ich frage da mal die fachkundigen leute: wenn man einen kunden schon als verwirrt / unschlüssig hin- und herlaufend kennt, guckt man dann trotzdem immer weiter zu? das nur, weil ich vor dem einkaufen nie weiß, womit ich hinterher rausgehe. im laden frage ich mich, worauf ich appetit habe und mal fällt mir was ein, mal muss ich mich inspirieren lassen. nun lese ich, das sei verdächtig. da frage ich mich: muss ich mich nun beobachtet fühlen oder lässt der verfolgungstrieb irgendwann nach, wenn man den selben kunden fünf mal beobachtet hat und nie was war?
In meinen Berichten nenne ich ja sehr oft den Grund, warum wir eine Person für "verdächtig" halten. Dieser Grund steht hier im Blog fast immer alleine und ohne jegliche weitere Begründung. Dass das die Sache für Außenstehende sehr nach Vorurteilen aussehen lassen kann, ist nachvollziehbar.
Tatsächlich steckt natürlich sehr viel mehr dahinter. Mit jahrelanger, intensiver Berufserfahrung ist es durchaus möglich, durch bestimmte Verhaltensmuster und auch äußerliche Merkmale jemanden schon ziemlich gut zu kategorisieren. Die sich daraus ergebende Einschätzung muss nicht zwingend richtig sein, aber es hilft bei der Entscheidung, ob man die Zeit investiert, diese Person näher zu beobachten oder ob man die Zeit sinnvoll(er) nutzt. Beides kann schiefgehen. Die als "unverdächtig" eingestufte Person kann sich unbeobachtet die Taschen vollpacken und die beobachtete Person einfach nur ganz normal einkaufen. Ich habe sogar mitunter ein schlechtes Gewissen, wenn ich feststelle, dass ich Kunden zu unrecht verdächtigt habe – auch, wenn sie davon gar nichts erfahren.
An dieser Stelle würde ich jetzt sehr gerne ein Beispiel dafür geben, wie so eine Einstufung vor sich gehen kann. Aber ich befürchte, dass das komplett Missverstanden wird. Einzelne Merkmale, die zur Entscheidung beitragen, treffen auf fast jeden von uns allen zu.
Ich drücke es daher mal so aus: Die Summe der einzelnen Merkmale der äußerlichen Erscheinung sagt sehr viel aus. Dazu kommt, dass man mit etwas Erfahrung einfach erkennen kann, ob jemand durch den Laden irrt, weil er nicht zurecht kommt oder weil er "die Lage checken" möchte.
Auf diese Gratwanderung zwischen Vorurteilen und Erfahrung möchte ich hier nicht weiter eingehen. Wer mehr wissen möchte, soll mir bitte seine Frage(n) direkt per E-Mail zukommen lassen.
Seit letzter Woche habe ich ein Plakat am Fenster hängen, in dem darauf aufmerksam gemacht wird, dass man bei mir seine DM-Bestände loswerden kann, wenn auch "nur" im vereinfachten Wechselkurs 1:2. Das wird niemanden umbringen, aber es erleichtert die Arbeit an der Kasse deutlich.
Okay – würde die Arbeit erleichtern, wenn hier überhaupt mal jemand noch D-Mark-Bestände anschleppen würde. Das ist bislang nämlich nicht der Fall.
Warum ich das überhaupt mache? Ganz ehrlich? Ich glaube jedenfalls nicht, dass ich dadurch auch nur eine müde Mark (naja, vielleicht ja schon) einen müden Euro mehr Umsatz habe.
Aber irgendwie hatte ich Lust, das mal auszuprobieren. Wieviel altes Geld haben die Leute noch zu Hause liegen und sind sie bereit, sich davon zu trennen? Ich selber habe bestimmt auch noch rund 50-100DM in Form von Münzen. Zu Hause liegt eine Spardose voller Münzen mit "Bank Deutscher Länder"-Prägung, die ich vor 20 Jahren mal eine Zeitlang sehr intensiv gesammelt habe. Und hier im Laden hat sich seit dem ersten April 2002 auch mittlerweile eine Spardose mit Pfennig- und Markstücken angesammelt, die den Weg in meine Kassen gefunden haben.
