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Mein Berichtsheft in Echtzeit (Teil 67)

Woche 67 meiner Ausbildung. Es herrschte der alte Trott: Gemüse packen, Getränke packen. Lagerbereich aufräumen …

Beim Fachbericht musste ich jetzt, 27 Jahre später, schon schmunzeln. Die Regel sind sicherlich nach wir vor gültig, aber ausgerechnet im, von Bedientheken mal abgesehen, fast hundertprozentig in Selbstbedienung stattfindenden Lebensmittel-Einzelhandel, finden sich selten Gelegenheiten, diese auch anzuwenden. Einzig "die Empfehlung der Ware von einer mittleren Sorte" praktiziere ich tatsächlich auch bei uns, wenn Kunden nach Artikeln fragen und unschlüssig sind, welche Marke sie nehmen sollen.



Am Dienstag habe ich gleich morgens die Pappe und die Kisten vom Obst- und Gemüse packen weggeräumt. Ich habe draußen die Paletten und die Rollis ordentlich zusammengestellt und den hinteren Bereich vom Parkplatz gefegt.
Ich habe die Trinks-Hauptlieferung angenommen, verglichen und gepackt. Leere Kisten ziehen in der Getränkeabteilung.
Leergut annehmen und das Leergutlager aufräumen.
Am Nachmittag habe ich die Margarine gepackt.



Merksätze zum Warenverkauf! 1/2

Die Eigenschaften bestimmen Güte und Gebrauchswert einer Ware sowie den Preis.

Der Verkäufer muss bestrebt sein, die Kaufgründe und die beabsichtigten Verwendungszwecke zu erkennen. Dann muss er schnell überlegen und die passenden Waren empfehlen.

Auch die Herstellungsweise bestimmt die Eigenschaft und die Güte und damit auch den Preis der Ware.

Der Verkäufer gehe bei der Empfehlung der Ware von einer mittleren Sorte (Preislage) aus und lasse den Kunden entscheide, welche der verschiedenen Sorten er wählen will!

Banana!

Hmmmmmmm, lecker. :-O

Die noch guten Früchte hat die Kollegin aussortiert, alles was auch nur annähernd gammelig aussah ist so im Müll gelandet. Brr …

(Der Karton wurde übrigens so geliefert. Es ist also nicht so, dass die Bananen hier tagelang unbeachtet in einer Ecke standen und seelenruhig vor sich hin faulten.)


The Tower of Ramen

Vor einer Weile konnte ich zwei verschiedene Displays mit "Cup Ramen" von Nissin vorbestellen. Da diese Artikel bei uns generell gut laufen und die Lieferungen momentan oft ausbleiben, hatte ich die Gelegenheit genutzt und von jedem dieser Displays drei Stück bestellt. Die Produkte lassen sich gut stapeln und genau so, wie sie jetzt hier seit gestern Abend im Laden stehen, hatte ich es mir auch vorgestellt.

Mal gucken, wie lange wir daran verkaufen werden. Da der Aufsteller aus Platzgründen derzeit in Richtung Getränkeabteilung steht, dürfte der Anfang etwas holperig werden … :-)


WTF, Red Bull???

Mit der Post trudelte ein Schreiben von METRO und Red Bull hier ein. In einer Kooperation bieten sie ihren Kunden ein "hochwertiges Starterpaket" an.

Das funktioniert folgendermaßen: Man soll 60 Trays (= 1440 Dosen!) Red Bull kaufen und die Rechnung als Foto/Scan an Red Bull schicken. Dafür bekommt man einen "Slim Can Cooler"-Red-Bull-Kühler. Das ist der, der wie eine 1,20 m hohe Red-Bull-Dose aussieht …

Das ist eigentlich ein geiles Angebot.

Aber da ist ein winzig kleiner Haken an der Sache: Den Kühler bekommt man als Leihgabe. Die ebenfalls auszufüllende, und anschließend unterschrieben einzuschickende Vereinbarung lag dem Schreiben auch bei. Bislang haben wir ausnahmslos sämtliche von der Industrie zur Verfügung gestellten Kühlgeräte bekommen, ohne gleich vorher für ein mittleres Vermögen Ware auf Halde stellen zu müssen, und hier wird dieses Vorgehen wie ein unschlagbares Angebot dargestellt. WTF?! Auf mich wirkt das gerade wie eine Mischung aus Lachnummer und Verarschung. Sowas habe ich ja noch nie gesehen.


Man kann zwar davon ausgehen, dass die Kühlgeräte nach ein paar Jahren im Gebrauch nicht wieder abgeholt werden und stillschweigend ins Eigentum des Kunden übergehen – aber das ist gerade nur Spekulation meinerseits und auf keinen Fall garantiert.

