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Nicht zurückgerufener Käse

Vor einer Weile gab es einen öffentlichen Warenrückruf. Eine bestimmte Charge mit einem ganz bestimmten Haltbarkeitsdatum eines Käses war betroffen.

Ein paar Tage später Kundin rief an und erklärte, dass sie von dem Rückruf gehört habe und den gestern gekauften Käse deshalb gerne zurückgeben würde. Ein Kollege hatte den Anruf entgegengenommen und mit mir im Hintergrund abgewickelt.

"Wie, gestern?", wunderte ich mich. Wir hatten die Ware vor ein paar Tagen schon vollständig aus dem Verkauf genommen. Da durfte nichts mehr sein und da war auch nichts mehr. Nach einigem Hin und Her stellte sich heraus, dass der von ihr gekaufte Käse ausdrücklich nicht von dem Rückruf betroffen ist.

"Ich möchte den aber dennoch nicht mehr haben", sagte die Anruferin.

Mein Kollege erklärte ihr, dass "ihr" Käse ausdrücklich nicht vom Rückruf betroffen sei. Wenn es keine kühlpflichtige Ware wäre, hätten wir ihn ja sogar zurückgenommen, aber so hätten wir den Kaufpreis erstattet und die Ware weggeworfen. Die Anruferin vertrat die Ansicht, dass wir das ja aus Kulanz machen könnten.

Ware, deren Kühlkette unterbrochen war und die wir trotz eines ansonsten einwandfreien Zustands deswegen nur wegwerfen können, nehmen wir nicht zurück. Diese "Kulanz" hätte uns nur Geld kostet und keiner der Beteiligen hätte wirklich etwas davon gehabt. Außer, dass die Anruferin ihren Willen durchgesetzt hätte. Also sagten wir noch einmal entschieden, dass wir den Käse nicht zurücknehmen werden.

"Dann bin ich ab jetzt ihre Kundin gewesen!" [klick!]

Auch gut, erpressen lasse ich mich nicht.

Nachdenkliches beim Warenrückruf

In der vergangenen Woche gab es einen öffentlichen Warenrückruf. Mehrere Kekssorten von Merba, die u.a. auch für unterschiedliche deutsche Einzelhandelsketten produzieren, wurden wegen möglichen Verunreinigungen mit "Metallfremdkörpern" zurückgerufen. Was genau "Metallfremdkörper" sind, wurde nicht bekanntgegeben. Ob das nun winzige Metallpartikel waren oder größere, scharfkantige Stücke, bleibt offen.

Wir waren ebenfalls betroffen und hatten auch Ware von den betroffenen Chargen hier im Markt stehen. Diese sollte aus dem Verkauf genommen und im Markt vernichtet werden. "Vernichtet" heißt bei uns: Ab in den schwarzen Restmüllbehälter auf dem Hof. Nicht verkehrsfähige Ware, die nur deshalb nicht verkauft werden kann, weil sie mit einem falschen Haltbarkeitsdatum oder fremdsprachigen Etiketten versehen ist, muss man ja nicht in den Müll werfen. Die kann man ja selber verbrauchen. Wenn eine Gesundheitsgefahr besteht, möchte man das natürlich nicht.

Als ich dieses gute Dutzend Kekspackungen im Müllcontainer liegen sah, musste ich an irgendwelche Containerer denken. In effektheischenden Dokus habe ich schon gesehen, wie sich die Protagonisten gleichermaßen darüber gefreut und empört haben, dass Supermärkte noch "lange haltbare und völlig einwandfreie Ware" einfach in den Müll werfen. Dieser Eindruck hätte bei den zurückgerufenen Keksen ja auch entstehen können. Die Verpackungen waren unbeschädigt, die MHDs lagen knapp ein Jahr in der Zukunft.

Glauben die Leute denn wirklich, dass ein Handelsunternehmen einfach so Ware entsorgt, weil die gerade nicht mehr ins Regal passt? Müsste man mit halbwegs gesundem Menschenverstand nicht zumindest auf den Gedanken kommen, dass diese Artikel nicht völlig grundlos im Müll liegen? Könnte und würde man diese aus dem Container geangelten Kekse wirklich vollkommen unreflektiert und mit gutem Gewissen (und selbstverständlich dem geistigem Sich-selbst-auf-die-Schulter-klopfen) konsumieren?

Und was ist, wenn nun keine Sägespäne sondern wirklich irgendein Stück eines Stahlbolzens in einem der aus dem Müll geholten Kekse steckt und man sich im Idealfall nur einen Zahn abbricht, im schlimmsten Fall den Magen oder Darm perforiert? Dann stehste da …

Schokobons im Müll

Es tat schon weh, den Inhalt von zwei Displays Schoko-Bons im Müllcontainer zu versenken. Auch wenn es kein gesundes Lebensmittel und vielleicht auch eher Genussmittel ist, so ist es dennoch eine Vernichtung von Ressourcen. Andererseits gab es bestätigte Fälle von Salmonellen und wer hätte sie unter der Prämisse tatsächlich essen wollen?

Den Warenwert, fast 1000 Euro, bekommen wir erstattet, das ist nicht das Problem. Ein merkwürdiges Gefühl hatte ich dennoch, als wir die Kartons in den Müll gekippt haben …


Milch, Rückruf, Interview

Den öffentlichen Milch-Rückruf dürfte inzwischen jeder mitbekommen haben. Ich hatte es heute Morgen schon vorm Aufstehen in den Nachrichten gelesen, sehr schnell und noch bevor die offiziellen Unterlagen bei uns ankamen stand aber schon fest, dass wir von der betroffenen Milch nichts im Laden stehen haben. Vermutlich haben wir auch Milch mit einem oder mehreren der betroffenen Haltbarkeitsdaten bei uns auch angeboten, denn schließlich bekommen wir diese Ware täglich frisch, aber das ist dann nun auch schon wieder ein paar Tage her.

Ein paar Minuten später rief auch schon Nonstopnews an, da konnte ich aber nicht helfen und heute Mittag kam eine Anfrage von Buten un Binnen, ob sie hier ein paar Schnittbilder und Kundeninterviews drehen dürften. Sie durften. Ich hab dann selber auch noch erzählt, dass wir diese Ware gar nicht, bzw. gar nicht mehr im Laden stehen hatten, eine Kollegin hat für die Kamera Milch eingeräumt und nach ein paar Minuten war das Team von Radio Bremen auch schon wieder verschwunden…




Aus einem Rückruf

Aus einem Warenrückruf:
Möglicher Verderb innerhalb MHD bei Unterbrechung der Kühlkette.
Das finde ich jetzt nur wenig überraschend. :-)

Die genauen Gründe, warum der Artikel (Um was es sich handelte, ist an dieser Stelle irrelevant!) aus dem Verkauf genommen wurde, weiß ich nicht. Als Begründung wurde "Sensorische Abweichung" (z.B. falsche Konsistenz) und eben auch der oben zitierte Satz genannt. Aber dass mit der Unterbrechung der Kühlkette das Haltbarkeitsdatum gekillt wird, sollte eigentlich keinen Rückrufgrund darstellen.

Ich frage nicht, ich wundere mich nur…