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LD-Verfolgung auf zwei Rädern

Am Vortag waren Ines und ich mit dem Fahrrad hier in der Firma. Um ziemlich genau 19 Uhr waren wir zum Feierabend aus unserer Einfahrt gefahren und wollten gerade in die Kantstraße einbiegen, als ein Mann an uns vorbeirannte. Von der Straßenecke hörte ich ein lautes Rufen, das ich nicht genau verstanden hatten, die Stimme konnte ich jedoch hundertprozentig sicher einem meiner Mitarbeiter zuordnen. "Ach, da sind noch andere Leute da vorne, die haben sich bestimmt gestritten", beruhigte Ines mich.

In dem Augenblick rannte ein anderer meiner Mitarbeiter an uns vorbei. "Der hat geklaut!", rief er. Da wir gerade auf den Fahrrädern saßen, sprinteten wir hinterher. Der Verdächtige verschwand kurz zwischen den Autos und ging uns dann in aller Seelenruhe entgegen. "Ich hab nichts geklaut", erklärte er und öffnete seine Jacke und ließ den Stoff flattern, so dass zu erkennen war, dass sich darin keine Ware befand.

Inzwischen war mein anderer Mitarbeiter zu uns gestoßen. "Ein Bekannter von mir, der gerade am Einkaufen war, hatte im Laden gesehen, wie der Kerl hier einen ganzen Karton mit Flachmännern eingesteckt hatte, darum hatte er ja auch Bescheid gesagt. Die müssen doch irgendwo sein!"

Waren sie auch, die hatte der Dieb nämlich unter eines der geparkten Autos gestellt. Sein Abstreiten brachte jedoch nichts, denn die Bilder aus unserer Videoaufzeichnung sprachen eine eindeutige Sprache. Anzeige, Hausverbot, das übliche Programm …

3 x Schokolade in die Tasche

Ein Mann mit relativ ungepflegter Erscheinung kam mir im Laden entgegen. Er wirkte irgendwie erschrocken und fragte mich ganz spontan, wo die Leergutannahme sei.

Das mag dem Außenstehenden unverdächtig vorkommen, aber bei mir klingelten die kleinen inneren Alarmglöckchen. Diese Gedankenverkettung, einen Mitarbeiter sehen und sich in einer Schrecksekunde irgendeine Frage auszudenken, um damit wie ein harmloser Kunde wirken zu können, ist zu typisch für Leute, die eben eigentlich unterm Radar bleiben wollen. Mit dieser scheinbar belanglosen Frage machen sie sich dummerweise (oder aus unserer Sicht praktischerweise) gerade verdächtig.

Ich drehte um, sprintete ins Büro und klemmte mich vor den Monitor mit den Überwachungskameras. Der Mann gab sein Leergut ab und ging danach zum Brotregal und nahm sich einige Teile aus der Aufbackstation und packte diese in zwei Tüten. Dann ging er damit zu Kasse.

Das war alles so ernsthaft unauffällig, dass ich schon kurz überlegte, den Blick wieder abzuwenden und mit meiner eigentlichen Arbeit weiterzumachen. In dem Moment griff der Mann ins Schokoladenregal und nahm sich für meinen Geschmack zu spontan gleich drei Tafeln Ritter Sport. Eigentlich wollte das nicht so recht zu ihm passen, andererseits stand er ja auch schon am Ende der Kassenschlange. Ungepflegt und ehrlich gibt es ja schließlich auch – dachte ich in dem Moment, als er die drei Tafeln in seiner Jackentasche verschwinden ließ.

Er war friedlich und wir klärten die Sache in wenigen Augenblicken. Der eigentliche Grund für die Erwähnung hier im Blog folgt nun: Statt eines Ausweises hatte er vom Gefängnis ein Entlassungspapier mit Lichtbild dabei. Das haben wir so nun auch noch nicht erlebt.

Zu viele Diebstähle

Da war ich gerade dabei, die Videoaufzeichnung von einem Ladendieb auf einen USB-Stick zu sichern, als ein Kollege laut rufend am Büro vorbei lief: "Wir haben einen Ladendieb, komm mal eben!"

