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Mayo und Bananen

Hinter einem der Regale in der Getränkeabteilung fiel mir beim zufälligen Blick auf den Bildschirm der Videoanlage eine komische Bewegung auf. Jemand hat sich einen Rucksack aufgesetzt und ist dann als wäre nichts gewesen wieder in den mehr frequentierten Bereich des Ladens gegangen.

"Warte mal eben", entschuldigte ich mich bei der Kollegin, die eigentlich darauf wartete, dass ich ihre Kassenabrechnung eingebe. Im Videorekorder einloggen, ein paar Augenblicke zurückspulen – ja, da scheint der in der Perspektive wirklich nur den Rucksack aufgesetzt zu haben. Aber ist vorher was passiert? Wieder eine halbe Minute zurück, andere Kamera auswählen. Mist, der hat was eingesteckt.

Aufspringen, nach vorne sprinten. Schrecksekunde, in der Aufzeichnung nachsehen und der Weg nach vorne dauerten insgesamt knapp 40 Sekunden. Die Zeit war ausreichend für den Mann, den Laden zu verlassen und irgendwo zwischen den Passanten und/oder in einer der Seitenstraßen zu verschwinden. Verflixt. Aber manchmal geht es einfach nicht schneller.

Eingepackt hatte er sich letztendlich eine Flasche Mayonnaise unserer Eigenmarke und ein paar Bananen. Da bekommt man ja schon fast Mitleid mit dem Dieb. Gutheißen will ich den Diebstahl zwar dennoch nicht, aber sowas ertrage ich deutlich besser, als wenn die "Profis" sich die Taschen mit Ware im Wert von teilweise dreistelligen Beträgen füllen, weil sie kartonweise Käse, Schokolade, Butter oder was auch immer einpacken …

Klauen, keine Papiere – aber Haftgründe

Ein Mann hatte vier Packungen Ferrero Rocher in seiner Trainingshose deponiert und wollte den Laden verlassen, ohne diese zu bezahlen.

Da diese Pralinen auch von uns mit Warensicherungsetiketten beklebt werden, löste die Ware an der Kasse den Alarm aus und in der Folge kam er mit seiner Beute nicht weit. Da er sich nicht ausweisen konnte, riefen wir die Polizei an.

Der Mann war friedlich und eigentlich auch kooperativ. Hätte er seinen Ausweis dabei gehabt, wären wir sicherlich auch ohne die Uniformierten zurechtgekommen. Dass wir die Polizei rufen mussten, war dann doppeltes Pech für den Dieb: Nicht nur, dass durch den Polizeieinsatz alles hier länger dauerte und für ihn komplizierter wurde – es stellte sich vor allem während seiner Überprüfung im INPOL heraus, dass wohl Haftgründe gegen ihn vorliegen.

Wie die Sache nun ausgegangen war, weiß ich nicht und geht mich ja auch nichts an, aber auf jeden Fall durfte der Mann auf der Rückbank im Streifenwagen mitfahren, damit die Sache auf der Wache genauer überprüft werden konnte.

Lachs in die Jacke

Als der mit einer Warensicherung versehene Räucherlachs hinter der Kasse den Alarm der Warensicherungsanlage auslöste, tat der Mann so, als hätte er noch etwas vergessen, flitzte schnell in den Laden und entledigte sich der Packung wieder. Dumm nur, dass das nicht nur von zwei Kollegen unmittelbar beobachtet wurde, es war auch hinterher eindeutig in der Videoaufzeichnung zu erkennen, wie er den Fisch wieder aus seiner Jacke zog.

Auch eindeutig zu erkennen war, wie er ihn zuvor eingesteckt hatte. Perfekt in Pose genau vor der Kamera stehend hatte er die Packung in seiner Jacke verschwinden lassen. Unter lautstarkem Protest ließ er die folgende Prozedur zur Personalienfeststellung für die Anzeige über sich ergehen. Lautstark deshalb, weil er uns mehrfach versicherte, mehrere hundert Euro dabei zu haben, deshalb sicherlich nicht klauen zu müssen und die Packung nur in Gedanken in die Tasche gesteckt hatte.

"Nur in Gedanken" … Absolut zweifelsfrei! :-P


Eingesteckte Bierdosen

Ein Mann hat sich mehrere Dosen Bier in seine Umhängetasche gesteckt und hat sich dabei auch nicht von den beiden Kundinnen stören lassen, die mitten während seiner Tat an ihm vorbeigelaufen waren.

