Eine ehemailige Mitarbeiterin wollte etwas mit mir besprechen. Während sie dort neben mir saß, spielte sie die ganze Zeit mit einem Stück Draht herum. Irgendwann siegte die Neugierde und ich fragte sie, was sie denn mit dem Stückchen vor hätte.
Sie erklärte mir, dass sie mit ihrer Familie in einer Wohnung eines älteren Hauses wohnt und eine Sicherung immer herausspringen würde. Darum umwickelt sie die mit dem Draht und dann funktioniert wieder alles.
Ich habe sie inständig darum gebeten, das sein zu lassen und sich mit dem Vermieter in Verbindung zu setzen und nicht zu riskieren, Hab und Gut, ihre Kinder oder sogar ihr eigenes Leben zu verlieren.
Gut fünf Minuten das Telefon ans Ohr gedrückt und der Warteschleifenmusik gelauscht. Dann hatte ich keine Lust mehr, habe die Freisprecheinrichtung aktiviert und das Telefon auf den Schreibtisch gelegt.
Von dem Moment an dauerte es nur noch geschätzte zehn Sekunden, bis sich jemand meldete.
Anruf eines Callcenters: Ob ich bei mir im Laden denn auch die neueste Version des Jugendschutzgesetzes hängen hätte, wollte sie wissen. Ohne, dass ich groß zu Wort kommen konnte, erklärte mir die Dame am anderen Ende der Leitung, dass man verpflichtet wäre, die aktuellste Version auszuhängen und dass man dort für 77 Euro einen aktuellen Druck in der vorgeschriebenen Größe bekommen könnte.
Schade, dass die Verbindung plötzlich unterbrach. Ich hätte ihr noch so gerne gesagt, dass hier Schilder hängen, auf denen darauf hingewiesen wird, dass Tabakwaren und Spirituosen erst ab 18 verkauft werden. Ein Hinweis, der nach meiner Auffassung des Gesetzestextes vollkommen ausreichend ist. Wie steht's im §3, Abs.1 des JuSchG:
(1) Veranstalter und Gewerbetreibende haben die nach den §§ 4 bis 13 für ihre Betriebseinrichtungen und Veranstaltungen geltenden Vorschriften sowie bei öffentlichen Filmveranstaltungen die Alterseinstufung von Filmen oder die Anbieterkennzeichnung nach § 14 Abs. 7 durch deutlich sichtbaren und gut lesbaren Aushang bekannt zu machen.
Warum sollte ich den kompletten Text hier aushängen? Hier wird nicht getanzt, gezockt, ausgeschenkt, vorgeführt oder verführt.
Okay, letzteres durch das Schokoladenregal irgendwie schon, aber das ist etwas anderes...
Ich habe heute der Hausverwaltung das endgültige Okay für den Kauf und den Anbau der Markise in Findorff gegeben.
Einziger Wermutstropfen: Die gesamte Außenwerbung (beleuchtet und unbeleuchtet) muss komplett ein kleines Stück nach oben versetzt werden. Und die Kosten muss ich tragen.
Aber da müssen wir durch. Der Laden hat nunmal eine riesige Schaufensterfront zur Südseite und 35 Grad Raumtemperatur, wie wir sie ungelogen im letzten Jahr hatten, sind weder für die Mitarbeiter noch die Kühlgeräte akzeptable Arbeitsbedingungen.
Wenn einer klaut, dabei erwischt wird, sich glaubwürdig entschuldigt, daraufhin wieder in den Laden darf und dann aber mitsamt seinen Freunden wochenlang nicht mehr zu sehen ist - darf man dann an Zufall oder ein zutiefst schlechtes Gewissen glauben?
Auf einem Lieferschein ist mir gerade in der Artikelbezeichnung folgendes aufgefallen:
WUE WZG SWRSL
Das bedeutet wohl "Wuerttemberger würziger Schwarzriesling", aber irgendwie interpretiere ich dort immer wieder den begriff "Würzwiesel" hinein. Darüber können aber wohl nur Futurama-Fans lachen.
hatte ich gerade vor, einen "Rekordversuch" zu starten: Wie lange brauche ich, um hier 11 Paletten Getränke wegzupacken. Immerhin sind das bei uns nicht nur Kistenstapel, die einfach verschoben werden können, sondern ein Großteil der Ware steht in Form von einzelnen Flaschen und Sechserträgern im Regal.