Meine Güte, lasst mich doch den einen wenigstens erst fertigmachen. Ich wollte gerade im Scherz schreiben, dass man ja bei so vielen Fällen durcheinanderkommt – aber so verkehrt ist das gar nicht. In den letzten Wochen habe ich so viele Videos für die Polizei zusammengestellt, da hatte ich zeitweise tatsächlich die Orientierung verloren. Ein Segen, dass jeder Fall seine eigene Vorgangsnummer bekommt …

Die sieben Fehler

Ein Sechzehnjähriger war mit einem Freund oder auch nur Bekannten hier im Markt, während die andere Hälfte ihrer Vierergruppe vor der Tür wartete. In der Getränkeabteilung steckte er sich überraschend souverän vier Dosen Cola in die Jackentaschen und wollte dann, ohne diese zu bezahlen, zusammen mit seinem Begleiter meinen Laden verlassen. (Fehler 1) Letzterer hatte zwar selber keine Ware eingesteckt, hatte den Diebstahl jedoch unmittelbar mitbekommen.

Dass die beiden dabei von mir beobachtet worden waren, wurde ihnen wohl spätestens in dem Moment klar, in dem ich mich ihnen vor dem Ausgang in den Weg stellte. Ein Kollege und ich begleiteten die beiden ins Lager, wo der Dieb zunächst seine Jackentaschen ausleeren durfte, was er auch ohne zu diskutieren und vollständig tat.

In unkomplizierten Fällen versuchen wir immer, Diebstähle ohne Zuhilfenahme der Polizei abzuwickeln. Bei Minderjährigen informieren wir normalerweise die Eltern, aber da man ja ab 16 Jahren einen Ausweis haben muss, lässt sich das Prozedere in dem Fall auch ohne die Erziehungsberechtigen abwickeln.

"Ich habe meinen Ausweis nicht dabei", gestand der Junge. Das war Fehler 2. Mir blieb also nichts anderes übrig, als die Polizei zu rufen. So ganz ungeschoren sollte er nicht davonkommen und manchmal reicht ja schon die Begegnung mit der Polizei als ausreichend unangenehme Erfahrung, um zukünftig nicht wieder zu stehlen. Der Teenager erzählte uns zwar, dass er noch nie vorher etwas geklaut hatte, aber das glaubte ihm niemand von uns. Das sah insgesamt so routiniert aus, niemals war das sein erster Diebstahl.

Während wir auf die Polizei warteten, hatte der junge Dieb eine Idee: "Reicht es auch, wenn ich mir ein Bild von meinem Ausweis auf mein Handy schicken lassen?" Ich bejahte und sagte dazu, dass wir dann auch auf die Polizei verzichten könnten. Er begann vergeblich, in seinen Taschen nach seinem Handy zu suchen. "Oh, das ist draußen bei den beiden anderen." Warum auch immer er sein eigenes Handy nicht am Mann hatte, aber das war Fehler 3.
Sein Kumpel, der zwar dabei war aber keine Ware in den Taschen stecken hatte, durfte rausgehen und das Telefon holen. Nach ein paar Augenblicken kam er wieder rein: "Die sind weggegangen …" Das war Fehler 4.

Der Begleiter wollte dann noch mal in Ruhe in der Umgebung gucken und kam nach mehreren Minuten mit einem iPhone in der Hand zurück. Endlich konnte der Jugendliche sich das Bild seines Personalausweises schicken lassen und wir könnten die Polizei abbestellen und die ganze Warterei beenden. Der fünfte Fehler kristallisierte sich sofort heraus, der Akku des Smartphones war nämlich leer. Die Frage "Rouge et noir?" beantwortete das Display eindeutig, es blieb nämlich schwarz. Das Gerät machte keinen Mucks mehr – rien ne va plus.

Inzwischen war die Polizei da, aber auch die Beamten konnten nicht hellsehen und den Jungen ohne Ausweis identifizieren. "Kannst du deine Eltern anrufen?", fragte ein Polizist, aber das konnte der Junge nicht, da er die Telefonnummer nicht kannte. Das war Fehler Nr. 6.

Ein Kollege lieh sich im längst wieder renovierten Handyladen nebenan ein Ladekabel mit Lightning-Stecker, um das iPhone laden können. Wir helfen ja mit, wo es nur geht. Im Gegensatz dazu ging das Handy jedoch nicht, vor allem nicht an, was allen Beteiligen kein Stück half. Selbst nach zehn Minuten am Ladegerät gab das Gerät noch kein Lebenszeichen von sich. Das war der siebte Fehler und führte dazu, dass der Junge mal im Streifenwagen auf der Rückbank mitfahren durfte.

