E-Mail von Blogleserin Kerstin
Blogleserin Kerstin hat mir eine E-Mail geschickt, über die ich mich vor allem wegen der vielen lustigen Ausführungen sehr gefreut habe. Ich darf sie hier veröffentlichen und so lest selber:
Lieber Björn,Danke und Gruß zurück.
seit ungefähr einer Woche lese ich täglich mehrere Stunden in Deinem Blog, habe mich vom ersten Eintrag inzwischen bis April 2007 durchgearbeitet und kann einfach nicht genug kriegen (die Zeit dafür habe ich übrigens, weil ich in den nächsten Tagen unser erstes Kind erwarte und schamlos herumsitzen und lesen kann).
Heute war ich dann zum ersten Mal, seit ich Dein Blog lese, einkaufen und musste feststellen, dass ich meinen Rewe hier in Bonn mit ganz anderen Augen sehe. Das reinste Abenteuer! Es fing damit an, dass in einem der roten Körbchen neben dem Eingang eine Packung Bio-Putenbrustaufschnitt vergessen wurde. "Die gehört doch ins Kühlregal!" rief ich mit spontanem Entsetzen zu meinem Mann, der daneben stand. Mein nobles Ansinnen, sie schnell ins Kalte zu legen, scheiterte allerdings daran, dass die Packung schon Raumtemparatur hatte. "Mist, unterbrochene Kühlkette," dachte ich da nur und ließ sie liegen, wo sie war, damit sie nicht womöglich jemand aus dem Kühlregal kauft und sich daran den Magen verdirbt. Mittlerweile habe ich aber immerhin ein schlechtes Gewissen, dass ich sie nicht mit ein paar erläuternden Worten an die nächste Verkäuferin weitergegeben habe, und vielleicht hätte man sie auch noch retten können. Mea culpa. Das war mir zu dem Moment allerdings nicht klar, und da fing ich zur Verwirrung meines Liebsten aber schon an, irre zu kichern, weil mir bewusst wurde, wie sehr eine Woche "extreme Shopblog-Lesing" einen Menschen verändern kann. Ahem.
Dann gingen wir weiter durch die Frischeabteilung, und wie das so ist, wenn Frauen einkaufen, wies ich nach wenigen Minuten meinen Mann darauf hin, dassder kleine rote Korb wohl nicht reichen würde. Netterweise wollte er sofort einen Wagen holen, hatte allerdings Bedenken durch die (in dem Moment offen stehende) Eingangs-Schranke nach draußen zu gehen weil er befürchtete, als
Ladendieb betrachtet zu werden. "Unsinn, du kommst ja gleich wieder rein," sagte ich (ja, ich weiß - nicht sehr brav, ich schäme mich ja schon!), weil ich dachte: "A, die haben ja hier bestimmt Kameras, auf denen sie gesehen haben, dass er nichts eingesteckt hat, und B benehmen sich Ladendiebe, wie wir von Björn gelernt haben, ja meistens recht auffällig, also nicht so wie mein Mann. Und ich steh ja mit dem vollen Körbchen noch hier und packe Orangen in einen Beutel..."
Danach passierten nur noch Details. Ein voller Rolli stand im Süßigkeiten-Gang, bei dem ich mich fragte, wohin der ganze Kram gepackt
werden soll. Die Salz-und-Essig-Chips gibt es dort beim Rewe zu meinem großen Leidwesen immer noch nicht und ich fragte mich vage, ob man die wohl für mich als Einzelkunden bestellen würde, so wie Du das sicher tätest. Und als die Guylian-Meeresfrüchte mit Nougatfüllung aus waren und die Verkäuferin mir zu ihrem Bedauern nicht helfen konnte dachte ich, "Hm, Björn hätte jetzt sicher gesagt, dass er sie bis spätestens Dienstag (oder so) wieder vorrätig hat." Auch die vielen Aufsteller von diversen Schokoladenfabrikanten, vor allem zu Ostern, habe ich kritisch betrachtet. Habe zum einen festgestellt, wieviele verschiedene es doch sind und dass mir früher nie aufgefallen ist, dass die speziell von der Firma selbst angeboten werden - und habe mit milder Empörung bemerkt, dass eine Lücke in einem
Lindt-Aufsteller schamlos mit Hachez-Produkten aufgefüllt worden war. Sowas aber auch!
Und beim Rausgehen habe ich noch zufrieden anhand eines mitgehörten Dialogs bemerkt, dass die Stimmung unter den Mitarbeitern, äh, Marktangestellten freundlich und locker ist. Das war nicht das erste Mal, dass ich das festgestellt habe, und auch zu uns Kunden sind dort immer alle sehr freundlich - nur dieses Mal dachte ich, "Ach, nett, das ist ja wie bei Björn."
