auf, der sich durch sein Verhalten bei uns zu einer "VP", Verdächtigen Person, machte. Er schlich immer hin und her und wirkte dabei seltsam nervös.

Schließlich nahm er eine Tüte Katjes Lakritz aus dem Süßwarenregal und ging damit nach hinten in den Laden. "Na, ob die auch wieder nach vorne kommen?", rätselten wir schon, als er mit der Tüte in der Hand zum Regal mit den Körperpflegeprodukten ging. Aber er hatte sie tatsächlich noch in der Hand. So weit war alles gut.

Dann legte er die Tüte in ein Regal, nahm sich eine Tube Haargel, drückte sich davon was in die Handflächen und stylte damit schließlich seine Haare neu. Dann verschloss er die Tube wieder, stellte sie zurück ins Regal, griff wieder die Lakritztüte und stellte sich hinter die an der Kasse wartenden Kunden. Dort öffnete er die Tüte und begann, sich die Lakritze Stück für Stück in den Mund zu stecken. In der Zwischenzeit steckte ich mir die angebrochene Haargel-Tube in die Tasche. Die konnte er bezahlen.

Während er an der Kasse wartete, sprach ich ihn an: "Normalerweise ist es so, dass man die Ware erst bezahlt und dann isst." Wäre mir bei jedem anderen Kunden egal gewesen, denn offenbar wollte er sie ja bezahlen, aber da der Typ uns durch sein Verhalten mit dem Haargel ohnehin aufgeregt hatte, musste er auch mal Kritik ertragen.

Ich hätte mit jeder Antwort zwischen "Oh, das wusste ich nicht" und "Ich hatte so einen Appetit, aber ich bezahle die Packung ja auch" gerechnet.
Nicht gerechnet hatte ich mit einem relativ aggressiven Tonfall, in dem mir mitgeteilt wird, dass das sehr wohl erlaubt sei, das wäre nämlich ein Gesetz in Deutschland, und dass ich mich da vielleicht mal schlau machen sollte.

Die Lakritze bezahlte er, aber für das angebrochene Haargel verweigerte der Typ die Bezahlung, angeblich hatte er es gar nicht benutzt. Wir hatten zwar mit vier Augen live dabei zugesehen, aber irgendwann entzog sich der Typ der (wie immer bei solchen Leuten) einseitig lautstarken und Diskussion um den einen Euro und verließ den Laden. Wir werden es überleben, aber sollte der sich hier noch mal blicken lassen, darf er direkt wieder umdrehen und zum freundlichen Discounter an der Ecke gehen. Falls er da nicht auch schon Hausverbot hat …

EAT ALL THE MARSHMALLOWS!

Auch einen weiteren Monat später haben sich unsere Marshmallows vom Aufsteller noch nicht zu einem Renner entwickelt. Das könnte natürlich mit dem Wetter zu tun haben, das hier seit Wochen überwiegend nicht zu gemütlichen Runden an Grill und Lagerfeuer einlädt. Aber ziemlich sicher liegt es auch daran, dass unsere Kunden die Marshmallows einfach nicht als solche erkennen.

Vielleicht hilft ja diese kleine Zusatzinfo, die jetzt an der Ware hängt. ;-)


Kaffeesicherung

Das mit dem Kaffee kann man so machen, aber dann ist es eben nicht so toll. Einerseits fallen die weißen Sicherungsetiketten unnötig auf, die gibt es nämlich auch dezent in schwarz. Andererseits ist die Seite des Deckels nicht gerade der Ort, an dem man sowas gewöhnlich befestigt. Wir haben ein paar neue Leute im Team, da gibt es wohl noch etwas Bedarf für die eine oder andere Nachschulung …


Yeni-Raki-Dieb

Ein Typ mit Maske, auffälliger Schirmmütze und für das aktuelle Wetter viel zu dicker Jacke verließ des Laden. Der Alarm der Warensicherung löste nicht aus, aber trotzdem wurde Ines misstrauisch und wir guckten uns seinen Besuch bei uns mal in der Videoaufzeichnung an.

Er hatte eine Flasche Yeni Raki eingesteckt und obwohl unsere Warensicherungsanlage eigentlich gegen Manipulationen mit Aluminiumfolie relativ immun sein sollte, hatte er es erfolgreich geschafft, das System auszutricksen. In der kurzen Zeit, die wir zum Nachsehen benötigten, war er aber leider schon in irgendwelchen Seitenstraßen oder sogar schon einem Haus verschwunden.

