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Müsli

Ein Mann suchte Müsli.

Erfahren habe ich das, weil mir seine suchenden Blicke aufgefallen waren und ich ihn einfach gefragt habe, ob er etwas suche. "Klar, zeige ich Ihnen", erklärte ich und führte ihn zum Regal.

Kopfschüttelnd folgte er mir, sich dabei lautstark darüber beklagend, dass Supermärke ja sowieso immer alles umbauen würden. Das Müsli habe ja sonst immer viel weiter links gestanden.

Dass das Müsli hier bei uns seit inzwischen rund fünf Jahren an der selben Stelle im selben Regal steht, versuchte ich erst gar nicht zu erklären.

Kaffeekränzchen

Ein Kollege hatte sich eine Weile mit einer älteren Stammkundin unterhalten. Anschließend kam er mit einem Grinsen im Gesicht zu mir. "Weißt du, was sie mir erzählt hat?!"

Nein, wusste ich natürlich nicht.

"Sie findet unseren Laden ganz toll und ihre Freundinnen auch. Wir sind sogar immer wieder Thema beim Kaffeekränzchen bei denen."

Ich glaube, das geht als Kompliment durch. :-D

Bio, Fair, Billig

Jeder von euch da draußen hat vermutlich diesen Spruch schon einmal in irgendeiner Form gehört: "Sie können die Leistung von uns schnell, gut und günstig bekommen. Aber auf eine dieser Eigenschaften müssen Sie verzichten."

Daran musste ich bei einer Quasi-Weinberatung in den letzten Tagen denken. Eine Kundin suchte einen gute Bio-Weißwein, der vorzugsweise auch aus fairem Handel stammen sollte …

… aber auf keinen Fall mehr als fünf Euro kosten durfte!

Ja, es gibt solche Weine, auch bei uns. Aber wenn man ein gutes Produkt mit bestimmten Eigenschaften haben möchte, muss es doch nicht am allerletzten Euro scheitern. Klar haben manche Leute weniger Geld zur Verfügung, aber tut es da nicht vielleicht auch ein Wein aus konventionellem Anbau aus Europa, bei dem das Thema "Fairtrade" überhaupt gar nicht erst eine Rolle spielt?

Da so verbissen an der 5-Euro-Grenze zu hängen fand ich komisch.

Such und weg!

Beim zufälligen Blick auf den Monitor der Videoanlage fiel mir auf, dass eine Frau die Chance ergriff, recht zügig durch die sich für einen eintretenden Kunden öffnende Schranke den Laden zu verlassen. Das wirkte aufgrund der hektischen Bewegungen verdächtig und so guckte ich mir die vorangegangenen Minuten ihres Besuchs hier im Geschäft mal in der Videoaufzeichnung an.

Böse Absichten hatte sie wohl nicht. Die Frau hat augenscheinlich etwas gesucht, denn sie guckte in die unterschiedlichsten Gänge und wirkte eben … suchend. Warum sie nicht einfach jemandem gefragt hat, spätestens an der Kasse hätte sie einen Mitarbeiter gefunden, kann ich jetzt natürlich auch nicht sagen. Kontaktscheu? Sprachbarriere? Oder die vermeintliche Frau war in Wirklichkeit doch ein Mann, die bekanntlich nie fragen und sich lieber bis in die Ewigkeit zu Tode suchen?

Werde ich wohl nie erfahren … :-P

Wegräum-Info

Ein Stammkunde hatte einen aus nur einer Handvoll Teilen bestehenden Einkauf, musste jedoch an der Kasse feststellen, dass er sein Portemonnaie vergessen hatte. Die Artikel wurden an der Kasse deponiert, er lief nach Hause.

Nach einer Weile klingelte das Telefon. Der Anrufer war der Kunde, der sein Geld vergessen hatte. Er wollte uns nur darüber informieren, dass er so lange sein Portemonnaie gesucht hatte, dass er jetzt nicht mehr wiederkommen könne – und wir sollen die Sachen doch bitte wieder verräumen. Kein Problem für uns.

Das ist doch mal sehr aufmerksam von dem Kunden gewesen. :-)

Flummifans

Der Flummiautomat bei uns ist inzwischen schon fast antik. Seit ein paar Jahren steht er in der Nähe unseres Leergutautomaten.

