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Kundenberattung

Eine Kundin kam an die Lagertür und sprach eine Kollegin an, die gerade in der Leergutannahme am arbeiten war. Viel bekam ich durch die angelehnte Tür des Kassenbüros nicht mit, jedoch reichten mir die wenigen Gesprächsfetzen, um meine Neugierde zu wecken. Ich stand auf und ging die beiden Treppenstufen runter und fragte, ob ich helfen könne.

Das Problem der Frau hatte nichts mit uns zu tun, sondern war ganz privater Natur. Sie hätte Ratten auf dem Balkon und wollte wissen, was sie dagegen tun könne. Warum sie ausgerechnet in einem Supermarkt nach einer Lösung für ihr Problem suchte, erschloss sich mir nicht so richtig. Auf jeden Fall wollte sie kein Unternehmen fragen, das auf Schädlingsbekämpfung spezialisiert ist, auch wenn genau das mein erster Ratt Rat für sie war.

Die Kundin sah mich eindringlich und schweigend an. Es war dieser Blick voller Hoffnung, doch noch eine Antwort zu bekommen, die mit der eigenen Meinung, wie man mit dem Problem umgehen könnte, konform geht. Aber ich hatte keinen Tipp für sie. Schließlich sagte ich ihr, dass sie den Ratten den Spaß am Balkon nehmen sollte. Essensreste und Vogelfutter entfernen, aufräumen, Unrat beseitigen, Schlupflöcher und Ritzen verstopfen. So richtig glücklich schien sie mit der Antwort auch nicht gewesen zu sein, aber mal ehrlich: Was hätte ich ihr sonst sagen sollen?

Große oder kleine Batterien?

Eine ältere Kundin hielt mir eine Packung AA-Batterien, aka "Mignon", vor die Nase und wollte wissen: "Sind das große oder kleine Batterien?"

Die Herausforderungen im Supermarktalltag.

Da muss man dann erstmal überlegen, was der Kunde überhaupt meinen könnte. "Das sind kleine Batterien" wäre bestimmt die falsche Antwort gewesen und hätte der Kunden sicherlich auch nicht weitergeholfen. Natürlich sind das kleine Batterien, zumindest in Relation zu anderen Dingen. Andererseits gibt es noch kleinere Batterien, also sind es vielleicht doch die großen? Da wir aber Kundenservice betreiben und nicht klugscheißen wollen, behielt ich derartige Gedanken natürlich für mich und versuchte, mich in die Lage der Dame zu versetzen. Warum stellt sie die Frage genau so?

Ich hatte, glaube ich wohl, aber richtig kombiniert: Die Mignon- und die Micro-Batterien (AAA) haben etwa das selbe Format und können von einem Laien durchaus mal verwechselt werden – und genau so war es auch in diesem Fall. Mit "große oder kleine" war also die Unterscheidung "AA oder AAA" gemeint.

Wir konnten helfen, Kundin glücklich. :-)

Frage nach GÖNRGY

Ein dunkelhäutiger Kunde hat nach dem Energydrink "GÖNRGY" von Montanablack gefragt. Haben wir, wie so oft bei solchen Produkten, nicht im Sortiment und ist auch nicht von mir geplant.

Ob der Kunde weiß, dass "Monte" sich in der Vergangenheit durchaus auch schon pauschal rassistisch gegen dunkelhäutige Personen geäußert hat? Und ob das seine Kaufentscheidung, wenn wir das Gebräu denn verkaufen würden, irgendwie beeinflusst hätte?

Hallo und Weg

Eine Kundin kam an die Lagertür, rief kurz "Hallo?!" und rannte nur eine Sekunde später, vielleicht waren es auch ein paar Zehntelsekunden mehr, schon wieder nach vorne in Richtung Laden.

Niemand hätte eine Chance gehabt, darauf zu reagieren.

Warum machen das nur so viele Leute so? Ich meine, was für eine Erwartung hat jemand, der sich die Mühe macht, nach hinten zu gehen und offenbar aktiv nach einem Mitarbeiter zu fragen, aber dann wie nach einem Klingelstreich sofort wieder wegläuft?

Eines der großen Wunder im Umgang mit anderen Menschen.

Es blieb ein großes Fragezeichen

Eine Kundin hatte wohl Frage zu den Haushaltsartikeln. Sie sprach eine Vetreterin an, die gerade in einem Regal in der Nähe räumte, aber von dem anderen Sortiment nicht allzu viel Ahnung hatte.

Wahrheitsgemäß antwortete sie der Frau, dass sie sich hier nicht so gut auskennen würde, aber gerne mal eben einen der Mitarbeiter des Marktes holen könne.

Die Kundin machte ein langes Gesicht und antwortete der Angesprochenen in relativ rotzigem Tonfall: "Egal, dann guck ich eben woanders!" – und stapfte davon.

Rufen & Wegrennen!

