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Die Neunzigjährige und der Junk

Es ist zwar ein Vorurteil, diesen Blogeintrag in der Kategorie "Bösewichte" unterzubringen. Aber mein Gefühl sagt mir, dass er dort schon sehr gut untergebracht ist.

Im Laden fiel mir auf, dass eine schon 91jährige Stammkundin mit einem extrem heruntergekommenen Typen sprach. Das Bild passte schon nicht im Kopf nicht zusammen. Ich habe das Gespräch nicht mitbekommen, aber ich kenne diese Frau als gebildet und gutsituiert und dass die beiden sich privat kannten, musste ich einfach ausschließen.
Nach ein paar Minuten beendeten die beiden das Gespräch. Die Kundin ging zur Kasse, der Mann stromerte noch etwas durch den Laden und sprach dabei unter anderem eine andere ältere Stammkundin an. Alle Alarmglocken schrillten in mir und eine Kollegin schickte ich zur Kasse, um die alte Kundin mal freundlich zu fragen, ob sie den Mann kennen würder oder was er von ihr gewollt hatte.
Sie erklärte meiner Mitarbeiterin, dass sie von dem Typen angesprochen wurde. Er hatte sie belangloses Zeug über Tortenböden und zum Thema Kuchen backen gefragt und das war ihr zwar schon sehr komisch vorgekommen, aber sie hatte sich nichts weiter dabei gedacht.

Ich beobachtete zwischenzeitlich den Mann weiter über die Videoanlage. Als die alte Kundin gerade die Kassenzone verlassen wollte, sprach er sie noch einmal an und fing wieder mit diesem Kuchenzeugs an. Sie wiegelte aber schnell ab und verließ den Laden. Mit ein paar Metern Abstand folge der Typ ihr allerdings.

Die Alarmglocken schrillten lauter. Meiner Kollegin drückte ich mein Handy und ihre Jacke in die Hand, damit sie die beiden unauffällig verfolgen kann. Mein Gefühl sagte mir, dass der Typ irgendetwas Unschönes im Schilde führte.
Immer, wenn die alte Kundin stehenblieb, verbarg sich der Mann in irgendwelchen Hauseingängen und wartete ab. Ich hätte weiter unauffällig beobachtet, aber meine Mitarbeiterin sprach irgendwann die Kundin an und klärte sie darüber auf, dass der Mann aus dem Laden hinter ihr hergeht. Mehrere hundert Meter folgte der Typ den beiden Frauen noch, blieb stehen, wenn sie stehen blieben. Irgendwann muss er sich ertappt gefühlt haben, überholte die beiden, drehte sich und wünschte noch ein schnippisches "Schönen Tag noch!"

Ich bin sicher, den hat die Kundin. Ohne ihn.

Kakao kaufen, Kakao klauen

"Der Typ da eben hat zwar eine Packung fertigen Kakao bezahlt, aber ich traue dem nicht. Das war ein typischer Junk und der stand da da noch so komisch herum. Magst du mal auf dem Video gucken, ob der noch irgendwas eingesteckt hat?", sprach mich eine Kollegin an.

Ich guckte. Und musste mit ansehen, wie er quasi im Vorbeigehen noch eine Packung Kakaopulver in der Jacke verschwinden ließ.
Warum sollte es auch mal einen Tag geben, an dem man hier nicht beklaut wird... :-|

Kalt wie Vanilleeis

In der Filiale in Findoff hat eine Dreiergruppe ganz cooler "Checker" (aka Heranwachsende mit diesem Migradingens...) eine Flasche Duschgel mitgehen lassen.

Sorte: "Dusch Das – Heavenly Vanilla" :-O

Hund

Ein Typ wollte am Leergutautomaten bescheißen und ließ sich dabei erwischen. Gesichter kann ich mir nicht merken, aber eine Kollegin war sich ziemlich sicher: "Das ist der Typ, der hier auch schon Kaffee klauen wollte.

Ohne viel Aufwand warfen wir den Typen wieder raus. Mit auf dem Weg gegeben habe ich ihm noch folgenden Hinweis: Falls er sich noch ein drittes Mal hier im Laden blicken lassen sollte, würde ich meinen Hund vom Hof reinholen und die beiden zusammen für ein paar Minuten hier im Lager einsperren. Der Blick sprach Bände und ich denke, dass er wirklich nicht mehr wiederkommen wird.

Dabei 'abe isch doch gar geine 'und. :-)

Mal eben das Frühstücksbier klauen...

Ein hetwas heruntergekommener Typ betrat den Laden. Leider balancierte ich gerade mit einem heißen Blech Brötchen herum, aber ich nahm mir vor, sofort danach ins Büro zu gehen und dem Mann ein bisschen zuzusehen.