Zwei Jungs im Alter von etwa zehn bis zwölf Jahren hatten nun ihre Leidenschaft für diese Flummis entdeckt. Zunächst hatten sie sich gegen Mittag einen aus dem Automaten gezogen. Da war der Automat zwar nicht mehr "voll", aber es waren noch etliche Gummibälle darin:



Im Laufe der nächsten fünf Stunden kamen die beiden immer wieder in den Laden. Mal kaufen sie sich etwas zu trinken oder zu naschen, mal gaben sie Leergut ab, mal kamen sie einfach so – aber bei jedem Besuch zogen sie nicht nur einen, sondern gleich mehrere Flummis aus dem Automaten. Nachschub an 50-Cent-Münzen bekamen sie bei uns an der Kasse und am frühen Abend war der Behälter des Flummiautomaten schon deutlich leerer geworden. Mir soll's recht sein, immerhin bekommen wir 20 Prozent des Flummiautomatenumsatzes. :-)


Vermeintlich zu viel abgezogene 200 €

Eine Frau rief an und klagte mir ihr Leid vor: Sie hätte hier vor ein paar Tagen für etwa 35 Euro eingekauft, ihr wurden jedoch 235 Euro abgezogen. Sie vermutete auch direkt, dass sich da wohl mein Mitarbeiter an der Kasse vertippt hätte, was ja mal passieren könne.

Ja. Nein! Bei uns kann sich der Mitarbeiter nicht vertippt haben, da der Betrag, der bargeldlos gezahlt werden soll, direkt vom Kassensystem an das Terminal übergeben wird. Das sagte ich ihr auch und sah mir den ganzen Vorgang mal im elektronischen Journal an. Für einen Blick in die Videoaufzeichnung war ihr Einkauf bei uns schon einen Tag zu lange her, die Daten waren leider bereits gelöscht.

Die Summe laut Bon belief sich auf ca. 35 Euro. Untendrunter stand noch der Hinweis, dass 200 Euro via Cashback ausgezahlt wurden, was ich der Anruferin mitteilte: "Hier steht, dass Sie sich 200 Euro Bargeld haben auszahlen lassen …"

Es folgte ein ganz, ganz kurzer Moment der Stille und doch konnte ich förmlich hören, die die Frau sich innerlich mit der flachen Hand vor die Stirn klatschte. Daraufhin folgte eine ganze Salve an Entschuldigungen. Alles gut, kann passieren. :-)

Immer noch der vergessene Roller

Seit Tagen schon steht ein vergessener Kinder-Tretroller mit Peppa-Pig-Motiv hier im Eingangsbereich herum und wartet darauf, von "seinem" Kind wieder abgeholt und nach Hause getretrollert zu werden. Vermisst man sowas denn nicht und erinnert sich daran, wo man damit gewesen sein könnte? Also wenn schon sich das Kind nicht erinnern kann, dann doch zumindest bestimmt die Eltern? Hmm …

(Nachtrag: Ganz übersehen, dass ich schon Bild von dem Ding drin hatte. Seit über zwei Wochen steht der Roller nun also schon hier herum …)


Kundenberattung

Eine Kundin kam an die Lagertür und sprach eine Kollegin an, die gerade in der Leergutannahme am arbeiten war. Viel bekam ich durch die angelehnte Tür des Kassenbüros nicht mit, jedoch reichten mir die wenigen Gesprächsfetzen, um meine Neugierde zu wecken. Ich stand auf und ging die beiden Treppenstufen runter und fragte, ob ich helfen könne.

Das Problem der Frau hatte nichts mit uns zu tun, sondern war ganz privater Natur. Sie hätte Ratten auf dem Balkon und wollte wissen, was sie dagegen tun könne. Warum sie ausgerechnet in einem Supermarkt nach einer Lösung für ihr Problem suchte, erschloss sich mir nicht so richtig. Auf jeden Fall wollte sie kein Unternehmen fragen, das auf Schädlingsbekämpfung spezialisiert ist, auch wenn genau das mein erster Ratt Rat für sie war.

Die Kundin sah mich eindringlich und schweigend an. Es war dieser Blick voller Hoffnung, doch noch eine Antwort zu bekommen, die mit der eigenen Meinung, wie man mit dem Problem umgehen könnte, konform geht. Aber ich hatte keinen Tipp für sie. Schließlich sagte ich ihr, dass sie den Ratten den Spaß am Balkon nehmen sollte. Essensreste und Vogelfutter entfernen, aufräumen, Unrat beseitigen, Schlupflöcher und Ritzen verstopfen. So richtig glücklich schien sie mit der Antwort auch nicht gewesen zu sein, aber mal ehrlich: Was hätte ich ihr sonst sagen sollen?