Auch so ein Phänomen, das ich nie verstehen werde, das ich in der Form aber fast täglich beobachten kann: Kunden kommen an die Lagertür und statt zu klingeln rufen sie kurz "Hallo?" und drehen sich dann fast augenblicklich wieder um und gehen zurück in den Laden.

Dieser kurze Moment reicht ja meistens noch nicht einmal als Reaktionszeit für eine Antwort aus, wenn jemand im Lager am arbeiten ist. Geschweige denn, aus einem der beiden Büros angerannt kommen muss.

Warum machen das Leute nur so?

Vom Zigeuner zur Paprika

Eine ältere Kundin suchte Homann Zigeunersauce. Die hatten wir zwar ewig lange im Sortiment, seit einer Weile jedoch nicht mehr. Das liegt vor allem daran, dass es das Produkt nicht mehr unter dem alten Namen gibt. Politisch voll korrekt wurde es nämlich inzwischen in Paprikasauce "Balkan-Art" umgetauft.

Das erklär mal der alten Dame, die vermutlich jahrzehntelang ohne rassistischen Hintergedanken diese Sauce unter dem alten Namen gekauft und verwendet hat. Sie war zunächst sehr irritiert, hat dann aber das Glas nach einigem Zögern doch gekauft …

Anruf mit Panik

Ich saß vorhin hier in der Firma in meinem Büro am Schreibtisch und mein Handy lag unbeachtet und mit gesperrtem Bildschirm vor mir. Plötzlich leuchtete das Display auf und "SPAR Gastfeldstraße" wurde angezeigt.

Schlagartig war ich hellwach. Diese Meldung konnte nämlich nur zwei Dinge bedeuten. Erste Möglichkeit: Einer der anwesenden Kollegen rief mich an, obwohl alle wussten, dass ich da bin. Das wiederum würde bedeuten, dass irgendein Notfall eingetreten war, der es nicht erlaubte, nach hinten zu laufen. Stress mit einem Ladendieb oder anderen Leuten, massive technische Probleme oder irgendeine andere Katastrophe. Mein Adrenalinspiegel schoss in die Höhe und ich meldete mich mit einem hektischen "Hallo?" Eine Frauenstimme meldete sich: "Hier ist der Kundendienst, es gibt hier ein Problem mit einer Gutscheinkarte."

Da war sie also, die zweite Möglichkeit: Ein Telefonkartenbetrüger. Die kritischen Nummern, so auch die unserer EDEKA-Zentrale in Minden, werden direkt auf mein Handy weitergeleitet, wenn damit jemand hier in der Firma anruft. Erstens, damit nicht trotz regelmäßiger Schulungen mal ein Mitarbeiter darauf hereinfällt und zweitens, damit ich mir mit diesen Betrügern ein paar Späße erlauben kann. Die Sachbearbeiter der EDEKA rufen von ihren eigenen Anschlüssen mit der entsprechenden Durchwahl an und nicht mit der "0" am Ende. Es trifft also normalerweise nicht die falschen Leute.

Und dann noch sowas: "Hier ist der Kundendienst", schön allgemein gehalten und gleichermaßen wichtig klingend. Schließlich der Höhepunkt: "… Problem mit einer Gutscheinkarte!" Mein inneres Alarmglöckchen klingelte nicht nur, es riss fast aus der Verankerung. Uiiiii, Adrenalin!

Da ich die Betrügerin natürlich möglichst lange hinhalten wollte, um möglichst viel ihrer Zeit zu vernichten (ja, damit natürlich auch meiner), war ich zunächst freundlich und ließ mich scheinbar auf das Gespräch ein …

… und dann kam die große Überraschung. Es ergab sich nämlich, dass die Dame tatsächlich aus unserer Zentrale angerufen hat und alles andere als eine Betrügerin, nämlich eine Mitarbeiterin der EDEKA ist. Dass sie mit der Nummer der Telefonzentrale herumtelefonierte, hat einen Grund: Sie arbeitet dort tatsächlich im Kundendienst – und zwar in dem Teil, bei dem sich die Verbraucher melden können und nicht wir Einzelhändler, die aus EDEKA-Sicht ja auch Kunden sind – aber wir haben jedoch unseren eigenen Kundendienst mit anderen Ansprechpartnern. Damit Endkunden nicht an die direkten Durchwahlen kommen, wird über die "-0" der Zentrale nach außen kommuniziert und so landete sie dann über die Weiterleitung unserer Fritzbox auf meinem Handy. Der Grund für den Anruf war nicht kompliziert: Eine Kundin hatte ein Problem mit einer Geschenkkarte, die wir hier nicht annehmen können, diese Sache war schnell geklärt.