Als ich 30 Sekunden später vor den beiden Monitoren der Überwachungsanlage stand, staunte ich nicht schlecht, denn der Typ war im Laden nicht mehr zu finden. Wo war der so schnell hin? Ich spulte die Aufzeichnung etwas zurück und sah, dass er reinkam, in die Getränkeabteilung ging, zwei Dosen Bier nahm, diese auf dem Weg nach vorne in seiner Jacke verschwinden ließ und direkt den Laden wieder verließ. Draußen war er leider schon unauffindbar.

Versuchter Sekundenkleberdiebstahl

Mit einer relativ neuen Kollegin unterhielt ich mich im Kassenbüro ober Ladendiebstahl und woran man mögliche Täter erkennt. Es ist schwer zu beschreiben, vor allem steckt sehr viel Erfahrung dahinter. Mit Sicherheit ist nunmal nicht zu sagen, dass eine Person mit bestimmten Merkmalen klauen wird. Aber bestimmte "Zielgruppen" haben oftmals gleiche Verhaltensmuster oder Erkennungszeichen und zumindest guckt man dann mal genauer hin. Das erklärte ich ihr auch so, parallel dazu guckten wir auf den Bildschirm der Videoanlage.

Da stand ein Mann im Gang mit Haushaltswaren/Schreibwaren und sah sich immer wieder nervös um. "Schau!", erklärte ich meiner Kollegin. "Der Typ könnte einfach nur unruhig sein oder vielleicht auf jemanden warten. Aber es könnte genauso gut sein, dass er auf reine Luft wartet, um etwas einstecken zu können." Dann nahm er etwas aus dem Regal, das ich in dem Winkel nicht genau identifizieren konnte, drehte sich um und machte die typische Bewegung, die viele Ladendiebe machen: Jacke hoch, irgendwas einstecken und hinterher die Klamotten wieder richten und glattziehen. Dann ging er mit leeren Händen in Richtung Kasse.

Als ich am Ausgang ankam, wollte der Mann sich gerade hinter den an der Kasse wartenden Kunden vorbeidrängen. Er war schon an der Kasse vorbei, als er mich entdeckte. Schnell drehte er sich wieder um und ging in den Laden zurück. Da hatte er plötzlich eine Packung teuren Sekundenkleber in der Hand und fuhr mich an, dass er ja "jeden Tag herkommen" würde und dass es eine Unverschämtheit wäre, ihm zu unterstellen, dass er den klauen wollte. Demonstrativ legte er den Kleber auf das Förderband der Kasse und bezahlte ihn schließlich auch.

Da ich meinem Gefühl in diesem Fall mehr vertraute als dem Mann, erteilte ich ihm trotzdem Hausverbot.

Auf der Videoaufzeichnung war übrigens deutlich zu sehen, wie er, nachdem er wieder in den Laden gegangen war, den Kleber mit dem Rücken zu mir wieder aus dem Hosenbund angelte. Bleibt die Frage, was er wohl "jeden Tag" so mitgehen lassen hat. :-|

Der schöne Abend

Zwei Heranwachsende nahmen sich eine leere Kiste aus der Getränkeabteilung und versuchten, diese am Leergutautomaten zu versilbern. Vergeblich. Sie besaßen sogar noch die Dreistigkeit, mich im Vorbeigehen anzusprechen und mir mitzuteilen, dass der Automat die Annahme ihrer Kiste verweigern würde.

Ich bin in Feierabendstimmung und hatte keine Lust, auf die Polizei zu warten. Also klärte ich die beiden nur kurz darüber auf, was "Hausverbot" bedeutet und begleitete sie zum Ausgang. Dreht sich der eine beim Rausgehen um und wünscht mir tatsächlich noch einen "schönen Abend".

Ich habe keinen schönen Abend! Ihr Dumpfbacken habt mir den mit der Aktion nämlich verdorben!!!

Kaputter Schlüssel, kaputter Aufkleber

Aus Wut über die blöden Sprüche eines Typen aus einer Gruppe von Heranwachsenden, habe ich das Erstbeste, was ich in die Finger bekommen konnte, mit Kraft irgendwo gegenschleudern müssen.

Es handelte sich dabei um mein großes schweres Schlüsselbund mit sämtlichen Ladenschlüsseln, das ich gegen meinen Packtisch vor dem Schaufenster knallen wollte.
Leider bin ich dabei etwas über das Ziel hinausgeschossen und habe nicht den Tisch sondern mit voller Wucht meine Schaufensterscheibe getroffen. Die Bilanz: Die Friesbeklebung im unteren Bereich der Scheibe hat ein paar fette Kratzer abbekommen und selbst mein Tresorschlüssel hat den Aufschlag nicht unbeschadet überstanden. Vom Bart hat sich ein Bereich verbogen, den ich auch selber nicht wieder hinbekommen kann. So ein Schlüssel kostet ja auch nur rund 150 Euro.