Vergessener Roller

Hier im Eingangsbereich steht seit Tagen schon wieder ein vergessener Tretroller herum. Wer mit so einem Teil unterwegs ist, kommt doch vermutlich aus der näheren Umgebung. Vermisst man (oder zumindest die zum Kind gehörenden Eltern) den dann nicht und erinnert sich daran, wo man damit gewesen sein könnte?

Wir lassen das blau-gelbe Fahrzeug da einfach mal stehen. Irgendjemand wird den Roller schon mitnehmen, aus welchen Gründen auch immer …


Große oder kleine Batterien?

Eine ältere Kundin hielt mir eine Packung AA-Batterien, aka "Mignon", vor die Nase und wollte wissen: "Sind das große oder kleine Batterien?"

Die Herausforderungen im Supermarktalltag.

Da muss man dann erstmal überlegen, was der Kunde überhaupt meinen könnte. "Das sind kleine Batterien" wäre bestimmt die falsche Antwort gewesen und hätte der Kunden sicherlich auch nicht weitergeholfen. Natürlich sind das kleine Batterien, zumindest in Relation zu anderen Dingen. Andererseits gibt es noch kleinere Batterien, also sind es vielleicht doch die großen? Da wir aber Kundenservice betreiben und nicht klugscheißen wollen, behielt ich derartige Gedanken natürlich für mich und versuchte, mich in die Lage der Dame zu versetzen. Warum stellt sie die Frage genau so?

Ich hatte, glaube ich wohl, aber richtig kombiniert: Die Mignon- und die Micro-Batterien (AAA) haben etwa das selbe Format und können von einem Laien durchaus mal verwechselt werden – und genau so war es auch in diesem Fall. Mit "große oder kleine" war also die Unterscheidung "AA oder AAA" gemeint.

Wir konnten helfen, Kundin glücklich. :-)

Nachtgespenster mit Restpegel

Vier Heranwachsende sind am frühen Morgen mit deutlichem Restpegel an Alkohol und Partylaune in den Laden gekommen und wollten ein paar Dinge fürs Frühstück kaufen. Brötchen, Getränke, Aufschnitt, Butter, ein paar Kleinigkeiten eben, die man so für ein Frühstück gebrauchen kann.

Die Wege durch den Laden waren lang und wirr. Man merkte, dass sie alle noch nicht ganz nüchtern waren. Einer von ihnen hatte auch eine geschlossene Flasche Bier in der Hand, die er irgendwann mühsam und wie unauffällig in seiner Jackentasche verschwinden ließ. Natürlich haben wir ihn an der Kasse auch auf das Bier angesprochen, es kam von allen vier Jungs die einstimmige Antwort, dass er das mitgebracht hätte.

Ein kurzer Blick in die Videoaufzeichnung bestätigte die Aussage.

"Okay, 1:0 für euch. Aber wenn ihr das nächste Mal irgendwas mitbringt, was wir auch verkaufen, sagt vorher eben an der Kasse Bescheid oder lasst die Ware dann da stehen. Dann gibt es auch keine Missverständnisse. So schlaft euch aus."

"Machen wir!", antworteten sie lallend und lachend. :-D

Ein geiles, selbstgemachtes Salatdressing!

Eine Kundin suchte Grenadinesirup und Zitronensaft. Während sie von meiner Kollegin durch den Markt geführt wurde, erklärte die Kundin, dass sie die Zutaten für ein geiles, selbstgemachtes Salatdressing kaufen möchte. Grenadinesirup ist nicht ganz billig und da griff die Frau ohne zu zögern zum Markenprodukt für knapp sieben Euro.

"Für ein Salatdressing", warf meine Mitarbeiterin ein, "empfehle ich reinen Zitronensaft oder vielleicht sogar Limettensaft, der ist etwas aromatischer."

Die Kundin griff nach einigem Hin und Her zu einem zitronenförmigen Plastikfläschchen Zitronenwürze und kommentierte dies mit "Ach, Hauptsache billig!"

Das wird bestimmt ein geiles, selbstgemachtes Salatdressing.

