Ein reichlich angetrunkener Kunde hatte bereits seinen Biernachschub bezahlt und kam nochmals in den Laden, weil ihm nämlich seiner Meinung nach viel zu viel Geld an der Kasse abgezogen worden sei.
Dem war aber nicht so und hätte er einen etwas geringeren Alkoholpegel gehabt, wäre ihm sicherlich auch aufgefallen, dass er sich am falschen Regaletikett orientierte.
Jede Diskussion war leider zwecklos. Und nicht nur das: Er wurde laut und ausfallend und weil mir das zu blöde war, wollte ich mich umdrehen und ihn einfach alleine im Laden stehen lassen. So merkbefreit, wie er bis jetzt war, so reaktionsschnell war er plötzlich: Mit beiden Händen griff er in Brusthöhe nach dem Stoff meiner Weste und hielt mich so mit beiden Händen fest. "
Vooorsicht!!!", schrie ich ihn an. Und: "
Pack' mich nicht an, sonst passiert hier noch etwas!"
Ich musste mich sehr beherrschen, ihn nicht schwungvoll von mir wegzuschleudern. Das Chaos hier im Laden hätte es nicht gebraucht. Mein Adrenalinpegel übertraf seinen Alkoholgehalt inzwischen um Längen. Ich kann vieles ab, aber wenn mich jemand anfasst oder die Hand gegen mich erhebt, werde ich recht –öhm– ungehalten.
Ich ließ ihn schließlich doch einfach stehen und er trollte sich ohne weitere Diskussion. Sehr schön. Eine derart eskalierende Situation hätte es heute Abend nicht mehr gebraucht.
Immer wieder gehen Kunden so aus dem Laden, ohne etwas zu bezahlen. In den meisten Fällen dürften sie den gewünschen Artikel nicht gefunden haben oder sie haben das Geld vergessen oder was auch immer…
Wann immer ich das mitbekomme, kitzelt es mich in den Fingern, einfach mal nach dem Grund zu fragen. Wenn die Kunden unmittelbar in meiner Nähe (z.B. wenn ich gerade an der Kasse sitze) herausgehen, frage ich hin und wieder mal, wenn gerade nichts los ist, ob sie irgendetwas bestimmtes gesucht hätten. Manchmal konnte ich auf diese Weise tatsächlich schon helfen, weil Leute nicht aus eigenem Antrieb einen meiner Mitarbeiter gefragt haben und sich das vermeintlich nicht vorhandene Produkt einfach nur gut versteckt hielt.
Aber man mag sich ja auch nicht einfach auf jeden Kunden / jede Kundin stürzen, die unverichteter Dinge das Geschäft verlassen. Aber die Neugierde plagt mich jedes Mal, wenn ich das mitbekomme.
Ein Kunde mittleren Alters hatte einen halb gefüllten Einkaufswagen, der sich langsam immer weiter füllte. "Langsam" vor allem deshalb, weil er bei
je-dem Artikel das Haltbarkeitsdatum kontrollierte. Also z.B. auch bei Konserven und Dosenbier.
Was mag der denn wohl mal erlebt haben?!?
Ohmann… Da kommt man morgens nichts Böses ahnend in den Laden und dann hat irgendjemand (vermutlich gestern recht spät am Abend) eine Packung Jacob's Krönung in ganzen Bohnen in die Kaffeemühle der kleinen Kaffeerösterei geschüttet. Entweder war das reiner Vandalismus oder der Kunde / die Kundin hat nach dem Öffnen und Umfüllen der Packung vergessen, die Maschine einzuschalten und den Kaffee hinterher auch zu bezahlen.
Vor geöffneten Lebensmitteln, von denen ich nicht weiß, wer seine Finger darin hatte oder was sonst noch damit passiert sein könnte, habe ich übrigens tatsächlich eine gewaltige Abneigung. Daher war der Kaffee ein Fall für die Tonne. Den mochte ich weder selber trinken, noch für meine Mitarbeiter in den Pausenraum stellen.
