Eine Kollegin rief mich auf der internen Leitung an und meldete mir einen VP, eine verdächtige Person: "Guck mal hinter dem mit der blauen Jacke und dem Rucksack hinterher, der isst mitten im Laden ein Brötchen von uns und guckt sich dauernd um, auch zu den Kameras!"
Er hatte einen Einkaufskorb dabei, in dem eine Auswahl an Lebensmitteln im Wert von etwa 15 Euro lag. Das alles waren keine typischen Klauartikel, insgesamt wirkte das alles relativ unverdächtig. Nur dass er dieses Brötchen gegessen hatte, war seltsam. Wer im Kleinen unehrlich ist, ist es auch im Großen.
An der Kasse stellte er alle Artikel aus dem Korb auf das Förderband. Vom Brötchen war keine Rede. Als wir ihn darauf ansprachen, bezahlte er das Brötchen, aber auch nur dieses. Für alle anderen Artikel hatte er nämlich überhaupt kein Geld dabei, behauptete er zumindest.
Mit der Tagespost trudelte auch ein großer Umschlag eines schwedischen Möbelhauses ein, dass früher mal cool war, aber inzwischen zumindest für mein Verständnis überwiegend für überteuerte Einwegmöbel aus gepresster Pappe steht. Wenn die meisten Produkte nicht so ein zeitloses Design hätten, würde unser halbes Haus nicht damit eingerichtet sein, ich geb's ja zu … Aber selbst hier im Laden findet man überall Sachen von Ikea. Die Vitrinen an der Kasse, die Armatur am Spülbecken in der Backstube, das Regal im Personalraum, mein großes Expedit im Büro mitsamt Vitrineneinsätzen und Körben und bestimmt noch an vielen anderen Stellen, die mir gerade nicht einfallen.
Nun habe ich mit besagtem Brief die Info bekommen, dass man mir Ikea für Unternehmen vorstellen und ans Herz legen möchte. Danke. Nein, danke. Wenn es sich mal wieder ergibt, kaufe ich bestimmt auch wieder irgendwas von Ikea. Aber so wichtig, dass ich dafür jetzt einen speziellen B2B-Kontakt oder gar eine Mitgliedschaft im "IKEA Business Network" benötige, ist es nun definitiv nicht.
Unsere Mitarbeitertoiletten benutzen, irgendwelche Dinge wie beispielsweise Hubwagen, Sackkarren und Rollis ausleihen, Artikel günstiger bekommen – die Liste ist noch viel länger.
Immer wieder versuchen Kunden, meistens übrigens nicht diejenigen, die man hier quasi täglich sieht, mit der Aussage, dass "der Chef das erlaubt" habe, irgendwelche Zusatzleistungen von meinen Mitarbeitern zu bekommen.
Die Erfolgsquote liegt übrigens bei erfreulichen null Prozent.
Zwei Stammkunden suchten Kölsch, gerne in kompletten Kisten.
"Haben wir natürlich auch", erklärte ich ihnen wohlweislich, dass sie den Witz verstehen würden, "aber nur weil wir das hier anbieten, müsst ihr das doch nicht gleich kaufen. Wir haben ja schließlich auch richtiges Bier im Sortiment."
Das Telefon klingelte, Ines ging ran und meldete sich mit der üblichen Grußfloskel.
Die Anruferin plapperte sofort und ohne abzusetzen in einem Satz los: "Hallo, Sarah hier, haben Sie Praktikumsplätze frei?"
Ines hatte den halben Satz "Momentan leider nicht …" gerade gesprochen, als die Anruferin auch schon mitten im Satz auflegte. Kein Danke, keine Verabschiedung, nichts.
Genau solche Leute möchte ich nicht haben, also hat Sarah alles richtig gemacht.
Und dass sie die zweite Hälfte des Satzes, nämlich die Frage nach dem geplanten Beginn des Praktikums, nicht mehr gehört hat, ist dann jetzt wohl auch egal.
Wir versuchen wirklich immer, Lebensmittel zu retten. Wenn wir sie partout nicht mehr verkaufen wollen (beispielsweise weil sie so lange abgelaufen sind, dass man sie nicht einmal mehr verschenken mag), verbrauchen wir die Sachen nach Möglichkeit selber oder es finden sich im Kollegenkreis noch dankbare Abnehmer. Ab und zu geht auch was hier in die Foodsharing-Gruppe, nur werfe ich ungern noch verzehrbare Lebensmittel in den Müll.
Ich habe nicht herausgefunden, wer diese völlig zerfetzte Packung Mehl noch vor der Entsorgung bewahren wollte. Das war zwar gut gemeint, aber in zwei Gemüsetüten eingewickelt und dann noch die Reste der zerstörten Papierverpackung mit dazwischen … nein, das habe ich dann tatsächlich mal feierlich entsorgt. Das war dann doch ganz ehrbar übers Ziel hinausgeschossen.
Irgendwie fiel im Zusammenhang mit einer Zugfeder das Wort "Spannkraft" und prompt hatte ich wieder die alte Shampoo-Werbung von "Shamtu" im Kopf: "… bringt Spannkraft ins Haar."
Shamtu … Shamtu … Was ist denn daraus geworden? Seit Ewigkeiten nichts mehr davon gehört. Also kurz den Kollegen Google bemüht und nach "Shampoo bringt Spannkraft ins Haar" gesucht.
Well …
Da hatte ich also tatsächlich vor gut acht Jahren schon einmal diesen Gedanken, woran ich mich nun zugegebenermaßen wirklich nicht mehr erinnern konnte – und dann zeigt mir die Suche im www direkt als ersten Treffer meine eigene Seite an. Mit einer Mischung aus Faszination und Belustigung habe ich dieses Ergebnis zur Kenntnis genommen.