Aber wir bleiben wachsam, das Bild ging an alle Kollegen.

Gesegnete Mitarbeiter

Das Katzenfutter Purina Gourmet Gold ist nun nicht gerade ein Luxusartikel, aber mit regulären 59 Cent pro Dose auch nicht das, was sich jeder leisten kann oder will. Wir haben seit Jahren schon ein paar Sorten davon im Tierfutterregal stehen, aber der Renner sind sie nicht.

Da fiel es schon sehr auf, als eine etwas heruntergekommen wirkende Frau sich einen Einkaufskorb nahm, etwa 30 Dosen des besagten Futters dort hineinlegte und in einen anderen Bereich des Ladens verschwand. Das wirkte nicht mehr wie ein normaler Einkauf sondern definitiv wie die Vorbereitung eines Ladendiebstahls. Inzwischen war die Frau auch einer Kollegin aufgefallen, die mich auf sie aufmerksam machte. Das tat sie leider so auffällig, dass die Frau offenbar misstrauisch wurde und auf dem Weg zur Kasse einen Zwischenstopp beim Katzenfutter einlegte und alle Dosen wieder ins Regal stapelte.

Danach ging sie zur Kasse, bezahlte ihre beiden Bierdosen und sagte noch im Gehen zu meiner verwunderten Kassiererin: "Es tut mir Leid, was ich tun wollte. Sie und alle anderen Mitarbeiter hier im Laden seien gesegnet."

Beobachtungen und die Realität

Schon oft hier im Blog thematisiert habe ich die Problematik, dass Leute sich im Laden "verdächtig verhalten", ohne wirklich etwas Böses zu tun oder auch nur zu beabsichtigen. Es gibt nun mal bestimmte Personen(gruppen), die sich stereotyp mit Vorurteilen oft sehr passend einsortieren lassen, wie ich hier im Beitrag LD-Erkennung vor einer Weile mal umfangreich geschildert habe. Jemanden nur anhand einer Beobachtung zu verurteilen kann also funktionieren, aber auch gewaltig nach hinten losgehen. Daher warte ich oftmals ab und gucke mir einen Sachverhalt lieber noch einmal auf der Videoaufzeichnung auf, auch mit dem Risiko, durch diesen Zeitverlust bestohlen zu werden, als direkt reinzuhauen und evtl. einen ehrlichen Kunden vor den Kopf zu stoßen.

Ich kam aus dem Lager und sah einen jungen Mann, den ich schon von seiner Erscheinung her eher als Hallodri einsortiert hätte, vor dem Regal mit den Energydrinks stehen. Er hatte eine geöffnete Dose in der Hand, die er hektisch und mit wenigen Schlucken leerte. Ab jetzt rechnete ich damit, dass er die leere Dose in einem unbeobachteten Moment irgendwo in ein Regal stellt oder sie sogar in den Leergutautomaten steckt, um auch noch das Pfandgeld einzukassieren. Immerhin haben wir hier sowas schon erlebt.
Aber nichts davon. Er hielt die Dose die ganze Zeit in der Hand, während er einen kleineren Einkauf zusammensuchte und zur Kasse ging. Dort stellte er sie jedoch nicht auf das Förderband, sondern bewegte sie an der Kasse vorbei. Mein Mitarbeiter fragte ihn noch, was mit der Getränkedose sei, doch der junge Mann antwortete nur, dass er diese schon mitgebracht hätte.

Und das war nicht gelogen.

Aber den Preis für auffälliges Verhalten im Supermarkt, den hat er verdient.

Destilliertes Wasser?

Neuerdings ist bei uns ständig destilliertes Wasser ausverkauft. Inzwischen habe ich die Bestellmengen aufgestockt und sogar schon einen kleinen Vorrat angelegt. Aber auffällig ist das schon, ansonsten ordere ich diesen Artikel nämlich nur alle paar Bestellungen mal.

Ist das auch eine Folge von Corona und Hamsterkäufen und der Tatsache, dass nun viel mehr Menschen als sonst zu Hause sind? Laufen dadurch mehr Spielzeug-Dampfmaschinen und Bügeleisen? Oder gibt es wirklich Leute, die auch destilliertes Wasser als Trinkwasservorrat bevorraten? (Ja, destilliertes Wasser ist wie Leitungswasser trinkbar und nicht beim ersten Schluck tödlich.)

Klink, klunk!

