Die Tony-Schokolade, die wir seit einiger Zeit im Sortiment haben, erfreut sich offenbar größerer Beliebtheit, als uns lieb ist. Eine Kollegin sprach mich an, während sie eigentlich die Trockensortiment-Bestellung erledigte und verwundert feststellen musste, dass zwei Sorten komplett leer sind.
"Die hatte ich zum letzten Liefertag bestellt und die sind auch geliefert worden, aber im Regal ist nichts mehr. Das MDE-Gerät sagt, dass wir null Abverkauf in den letzten Tagen hatten", erklärte sie mir ihre Beobachtung, "sind die alle geklaut worden?"
Mit Sicherheit sagen ließ sich das nicht, aber der Bestand sollte laut Warenwirtschafts jeweils mehrere zehn Tafeln betragen. Faktisch war keine einzige da. Dass die geklaut worden waren, ist also sehr wahrscheinlich.
Leider lässt sich das Regal mit der Videoanlage nicht einsehen, so dass man überprüfen könnte, was und ggf. wann genau da was geschehen ist. Wir könnten vier Tage rückwirkend durchgucken, aber das wäre ein zu großer Aufwand. Wir haben die vorhandenen Tony-Tafeln jetzt mit Warensicherungsetiketten beklebt und hoffen, dass wir den Dieb auf diese Weise erwischen.
In einer internen Hygieneschulung wurde auch der Unterschied zwischen den Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdaten erklärt. Das Thema mit der Mindesthaltbarkeit sollte inzwischen jeder mitbekommen haben. Wie der Name schon sagt, sind Produkte bis zu diesem Datum auf jeden Fall haltbar und nicht ab diesem Datum garantiert tödlich. Wobei mit "haltbar" gemeint ist, dass der Hersteller bis zu diesem Datum die einwandfreie Qualität der Ware zusichert. Die Produkte haben keinen eingebauten Kalender und lösen sich um Punkt Mitternacht nach diesem Datum schlagartig auf. Auch der Gesetzgeber ist da deshalb nicht so streng. Produkte mit abgelaufenem MHD dürfen sogar noch verkauft werden, was wir nach eigenem Ermessen und mit Augenmaß auch tun. Fette und Öle und daher auch Produkte mit hohem Fettanteil (also auch beispielsweise Chips und Nüsse) werden schnell ranzig, da kann und sollte man nicht mehr wochenlang abgelaufene Artikel anbieten. Wie gesagt, Augenmaß. Das alles natürlich immer zu Sonderpreisen und bei länger abgelaufenen Produkte auch durchaus mal zu eher symbolischen Preisen (5 oder 10 Cent). Dabei steht nicht der Gewinn im Vordergrund, sondern wir wollen vermeiden, dass Lebensmittel im Müll landen. Der symbolische Preis verhindert, dass Leute einfach blindlings alles abgreifen. Darauf wollte ich jetzt gar nicht hinaus.
Dann gibt es noch das Verbrauchsdatum. Dieses ist sehr viel strenger geregelt, denn Produkte mit abgelaufenem Verbrauchsdatum dürfen nicht mehr verkauft werden. Nicht Ausnahmsweise noch, nicht zum Sonderpreis und auch nicht für unseren symbolischen Preis. Gar nicht! Davon betroffen sind zum Beispiel geschnittene Salate und frischer Fisch und frisches Fleisch. Nicht grundsätzlich, aber in diesen Warengruppen findet man bei uns im Markt die meisten dieser Artikel.
Und dann steht in dieser Schulung, dass auch für Verbraucher gilt, dass die Lebensmittel nicht mehr verwendet werden dürfen. Wer denkt sich so eine Formulierung aus? Wenn ich Fleisch zu Hause habe, dessen Verbrauchsdatum ein oder zwei Tage zurück liegt, kann mir wohl schlecht jemand verbieten, diese Produkte noch zu verwenden. Durchgegart (!) hätte ich auch überhaupt keine Schmerzen damit, sie noch zu verwenden …
Da frage ich mich, ob das einfach nur eine unglückliche Formulierung ist oder ob wir Kunden ernsthaft aktiv mitteilen sollen, dass sie ein Produkt nach dem Verbrauchsdatum nicht mehr verwenden dürfen?!
