Eine junge Frau hatte sich heute Nachmittag hier beworben und auch eine Mappe mit Bewerbungsunterlagen hinterlassen. Es wirkte so, als wenn sie gut zu uns passen würde und so wies ich einen Kollegen an, sie doch einfach direkt mal bei ihr anzurufen. Nachdem ihr Handy dauerbesetzt war, schickte er ihr kurzerhand eine SMS-Nachricht.
Augenblicke später antwortete sie, dass sie gerade mit einem unserer Mitbewerber gesprochen hatte, wo sie auch direkt einen Job bekommen hat.
Joah, dann eben nicht.
Das Bedienteil unserer Papppresse war kaputt. Naja, irgendwie raponiert durch die ständige Benutzung ist es sowieso und immer noch, zu allem Überfluss waren aber die kleinen Schrauben abgefallen, mit denen die Platine mit den Tastern vorne ans Gehäuse gedrückt wurde. Dadurch stapelte sich die Pappe hier im Lager…
Die kleinen Schrauben lagen zum Glück im Kasten mit der Steuerung der Presse und so ließ sich das erstmal wieder zusammenflicken. Den Techniker lassen wir nun aber trotzdem kommen. Dann kann die Blende mit den Folientasten getauscht werden (
Hey, das Ding hat immerhin zehn Jahre gehalten!) und außerdem ist sowieso die Wartung der Maschine längst überfällig…
Meine Kassiererin kam zu mir ins Büro und erzählte, dass sie das Gefühl hätte, dass wir beklaut worden sein. Eine ihr unbekannte Frau mittleren Alters sei schon die ganze Zeit in der Weinabteilung herumgeschlichen und plötzlich hatte sie, als meine Mitarbeiterin gerade zum Ware verräumen von der Kasse aufgestanden war, relativ spontan den Laden verlassen.
Draußen war sie schon nicht mehr zu sehen, und so guckten wir uns auf dem Video an, was passiert war. Wir sahen das, was uns schon bekannt war, bzw. was wir befürchtet hatten: Eine uns unbekannte Frau verweilte eine Zeitlang beim Wein und den Spirituosen, nahm sich plötzlich zwei Packungen (ja, genau, Kartonverpackungen) Rotwein und ging einfach raus. Hat nichtmal gezögert oder sich an der Kasse nach einem Mitarbeiter umgesehen. Das ist schon stumpf.
Brrr… Habe nach langer Zeit mal wieder einen Müsliriegel von Corny gegessen, da wir eine offene Umverpackung im Büro liegen hatten.
Dass das Zeugs überhaupt gekauft wird, ist erstaunlich.
In Sachen Süße und Konsistenz war das Ding jedenfalls eine Strafe für noch lange nicht begangene Sünden…
Eine ältere Kundin war nach längerer Zeit mal wieder bei uns im Laden und kam mit einer meiner Mitarbeiterinnen ins Gespräch. Dabei erklärte die Kundin: "Sie werden mich ab jetzt wieder öfter hier sehen. Hier hat ja zum Glück der Inhaber gewechselt."
"Herrn Harste, meinen Sie? Der ist noch da."
"Nein, der andere. Herr Meiermüllerschulz", antworterte sie und legte eine kleine Gedankenpause ein, "Gott sei Dank!"
(Herr Meiermüllerschulz war bei mir bis vor etlichen Monaten als Aushilfe beschäftigt und war vom Status "Inhaber" ganz weit entfernt.)
Außer bei vereinzelten Nachfragen nach Zotter-Artikeln habe ich noch nie
zu wenig Ware im Onlineshop gehabt. Gerade bei den Sachen aus der Rubrik Heimtierzubehör habe ich insgesamt eher viel zu viel Zeugs.
Und dann ruft ein Mann an und beklagt sich, dass er nur 28
Zeckenkarten in den Warenkorb legen kann. Dabei würde er doch so gerne 150 Stück bestellen. Mehr habe ich leider nicht mehr und damit hatte sich die ganze Sache für ihn erledigt, denn mit den anfallenden Versandkosten (der Gesamtwert betrug ja noch unter 30 Euro), hätte sich das für ihn nicht mehr gelohnt.
Manchmal ist man auch echt doof. Das wäre DIE Gelegenheit gewesen, die Karten loszuwerden. Ob ich da nun insgesamt knapp 30 oder knapp 20 Euro für die Zeckenkarten bekommen hätte, wäre doch fast egal gewesen. Hautpsache weg damit. Da hatte ich in dem Moment leider nicht schnell genug reagiert. Schade.
Zum Wochenende eine kleine Anekdote aus meiner Vergangenheit: Meine Karriere im Einzelhandel begann Ende der 80er als Einkaufswagenschubser bei einem Comet-Markt bei uns um die Ecke. Ein paar Jahre später wurde der Markt zu einem "
extra" und in dem Zusammenhang auch komplett umgebaut. Da dabei jeder Mann und Maus gebraucht wurden, half ich im Rahmen meines Aushilfsjobs ebenfalls mit.
Wir befanden uns etwa eine Woche vor der Neueröffnung. Die Regale standen schon überwiegend mit Ware voll, wichtige Teile wie z.B. die Kassen fehlten aber noch. Mitarbeiter wuselten hin und her, Ladenbauleute klopften ihr Material zusammen, Handwerker gingen ein und aus, weshalb auch sämtliche Türen des Gebäudes offen standen.