Im Vergleich zu anderen Diebstählen nur ein eher kleinerer Schaden, aber dennoch ärgerlich und letztendlich ein weiteres Puzzlestück zu einem großen, schmerzhaften Ganzen.


Zwei Typen und ein Karton voll Butter

Zwei uns nicht bekannte Männer betraten den Laden, gingen direkt zu den Molkereiprodukten und ließen innerhalb weniger Augenblicke einen kompletten Karton Butter (mitsamt der Pappe, also nicht nur den Inhalt) in ihrem Rucksack verschwinden. Während einer noch einen kleinen Alibi-Einkauf tätigte, verschwand der mit dem Rucksack bereits auf Nimmerwiedersehen …

Der ewige Kampf ums Überleben bei uns. Wir können aber nun auch nicht jeden Artikel aus dem Sortiment verbannen und auch nicht jeden Artikel sichern. Ein Sicherungsetikett kostet zwar "nur" ein paar Cent, aber wir verwenden davon buchstäblich tausende – und da läppert es sich schon zu einer stattlichen Summe zusammen.


Fixer Käseklau

Ein Mann betrat den Laden, ging direkt zum Kühlregal, beugte sich runter zu den Käsestücken, warf einige Stücke Gouda durch den Kragen in seine Jacke – und verschwand genauso schnell wieder, wie er gekommen war.

"Da ist eben so ein komischer Typ rausgegangen, willst da mal gucken?", rief mich meine Mitarbeiterin von der Kasse an. Ja, komisch war er, das kann ich bestätigen. :-(


Milkaverkleinerung

Nach der Preiserhöhung und der Tatsache, dass Milka-Schokolade generell schon seit Jahren eines der Top-Diebesgüter hier bei uns ist, hatten wir in den letzten Tagen eine Entscheidung getroffen: Wir werden das Sortiment reduzieren. Wir haben eigentlich schon immer (also auch vor dem Umbau 2018) drei Fachböden für Milka gehabt, also insgesamt 15 verschiedene Artikel. Aber damit ist jetzt Schluss.

Wir werden das Diebstahlsrisiko bei diesen Artikeln verringern, indem wir den generellen Warenbestand verringern. Die fünf stärksten Artikel werden wir behalten. Wenn dann jemand wieder den gesamten Milka-Bestand klauen will, beläuft sich der Schaden nur noch auf ein Drittel des ursprünglichen Wertes.

Es stört mich wirklich sehr, dass man zu solchen Maßnahmen greifen muss, aber wir kommen einfach nicht mehr anders gegen die immense Zahl an Diebstählen an. Vor allem nicht mehr gegen jene, die man nicht als "Gelegenheitsdiebstähle" verbuchen kann und die richtig schmerzhafte Schäden verursachen.


Der Anzeigen-Rekordhalter

Dieser Typ war übrigens am späteren Abend noch einmal bei uns. Wieder etwas eingesteckt und erfolgreich geflüchtet.

Auch dafür bekommt er natürlich wieder zwei Anzeigen, eine für den Diebstahl, eine für den begangenen Hausfriedensbruch.

Damit ist er mit insgesamt zehn Anzeigen an einem Tag der unangefochtene Rekordhalter hier bei uns. Ich glaube nicht, dass das so schnell jemand überbieten wird – und zugegebenermaßen hoffe ich auch, dass es keiner versuchen möchte. Ist mir alles viel zu aufregend.

Trauben im Vorbeigehen

Ein Kunde sprach vorhin einen meiner Mitarbeiter an: "Da hat eben einer im Vorbeigehen von den Sachen vor der Tür eine Packung Weintrauben mitgenommen und eingesteckt."

Damit muss man natürlich immer rechnen, wenn man Ware vor seinem Laden platziert, aber es ist wirklich erstaunlich wie sehr dieses "mal eben einstecken" zur Normalität geworden zu sein scheint. Früher waren Ladendiebe aufgeregt, es war für Kinder/Jugendliche eine Mutprobe, der Puls war auf 180, das Adrenalin schwappte förmlich über. Und heute? Zack, im Vorbeigehen mal eben mitgenommen. Völlig normal.