Wie das ausgegangen ist, habe und werde ich leider nicht erfahren.

Fünffingerrabatt beim Mittagessen

Dienstag Mittag kam eine Kollegin zu mir ins Büro: "Ich glaube, wir sind gerade beklaut worden. Da hatte einer drei Packungen Tiefkühl-Baguettes in der Hand und dann plötzlich nicht mehr. Aber der war nicht zur Kühltruhe zurückgegangen."

Der junge Mann war leider zu dem Zeitpunkt schon aus dem Laden, aber auf der Videoaufzeichnung war eindeutig zu sehen, wie er sich drei Packungen der Bistro-Baguettes aus der Tiefkühlung nahm, damit in einem der Gänge verschwand und die drei Packungen in seine Umhängetasche stopfte. Seine Cola bezahlte er danach, als wäre nichts gewesen.

Gut, regen wir uns nicht auf. Der Typ ist allen bekannt gewesen, der kam nämlich quasi täglich. "Der fühlt sich sicher, der wird wiederkommen", spekulierte ich.

Mittwoch Mittag kam er natürlich wieder in den Laden. Ein Kollege wollte ihn am liebsten gleich ansprechen und mit nach hinten nehmen, aber ich wollte abwarten. "Lass ihn doch erstmal hier seine Runde drehen und durch die Kasse gehen. Der Diebstahl von gestern ist auf Video, der rennt nicht weg, aber vielleicht steckt er heute ja wieder was ein."

Ich sollte Recht behalten. Diesmal kaufte er eine Tiefkühlpizza, die drei kleinen Glasflaschen Coca-Cola hatte er wieder in seiner Umhängetasche verstaut und natürlich nicht bezahlt. Prima, dann gibt es eben zwei Anzeigen. Der Mann stritt zwar alles ab, aber die Videoaufzeichnung sprach eindeutig gegen ihn.

Am Mittwoch Abend fiel mir zu Hause etwas ein: Wenn der fast täglich kommt, hat er dann auch täglich etwas mitgehen lassen? Am Donnerstag wäre die Aufzeichnung von Montag noch vorhanden; ich nahm mir vor, die Mittagsstunden mal im Schnelldurchlauf durchzusehen. Seine markante Tasche würde ich sofort entdecken, die Suche würde mich nur ein paar Minuten kosten.

Bingo: Er tauchte an Kasse zwei auf, legte eine Packung Hot-Dog-Brötchen, einen Becher Röstzwiebeln und eine Flasche Cola auf das Kassenband. Diese drei Artikel bezahlte der Mann. Die wichtigste und teuerste Zutat für Hot Dogs fehlte da jedoch, nämlich die Würstchen. Nur Brötchen mit Röstzwiebeln schmeckt doch gar nicht.

Naja, eigentlich fehlten die gar nicht. Ihm zumindest nicht. Die beiden Gläser Meica Trueman's waren natürlich auch wieder in seiner Umhängetasche und verließen unbezahlt den Laden. Da folgte also Anzeige Numero drei. Da hatte er wohl einen Lauf.

Weiter zurück reichte die Aufzeichnung ganz datenschutzkonform nicht, aber ich würde darauf wetten, dass der uns in der Vergangenheit schon sehr, sehr häufig bestohlen hat …

4 x Alkohol

Das Telefon im Büro klingelte, auf dem Display stand "KASSE". Ich ließ es zunächst klingeln, denn ein Kollege war im Laden und der hatte auch ein Telefon und konnte und sollte sich um die Belange der Kassierer kümmern. Nachdem es aber gar nicht mehr mit der Bimmelei aufhörte, ging ich doch ran.

Meine Mitarbeiterin rief ganz hektisch in die Leitung, dass wir einen Ladendieb hätten und der Kollege bereits hinterhergerannt sei. Und eine andere Kassiererin sei auch mit dabei. Ah, das erklärte zumindest, warum er nicht ans Telefon gehen konnte. Ich sprintete nach vorne und erfuhr, dass alle in die Seitenstraße verschwunden waren.