Plötzlich tippte mich eine ältere Frau an und fragte, wo sich denn jetzt die Kassen befinden würden. Da hatte sie sich vollkommen unbemerkt von den vielen Leuten einen Einkaufswagen genommen und den in aller Seelenruhe gefüllt – und das alles vollkommen unbeeindruckt von der Betriebsamkeit um sie herum…
Ein junges Pärchen betrat den Bereich vor dem Leergutautomaten. Sie rümpfte die Nase, er kommentierte es mit "Hmmm, das riecht ja toll hier!"
Tzja – das haben Leergutautomaten nunmal so an sich. Wenn an bedenkt, was da so im Laufe der Zeit an (auch verdorbenen!) Getränkeresten hingeschüttet wird, kann man das auch nachvollziehen. Es hinterlässt nunmal unweigerlich seine Spuren – auch bei halbwegs intensiver Pflege.
Diesmal war es aber gar nicht der Automat, was da so eine durchschlagende olfaktorische Wirkung hatte. Ein recht heruntergekommener Flaschensammler hatte seine Hinterlassenschaften in den Müllsack gestopft und dort, ähm, dufteten sie dann eine Weile vor sich hin.
Inzwischen von unserer Putzfrau beseitigt.
Habe eben mein Auto von der Inspektion geholt.
Nachdem ich den Schlüssel des Leihwagens auf den Tresen gelegt und meinen Namen genannt hatte, suchte die Autohaus-Mitarbeiterin meine Papiere raus, sah mich todernst an uns sagte: "Die Rechnung müssen Sie aber auch bezahlen!""
Was? Wie? Rechnung? Bezahlen? Auf welchem Planeten lebt die denn? Sowas würde ich ja nie machen. Hab ich ja auch noch nie. Rechnungen… Hahahah…
Öhm.
Nachdem ich zuende gelacht hatte, meinte sie nur, dass ihr heute gar nicht mehr nach Späßen ist. Sie hätte heute schon drei Kunden gehabt, die wohl bezüglich der Rechnungen tatsächlich aus einer anderen Welt kamen.
Ein Phänomen, das bei uns zumindest recht auffällig ist, möchte ich hier kurz beschreiben. Ob die Kunden sich in anderen Läden auch so verhalten, kann ich nicht sagen, vielleicht kann ja der eine oder andere selber berichten…
Viele unserer Kunden begründen bei Sonderbestellungen immer sehr detailliert, wofür sie einen Artikel benötigen. So haben wir eine Kundin gehabt, die sechs Kisten Fanta "für eine kleine Veranstaltung" bestellten wollte. Anders als es hier im Text gerade rüberkommen mag, war die Begründung nicht nur Smalltalk, sondern hatte eher schon den Charakter eines Entschuldigungsversuches.
Vielleicht lebt die Kundin ansonsten sehr bewusst und alternativ und dachte vielleicht, dass wir ihr ungesunden Lebenswandel und Unterstützung der Firma Coca-Cola unterstellen würden, was sie (aus ihrer Sicht) bei uns in ein Schlechtes Licht gerückt hätte… Wer weiß das schon?
Blogleser Laurenz hatte folgende Frage an mich:
"Wer entscheidet in einem Supermarkt, was für Artikel im Angebot sind? Und nach welchen Kriterien werden die ausgesucht?"
Das ist prinzipiell erstmal davon abhängig, wie der Supermarkt organisiert ist, daraus ergibt sich die wesentliche Frage: Handelt es sich dabei um die Filiale einer großen Kette oder um einen selbständig betriebenen Markt?
In den Filialmärkten wird das meistens aus der Zentrale diktiert. Dort gibt es dann eine Abteilung "
Category Management", in der die Sortimente geplant werden. Das ist sehr komplex, da damit natürlich auch immer eng verbunden die Frage im Raum steht, welche Lieferanten generell aufgenommen werden. Aus der Welt der Planwirtschaft bin ich seit über 15 Jahren raus und kann diesbezüglich daher kaum noch mit Praxiswissen glänzen.
Im SEH ist das wiederum ganz anders. Ob nun ein einzelnes Geschäft oder mehrere Märkte unter Eigenregie: Pauschal entscheidet erstmal der Inhaber, da er die höchste Instanz ist. Es kann (und wird) natürlich so sein, dass die Kompetenz, über bestimmte Produkte und Warengruppen zu entscheiden, an Mitarbeiter delegiert ist. Der Fleischermeister bestimmt das Sommer-Grillsortiment, die Mitarbeiterin in den Molkereiprodukten nimmt einen neuen Saisonjogurt ins Sortiment und verbannt dafür einen Fruchtquark, den sie schon mehrfach in die Restekiste legen musste. Der Mitarbeiter, der für die Zigaretten verantwortlich ist, bekommt zwei Vorschläge vom Vertreter als Alternative für eine ausgelistete Sorte und entscheidet sich nach eigenem Gusto für einen der beiden Artikel usw.
Die von Laurenz gestellte Frage lässt sich also nicht pauschal in ein paar Sätzen hundertprozentig präzise beantworten, dafür spielen zu viele Faktoren eine Rolle. Aber für Außenstehende sollte die Antwort für einen groben Überblick reichen.