Komischer Typ mit ohne Eiern von Penny

Eine Kollegin kam mit nachdenklichem Gesichtsausdruck in mein Büro. "Da war eben ein ganz komisches Erlebnis an der Kasse, da hatte ein Mann Alarm ausgelöst und dann hatte er Eier in seinem Rucksack, aber er hat behauptet, die wären von Penny und dann war der auch ganz schnell weg, der hat uns bestimmt beklaut, ich bin so blööööd, das ich nichts gesagt habe, aber das ging so schnell …"

Wir guckten uns den Mann auf dem Video an und, ja, er hat geklaut. Die Eier waren nicht von Penny sondern von uns und was er sonst noch in seinem Rucksack hatte, mochte ich mir gar nicht näher ansehen.

Was mich persönlich dabei ärgerte: Mir war der Mann vorher in den Live-Bildern der Videoanlage schon aufgefallen, ich hatte ihn ein paar Augenblicke beobachtet, aber dann entschieden, dass er harmlos ist. Ich bin so blööööd!

Was für ein Start ins Wochenende

Als ich vorhin zur Firma kam, teilte mir der Kollege mit, dass wir vermutlich heute früh beklaut worden sind. Richtig, zwei heruntergekommene Typen hatten sich das halbe Schokoladenregal (Milka …) in ihre Jacken und Taschen umgefüllt und sind dann rausgerannt. Sie hatten zwar den Alarm der Warensicherungsanlage ausgelöst, aber sie waren so schnell unterwegs, dass eine Verfolgung nach der Schrecksekunde den anwesenden Kollegen nicht mehr möglich war.

Während ich dabei war, die Videoaufzeichnung zu sondieren, rannte ein anderer Typ mit einer Flasche Wein in der Hand raus. "Die klaue ich jetzt auch noch", rief er der verdutzten Kollegin an der Kasse zu, die gerade mitten in einem Kassiervorgang steckte und überhaupt nicht so schnell fassen konnte, was da gerade passiert war. Der Wein ist zwar weg, aber den Typen kennen wir netterweise. Das war nicht sein erster Diebstahl bei uns und so bekommt er noch eine weitere Anzeige auf seinen meterhohen wie folgenlosen Stapel …

Der Rest des Samstags darf jetzt gerne etwas entspannter verlaufen.

Vom Korb in den Rucksack

Leider erst im Nachhinein entdeckt, weil der Mann den leeren Korb einfach im Gang stehen gelassen hatte – aber er hatte in dem Einkaufskorb scheinbar ganz harmlos seinen "Einkauf" zusammengesucht und dann die Ware hinter einer der Tiefkühltruhen hockend in seinen Rucksack umgefüllt und war schließlich mit seiner Beute unerkannt entkommen.

Es macht mir wirklich keinen Spaß mehr.


Dose Cola als Fünffingerrabatt

Mir fiel ein etwas heruntergekommener Mann mittleren Alters im Laden auf, der etwas verloren wirkte und einen "Hackenporsche" hinter sich her zog. Ich beschloss, ihn mittels der Videoanlage zu beobachten. Er trottete schließlich zur Kasse, ging an der wartenden Menge vorbei und verließ den Laden.

"Na, warte!", dachte ich. Mit dem Einkaufstrolley im Schlepptau wird er nicht so schnell verschwinden können. Ich guckte mir schnell die Videoaufzeichnung an und musste dabei leider doch feststellen, dass der Typ sich eine Dose aus dem Colakühlschrank in die Jackentasche gesteckt hatte. Mist. Auf der Straße war er dann leider doch nicht mehr zu sehen und selbst ein Sprint zur Kreuzung mit Blick in alle Seitenstraßen brachte keinen Erfolg.

Naja, 'ne Dose Cola ist verschmerzbarer als ein Rucksack voller Schokolade oder Kaffee. Aber wir versuchen natürlich grundsätzlich jeden Diebstahl anzuzeigen, damit sich gar nicht erst herumspricht, dass man hier "gut klauen" kann. Ob unsere Vorgehensweise tatsächlich einen Effekt erzielt, kann ich nicht beurteilen – aber wenn in einem Geschäft die Mitarbeiter allgemein weniger Aufmerksam sind und Ladendiebe (auch ohne Beute) häufiger einfach so gehen lassen und keine Anzeige aufnehmen, dürfte sich das in gewissen Kreisen ganz bestimmt herumsprechen.