Das "Fungi Pad" wird als "Fleischalternative 2.0" beworben. Ob es schmeckt? Keine Ahnung. Wenn von euch es schon jemand probiert hat, würde ich mich über einen entsprechenden Hinweis in den Kommentaren natürlich freuen.
Worauf ich hinaus wollte: Ob das Produkt schmeckt, weiß ich nicht. Aber ich kann mich bei dem Verpackungsdesign auch nicht annähernd dazu hinreißen, an ein leckeres Lebensmittel zu denken. Das Ding sieht aus wie irgendeine Tablettenschachtel aus der Apotheke.
Gut, auf diese Weise hat man sich den "Serviervorschlag" direkt erspart, aber appetitlich sieht es so nun auch überhaupt nicht aus. Wie findet ihr diese blaue Schachtel?
Unsere "neue" Zeitungskiste ist zwar inzwischen schon knapp drei Jahre alt, aber das hält die Fahrer unseres Pressegroßhandels nicht davon ab, sie völlig zu ignorieren. Zum wiederholten Male hat der Fahrer oder die Fahrerin die Pakete einfach vorne vor die Ladentür gelegt. Das spart dem Fahrer natürlich Arbeit und Fahrerei, ist aber nicht ganz ungefährlich – es sind nämlich schon Pakete abhanden gekommen, die von irgendwelchen Leuten einfach mitgenommen wurden.
Wenn man sich verschrieben hat, die Zeile komplett durchstreichen und eine neue Zeile verwenden. Nichts überschreiben. Diese simple Anweisung an unsere Inventurhelfer war wohl nach der Einweisung nicht bei jedem hängen geblieben.
Ist ja auch viel Abwechslungsreicher, wenn man bei der Auswertung den Arbeitsfluss an der Rechenmaschine unterbrechen und erstmal genau hingucken muss.
Fundstück in einem ALDI-Markt in Köln: Auf den Tiefkühlschränken klebten diese Aufkleber mit dem Hinweis auf das Kältemittel Propan (R290) und dass diese Kühlanlagen nachhaltig sind und dass ALDI mit Verantwortung handelt.
Propan hat fast kein Treibhauspotential, ist also in dieser Hinsicht bei Kältemitteln die beste Wahl. Vielleicht sollte ich mir auch mal angewöhnen, auch die kleinsten Belanglosigkeiten, mit denen man sich positiv darstellen kann, ausdrücklich zu erwähnen.
Wir hatten viele Jahre einen lieben Stammkunden, mit dem Ines und ich auch immer ein paar Worte gewechselt haben. Wir werden alle älter, aber zwischen frühem und fortgeschrittenem Rentenalter ist die Veränderung natürlich durchaus extrem.
Irgendwann berichtete Herr B. Ines, dass bei ihm Leukämie diagnostiziert worden wäre. Er sei aber schon so alt, er möchte keine Behandlungen und lässt die Krankheit einfach den natürlichen Gang gehen. Das mag hart klingen, ist bei einem erwachsenen Menschen in der zweiten Lebenshälfte aber eine Entscheidung, die man akzeptieren muss. Das war vor einigen Jahren. Er kam weiterhin einkaufen und lebte sein Leben.
Dann hatte ich mir irgendwann Mitte 2020 mal eine Notiz für einen Blogeintrag gemacht: Herr B. im Laden, sah sehr gebrechlich aus. Ines fragte, ob alles gut sei. Antwort in augenscheinlich angefasstem Tonfall: "Ach, nichts ist gut!" Verbloggt hatte ich das nie, da war dieses komische Corona-Dings, was uns alle sehr gefordert hatte.
Aber diese Aussage von ihm war hart. Vor allem auch, ihn so körperlich geschafft zu sehen. (Vielleicht hatte er sich Corona eingefangen, kann natürlich sein …) Aber er kam danach noch etwa weitere drei Jahre als Kunde zu uns. Teils alleine, teils mit einem Betreuer. Die Krankheit und das Alter machten ihm wohl doch irgendwann mehr zu schaffen.
Inzwischen haben wir ihn seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen. Wir wissen es natürlich nicht, vielleicht lebt er nun auch in irgendeinem Alten- oder Pflegeheim – aber mit Mitte 90 und der schweren Krankheit wäre es völlig okay, wenn er inzwischen gegangen ist.
