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Erst trödeln, dann rennen …

Ich saß bei mir im Büro, als eine Kollegin mich per WhatsApp anschrieb: "VP beim Hundefutter" Ich öffnete die Ansicht der Videokameras und entdeckte dort vor dem Regal einen Mann mittleren Alters, der, soweit die Videokameras diese Beurteilung ermöglichten, etwas heruntergekommen wirkte.

Das Hundefutter, zumal wir fast nur unsere Eigenmarken in dem kleinen Regal stehen haben, ist eigentlich erstmal eine unverdächtige Warengruppe. Er stand da eine Weile und hat sich scheinbar interessiert alles angesehen. Ich blieb aber dran.
Er ging dann mit einer Aluschale Hundefutter in der Hand weiter durch den Laden. Guckte bei den Sauerkonserven, inspizierte die Gurkengläser und ging weiter. Alles sah ziemlich unbeholfen aus und ich warf einfach mal die Theorie in den Raum, dass der Mann evtl. gar kein Deutsch spricht und sich im Rahmen seiner Möglichkeiten bei der Suche nach etwas Essbarem zu orientieren versucht.

Deutsch sprach er jedoch ziemlich gut, denn als er gerade in der Nähe des Brotregals stand, quatschte er besagter Kollegin ein frisch paniertes Kotelett ans Ohr. Fremde, die einen mit Smalltalk zutexten – das alleine lässt schon unsere inneren Alarmglöckchen schrillen. Ich blieb also weiter bei ihm dran. Er guckte in den Tiefkühltruhen, sah sich Fertiggerichte und Pommes an, ging zum Kühlregal, inspizierte Milch und Sahne, schlenderte dann zu dem Regal mit den Fertiggerichten "nass und trocken". Dort entschied er sich nach mehreren Minuten für einen Becher 5-Minuten-Terrine. Ich war mir ziemlich sicher, dass der Typ einfach nur etwas zu Essen suchte und dabei vielleicht nur etwas Zeit vertrödeln wollte. Dann ging er wieder zurück zum Hundefutter.

Inzwischen habe ich ihn seit fast 40 Minuten (!) beobachtet. Dann verschwand er kurz, mit Hundefutter und Fertiggericht in der Hand, in einer etwas schlechter einsehbaren Ecke bei den Körperpflegeprodukten. Dort stand auch eine andere Kundin, jedoch mit dem Rücken in seine Richtung. 15 Sekunden später kam er aus dem Gang und hielt die beiden Produkte nicht mehr in der Hand. "SCH… Der hat jetzt doch geklaut!", durchfuhr es mich. Ich sprang auf, rannte nach vorne und verfehlte den Mann an der Tür bereits um einige Meter. Erstaunlich, dass er es nach all der Trödelei plötzlich dermaßen eilig hatte.
Zwischen den Autos rannte der Mann über unsere Straße und verschwand in einer der Seitenstraßen. Verfolgung zwecklos, aber immerhin war ihm noch eine teure Flasche Haarshampoo aus der Tasche gefallen, wenigstens die ließ sich somit retten.

Das Futter für Mensch und Hund hatte er im Regal stehenlassen. Laut Aussage einer Kundin soll er "drei Teile" genommen haben. Eines verloren, bleiben zwei Flaschen Wasauchimmer als Verlust. Es gab schon Schlimmeres. Aber echt ein seltsames Verhalten, dafür vorher 'ne Dreiviertelstunde im Laden herumzulungern …

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Kommentare

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eigentlichegal am :

40 Minuten einen Ladendieb beobachten und dann entkommt er.
Das ist verdammt ärgerlich.

Chris_aus_B am :

Vielleicht ist das eine Studie des seltenen Ersttäters geworden. :-|

Nils am :

Ich wusste gar nicht, dass das Zutexten ein Alarmzeichen für Diebstahl sein kann. Hast du da eine Erklärungsansatz?

Björn Harste am :

Wir vermuten, dass diese Leute mit "unverbindlichem Smalltalk" unauffällig wirken wollen. Das Problem ist, dass Fremde einen normalerweise nie so zutexten und dieses Verhalten daher alles andere als unauffällig ist. Wir hatten es schon bei einigen Ladendieben, dass sie vor der Tat bewusst die Kommunikation mit Mitarbeitern gesucht haben.

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