Bei unserer dritten Kasse, der "Notkasse", hatte ich den Drucker ausgebaut, da ich ihn gegen einen neuen tauschen musste. Unter Normalbedingungen (also außer vor Feiertagen im Grunde nie) brauche ich die Kasse nicht und so hatte ich es mit dem Einbau nicht so eilig. Mr. Murphy sah das aber ganz anders und so stapelten sich die Kunden plötzlich durch den halben Laden. Also öffnete ich notgedrungen auf die Schnelle eben jene Kasse – ohne daran zu denken, dass ich keine Bons drucken konnte. Egal, wichtiger war mir in dem Moment, dass die Leute nicht so lange zu warten brauchten.
Bei einer Kundin kam ich dummerweise durcheinander und war mir schließlich nicht mehr sicher, welchen Artikel ich schon erfasst hatte und welchen nicht. Also erklärte ich, was ich nun warum machen werde: "Ich kann hier an dieser Kasse momentan leider keine Bons drucken. Daher fange ich nochmal von vorne an, damit ich sicher sein kann, dass ich Ihnen nicht gerade 1,09 Euro zu viel abziehe."
Nachdem alles fertig war, wollte die Kundin noch ihren Kassenbon haben und war ganz enttäuscht, als ich ihr keinen geben konnte. "Das ist jetzt aber schlecht…", moserte sie.
"Naja", entgegnete ich. "Ich habe Ihnen aber vor knapp zwei Minuten gesagt, dass ich hier keinen Kassenbon drucken kann."
Sie sah mich ungläubig mit großen Augen an, aber verzichtete schließlich auf mein Angebot, die Sachen an einer der anderen Kassen noch einmal zu scannen.
Eine Kundin mittleren Alters kam mit mehreren Tafeln Schokolade eines skandinavischen Herstellers an die Kasse. Da wir gerade die Preisetiketten neu drucken mussten, befand sich am Regal ausnahmsweise mal keine Preisauszeichnung.
Zuerst dachten wir, die Frau wollte nur Spaß machen: "
Da steht kein Preis dran, dann bekomme ich die ja umsonst."
Allerdings stand sie beharrlich an der Kasse, blockierte alles und wollte das ernsthaft ausdiskutieren und äußerte währenddessen, dass sogar der Gesetzgeber vorschreibt, dass man Ware ohne Preisauszeichnung umsonst mitnehmen dürfe.
Kräfteraubend, sich mit
sowas beschäftigen zu müssen.
Kaffee ist bei uns bekanntermaßen in einer Vitrine eingeschlossen. Nun sprach mich eine Kundin an und bat darum, dass ich ihr das Schränkchen aufschließe, da sie Kaffee kaufen möchte.
Unverzüglich ging ich mit ihr los in Richtung Kaffeeregal. Dass der Kaffee bei uns weggeschlossen ist, bedeutet schon genug Unannehmlichkeiten für die Kunden. Da lassen wir sie nicht auch noch unnötig warten im Sinne von "Warten Sie bitte beim Kaffee, ich schicke ihnen in einer halben Stunde gleich einen Kollegen her."
Ich schloss die Vitrine auf, schob die Tür zur Seite und die Kundin begann in aller Ruhe zu überlegen, welchen sie denn überhaupt kaufen möchte. In genau dieser Reihenfolge.
Na, das hätte sie ja auch mal vorher machen können.
Eine junge Mutter ging mit ihrer kleinen Tochter (ca. 6 Jahre) durch den Laden und kaufte einige Dinge ein. Beim Kühlregal entdeckte das Mädchen plötzlich die
Fruchtzwerge. Der sich entwickelnde Dialog war etwa der folgende:
Maaaama, guckmal, Fruchtzwerge.
Ja, ich weiß.
Hmm, die schmecken soooo guuut.
Ich weiß.
Ich möchte die. Ich mag die so gerne.
Weiß ich auch, aber ich kaufe die nicht. Da ist nämlich viel Zucker drin und das ist nicht gesund.
Sie griff nach einem Becher "Müller" Milchreis und hielt ihn ihrem Kind entgegen. Dann erklärte sie:
Hier, der ist gut. Den nehmen wir mit.
Na, dann lieber doch die Fruchtzwerge. Die sind wenigstens nicht so ekelig schleimig wie der olle Milchreis. Und was den Zuckergehalt betrifft… Ach, lassen wir das einfach.