Also rannte ich auch noch die 250 Meter bis ans Ende der Kantstraße. Da diskutieren meine beiden Mitarbeiter bereits lautstark mit einer Frau, die sich bei uns ein paar Flaschen Southern Comfort und Osborne Veterano eingesteckt hatte. Die Ware ist zwar gesichert und löste auch den Alarm der Warensicherungsanlage aus, aber sie war einfach durch den Eingang rausgerannt. Die Kollegin an der zweiten Kasse hatte das mitbekommen und war geistesgegenwärtig hinter ihr her gerannt. Das war auch gut so, denn sonst wäre die Frau uns mitsamt der Ware durch die Lappen gegangen.

Dass die Ladendiebin einen Ausweis dabei hatte, fiel ihr erst ein, nachdem wir die Polizei angerufen hatten. Das war natürlich geschickt, denn auch wenn der bereits abgelaufen war hätten wir das ohne die Cops lösen können. Also rief ich dort noch einmal an, weil es aber beim Datenabgleich seltsame Unstimmigkeiten gab, kamen sie schließlich doch hinzu. Anzeige, Hausverbot, das übliche Programm.

Das wäre mal eben Ware für über 50 Euro gewesen … :-(

Ladendiebisches vom 7. März 2024

Ines und ich hatten heute Vormittag eine interne Onlineschulung der Edeka zum Thema Ladendiebstahl bearbeitet. In dem Kurs gab es nicht viel zu lernen für uns, interessant war er dennoch. "Was ist verboten?", lautete eine Frage in den Übungen. Natürlich dürfen wir die Personalien nicht erzwingen und man darf den Ladendieben auch nicht drohen und durchsuchen darf man sie auch nicht. Klar, wusste ich auch vorher schon alles. Ich finde, dass in dem Kurs der ausdrückliche Hinweis darauf fehlte, dass man Ladendiebe nicht in die Papppresse werfen darf. :-P

Eine Sache in dem Lehrgang ließ mich aber staunen. Der Teil wurde in der Theorie behandelt und war sogar Bestandteil des Abschlusstests: Ladendiebe tragen Handschuhe, um das Hinterlassen von Fingerabdrücken zu vermeiden. Ernsthaft? Wenn die Schulung nach belegbaren Erfahrungen in der Praxis entstanden war, dann ticken die Ladendiebe hier in Bremen definitiv anders. Noch nie hat hier ein Ladendieb Handschuhe getragen, um Fingerabdrücke zu vermeiden. Zumindest wurden Handschuhe, wenn sie denn mal jemand getragen haben sollte, nicht mit Fingerabdrücken in Verbindung gebracht. Überhaupt sind Fingerabdrücke noch nie hier ein Thema bei einem Ladendiebstahl gewesen. Bei Einbrüchen und Einbruchsversuchen sah das da schon anders aus.


Während wir beide gerade dabei waren, den Abschlusstest durchzuarbeiten, stutzte Ines plötzlich mit dem Blick zum Bildschirm mit der Ansicht unserer Überwachungskameras. "Dem gucken wir mal hinterher", sagte sie. Mit "dem" war ein Mann gemeint, der hinsichtlich Statur, Bekleidung und Gesamterscheinung schon auffällig war. Er nahm sich einen Kuchen, dann eine Müllermilch, dann einen Bio-Joghurt und dann noch zwei Tafeln Schokolade aus fairem Handel.
Wir beobachteten fasziniert, denn er hatte keine Taschen dabei und machte auch keine Anstalten, die Sachen irgendwo in seiner Jacke zu verstauen, sah aber dabei so ganz und gar nicht nach einem Kunden aus, der sich diese Produkte leisten kann. Aber manchmal haut man mit Vorurteilen ja auch mal daneben. Der Mann ging in die Getränkeabteilung und fing plötzlich an, irgendwas umzusortieren. Leider in dem Moment mit dem Rücken zur Kamera, aber wir wussten ja, was er genommen hatte und was sich nach dieser Aktion noch in seinen Händen befinden sollte. Zu unserer Überraschung hatte er einen leeren Getränkedosenkarton genommen und dort die Artikel deponiert. Es folgten noch eine Dose Cola, Nüsse, Mandeln, Kekse – alles Markenprodukte im Gesamtwert von über 20 Euro:



Augenscheinlich kaufte er wohl doch ein. Aber unsere Alarmglöckchen schrillten, denn das Gesamtbild wollte nicht so recht passen, und so postierte Ines sich vorsorglich in der Nähe des Ausgangs, während ich über die Videoanlage weiter beobachtete.
In der Gemüseabteilung prüfte der Typ scheinbar unsere Obstauswahl, in Wirklichkeit wartete er nur auf den Moment, in dem ein anderer Kunde den Laden betritt. Blitzschnell war er mit dem Karton auf dem Arm in Richtung Tür gerannt, Ines geistesgegenwärtig hinterher, ein weiterer Kollege tat es ihr nach und beförderte den Mann schließlich im Schwitzkasten ins Lager.