Wir bekommen ja leider nicht oft mit, wenn Kunden sterben. "Leider" nicht aus Sensationslust, sondern aus echtem Interesse. So oft erleben Ines und ich und die Kollegen es, dass man sich unterhält und irgendwann darauf kommt, dass man Kundin Xyz oder den Kunden Zyx schon lange nicht mehr gesehen hat. Weggezogen? Vergrault? Verstorben? "Oh, die war ja schon alt", trösten wir uns dann oft. Aber komisch ist es schon. Zumal wir irgendwo zwischen den Fronten sind. Wir kennen die wenigsten Kunden namentlich, aber so richtig anonym ist man bei uns auch nicht. Da hat man dann nach ein paar Jahren eben schon ein ehrliches Interesse am Verbleib einzelner Personen …
Im Spamverzeichnis entdeckte ich diese Betreffzeile einer E-Mail, die, so war mein erster Gedanke, wichtig ist. "Warum ist die im Spam gelandet?", dachte ich noch einen Moment.
Der Erhalt einer solchen Mail war gerade durchaus plausibel, denn einerseits hatten wir vor ein paar Tagen ja noch einen Vororttermin mit der Firma, die unsere Anlage bauen soll, anderseits sollte ich auch tatsächlich daraufhin ein neues Angebot bekommen, da sie mir jetzt günstigere PV-Module anbieten wollten. Und dann klickt man nur voller freudiger Erwartungen auf so eine fucking Spammail und hat wieder Lebenszeit vergeudet.
Quasi täglich … Erstaunlich, wie viel Energie (auch wenn die Anwahlen vermutlich automatisiert erfolgen) diese Leute investieren. Scheint ja ein lohnenswertes Business zu sein …
Da war ein Preis falsch gepflegt oder vielleicht sogar nur ein falsches Preisschild am Artikel befestigt – und nicht nur, dass Edeka dazu eine lange Erklärung abliefert (Dazu noch auf Anfrage der Redaktion), es erscheint auch noch ein verhältnismäßig langer Artikel dazu auf kreiszeitung.de.
Meine Güte, das soll nicht passieren, kann aber passieren. Vor allem bei zehntausenden verschiedenen Artikeln, die sich in einem großen Lebensmittelmarkt befinden können. Das kann man dann auf dem kurzen Dienstweg mit einem Mitarbeiter klären oder den teureren Artikel einfach nicht kaufen. Wer daraus so einen Firlefanz macht und sich an die Presse wendet, hat auch wirklich nichts Besseres verdient, als seine Lebenszeit mit so einem Firlefanz zu vergeuden. Und dann noch von dort aus unsinnigerweise auf ein geschlechtsspezifisches Lohngefälle zu kommen (was hat das jetzt mit einer falschen Preisauszeichnung zu tun), ist schon hart.
Nebenbei betreue ich noch eine gewerbliche Facebook-Seite. Kurz nach der Einrichtung der Seite hatten wir im Abstand weniger Tage diese beiden Nachrichten im Posteingang. Die im ersten Augenblick dramatisch klingenden und sofortigen Handlungsbedarf suggerierenden Texte seht ihr hier:
Jeder mit halbwegs Erfahrung im Internet sollte von alleine darauf kommen, dass es wenig seriös ist, in einer Domain den Buchstaben O durch Nullen zu ersetzen. Dass die untere Nachricht Schrott ist, ahnte ich zu dem Zeitpunkt also schon und traf damit auch schon vor der Überprüfung ins Schwarze. Dass die Adresse als gefährlich eingestuft wird, ersparte mir jeden weiteren Gedanken daran.
Die obere Nachricht kam wenige Tage später. Beim Klick auf den Link bekommt man dramatisch verpackt einen Code angezeigt, den man kopieren soll. Dann wird man weitergeleitet auf Facebook und kann mit diesem Code ein neues Gerät hinzufügen. Das steht da natürlich nicht so, man soll damit nur den Account bestätigen. Herzlichen Glückwunsch, Sie haben Kriminellen den vollen Zugriff auf den Facebook-Account ermöglicht.
In der Getränkeabteilung waren uns mehrere Flaschen Mineralwasser unserer Eigenmarke ohne Etiketten aufgefallen. Warum die Flaschen nackt waren, ließ sich nicht herausfinden. Produktionsfehler? Abgefallen? Gestohlen? Wir wissen es nicht. Nachdem die Flaschen ein paar Tage in einem Korb im Lager lagen, hatte sich ein Kollege dazu hinreißen lassen, diese mit einem Sonderpreis ausgezeichnet auf den Restetisch zu legen.