Es ist aber auch schon irgendwie extrem seltsam, wenn man sich selber als Referenz findet, während man eine Frage mit Hilfe des Internets klären möchte.
Ein Kunde reklamierte seinen Kassenbon. Er hatte nur zwei Flaschen Bier gekauft, jedoch drei bezahlt. Es schwang ein latenter Missmut darüber mit, dass man hier bei uns ja betrogen würde.
Pah! Bei dir gucke ich mir das mal in der Videoaufzeichnung an. Zwei Minuten später war ich schlauer und der Kunde bekam seine Gutschrift für die zu viel gezahlte Flasche.
"Betrügerische Absicht" würde ich das jedoch nicht nennen. Der Kunde hatte die beiden Flaschen nämlich in der Getränkeabteilung in seinen Rucksack gelegt, was rechtlich bereits ein vollzogener Diebstahl gewesen wäre. An der Kasse zog er eine Flasche vor den Augen meiner Mitarbeiterin aus dem Rucksack, stellte sie auf das Förderband und sagte, dass er zwei Flaschen hätte.
Gemeint waren zwei Flaschen insgesamt. Meine Mitarbeiterin hatte es so verstanden, dass er noch zwei weitere Flaschen in der Tasche hatte, also insgesamt drei.
Tja, lieber Kunde. Hättest du so eingekauft, wie man das normalerweise macht, nämlich in einem offenen Einkaufskorb und mit dem vollständigen Auspacken desselben an der Kasse, wäre dieses Missverständnis gar nicht erst aufgetreten und dann hättest du uns nicht Betrug unterstellen müssen.
"Da sind sie doch", zeigt Ines ihr unser Angebot in der Gemüseabteilung und grinste innerlich. Das Phänomen mit den Bäumen, die man vor lauter Wald nicht sieht, kennen wir bei uns nur zu gut.
"Die sind ja Bio, haben sie keine normalen? Mir schmecken keine Bio-Zwiebeln!"
Ines fragte nur vorsichtig nach, vor allem ob es der Kundin speziell um DIESE Zwiebeln (Sorte und Marke) ginge, aber schon sprudelte aus der Kundin eine regelrechte Tirade heraus, dass Bio ihr GRUNDSÄTZLICH nicht schmecken würde. Also ALLES an Bio-Gemüse sei immer und überall nicht lecker.
Kann natürlich auch einfach sein, dass ihr nur der Preis nicht "schmeckt" …
Eine Stammkundin, die seit ich weiß nicht wie vielen Jahren schon mehrmals täglich pro Woche hier bei uns im Laden ist, wollte von mir wissen, wo wir Zucker stehen haben.
Ich staune ja. Gerade solche Grundnahrungsmittel braucht man ja häufiger mal und selbst wenn sie aus welchen Gründen auch immer noch nie Zucker gekauft haben sollte, so hätte sie doch vermuten können, dass er irgendwie im Umfeld von Nährmitteln, Backzutaten und Mehl zu finden sein müsste.
Naja, vielleicht war sie ja auch einfach nur auf eine Kontaktaufnahme aus.
In den Archiven ist noch ein historisches Foto aus der Zeit der schlimmen Toilettenpapierknappheit zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 aufgetaucht.
Angaben der befragten Historiker zufolge zeigt das nachkolorierte Foto höchstwahrscheinlich ein leeres Supermarktregal, in dem vor der Pandemie möglicherweise Toilettenpapier feilgeboten wurde.
Übrigens: Mit diesem kleinen Elefantenstoffier, das unsere Tochter beim Freimarktsumzug 2017 von einem der Festwagen bekommen hatte, begann am 21. Oktober 2017 unsere kollektive Elefantenleidenschaft. Erst liebte sie nur die kleine "Süßi", inzwischen sind es unzählige Stofftiere geworden – und die Eltern hat es mittlerweile auch längst erwischt, wie an dieser Stelle vermutlich längst bekannt ist.
Eine Kundin wollte wissen, ob sie in die Futterspendenbox für das Tierheim auch Artikel legen darf, die sie nicht bei uns gekauft hat.
Natürlich darf sie das!
Ich freue mich logischerweise darüber, wenn Kunden die gespendeten Artikel hier kaufen und somit noch etwas Umsatz generieren. Aber die Box steht hier zu Gunsten des Tierheims und nicht meiner Kassenbücher und so ist natürlich ausdrücklich jede Spende willkommen.
Bei uns im Chipsregal waren drei Tüten Bio-Hirsebällchen abgelaufen. Dies sogar schon vor inzwischen fünf Monaten. Bei Artikeln, die selten gekauft werden und die man deswegen selten nachbestellt und die man deswegen ebenso selten in der Hand hält, rutscht sowas leider mal durch. Passiert in den besten Läden, andere schreiben es nur nicht öffentlich in ihr Blog.
Mit fünf Monate abgelaufenem Haltbarkeitsdatum wollten wir sie nicht mehr verkaufen, auch nicht mehr zu unserem berühmten symbolischen Preis von 10 Cent. So entschied eine Kollegin, die drei Tüten auf den Tisch im Aufenthaltsraum zu stellen.
Ich war neugierig, öffnete die erste der drei Tüten, probierte eines der Bällchen, spuckte einen Augenblick später die zerkauten Brösel in den Mülleimer und kippte die geöffnete und die beiden anderen Tüten hinterher. Zur ursprünglich wohl so geplanten Geschmacksfreiheit gesellte sich ein übles muffig-ranziges Aroma. Würg!
Wir versuchen wirklich in höchstem Maße, der Verschwendung von Lebensmitteln entgegenzuwirken, aber das sind dann einfach mal die Momente, wo man ein Produkt einfach nicht mehr verwenden kann.