Als der mit einer Warensicherung versehene Räucherlachs hinter der Kasse den Alarm der Warensicherungsanlage auslöste, tat der Mann so, als hätte er noch etwas vergessen, flitzte schnell in den Laden und entledigte sich der Packung wieder. Dumm nur, dass das nicht nur von zwei Kollegen unmittelbar beobachtet wurde, es war auch hinterher eindeutig in der Videoaufzeichnung zu erkennen, wie er den Fisch wieder aus seiner Jacke zog.
Auch eindeutig zu erkennen war, wie er ihn zuvor eingesteckt hatte. Perfekt in Pose genau vor der Kamera stehend hatte er die Packung in seiner Jacke verschwinden lassen. Unter lautstarkem Protest ließ er die folgende Prozedur zur Personalienfeststellung für die Anzeige über sich ergehen. Lautstark deshalb, weil er uns mehrfach versicherte, mehrere hundert Euro dabei zu haben, deshalb sicherlich nicht klauen zu müssen und die Packung nur in Gedanken in die Tasche gesteckt hatte.
Ein Mann hat sich mehrere Dosen Bier in seine Umhängetasche gesteckt und hat sich dabei auch nicht von den beiden Kundinnen stören lassen, die mitten während seiner Tat an ihm vorbeigelaufen waren.
Im Vergleich zu anderen Diebstählen nur ein eher kleinerer Schaden, aber dennoch ärgerlich und letztendlich ein weiteres Puzzlestück zu einem großen, schmerzhaften Ganzen.
Ein Kommissariat aus Schleswig-Holstein hat mich über unsere Großhandlung via E-Mail kontaktiert. Es wurden vor ein paar Wochen mit einer gestohlenen Kreditkarte mehrere iTunes-Guthabenkarten bei uns gekauft und jeweils dazu die Cashback-Funktion genutzt, so dass der (dem Karteninhaber) entstandene Schaden gut 600 Euro beträgt. Das ist schon schmerzhaft.
Die Frage lautetet, ob ich detaillierte Kassendaten und im Idealfall auch Videobilder vom Täter oder der Täterin liefern könnte. Bei letzteren musste ich passen. Die aufgezeichneten Videos werden nach 72 Stunden automatisch überschrieben. Hätte ich von dem Vorfall früher erfahren, hätte ich die Daten natürlich sichern können, aber so sind sie seit einem Monat schon nicht mehr existent.
Aber immerhin konnte ich die drei Kassenbelege nachdrucken. Dadurch ist der Täter zwar auch nicht unmittelbar bekannt, aber vielleicht gibt es eine kleine Chance: Ich weiß nicht, ob bei einer iTunes-Aufladung die Seriennummer der für die Aufladung verwendeten Karte gespeichert wird – aber wenn ja, sollte man dem Bösewicht zumindest näher kommen können, denn diese Seriennummern werden hier protokolliert und stehen auf den Kassenbons und daher auch auf dem Auszug, den ich der Polizei übermittelt habe.
Ein Mann lädt diverse Tafeln der Marken Milka und Ritter Sport in seine mitgebrachte Einkaufstasche um und verdeckt diese hinterher noch mit einem Kleidungsstück.
Nachdem der Mann sein Tütchen Gummibären bezahlt hatte, bat er noch darum, 200 Euro von 10-Euro-Noten in 50er gewechselt zu bekommen. Wenig überraschend war, dass es zunächst nur 19 Scheine waren und nach einem erstaunten "Kann doch gar nicht, oh, da ist er ja..." vermutlich nur noch die Hälfte des Geldes den Weg zurück zu meinem Mitarbeiter gefunden hat.
Zum erneuten Nachzählen kam er erst gar nicht mehr. Als er zum Zählen ansetzte, forderte der Mann die Scheine zurück und verließ eilig den Laden
Bei uns gilt nun seit ein paar Tagen ein generelles Verbot, an der Kasse Geld zu wechseln. Wir sind keine Bank und darüber wird sich niemand beschweren.
Zwei uns nicht bekannte Männer betraten den Laden, gingen direkt zu den Molkereiprodukten und ließen innerhalb weniger Augenblicke einen kompletten Karton Butter (mitsamt der Pappe, also nicht nur den Inhalt) in ihrem Rucksack verschwinden. Während einer noch einen kleinen Alibi-Einkauf tätigte, verschwand der mit dem Rucksack bereits auf Nimmerwiedersehen …
Der ewige Kampf ums Überleben bei uns. Wir können aber nun auch nicht jeden Artikel aus dem Sortiment verbannen und auch nicht jeden Artikel sichern. Ein Sicherungsetikett kostet zwar "nur" ein paar Cent, aber wir verwenden davon buchstäblich tausende – und da läppert es sich schon zu einer stattlichen Summe zusammen.
Es war Samstagabend, kurz vor Feierabend: Ein jüngeres Paar betrat den Laden und war der Meinung, dass man ein Grundrecht darauf hätte, einfach in einen Supermarkt zu laufen und da nach Belieben die Kohlrabiblätter abrupfen zu dürfen. So einen ähnlichen Fall hatten wir vor ein paar Monaten ja schon einmal.
Normal denkende und vor allem normal respektvolle Menschen würden ja, wenn ihnen die Marktleitung des jeweiligen Geschäfts mitteilt, dass sie keine weiteren Blätter von den Kohlrabis abreißen sollen, damit aufhören.
Nicht so dieses Paar. Die Frau machte zunächst unbeirrt weiter. Als mein Mitarbeiter sie schließlich mit einer ganz klaren Ansage davon abhielt, ging ihr Begleiter dazu über, mit der Abrupferei weiterzumachen.