Erwischt: Der Milka-Schokodieb

Vor etwa zwei Wochen hatte ein Typ bei uns ein knappes Dutzend großer Tafeln Milka-Schokolade geklaut. Das war den Kollegen an dem Abend eher zufällig aufgefallen, da das vorher volle Regal an einer Stelle eine klaffende Lücke aufwies.

Viel Gesicht gab es nicht zu merken, da der Dieb die übliche legale Vermummung trug: Schirmmütze und Corona-Maske. Aber wir sicherten das Videomaterial und von dem Moment auch die Schokolade mit Warensicherungsetiketten.

Letztere führten nun zum Erfolg: Der selbe Mann war wieder hier und hat sage und schreibe 25 dieser großen Tafeln in seine Umhängetasche gestopft. Das sind mal eben gute 8 kg Schokolade – mit denen er nicht den Laden verlassen durfte. Dafür hat er jetzt sogar zwei Anzeigen von uns am Hals, die ihm als BTM-Intensivkonsumenten aber wahrscheinlich vollkommen egal sein dürften. Die Droge kontrolliert das Leben. Sie ist gierig, sie braucht Nachschub. Wer den Qualen eines aufkommenden Turkeys entgegensieht, hat nur noch ein Ziel. Wie man an den Stoff kommt oder das Geld dafür beschafft, ist der Droge vollkommen gleichgültig. Da werden Fremde, Freunde und sogar die eigene Familie bestohlen. Wir, irgendein "Konzern" (aus Konsumentensicht) sind ihm sowas von egal …

Spülmit… äh, warte mal!

Auf einer ChariTea-Flasche klebte ein Kunststoff-Aufkleber aus einem Beschriftungsgerät mit der Aufschrift "SPÜLMITTEL". Meistens überleben Aufkleber den Reinigungsprozess in den Abfüllanlagen nicht, aber eben nur meistens. Dieser Typ war wohl beständig gegen alle Mittelchen und hat so den Weg durch die Abfüllanlage auf einer frisch gefüllten Flasche zurück in den Einzelhandel gefunden.

War im ersten Moment schon etwas irritierend. Mit dem Fingernagel ließ sich der Aufkleber dann aber schon von der Flasche knibbeln und da war dann auch mir klar, dass sich nicht Spülmittel sondern Eistee in der Flasche befindet. ;-)


Dieser eine Glücksmoment

Eine unfreiwillige Bierdusche abzubekommen, während hier im Laden gerade Atomic Kittens "Whole Again" düdelte, sorgte bei Ines nicht gerade für Festivalstimmung.

Am nächsten Packtag sollten wir vorsorglich Dragonforce auf die Bühne stellen über die Musikanlage laufen lassen. Mit Moshpit auf der Aktionsfläche. :-P


Zwei zerschnittene Bottle Tags

Schon wieder war dieser Typ hier und hat zwei von unseren Warensicherungsetiketten mit zerstört und die ursprünglich damit gesicherte Ware, wieder zwei Flaschen Whisky, ohne zu bezahlen mitgenommen. Blödes Arschloch!

Aber aus Erfahrung kann ich zwei Dinge sagen: Er fühlt sich sicher und wird wiederkommen und daraus resultiert, dass wir ihn früher oder später erwischen werden. Und jeder einzelne Diebstahl wird von mir zur Anzeige gebracht werden.

Fast ärgerlicher als der Verlust der Ware sind die zerstörten Flaschensicherungen. Diesen Typ in dieser speziellen Bauform gibt es nicht mehr und jedes zerstörte Etikett ist für immer verloren. :-(


Amtlich was KIPPEN

Sozialer als der Staat erlaubt: Die Lemonaid Beverages GmbH (Lemonaid und ChariTea) würde gerne mehr Geld an deren eigenen gemeinnützigen Verein Lemonaid & ChariTea e.V. spenden dürfen, jedoch sieht das Finanzamt diese Beträge nicht als Spende an, sondern verbucht sie als Gewinnausschüttung.

Um auf die Problematik hinzuweisen, hatte der Vertreter vor ein paar Tagen mal etliche Flaschen hier im Markt mit Aufklebern versehen. Um was es genau geht, könnt ihr hier nachlesen: https://www.amtlichwaskippen.lemonaid.de/


Inhaltsloser Brief

Vor ein paar Tagen kam ein leerer Briefumschlag hier an, der definitiv irgendwo bei der EDEKA frankiert und versendet worden ist. Ein konkreter Absender war jedoch nicht zu erkennen. Adressiert war der Brief hier an den Markt, dabei speziell an den "Wipobeauftragten":



Der Inhalt des Umschlags bestand einzig und alleine aus Luft. Kurz, er war leer.