Nach einer guten halben Stunde habe ich die Stoppuhr wieder abgestellt. Spätestens nach jeder zweiten Kiste hat mich jemand angesprochen: "Der Automat nimmt diese Flasche hier nicht an.", "Chef, der Drucker an meiner Kasse funktioniert nicht mehr.", "Können Sie mir sagen, wieviel dies hier kostet?", "Ich komme da oben nicht dran, können sie mir da mal drei Flaschen heruntergeben?", "Ich habe hier gestern ein Handy verloren. Das wurde nicht zufällig gefunden, oder?" und "Wenn ich 50 Osterhasen kaufe, bekomme ich dann Mengenrabatt?"
Dann packe ich eben in einem gemütlichen Tempo weiter. Wenn ich sowieso die Zeit nicht erfasse, brauche ich dabei auch nicht ins Schwitzen zu kommen.
Da kommt man morgens nichts ahnend in die Firma und dann liegt da ein alter "WingMan"-Joystick auf dem Fußboden vor der Bürotreppe. Wo er nun genau hergekommen ist, weiß niemand. Und es weiß auch keiner, wie der Stick schließlich den Weg in unser Lager gefunden hat. Ob sich wohl noch jemand meldet, der ihn vergessen oder verloren hat? Hmm...
Liebe Kinderwagen schiebenden Muttis: Man kann die Räder eines Buggys auch ölen und muss damit nicht allen Mitmenschen in der Umgebung Ohrenschmerzen verursachen!
In einer Jacke mit dem Aufdruck einer meiner Lieferanten, die deren Fahrer als Arbeitskleidung tragen, kam ein Kunde mittleren Alters in den Laden.
Ich freute mich zuerst für den Lieferbetrieb: Es ist doch schön, wenn Mitarbeiter die Jacke mit dem auf allen Seiten deutlich erkennbaren Firmenemblem auch in der Freizeit tragen.
Arg peinlich fand ich allerdings, dass der Mann nicht nur ungepflegt war und eine deutlich wahrnehmbare Fahne ausdünstete, sondern auch sowohl beim Gehen als auch beim Sprechen stark schwankte.
Falls die Jacken auch als Werbegeschenke ausgeteilt werden, wird niemand etwas dagegen machen können. Falls sie aber wirklich ausdrücklich nur als Arbeitsbekleidung im Gebrauch sind, fände ich als Betriebsleiter so ein Verhalten ganz und gar nicht lustig.
Meine Sperrmüllsammlung auf dem Hof hat ein Ende: Hier steht nun neben dem Container für die Einwegflaschen und -Dosen noch ein zweiter Behälter, den wir derzeit mit allem füllen, was wir nicht mehr brauchen. Unter anderem ist der gesammte Sperrmüllhaufen darin verschwunden, der sich hier auf dem Hof angesammelt hatte. Meine Güte, lag das Zeugs hier lange herum...
Nach etwas längerer und recht umständlicher Suche entschied sich der alkoholisiert wirkende Mann in den frühen Morgenstunden für ein Glas Rollmöpse.
Passt, würde ich sagen.
Blogleserin Kerstin hat mir eine E-Mail geschickt, über die ich mich vor allem wegen der vielen lustigen Ausführungen sehr gefreut habe. Ich darf sie hier veröffentlichen und so lest selber:
Lieber Björn,
seit ungefähr einer Woche lese ich täglich mehrere Stunden in Deinem Blog, habe mich vom ersten Eintrag inzwischen bis April 2007 durchgearbeitet und kann einfach nicht genug kriegen (die Zeit dafür habe ich übrigens, weil ich in den nächsten Tagen unser erstes Kind erwarte und schamlos herumsitzen und lesen kann).
Heute war ich dann zum ersten Mal, seit ich Dein Blog lese, einkaufen und musste feststellen, dass ich meinen Rewe hier in Bonn mit ganz anderen Augen sehe. Das reinste Abenteuer! Es fing damit an, dass in einem der roten Körbchen neben dem Eingang eine Packung Bio-Putenbrustaufschnitt vergessen wurde. "Die gehört doch ins Kühlregal!" rief ich mit spontanem Entsetzen zu meinem Mann, der daneben stand. Mein nobles Ansinnen, sie schnell ins Kalte zu legen, scheiterte allerdings daran, dass die Packung schon Raumtemparatur hatte. "Mist, unterbrochene Kühlkette," dachte ich da nur und ließ sie liegen, wo sie war, damit sie nicht womöglich jemand aus dem Kühlregal kauft und sich daran den Magen verdirbt. Mittlerweile habe ich aber immerhin ein schlechtes Gewissen, dass ich sie nicht mit ein paar erläuternden Worten an die nächste Verkäuferin weitergegeben habe, und vielleicht hätte man sie auch noch retten können. Mea culpa. Das war mir zu dem Moment allerdings nicht klar, und da fing ich zur Verwirrung meines Liebsten aber schon an, irre zu kichern, weil mir bewusst wurde, wie sehr eine Woche "extreme Shopblog-Lesing" einen Menschen verändern kann. Ahem.