Thema erledigt. Da er keine gültigen Papiere dabei hatte, mussten wir die Polizei rufen, die unserem Erstaunen nach nicht einmal einer Minuten durch die Tür trat. "Wir waren gerade in der Nähe." Sehr gut. Die Überprüfung des Mannes war etwas schwieriger und letztendlich wurde er in Handschellen abgeführt und zur weiteren Untersuchung mit zur Wache genommen.

Während die Polizei mit dem Ladendieb bei uns im Lager zugange war, rief Ines mich an. "VP! Der packt wahllos Kekse in seine Umhängetasche!" Danach packte er noch augenscheinlich genauso wahllos andere Dinge in seine Tasche. Wenn der nicht klaut, was dann? Praktischerweise hatten wir die Polizei gerade im Haus und auch der Beamte, der den Mann auf dem Monitor beobachtete, stimmte uns zu: Das ist definitiv kein normales Einkaufsverhalten. Da sie sich um unseren ersten Ladendieb kümmern mussten, rief er über Funk Verstärkung an. Augenblicke später stand ein zweiter Polizeiwagen vor der Tür:



Zeitweise waren vorhin, wenn ich richtig gezählt habe, sieben Beamte gleichzeitig hier im Markt. Es kam dann nämlich noch jemand mit einem Zivilfahrzeug, da niemand diesen aggressiven und stinkenden Dieb in seinem Fahrzeug mitfahren lassen konnte, wollte oder sogar durfte.

Der mit den Keksen in der Tasche stand irgendwann an der Kasse, packte alles aus und bezahlte seinen Einkauf wie jeder andere Kunde auch. Merktipp für Kunden: Wenn sogar die Polizei schon dein Einkaufsverhalten so auffällig findet, dass sie eine weitere Streifenwagenbesatzung anfordert, dann machst du definitiv etwas falsch.

Der Rest des Tages darf gerne etwas geruhsamer vonstatten gehen …

Kurze Lunte

Wir hatten draußen auf der Straße einen Ladendieb festgehalten, der lautstark herumkrakeelte. Was wir denn von ihm wollten, die Ware hätten wir ja wieder und wir könnten ihn ja jetzt schließlich laufen lassen. Dass er gerade eine Straftat begangen hatte und wir ihn deshalb nicht einfach so laufen lassen wollten, kam in seinem Kopf nicht so richtig an.

Eine ältere Passantin ergriff Partei für ihn. Wir sollen den armen Menschen doch laufen lassen, es kann schließlich nicht jedem so gut wie uns gehen, etc.

Das ist wohl auch richtig. Es ist aber eben nicht nur der eine arme Mensch, der bei uns aus Verzweiflung und Not gestohlen hat. Es passiert täglich und da wird die Lunte irgendwann sehr viel kürzer. Da hat man einfach keine Lust mehr, mal die sprichwörtlichen Fünfe gerade sein zu lassen. Ansonsten können wir, "wir" sind meine Mitarbeiter und ich selber, uns nämlich irgendwann selber in die Schlange der armen Menschen, denen es nicht so gut geht, einreihen. Eben dann, wenn unsere Firma nicht mehr in der Lage ist, das Auskommen der dafür arbeitenden Menschen zu erwirtschaften.

DAFÜR eine Pressemeldung?

"Kunden stoppen Ladendieb mit zehn Gläsern Nuss-Nougat-Creme" lautet der Titel einer Nachricht vom NDR.

Das ist eine Meldung wert? Ernsthaft? Vielleicht nicht unbedingt mit der körperlichen Auseinandersetzung, auch die haben wir oft genug, aber die Diebstähle, oft noch mit viel größeren Warenwerten als nur zehn Gläser Nutella, gehören hier buchstäblich zur Tagesordnung. Rucksäcke und Taschen voll mit Kaffee, Alkohol und Süßwaren, pro Fuhre oft jenseits der 50 Euro, das haben wir hier schon sehr, sehr häufig erlebt. Darüber hat noch nie jemand berichtet.