F*CK!!!

Adresse: Stationäres Wohnprojekt

Ein Mann wollte mehrere Flaschen Bier klauen. Daran hinterten wir ihn allerdings und nahmen ihn mit nach Hinten ins Lager. Da er insgesamt sehr friedlich blieb und eine Meldebestätigung dabei hatte, rief ich nur die Polizei an, um die Adresse überprüfen zu lassen.

Die Adresse stimmte. Es war eine der Stellen eines Wohnprojekts hier in Bremen, das "straffällig gewordenen Menschen beim schwierigen Übergang von der Haft ins Leben" hilft. "Da kann ich mir die Mühe auch sparen, eine Anzeige zu schreiben", sagte ich zur Dame in der Telefonzentrale. Sie lachte: "Dazu sage ich jetzt nichts." Die Diskrepanz zwischen Aussage und ihrem Tonfall war deutlich zu spüren.

"Schwieriger Übergang von der Haft ins Leben." – Jeder zweite Ladendieb ist bei einer der Adressen gemeldet, die von diesem Projekt zur Verfügung gestellt werden. Irgendwas läuft da gewaltig schief, glaube ich.

Bacardi & Cola

"Komm mal eben mit dem Handchecker nach vorne, hier löst ein Kunde Alarm aus", rief mich mein Mitarbeiter über das interne Telefon an.

"Ist gerade relativ voll. Schick ihn mal bitte nach hinten."

"Ganz schlecht. Komm mal lieber nach vorne."

Als ich auf halber Strecke war, rannte der Mann wie ein Irrer los und war draußen auch schon nicht mehr zu sehen.

Der Blick auf die Videoaufzeichnung offenbarte schließlich, dass er sich mehrere Dosen "Bacardi & Cola" in seinen Hosenbund gestopft hatte.

Croissants und Zahnpasta

Eine Kollegin entdeckte in einem Regal hinter der anderen Ware eine leere Croissants-Verpackung: "Kannst du da mal nachgucken, wer das war?"
Ich versuchte es. Die Chancen waren allerdinghs nicht groß, den Urheber auf dem Video zu entdecken. Die Kameras gucken zweckmäßigerweise nämlich durch die Gänge hindurch und nicht speziell in die Regale hinein. In diesem speziellen Fall handelte es sich aber um ein Kopfregal und als die Kollegin die Packung wegnahm, konnte man diffus hinter der anderen Ware einen hellen Klecks erkennen, der sich dunkel färbte. Also sahen wir uns die Aufzeichnung im Schnell(st)durchlauf rückwärts an, bis sich besagter Klecks wieder dunkel färbte Das war der Moment, in dem die leere Tüte dort deponiert wurde.
Wir stoppten den Rekorder und sahen uns die Aufzeichnung an: Zwei auffällige Typen betraten den Laden, steuerten direkt zum Brotregal und nahmen sich dort den Beutel mit nougatcremegefüllten Kindercroissants heraus. Auf dem Weg durch den Laden riss einer den Beutel auf, nahm den Inhalt heraus und warf die leere Packung in das Regal, vor dem er gerade stand.

Dann stopfte er sich ironischerweise noch mehrere Tuben hochwertige Zahnpasta in die Jacke und verließ mit seinem Begleiter den Laden wieder.
Die Typen haben wir noch nie zuvor gesehen und vermutlich kommen sie auch nicht mehr wieder. Hätte ich ja zu gerne erwischt.

Zertrümmerte Scheibe in der Tür

Ein ziemlich heruntergekommener Typ hatte sich eine Dose Energydrink und dazu noch eine Packung Bonbons in seine Jacke gesteckt. Eigentlich wollte ich in Ruhe warten, bis er sein "Alibi-Bier" bezahlt hat, doch irgendwie muss er misstrauisch geworden sein, ließ das Bier an der Kasse stehen und rannte wie irre los.

Den Vorsprung konnte ich leider nicht mehr aufholen, aber beim schwungvollen Öffnen der Tür ist sie so heftig gegen das Gehäuse des Schlüsselschalters meiner Alarmanlage geschlagen, dass dieses einen bleibenden Eindruck hinterließ. Scheiße. :-(


Angespuckt

Nur weil Leergutautomat die ekeligen und verbeulten Dosen des ziemlich heruntergekommenen Flaschensammlers nicht annehmen wollte, hat der Typ doch echt gegen den Automaten gespuckt.

Widerliches Subjekt.

Matschrolle

Sehr sinnig, eine große, tiefgekühlte Frühlingsrolle einfach irgendwo in die Tiefen eines Regals zu legen. Entweder war das ausgesprochen gedankenlos oder sogar schon mutwillig.

Wie auch immer: Ausgesprochen ärgerlich. :-(