Irritierend: Warum läuft eine erwachsene Frau mit einem knallbunten Schulranzen auf dem Rücken durch die Gegend und in einen Supermarkt..?
Sie hat die Tasche für ihren kleinen Sohn getragen.
Ein Kunde suchte Rasierklingen und sprach dazu eine Kollegin im Markt an. Der Mann wusste leider nicht genau, welche Klingen er überhaupt benötigen würde und er lieferte auch gleich die Erklärung mit, warum das so ist: "
Ach, wissen Sie, ich benutze die ja nicht sooo oft. Ich brauche die ja nicht für's Gesicht…"
Too much information. Much too much.
Eine Kundin kam mit einer großen Flasche Energydrink unserer Hausmarke zu mir. Offenbar hatte sie das Preisschild nicht gefunden und daher erkundigte sie sich:
"Entschuldigung, wieviel kostet dieses Red Bull?"
Ich denke, das sind die Momente, in denen ein Hersteller es verflucht, wenn sein Produktname sich zum Gattungsnamen verwandelt hat.
Tzja, Herr B. – der gute Wille war ja da. Darum habe ich eben die Postbank angerufen, damit Sie von denen darüber informiert werden, wo Sie Ihre Bankkarte abholen können.
Wie
einst bei der Deutschen Bank wurde eine sofortige Kartensperrung veranlasst. Alle Diskussion half nichts – der Kunde muss nun eine neue Karte beantragen.
"
Um Missbrauch zu vermeiden!", erklärte die Frau am Telefon. Mein Argument, dass ich, wenn ich die Karte missbrauchen wollte, bestimmt nicht bei der Bank anrufen würde, akzeptierte sie nicht.
Die Sparkasse Bremen und auch die Volksbanken hier in der Gegend haben in solchen Fällen bislang die Kunden immer sofort informiert und alle Kunden waren glücklich und mit keiner Karte wurde Missbrauch getrieben.
Kaum zu glauben: Um kurz nach sechs Uhr kam eben ein (zugegebenermaßen nicht sehr vertrauenswürdig wirkender) Mann in den Laden, kaufte nichts und steuerte zunächst direkt auf meinen Mitarbeiter und schließlich auch auf mich zu, wedelte mit einem üppigen Bündel Banknoten herum und wollte 200 Euro gewechselt haben.
Hat aber nicht geklappt, denn:
1. War ich nach
gestern Abend doch ziemlich misstrauisch.
2. Habe ich so früh morgens nicht so viel Geld hier liegen. (Er war immerhin einer der ersten Kunden des Tages.)
3. Hatte ich einfach keine Lust, für ihn zu laufen.
Eine Frau kam mit einem Einkaufswagen, in dem nur eine Handvoll Teile lagen, an die Kasse und erkundigte sich zunächst, ob wir günstige Zigaretten hätten. Meine Mitarbeiterin zeigte ihr die Auswahl an "Tawa"-Zigaretten, also unserer Eigenmarke. Die wollte sie nicht.
Dann entdeckte sie das Sterusalz, das neben dem Ausgang auf einer Palette steht. "Wieviel kostet denn so ein Eimer?", wollte sie wissen. "Das ist aber teuuuuer...", kommentierte sie die Antwort meiner Mitarbeiterin, die daraufhin entgegnete, dass wir auch günstigeres Salz in 10kg-Beuteln hätten. Das war ihr aber auch zu teuer und sie stöhnte laut, dass sie das ja "woanders viel billiger" bekommen würde.
Sie begann, ihren Einkauf auf das Kassenband zu stapeln. Als meine Kassiererin die Teile über den Scanner zog, beobachtete die Kundin argwöhnisch das Display und kommentierte je-den Artikel: "Oh, das ist aber teuer..."
Meine Mitarbeiterin unterbrach kurz ihre Arbeit: "Die Preistschilder an den Regalen hatten sie aber gesehen, oder? So groß kann die Überraschung jetzt ja wohl nicht mehr sein."
Es folgte – logisch – keine Antwort mehr und zumindest in Gedanken die Augen zur Decke gerichtet fertigte meine MA die Kundin ab...