Die Aktion soll ja nicht zeitlich begrenzt sein und so bin ich ernsthaft gespannt, wieviel alte Währung noch zusammenkommen wird.
Kollege: "Eben ist ein Kunde reingekommen. Guck da mal bitte nach, denn der ist irgendwie ganz komisch nervös und tüdelig. Ich habe da gerade ein ganz schlechtes Gefühl..."
War aber zum Glück nichts. Lief zwar etwas planlos hin hund her, musste aber wohl nur die Überdosis Koffeein verarbeiten.
Blogleser und Nachbar Philipp hat mein Weihnachtsbaum-Foto von heute Morgen daran erinnert, dass er vor ein paar Tagen hier in der Baustelle schon ein anderes Stilleben entdeckt und fotografiert hatte. Vielen Dank für das Foto.
Werbefax einer Online-Gewerbedatensammlung. Ich soll doch bitte die Daten "nochmals auf Ihre Richtigkeit kontrollieren" (sic!) und das ganze mit meiner Unterschrift bestätigen.
Mit der Unterschrift, mit der man gleich den in kleiner Schrift gedruckten Teil akzeptiert, in dem erklärt wird, dass die Eintragung in diesem (im Übrigen vollkommen nutzlosen) Verzeichnis kostenpflichtig ist. Die "umseitigen AGB" sind auf dem Fax natürlich ebenfalls nicht zu finden.
Wer den Text nicht richtig liest, wird glücklicherweise lediglich mit einem Betrag in Höhe von deutlich unter 100 Euro belangt. Das ist wenigstens notfalls noch zu verschmerzen.
Eine ältere Kundin, die gehbehindert ist und nur selten aus dem Haus geht, rief eben an und suchte einen bestimmten Artikel. Da sie selber aber nicht kommen kann, schickt sie gleich ihre aus dem Osten stammende Haushaltshilfe rüber.
Etwas krass fand ich allerdings, wie sie die Frau bezeichnet hat.
Im gesamten Gespräch nannte die Kundin ihre Haushaltshilfe mehrmals und ausschließlich "Die Polin."
Samstag war hier richtig Action – Dank der Baustelle allerdings weniger in Bezug auf den Umsatz. Aber dafür hatten wir ständig irgendwelche zweideutigen Gestalten im Laden, die regelrecht nach intensiverer Beobachtung riefen.
Nummer 1:
Eine Kollege kam zu mir ins Büro und berichtete, dass da ein ziemlich heruntergekommener Typ einen leere Getränkekiste ohne Flaschen abgeben will. "Die habe ich draußen gefunden.", erklärte er. "Draußen gefunden" ist nicht meine Definition von "ich nehme mir einen leeren Rahmen aus der Getränkeabteilung" – prompt folgte die Anzeige wegen Betrug, denn auf der Videoaufzeichnung war eindeutig zu erkennen, dass er die leere Kiste eben nicht mitgebracht hatte. Mangels Ausweis musste die Polizei anrücken.
Nummer 2:
Eine ebenfalls ziemlich heruntergekommene Frau fiel uns vor dem Leergutautomaten zuerst auf. Sie steckte einige Flaschen in das Gerät und suchte sich danach einige Teile aus dem Laden zusammen. Sie hatte mehrere mitgebrachte Tüten in der Hand und so beobachteten wir sie am Monitor. Brötchen, Nudeln, Milch hielt sie in der Hand, Fleisch, Bratwurst, Butter, Eier und noch einige Teile mehr verschwanden in den verschiedenen Behältnissen und Taschen, die sie mit ich führte.