Daran werde ich jetzt wohl noch eine Weile rätseln …


Der Warenbestand

Nächstes Jahr bekommen wir ein neues Warenwirtschaftssystem. Für alle, die mit der Materie vertraut sind: Umstellung auf RWWS.

Der verantwortliche Mitarbeiter der EDEKA, der mich dazu ausführlich beraten hat, nannte mir auch einen großen Vorteil des neuen Systems: "Damit wird Ihr Warenbestand deutlich kleiner." Ich war vor lachen fast vom Stuhl gerutscht. Wie sehr würde ich mich freuen, wenn ich mehr Ware im Laden hätte. Aber zig Artikel die wegen Preisverhandlungen nicht lieferbar sind, dazu viele aus anderen Gründen nicht lieferbare Artikel. Wir haben die Situation zwar ganz gut in den Griff bekommen, aber die vielen Sortimentslücken nerven nach wie vor.

Fairerweise muss ich jetzt aber anmerken, dass die Sache mit dem Warenbestand durchaus einen ernsthaften Hintergrund hat: Je größer ein Markt ist, desto größer ist meistens der Lagerplatz und desto mehr Ware steht im Lager. Damit ist auch die Chance groß, dass da Artikel herumstehen, die vergessen werden oder bei denen sich unnötige Bestände aufhäufen. Das kostet natürlich Geld (resp. verringert die Liquidität) und ist auch mit einem Blick auf die MHDs nicht ganz risikolos. Da hilft ein geschlossenes Warenwirtschaftssystem natürlich gewaltig, da alle Bestände (theoretisch) dem System bekannt sind und die Bestellungen (bzw. automatische Bestellvorschläge) entsprechend angepasst werden.

Halloween-Ende

Die Halloween-Deko ist komplett abgehängt und wieder eingemottet und die Artikel von dem alten Halloween-Aufsteller sind wir zu den Sonderpreisen vollständig losgeworden.

Damit ist der Spuk vorbei. Wortwitz beabsichtigt. ;-)


(… und in zweieinhalb Wochen ist dann die Weihnachtsdeko an der Reihe.)

Keine Chance mehr für Start-Ups

Gerade als Mittelständler und vor vielen Jahren selber Existenzgründer habe oder hatte ich immer eine gewisse Grundhaltung im Kopf: Gib kleinen Firmen, Existenzgründern und Start-Ups eine Chance.

Zumindest letztere werden es zukünftig bei mir schwer haben. Die Arroganz, die mir vor allem in den letzten zwei bis drei Jahren begegnet ist, toppt meine eigene noch um Längen. Da kommen irgendwelche Leute daher, deren wichtigstes Statussymbol die englischsprachige Jobbezeichnung auf der Visitenkarte ist und erzählen mir dann, dass alle meine Kunden zum Mitbewerber abwandern werden, wenn man deren supergeiles, megahippes und instagramtictocgehyptes Produkt nicht sofort kauft – und wenigstens diverse Regalmeter (in Greifhöhe!) zur Verfügung stellt und selbstverständlich das Display im Laden (in der Kassenzone!) unterbringt.

Aber "Start-Ups" (Nicht mit klassischen Existenzgründern verwechseln!) sind sowieso so ein Geschäftsmodell, das wenig ehrbar ist. Als seriöser Existenzgründer ist man darauf aus, eine Firma zu gründen, sich nicht zu übernehmen und wirtschaftlich solide zu arbeiten und dabei ggf. noch die aufgenommenen Bankkredite zurückzuzahlen. Ein "Start-Up" funktioniert anders. Eine gute oder auch völlig an den Haaren herbeigezogene Idee wird gepuscht, das Geld kommt von irgendwelchen Investoren (die auch mit einem Komplettverlust ihres Investments rechnen müssen) und dann wird immer weiter skaliert und die Kuh gemolken, bis nur noch heiße Luft kommt.

Bei uns betrifft das im Grunde ausschließlich Lebensmittel, die sich in drei Kategorien (auch sich überschneidend) einteilen lassen: Functional Food, Bio, Vegan. Nichts gegen bio und vegan – aber der drölfoktillionste industriezuckerfreie und komplett vegane Schokoriegel (selbstverständlich gluten-, nuss- und vor allem vollkommen geschmacksfrei) wird den Markt nicht revolutionieren. Punkt.