Obwohl das Pärchen an meinen mit Abstand lammfrommesten, diplomatischsten und deeskalierendsten Mitarbeiter geraten war, endete die Auseinandersetzung mit wüsten Beschimpfungen gegen meinen Kollegen persönlich und einer Bombendrohung gegen den kompletten Laden.
Sie hätten natürlich sagen können, dass es ihnen leidtut und sie nicht wussten, dass man die augenscheinlich wertlosen Blätter nicht einfach abreißen darf, ungefragt schon gar nicht und noch weniger, nachdem es sogar schon verboten wurde – stattdessen haben sie aufgrund ihres völligen Fehlverhaltens nun Hausverbot bei uns. Deppen.
Wenn Ladendiebe einen immer und immer und immer wieder bestehlen und über hundert offene Fälle haben und dennoch weitermachen, hat ja immer wieder das Gefühl, dass die Justiz hier in Bremen lahmarschig ist und nichts macht.
Aber das stimmt nicht. In der gegen mich gestellten Anzeige wegen der Körperverletzung kam der Anhörungsbogen bereits nach zwei Wochen in den Briefkasten geflattert: "Sie werden beschuldigt, einen Passaten geschubst und bedroht zu haben …"
Es war kein Passant, sondern ein Ladendieb, aber das nur am Rande. Meine Antwort fiel übrigens relativ knapp aus: "Die mir zur Last gelegte Straftat gebe ich nicht zu. Wie im Ihnen vorliegenden Video das Vorfalls zu sehen, sind die Anschuldigungen völlig haltlos."
Unsere Videoüberwachung hier im Markt ist zum Glück relativ lückenlos und man sieht sehr deutlich, wie Ines und ich den Typen angesprochen hatten. Ich zupfte den Täter am Ärmel seiner Jacke und er folgte uns relativ diskussionsfrei ins Lager, wo er bis zum Eintreffen der Polizei von uns ebenfalls nicht berührt wurde. Von "Körperverletzung" und "Nötigung" sind wir da ganz weit weg.
Ein Mann betrat den Laden, ging direkt zum Kühlregal, beugte sich runter zu den Käsestücken, warf einige Stücke Gouda durch den Kragen in seine Jacke – und verschwand genauso schnell wieder, wie er gekommen war.
"Da ist eben so ein komischer Typ rausgegangen, willst da mal gucken?", rief mich meine Mitarbeiterin von der Kasse an. Ja, komisch war er, das kann ich bestätigen.
Nach einer sehr kleinen Rangelei mit einem Ladendieb, der dabei nicht einmal zu Boden ging, wollte dieser den Spieß umdrehen und uns wegen Körperverletzung anzeigen.
"Die haben mich zu Boden geschubst, mein Bein ist ganz aufgeratscht", sagte er den anwesenden Polizisten, während er sein rechts Hosenbein hochzog und Schienbein und Knie entblößte. "Ich möchte Anzeige wegen Körperverletzung erstatten!"
Einer der Polizisten guckte genauer hin, stutzte einen Augenblick und sagte: "Da ist ja schon Schorf drauf, das ist doch nicht von eben gerade."
Ihr kennt die berühmten Sätze mit dem X. Das war einer davon.
Der Mann kam nicht so weit, wie er wollte. In dem kleinen Videoschnipsel sieht man nämlich mich von links nach rechts im Hintergrund durch den Hauptgang laufen und dabei war mir der Typ schon mit den Händen beim Nutella aufgefallen.
Aber nicht nur mir war der Typ aufgefallen, wir ihm am Ausgang abwartend leider auch. Misstrauisch geworden hatte er die Ware wieder ausgepackt und wollte dann den Laden einfach so verlassen. Da das alles sehr schnell gehen musste und er augenscheinlich keine Ware in der Jacke hatte, natürlich nicht, diese stand ja bei den Konserven, ließen wir ihn einfach so laufen.
Vielleicht hat diese Begegnung ihm ja gereicht, um zukünftig hier nicht wieder zu klauen.
Schupps, da verschwinden mal eben ein paar Tüten Nüsse in der Umhängetasche der jungen Frau. Noch zur zusätzlichen Tarnung den schwarzen Pulli obendrüber, Tasche zu und ab dafür …
Dieser Typ war übrigens am späteren Abend noch einmal bei uns. Wieder etwas eingesteckt und erfolgreich geflüchtet.
Auch dafür bekommt er natürlich wieder zwei Anzeigen, eine für den Diebstahl, eine für den begangenen Hausfriedensbruch.
Damit ist er mit insgesamt zehn Anzeigen an einem Tag der unangefochtene Rekordhalter hier bei uns. Ich glaube nicht, dass das so schnell jemand überbieten wird – und zugegebenermaßen hoffe ich auch, dass es keiner versuchen möchte. Ist mir alles viel zu aufregend.
Ein Kunde sprach vorhin einen meiner Mitarbeiter an: "Da hat eben einer im Vorbeigehen von den Sachen vor der Tür eine Packung Weintrauben mitgenommen und eingesteckt."
Damit muss man natürlich immer rechnen, wenn man Ware vor seinem Laden platziert, aber es ist wirklich erstaunlich wie sehr dieses "mal eben einstecken" zur Normalität geworden zu sein scheint. Früher waren Ladendiebe aufgeregt, es war für Kinder/Jugendliche eine Mutprobe, der Puls war auf 180, das Adrenalin schwappte förmlich über. Und heute? Zack, im Vorbeigehen mal eben mitgenommen. Völlig normal.