… dann war da noch die junge Frau, die ich optisch der Punk-Szene zuordnen würde und die außergewöhnlich viel mit Metall in Form von Ketten und Nieten behangen war.

Als sie den Laden betrat, ich stand gerade im Gespräch mit einem Kunden mit dem Rücken zum Eingang, dache ich im ersten Moment ernsthaft, dass da jemand eine Altmetallsammlung zu uns schleppt, so sehr rasselte und klapperte sie bei jedem Schritt. :-)

LD, 14 Jahre

Ein 14-jähriger Junge, der eigentlich um diese Zeit in der Schule sein sollte (nicht aufgrund unserer eigenen Annahme, sondern wegen seines Stundenplans, wie wir später erfuhren), zog es vor, hier im Laden herumzuschleichen und sich zwei Dosen Red Bull in die Jackentasche zu stopfen, nach dem er die Sicherungsetiketten der Dosen abgerissen und ins Saftregal geworfen hat. Er war uns in der Vergangenheit schon mehrfach aufgefallen, aber wir haben nie konkret etwas gesehen oder konnten ihm einen Diebstahl nachweisen. Diesmal reagierte die Kollegin prompt und beobachtete ihn regelrecht dabei, wie er die Warensicherungen von den Dosen knibbelte.

An der Kasse sprach ich ihn an und fragte ihn, wo er denn die beiden Dosen gelassen hat. Der Reißverschluss der linken Jackentasche öffnete sich, der Reißverschluss der rechten Jackentasche öffnete sich, zwei blaue Getränkedosen wurden auf das Kassenband gestellt. Dazu murmelte er etwas von "vergessen". In Anbetracht der an der Kasse aus verschlossenen Taschen nicht ausgepackten Dosen und dem vorhergehenden Abreißen der Sicherungsetiketten taugte das aber noch maximal als eine müde Ausrede, der wir keinerlei Wahrheitsgehalt zusprechen konnten.

Normalerweise versuchen wir bei Kindern und Jugendlichen natürlich, ohne das volle Programm mit der Polizei auszukommen. Meistens reicht ein Anruf bei den Eltern und die Sache erledigt sich nachhaltig von selbst. Meistens, wohlgemerkt. In diesem Fall sagte der Junge zunächst, dass er die Telefonnummer seiner Eltern nicht wüsste. Okay, wir haben es versucht. So ganz ungeschoren wollten wir ihn natürlich nicht gehen lassen und so informierte ich dann doch die Polizei. Aber schon mit dem Hinweis, dass wir hier kein SEK brauchen, sondern dass sie dem Jungen nur mal einen ordentlichen Schuss vor den Bug verpassen sollen.

Es stellte sich heraus, dass er schon wegen zwei anderer Diebstähle mit der Polizei zu tun hatte. So ganz unbescholten war er also nicht. Nach dem alles geklärt war, fuhren die Beamten ihn noch direkt zur Schule. Für uns war die Sache damit aber noch nicht erledigt. Zwischendurch hatte er nämlich doch noch mit seiner Mutter telefoniert und die wollte unbedingt ein persönliches Gespräch mit mir.

Später kam die Mutter dann und bat mich, die Anzeige zurückzuziehen. Es wäre ein blöder Ausrutscher gewesen und sie würde das mit ihm klären. Und wegen sowas soll doch nicht seine Zukunft gefährdet sein usw. Wäre der junge Mann tatsächlich bis dahin vollkommen unbescholten gewesen, hätte ich mich vielleicht überreden lassen. Sehr wahrscheinlich sogar, so wie ich mich kenne.
Aber: Er hatte schon zwei andere Diebstähle begangen, bei denen er erwischt wurde. (Auch in Anbetracht unserer Beobachtungen mag die Dunkelziffer deutlich höher liegen.) Da reicht der kleine Warnschuss nicht mehr. Andere Ersttäter sind durch die Konsequenzen und den Polizeieinsatz oder das bloße Erscheinen ihrer Eltern meistens so abgeschreckt, dass es dann auch der letzte Diebstahl war. Der Junge hier hatte schon die Chance, sich abgeschreckt zu fühlen. Zweimal sogar. Wie viele Warnschüsse soll er denn bekommen? Die Anzeige zurücknehmen und ein Zeichen setzen, dass er sich ohne oder zumindest ohne nennenswerte Konsequenzen, von einem maximal ermahnenden Gespräch seiner Mutter mal abgesehen, an fremdem Eigentum vergreifen kann?

Daher wird da nichts zurückgezogen.