NDR, was soll das? Winterloch? Gut, die Meldung kam aus dem Studio Oldenburg. Vielleicht sollte der Redakteur sein beschauliches Städtchen einfach mal verlassen und ein paar Tage Urlaub in Bremen, Hamburg, Berlin oder Köln machen. Da wird sein Verhältnis zwischen "Alltag" und "Darüber schreibe ich" mal grundlegend neu justiert. :-P

Jeden Tag einen LD

Momentan haben wir täglich Ladendiebe. Also die haben wir vermutlich sowieso, aber momentan erwischen wir auch im Grunde täglich wenigstens einen.

Ist das einfach nur ein Zufall oder sind die Zeiten schlechter geworden und die Leute haben weniger Geld in der Tasche? Diese Situation würde ja voraussichtlich auch nicht so schnell wieder besser werden – das sind ganz schön trübe Aussichten für die Zukunft … :-|

Entwendeter Bio-Reis

"Guck mal", sagte Gregor, als er kopfschüttelnd ins Büro kam, "da hat echt jemand Reis geklaut."

"Nee!", antwortete ich selbstsicher. Wer packt denn Reis aus und füllt den für einen Diebstahl um oder kippt ihn sich gleich lose in eine Tasche? Das macht doch niemand.

Naja, bis auf diesen einen Mann, der sogar zwei Packungen von dem Alnatura-Reis in der Getränkeabteilung stehend aufgerissen und den Inhalt lose in seine Umhängetasche gekippt hat.

Und wir guckten verärgert wie verwundert auf den Monitor der Videoanlage …


Keinen schönen Tag

Ein Ladendieb (es war ein problemloser Vorgang ohne Polizei) wünschte mir, als ich ihn herauskomplementierte, "einen schönen Tag noch".

Keine Ahnung, ob erst gemeinte Freundlichkeit war oder einfach nur unnötiges Gesülze. Eigentlich ist so eine Reaktion nicht meine Art, aber es kam von Herzen: "Den wünsche ich dir nicht."

Wer hier klaut, hat von meinem Standpunkt aus einfach keinen schönen Tag verdient.

Schuster, bleib bei deinem Leisten!

… und dann war da noch der Ladendieb, der keinen Ausweis oder ein ähnliches Dokument dabei hatte, jedoch mit einem Brief dienen konnte, auf dem ebenfalls seine Daten standen. Um die Sache zu beschleunigen, nahm ich ihm einfach mal ab, dass das wirklich seine Anschrift war.

Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass es ein Brief der Kriminalpolizei Bremen war, in dem es um ein Ermittlungsverfahren wegen Ladendiebstahls in einem Discounter in einem anderen Stadtteil ging.

Wenn die Droge die Gewalt über einen genommen hat und der Entzug zu drücken droht, haben die Leute eben nur noch Ziel vor Augen: Nachschub, egal wie.

2023: 887 € erwischte Diebstähle

Schon im Laufe des vergangenen Jahres kam mir die Idee, mal die Zusammenfassung aller bei uns begangenen Ladendiebstähle hier zu veröffentlichen. Fand ich spannend.

Dabei kann ich natürlich nur auf die Kopien der ausgefüllten Diebstahlsprotokolle / Strafanträge zurückgreifen. Alle Diebstähle, die wir gar nicht erst angezeigt haben, sind in der Aufzählung folglich nicht berücksichtigt. Das sind also in erster Linie die, von denen wir gar nichts wissen oder wo der Diebstahl zwar bekannt, der Täter jedoch flüchtig ist. In Wirklichkeit ist davon auszugehen, dass bei uns deutlich mehr Ware am Tag verschwindet als nur im Wert von drei Euro.

Die Gesamtsumme zu Verkaufspreisen beträgt 887,00 Euro.