Ein paar Minuten später rief die Sachbearbeiterin noch einmal hier in der Firma an, diesmal von ihrer offiziellen Durchwahl. Da erklärte ich ihr in Ruhe, was es mit den Telefonkartenbetrügern auf sich hat und warum ich so extrem misstrauisch war, immerhin hatten sich mit ihrem so harmlosen Anruf gleich drei für solche Betrüger typische Merkmale auf einem Haufen versammelt. Sie sagte mir, dass sie schon andere Einzelhändler erlebt hat, die ebenfalls nicht über die Nummer mit der Null am Ende erreichbar sind. Vermutlich aus dem selben Grund, nämlich Schadensbegrenzung.

Wir plauderten noch ein paar Minuten über unser kurioses Telefongespräch und ich berichtete über Erlebnisse und Erfahrungen mit diesen Betrügern und anschließend verabschiedeten wir uns schließlich nett ins Wochenende.

Mu-Err-Pilze im Glas

Ihr glaubt gar nicht, wie viel Selbstbeherrschung man braucht, um eine sachlich korrekte Antwort zu geben. Zum Beispiel sowas wie "Nein, die sind in einer Lake aus Wasser und Essig eingelegt." Manchmal verbietet es einem einfach der Anstand, genau das zu äußern, was einem auf der Zunge liegt. Ich erspare euch jetzt alle kreativen Einfälle, aber da gibt es viele Möglichkeiten. Warum ich das hier überhaupt schreibe? Nun …

Ob das getrocknete Pilze sind, wollte der Kunde nämlich wissen.


Im Regal neben dem Pfeiler

Ein älterer Mann suchte Paniermehl. Da er nicht fündig werden konnte, wandte er sich schließlich an eine Kollegin, die ihm half. Ihr erzählte der Herr auch, dass seine Frau ihm gesagt hatte, dass er das Paniermehl "an einem Regal neben einem Pfeiler" finden würde.

Nun, da wir viele Pfeiler haben, haben wir auch viele Regale neben Pfeilern. Da findet man Beispielsweise Obstkonserven, Müllbeutel, Kokosmilch, Oliven, Saucenbinder, Batterien, Schokolade, Haushaltswaren, Nüsse, Backmischungen – und natürlich eben auch Paniermehl.

Aber dennoch ist Paniermehl der am besten versteckte Artikel bei uns im Laden. Dazu gab es vor knapp zwei Jahren ja auch schon ein Beweisvideo von mir. :-)

Wie isst man Kratzeis?

Wenn Wassereis nicht in den bekannten Stangen, sondern in Plastikbechern verkauft wird, wird es normalerweise als "Kratzeis" bezeichnet. Die Kinder lieben Kratzeis, ich habe nach meinem ersten Versuch kapituliert. Während man die Stangen nach und nach wegschlecken kann, schabt man sich bei dem Kratzeis im Becher mit dem Metalllöffel nur die Finger wund.

Vor ein paar Tagen hatte mich ein Kunde angesprochen und wollte von mir einen Tipp haben, wie man das Kratzeis am besten essen kann, ohne sich dabei umzubringen. Ich musste lachen, habe ihm von meinen eigenen Problemen berichtet und dann mussten wir beide lachen. Nogger bleibt Nogger. :-P


Keinen „DirTea“

Zwei Mädels fragten nach „DirTea“ von Shirin David.

Kommentar einer Kollegin: "Hier im Laden haben wir Boomer das Sagen. Hier gibt es keinen Eistee von Influenzern."

Genau, hihi. :-)

Aber Shirin David ist als Person zumindest um Längen erträglicher als dieser unglaublich strunzige Capital Bra, nach dessen Eistee inzwischen hier übrigens niemand mehr fragt.

Genau hinter Ihnen!

An der Tiefkühltruhe mit Kuchen und Torten stehend verräumte ich eine Lieferung scharfer Würzsaucen. Ein Kunde stellte sich neben mich und wollte wissen, wo wir Salami am Stück hätten. Von allen möglichen Fragen, die man mir an der Stelle hätte stellen können, war das wohl eine der am leichtesten zu beantwortenden:

"Drehen Sie sich einfach nach hinten um, dann gucken Sie genau drauf."

Taco-Schalen

Ein Kunde suchte "Taco-Schalen". Klar, kein Problem. Haben wir nämlich im Sortiment, zwar noch nicht sehr lange, aber wir haben sie. Unter der Prämisse zumindest, dass die harten, zu U-förmig gebogenen Tortillas damit gemeint sind, die allgemein als "Taco-Schalen" bezeichnet werden. Insgesamt ist die Welt der Tacos und Tortillas mit ihren Variationen und Begriffen recht unübersichtlich, da gibt es wohl nie die eine richtige Antwort.

Die gezeigten Taco-Schalen waren dann aber nicht richtig. Gemeint waren in diesem Fall diese Kunststoffbehälter mit zwei Fächern, in denen man beispielsweise auch im Kino seine Nachos mit Käsesauce serviert bekommt. Die haben wir jedoch nicht.