Dann gingen wir weiter durch die Frischeabteilung, und wie das so ist, wenn Frauen einkaufen, wies ich nach wenigen Minuten meinen Mann darauf hin, dassder kleine rote Korb wohl nicht reichen würde. Netterweise wollte er sofort einen Wagen holen, hatte allerdings Bedenken durch die (in dem Moment offen stehende) Eingangs-Schranke nach draußen zu gehen weil er befürchtete, als
Ladendieb betrachtet zu werden. "Unsinn, du kommst ja gleich wieder rein," sagte ich (ja, ich weiß - nicht sehr brav, ich schäme mich ja schon!), weil ich dachte: "A, die haben ja hier bestimmt Kameras, auf denen sie gesehen haben, dass er nichts eingesteckt hat, und B benehmen sich Ladendiebe, wie wir von Björn gelernt haben, ja meistens recht auffällig, also nicht so wie mein Mann. Und ich steh ja mit dem vollen Körbchen noch hier und packe Orangen in einen Beutel..."
Danach passierten nur noch Details. Ein voller Rolli stand im Süßigkeiten-Gang, bei dem ich mich fragte, wohin der ganze Kram gepackt
werden soll. Die Salz-und-Essig-Chips gibt es dort beim Rewe zu meinem großen Leidwesen immer noch nicht und ich fragte mich vage, ob man die wohl für mich als Einzelkunden bestellen würde, so wie Du das sicher tätest. Und als die Guylian-Meeresfrüchte mit Nougatfüllung aus waren und die Verkäuferin mir zu ihrem Bedauern nicht helfen konnte dachte ich, "Hm, Björn hätte jetzt sicher gesagt, dass er sie bis spätestens Dienstag (oder so) wieder vorrätig hat." Auch die vielen Aufsteller von diversen Schokoladenfabrikanten, vor allem zu Ostern, habe ich kritisch betrachtet. Habe zum einen festgestellt, wieviele verschiedene es doch sind und dass mir früher nie aufgefallen ist, dass die speziell von der Firma selbst angeboten werden - und habe mit milder Empörung bemerkt, dass eine Lücke in einem
Lindt-Aufsteller schamlos mit Hachez-Produkten aufgefüllt worden war. Sowas aber auch!
Und beim Rausgehen habe ich noch zufrieden anhand eines mitgehörten Dialogs bemerkt, dass die Stimmung unter den Mitarbeitern, äh, Marktangestellten freundlich und locker ist. Das war nicht das erste Mal, dass ich das festgestellt habe, und auch zu uns Kunden sind dort immer alle sehr freundlich - nur dieses Mal dachte ich, "Ach, nett, das ist ja wie bei Björn."
Fazit: Ich bin ein anderer Mensch geworden. Ich betrachte "meinen" Rewe (woanders gehe ich meistens nicht hin) viel kritischer, weiß aber auch vieles besser zu schätzen, weil ich in Deinem Blog zumindest ansatzweise gelernt habe, wie so ein Laden funktioniert. Und ich bemerke zu meiner Beschämung auch einige Verhaltensweisen an mir, die mich als Marktangestellten nerven würden und will versuchen, solche zukünftig abzulegen.
Weiter so mit Deinem tollen Blog! Es ist nicht nur unterhaltsam und informativ, sondern sogar horizonterweiternd! Ja, ich weiß, nach der neuen Rechtschreibung würde das "Horizont erweiternd" geschrieben, aber manche Dinge müssen einfach nicht sein...
Aus einem Pappballen, der auf einer Palette im Lager stand, lugte der Flaschenhals einer PET-Bierflasche hervor. Ich zog daran und hatte die abgebildete Flasche in der Hand. Sie war noch mehr als zur Hälfte gefüllt und stammt nicht aus meinem Sortiment. Es kann also nicht sein, dass sie aus Unachtsamkeit beim Packen in die Presse geraten ist.
Ich frage mich nur: Wie kam die Flasche in die Presse? Und warum hat sie die 16-Tonnen-Tortur relativ unbeschadet überstanden, vor allem ohne zu platzen?