Das Problem mit der Roblox-Karte

Ein Kunde hatte eine Guthabenkarte für Roblox bei uns gekauft. Es handelte sich dabei um eine der variablen Karten, die man mit einem Guthaben zwischen 10 und 200 Euro füllen kann. Er hatte 50 Euro bezahlt, so steht es auch auf dem Kassenbon, und war mit der Karte nach Hause gegangen.

Am nächsten Tag kam er wieder zu uns in den Markt: Die Karte sei nicht gültig, er könne damit das Guthaben bei Roblox nicht aufladen. Die Karte war ja bei uns richtig gebucht worden, auf dem Kassenbon stand sie ebenfalls korrekt drauf. Wir können da leider nichts mehr machen und die Karte auch nicht zurücknehmen und so verwies ich auf den Support von Roblox. Er nickte, ging – und stand am nächsten Tag wieder hier im Laden. Er erklärte mir, dass er mit Roblox gesprochen hatte, aber das Problem nicht bei denen läge. Die Karte sei nämlich gar nicht aktiviert worden und folglich befindet sich auch kein Guthaben darauf. Meinen ausgesprochen verwirrten Blick hatte der Mann bemerkt und musste lachen. Er war zum Glück ganz entspannt bei der Sache.

Aber das war der Moment, an dem ich das Zepter selber in die Hand nahm. Ich rief also bei der Firma an, von der wir die Karten zur Verfügung gestellt bekommen. Die wissen zwar auch nicht, was beispielsweise bei Roblox, im Google Playstore oder bei Vodafone los ist, können aber den Zustand einzelner Karten einsehen (aktiviert, nicht aktiviert, aufgeladen) und diese auch sperren und freischalten. Nach wenigen Augenblicken in der Warteschleife hatte ich ich eine freundliche Mitarbeiterin am Telefon, die mir erklärte, dass besagte Karte noch gar nicht aktiviert wurde.

Ich machte zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten ein blödes Gesicht. "Wie, nicht aktiviert? Die haben wir hier doch verkauft und die steht auch so auf dem Kassenbon drauf!", erklärte ich der Mitarbeiterin der Agentur. Die Option, dass der Stammkunde mir versehentlich oder in betrügerischer Absicht eine andere Karte gebracht hatte, schloss ich vollkommen aus.

Das Telefongespräch dauerte einige Minuten, während der wir beide mehrere Parameter dieser Transaktion überprüften. Letztendlich sah ich noch bei uns im Kassensystem im elektronischen Journal nach, welche Artikelnummer genau denn dort gebucht wurde und irgendwann klingelte es langsam und dann kam die Erkenntnis sehr schnell.

Kurze Faktensammlung:

1. Der Kunde hat 50 Euro für eine Roblox-Guthabenkarte bezahlt und genau so steht es auch auf dem Kassenbon.

2. Die Karte ist nicht aktiviert worden, obwohl sie bei uns durch die Kasse lief.

3. Der Roblox-Server hatte kein Problem.

Dies ist ein Foto einer solchen Karte:



Der Laie wird da vermutlich überhaupt nicht erkennen, wo es ein Problem geben könnte. Der Profi eventuell schon, aber selbst mir ist und wäre vermutlich gar nichts aufgefallen, wenn ich nicht zusammen mit der Agentur-Mitarbeiterin am Telefon so intensiv nachgeforscht hätte.

Auf sämtlichen Guthabenkarten befindet sich eine ziemlich lange Seriennummer, die in dem ebenfalls recht umfangreichen Barcode, der sich bei dieser Karte im unteren Bereich befindet, codiert ist. Mit dieser Nummer wird die Karte identifiziert und auch beim Verkauf über eine Onlineabfrage aktiviert. Das klappt eigentlich immer. Theoretisch auch bei dieser Karte hier.

Nun ist es aber so, dass diese spezielle Karte, warum auch immer (Zwinkersmiley an den Hersteller), neben dem Strichcode mit der Seriennummer auch noch oben rechts in der Ecke einen ganz gewöhnlichen Barcode mit der EAN/GTIN trägt. Dieser ist unglücklicherweise ebenfalls bei uns im Kassensystem eingepflegt – und zwar für 50 Euro, was auch zufällig die Summe war, die der Kunde investieren wollte. Diesen kleinen Strichcode hatte unsere Kasse beim Kassiervorgang erwischt und weil alle Rahmenbedingungen passten, gab es in der Folge ein ziemliches Verwirrspiel.

Es ist ja nicht so, dass wir nicht schon genug Mühen im Alltag hätten … :-P