Fazit: Ich bin ein anderer Mensch geworden. Ich betrachte "meinen" Rewe (woanders gehe ich meistens nicht hin) viel kritischer, weiß aber auch vieles besser zu schätzen, weil ich in Deinem Blog zumindest ansatzweise gelernt habe, wie so ein Laden funktioniert. Und ich bemerke zu meiner Beschämung auch einige Verhaltensweisen an mir, die mich als Marktangestellten nerven würden und will versuchen, solche zukünftig abzulegen.
Weiter so mit Deinem tollen Blog! Es ist nicht nur unterhaltsam und informativ, sondern sogar horizonterweiternd! Ja, ich weiß, nach der neuen Rechtschreibung würde das "Horizont erweiternd" geschrieben, aber manche Dinge müssen einfach nicht sein...
Ich les dann mal weiter bei April 2007.
Die besten Grüße aus Bonn,
Kerstin
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Kommentare
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Jo am :
Viele Gruesse aus Dublin (Ja, genau heute ist St Patrick's day)
Anke_ am :
Auch ich habe das Blog hier in der Schwangerschaft entdeckt und durchgelesen. Das war allerdings schon früher in der Schwangerschaft. Mittlerweile ist meine Tochter fast 7 Monate alt und ich lese weiterhin täglich mit. Wenn du ein Laptop hast, ist das garkein Problem, dann kannst du während dem Stillen/Füttern hier lesen. Besonders nachts ist das praktisch, ich bin dabei eingeschlafen und dieses, und das Blog des Undertakers Tom haben mich davor bewahrt
Mir geht es mit der Selbterkenntnis zwar ganz so wie dir, ich habe selbst schon lange genug im Einzelhandel gearbeitet, da weiß ich auch so, dass die Pute ins Kühlregal gehört
Liebe Grüße und eine schöne Geburt
Anke_
officehell am :
Gruß ausm Officeblog
Jo am :
Die Erkenntnis hilft auch ganz gut im Leben, denn es gibt nur reichlich wenig Produkte, bei denen ein Auftauen und wieder einfrieren unproblematisch ist. Das darf man nicht zu panisch sehen, aber beim Einkauf im Hochsommer ist es sehr schnell passiert, dass die aufgetaute Pizza für erhebliche Magenkrämpfe sorgt.
Jürgen am :
die Generation Shopblogger
Kerstin am :
Zur Erläuterung:
Dass Pute ins Kühlregal gehört, weiß ich natürlich auch. Ich hätte wohl erwähnen sollen, dass mir in dem Moment vor allem der Verlust der Packung bewusst wurde, die ja nun zwangsläufig im Müll landen musste anstatt verkauft werden zu können. Das Geld ist also futsch.
Und ja, auch das weiß man mit ein wenig gesundem Menschenverstand. Aber wirklich drüber nachgedacht, was das für den Händler bedeutet, hätte ich ohne dieses Blog wohl nicht.
Zufrieden?
P.S.: "Generation Shopblogger"! Wie cool.
Bettina von Mottenburg am :
Das ist aber nur halb so schlimm, gegenüber dem, was sich die Leserin hier antut und vor allem dem ungeborene Kind antut, nämlich diesen Blog exzessiv zu lesen.
Schärfstes am :
Julian am :
Meine Mutter hat neulich eine Frau bei Aldi (Süd) erwischt, die an der Kassenschlange einfach irgendeine Fleischpackung auf die Seite gestellt hat. Sie hat dann aber nicht die Frau angesprochen (die war zwei Plätze vor ihr), sondern eine zufällig in der Nähe stehende Verkäuferin dezent darauf aufmerksam gemacht. Die hat dann die Frau lautstark und bayerisch ordentlich zur Sau gemacht. Recht so. Die Frau hat zwar fast geheult, als sie vor den Augen aller Kunden an den Kassen ihr Teil zurück zur Kühltheke tragen mußte, aber sicher hat sie auch was gelernt.
Ich finde es einfach unmöglich, wenn Leute so hirnverbrannt sind, gekühltes einfach irgendwo abzustellen (oder gar in die Gefriertruhe zu legen oder umgekehrt). Da ist das Huhn / das Schwein / die Pute / das Rind ja praktisch umsonst gestorben. Keinen Respekt vor ihrer Nahrung haben diese Leute mehr, da werd ich wirklich fuchsig. Wenn ich mal so einen erwische, muß der schon sehr groß und kräftig sein, daß ich ihn nicht anspreche.
hubertius am :