Abgebrochener Fleischdiebstahl

Im Regal mit den Sekt-Pikkoloflaschen lag eine Packung Fleisch, die mir nur kurze Zeit zuvor noch nicht dort aufgefallen war. Aufgrund der Tatsache, dass diese Kamera das Regal mit Spirituosen im Blick hat und ich deshalb öfter da mal draufgucke, lag die Packung da wirklich erst nur kurze Zeit.

Da sie noch entsprechend kalt war, haben wir sie wieder ins Kühlregal zurückgelegt. Kommt immer wieder vor, dass Kunden Waren absichtlich oder auch in Gedanken irgendwo liegen lassen. Bei Kühlprodukten, die man nicht rechtzeitig findet, ist sowas natürlich immer ärgerlich, in diesem Fall passte es zum Glück noch.

Wir waren aber neugierig, wer die Packung da abgelegt haben könnte und so guckten wir uns die Videoaufzeichnung an. Die Stelle, an der das Fleisch dort abgelegt wurde, hatte ich in wenigen Augenblicken* gefunden und staunte nicht schlecht. Nicht ein Kunde, der das Fleisch nicht mehr kaufen wollte, hatte es dort abgelegt, sondern ein Mann, der es offenbar nicht mehr klauen wollte. Bei seinem Weg durch den Markt fielen ihm nämlich immer mehr unsere Kameras auf und offenbar hatte er doch irgendwann solche Bedenken, dass er die Packung Bio-Fleisch im Verkaufswert von knapp zehn Euro schließlich wieder nach unten aus seiner Jacke zog und in das Regal legte.

*) Es macht wirklich nicht viel Arbeit, eine solche Stelle in der Videoaufzeichnung zu suchen. Man muss sich natürlich nicht viele Stunden im Schnelldurchlauf angucken, sondern kann sich recht gezielt zum fraglichen Zeitpunkt hinarbeiten. Beispiel: Wir haben das Fleisch um 16:30 gefunden, um 16 Uhr wurde es abgelegt, was ich natürlich anfangs noch nicht wusste. Klick in die Zeitleiste bei 12 Uhr: Fleisch weg. Den Zeitraum zur aktuellen Zeit halbieren, also Klick bei 14 Uhr: Fleisch weg. 15 Uhr: Fleisch weg. 16 Uhr: Fleisch da. 15:30 Uhr: Fleisch weg. 15:45 Uhr: Fleisch weg. 15:55 Uhr: Fleisch da. 15:50: Fleisch weg. Die letzten Minuten hatte ich dann im Schnelldurchlauf angesehen und wurde um 15:54 Uhr fündig. Der gesamte Vorgang hat gerade mal 30 Sekunden gedauert, was akzeptabel ist.


Anzeige? Na, und?

Eine junge Frau hatte sich einen Artikel aus dem veganen Sortiment in ihre Jackentasche gesteckt und löste mit der Ware beim Verlassen unseres Geschäfts den Alarm der Warensicherungsanlage aus.

Darauf angesprochen hielt sie mir zunächst ihr Handy vor die Nase und wollte mir erzählen, dass das Gerät vermutlich für den Alarm verantwortlich ist. Ich schüttelte den Kopf. Dann zog sie den Tofu aus der Jackentasche und sagte dazu: "Oder könnte der das sein? Habe ich bei Rewe gekauft, aber können Sie meinetwegen behalten …"

Klar, das ist absolut plausibel, also Mädel, du kannst gehen … :-)

Die Videoaufzeichnung sprach jedoch eine ganz andere Sprache. Genau im Blickfeld von zwei Kameras stand sie nämlich, als sie die Packung aus dem Regal nahm und in ihrer Jacke verschwinden ließ. Also fügten wir vor dem Gehen noch einen Zwischenschritt ein, nämlich das Aufnehmen ihrer Personalien für die Anzeige.

Aber interessant war ihre Reaktion, als Ines ihr sagte, dass sie eine Anzeige wegen des begangenen Ladendiebstahl von uns erhalten wird. Die junge Frau zuckte nur mit den Schultern und antwortete lapidar: "Na, und?"

Aus dieser Aussage extrapoliere ich einfach mal, dass das hier bei uns weder ihre erste noch hinsichtlich der nächsten Zukunft die letzte Anzeige gewesen sein wird. Noch nicht einmal ein Vierteljahrhundert alt und schon so eine Karriere eingeschlagen …