Die Frau hatte zwar einen Ausweis dabei, aber da ich mir nicht mehr sicher waren, wo nun überall Ware von uns in ihren Taschen steckte, rief ich dennoch die Polizei an. Überraschung: Außer den Plastiktragetaschen hatte sie auch ihre Umhängetasche reichlich gefüllt.
Nummer 3:
Kurz vor Feierabend fütterte ein Typ den Leergutautomaten mit seinen gesammelten Werken. Diese und wahrscheinlich seinen gesamten Hausstand hatte er in einem halben Dutzend abgenutzter Plastiktragetaschen auf dem Fußboden vor dem Automaten verteilt.
Wie saßen im Büro, unterhielten uns und beobachteten immer wieder auf dem Monitor die Situation am Leergutautomaten. Plötzlich nahm der Mann die offenstehende Lagertür und das dahinter befindliche Leergut war. Er rief kurz rein und nahm sich schließlich ein paar Bierflaschen, die er im Automaten versenkte.
Auch er hatte keinen Ausweis dabei und so wollte ich abermals die Polizei anrufen. Ich hatte absolut nicht damit gerechnet, dass der Kerl innerhalb von ein paar Sekunden sein gesamtes Zeugs zusammenraffen könnte und aus dem Laden rennt. Okay, dann eben keine Polizei. Irgendwie war ich aber auch erleichtert, denn die Motivation, noch bis weit nach Ladenschluss auf die Polizei warten zu müssen, war irgendwie nicht vorhanden.
Irgendjemand hatte am Osterwochenende wohl einen sprichwörtlichen Clown gefrühstückt und einen Tannenbaum in die Baustelle auf unserer Straße "gepflanzt". Hätte eigentlich nur noch gefehlt, dass noch jemand eine Lichterkette oder ein paar bunte Kugeln daran aufhängt.
Gotcha! Manchmal ist es eben doch von Vorteil, dass ich (fast) nur kleine Einkaufswagen bei mir im Laden im Einsatz habe. Die kann man zur Not mal eben schnell ins Auto werfen.
Eigentlich wollte ich ja erstmal über mehrere Ereignisse aus der vergangenen Woche berichten. Aber zum einen habe ich heute Morgen mein Handy zu Hause vergessen, so dass das Foto von gestern noch warten muss und zum anderen fehlt mir momentan noch die Ruhe, um ausführlich zu beschreiben, warum ich am Samstag gleich drei mal die Polizei angerufen habe.
Also erstmal zu aktuelleren Ereignissen: Gerade eben hat mich ein gerade erst nach Bremen gezogener (und vielleicht ja neuer Kunde von mir) Blogleser angerufen und mir erklärt, wo er gestern Abend einen Einkaufswagen gefunden hat. Der Beschreibung nach ist der Wagen ziemlich genau einen Kilometer von hier entfernt. Luftlinie. Aufgrund der für diese Stadt typischen Baustellen- und Einbahnstraßen-Situation muss ich dafür dennoch knapp 2,5km mit dem Auto fahren.
Ich werde da jetzt mal eben hinfahren. Noch ist es relativ ruhig hier im Laden und die Chance muss genutzt werden.
Was ist eigentlich ekeliger? Wenn ein (angetrunkener und ziemlich heruntergekommener) Flaschensammler den in einem seiner Funstücke befindlichen Rest austrinkt – oder wenn der gleiche Mann sich aus dem Aschenbecher vor der Tür eine fremde, nicht ausgedrückte Zigarette nimmt und diese weiterraucht?
Blogleser Julian hat dieses Wasser in einem Supermarkt entdeckt. Dazu schreibt er:Hallo Björn, ich finde das ja ein wenig perves, aber vielleicht hast Du ja eine Killerantwort darauf... "
Was soll ich sagen? Ich habe keine Antwort darauf. Vielleicht hilft de Aussage, dass ich das wahrscheinlich nicht ins Sortiment aufgenommen hätte.