Konkret handelte es sich bei den entwendeten Waren um:

9 Packungen Kaffee-Kapseln
3 Packungen Kaffee
1 Packung Tee

1 Packung Ferrero Küsschen
5 Packung Ferrero Rocher
39 Tafeln Milka-Schokolade klein
14 Tafeln Milka-Schokolade groß
1 Tafel Schokolade
4 Packungen Bonbons / Fruchtgummi
2 Schoko-Weihnachtsmänner
1 Packung Bio-Lebkuchen

5 Jägermeister groß
4 Jägermeister klein
1 Wodka groß
1 Jim Beam Red Stag
1 Wodka Flachmann
4 Bier
3 Wein
1 Flachmann
1 Erdbeerwein
1 Apfelpunsch

31 Packungen Käse
1 Packung Räuchertofu
5 Packungen Wurst Sucuk
3 Packungen Sushi
2 Pudding
1 Paket Milch
1 Becher Sahne
2 Becher Margarine
1 Packung Butter
1 Packung Wurst
1 Paket Fleisch
1 Becher Kalter Kaffee

8 Snacks Bake Off
1 Pute TK
1 Packung TK Windbeutel
1 Packung TK Berliner

1 frische Pilze
1 Tomate
1 Orange
1 Gurke
1 Packung Zuckererbsen
1 Netz Clementinen

1 Fl. Cola
2 Dosen Red Bull

36 Packungen Nüsse
17 Nesquick Kakaopulver
1 Fl. Albaöl
1 Nuss-Nougat-Creme
1 Brownie-Kuchen
1 Packung Müsliriegel
2 Packungen Kekse
2 Gewürze
2 Konserven
2 Backzutaten
1 Rauchmandeln
1 Smoothie
2 Packungen Waffeln
5 Fertiggerichte

1 Zange
33 Feuerzeuge
1 Shampoo
Das ist auf einem Haufen zwar schon eine ganze Menge, aber so zusammenfassend sogar in meiner Wahrnehmung noch erstaunlich wenig. Aber wie ich oben schon schrieb ist die tatsächliche Menge an gestohlener Ware deutlich größer.

Ich kann das LD-Resümee ja mal jährlich hier festhalten. Da können wir dann beobachten, wie sich die Diebstähle im Laufe der Jahre verändern …

WTF-Diebstahl

Immer wieder kommt es auch mal vor, dass man sich nicht ganz sicher ist, ob jemand tatsächlich etwas eingesteckt hat. Manchmal hilft dann eine kleine List: Entweder ich alleine oder auch mit Kollegen postieren wir uns in der Nähe der Kasse und / oder des Ausgangs und heucheln zufälliges Herumstehen oder sogar ernsthafte Arbeit, während wir tun so, als würden wir immer wieder gaaaanz unauffällig zum vermeintlichen Ladendieb gucken. Es hat schon oft genug funktioniert, mit dieser Technik Leute dazu zu bewegen, die tatsächlich eingesteckte Ware wieder auszupacken.

Wenn der potentielle Täter den Laden schon verlassen hat, hilft es durchaus auch schon, hinter den vermeintlichen Ladendieb betont auffällig hinterherzugehen, gerne auch zügig. Wenn er dann wegrennt, hat man zumindest die Gewissheit, dass da irgendetwas nicht ganz koscher war.

So auch in diesem Fall. Ein junger Mann verließ den Laden durch die Schranke. Noch einen Augenblick bevor er das tat, hatte mir eine Kollegin bereits Bescheid gesagt, dass da ein "komischer Typ" im Laden sei und dass ich doch bitte mal auf dem Video hinterhergucken solle. In dem Moment, als ich auf den Bildschirm blickte, verließ der Mann bereits durch den Eingang unseren Laden. Um noch eine Chance zu haben, lief ich sofort los und hinter ihm her. Als er mich in der Seitenstraße erblickte, gab er Hackengas und rannte davon. Die knapp 100 Meter Vorsprung, bedenkt, dass ich beim Blick auf die Videoanlage in meinem 50 Meter vom Eingang entfernten Büro saß, konnte ich nicht mehr aufholen. Egal, lass ihn rennen – und er rannte wie ein Irrer.

Zumindest wollte ich noch wissen, ob er tatsächlich etwas gestohlen hatte. Und natürlich auch um was es sich dann ggf. dabei handeln würde.

Die typischen Klauprodukte Kaffee, Alkohol, Süßwaren oder Drogerieprodukte hatte er nicht mitgenommen. Ich staunte jedenfalls nicht schlecht, als ich ihn auf der Videoaufzeichnung dabei beobachtete, wie er sechs Flaschen Coca-Cola in seinem Rucksack verstaute. Coca-Cola.