Das war zwar wirklich gut gemeint, in dem Fall aber nicht in meinem Interesse. Auch ohne Etikett mit DPG-Logo wären diese Flaschen pfandpflichtig gewesen und wir hätten die leeren Flaschen wieder annehmen und dem Überbringer jeweils 25 Cent dafür auszahlen müssen. Das wäre völlig legal gewesen, aber wir hätten uns in eine Zwickmühle verrannt. Wie hätten wir unterscheiden können sollen, welche Flaschen jetzt die von uns reduzierten waren und welche einfach nur irgendwelche anderen? Wir hätten plötzlich theoretisch alles annehmen müssen, was natürlich nicht geht, da uns niemand den Pfandwert erstattet hätte.
Also sind die Flaschen wieder nach hinten gekommen und wurden in den nächsten Tagen von uns selber geleert, ganz einfach.
In der vergangenen Woche gab es einen öffentlichen Warenrückruf. Mehrere Kekssorten von Merba, die u.a. auch für unterschiedliche deutsche Einzelhandelsketten produzieren, wurden wegen möglichen Verunreinigungen mit "Metallfremdkörpern" zurückgerufen. Was genau "Metallfremdkörper" sind, wurde nicht bekanntgegeben. Ob das nun winzige Metallpartikel waren oder größere, scharfkantige Stücke, bleibt offen.
Wir waren ebenfalls betroffen und hatten auch Ware von den betroffenen Chargen hier im Markt stehen. Diese sollte aus dem Verkauf genommen und im Markt vernichtet werden. "Vernichtet" heißt bei uns: Ab in den schwarzen Restmüllbehälter auf dem Hof. Nicht verkehrsfähige Ware, die nur deshalb nicht verkauft werden kann, weil sie mit einem falschen Haltbarkeitsdatum oder fremdsprachigen Etiketten versehen ist, muss man ja nicht in den Müll werfen. Die kann man ja selber verbrauchen. Wenn eine Gesundheitsgefahr besteht, möchte man das natürlich nicht.
Als ich dieses gute Dutzend Kekspackungen im Müllcontainer liegen sah, musste ich an irgendwelche Containerer denken. In effektheischenden Dokus habe ich schon gesehen, wie sich die Protagonisten gleichermaßen darüber gefreut und empört haben, dass Supermärkte noch "lange haltbare und völlig einwandfreie Ware" einfach in den Müll werfen. Dieser Eindruck hätte bei den zurückgerufenen Keksen ja auch entstehen können. Die Verpackungen waren unbeschädigt, die MHDs lagen knapp ein Jahr in der Zukunft.
Glauben die Leute denn wirklich, dass ein Handelsunternehmen einfach so Ware entsorgt, weil die gerade nicht mehr ins Regal passt? Müsste man mit halbwegs gesundem Menschenverstand nicht zumindest auf den Gedanken kommen, dass diese Artikel nicht völlig grundlos im Müll liegen? Könnte und würde man diese aus dem Container geangelten Kekse wirklich vollkommen unreflektiert und mit gutem Gewissen (und selbstverständlich dem geistigem Sich-selbst-auf-die-Schulter-klopfen) konsumieren?
Und was ist, wenn nun keine Sägespäne sondern wirklich irgendein Stück eines Stahlbolzens in einem der aus dem Müll geholten Kekse steckt und man sich im Idealfall nur einen Zahn abbricht, im schlimmsten Fall den Magen oder Darm perforiert? Dann stehste da …
… und dann war da noch der Kollege, den ich zufällig dabei beobachtet hatte, wie er beim Verräumen der Ware den Karton mit einem Survival-Klappmesser aufgeschlitzt hat.
"WTF?!" – dachte und sagte ich.
"Ich mach das nur, wenn kein Kunde guckt. Sonst habe ich das in der Tasche."
Ich verwies auf die von mir kostenlos zur Verfügung gestellten Sicherheits-Kartonmesser und bat ihn, sich eines davon bei mir im Büro abzuholen. Und ebenfalls darum, seinen Säbel zukünftig in der Tasche zu lassen.