Eine Frau rief an und wollte wissen, ob wir fertige Eiswürfel hätten. Ich bejahte.
Sie bedankte sich, gelobte, später welche zu kaufen und legte auf.
Gut eine Minute späte hörte ich an der Lagertür ein vorsichtiges "Hallo?". Ich ging hin und eine junge Frau stand dort, die mir berichtete, dass sie gerade angerufen hätte wegen der Eiswürfel.
Ines und ich standen an der Straßenecke, da wir gerade etwas in der Kantstraße nachsehen wollten. Plötzlich sahen wir sie die Gastfeldstraße in unsere Richtung entlanglaufen.
Kurz bevor die Frau auf unserer Höhe war, hielt sie sich plötzlich ihre linke Hand wie eine Scheuklappe neben das linke Auge, nach knapp drei Metern nahm sie die Hand wieder runter. Wollte sie uns nicht sehen? Wollte sie von uns nicht gesehen werden? Waren wir überhaupt der Grund für diese Geste?
Schulterzuckend guckten wir beide uns an und beobachteten aus der Entfernung, wie sie bei uns im Laden verschwand.
Eine Kundin hatte für ihren Einkauf keinen roten Korb benutzt und da man ja immer mehr kauft, als geplant, gingen ihr irgendwann die Hände aus. So stellte sie einen Joghurtbecher kurzerhand auf ihren Kopf.
Das ging zwar eine Weile gut, aber eine Kollegin hat ihr dann vorsichtshalber doch einen unserer Einkaufskörbe in die Hand gedrückt.
Eine Kundin suchte ganz offensichtlich etwas. Sie ging durch verschiedene Gänge und zu verschiedenen Regalen, blickte jeweils immer einmal von oben nach unten durch die Fächer und ging weiter in einen anderen Gang. Wir sind hier ja stets aufmerksam und zuvorkommend und so fragte ich sie, ob sie etwas Spezielles suchen würde.
Sie guckte mich an als hätte sie noch nie einen Mann mit Brille und roter Weste gesehen und schüttelte den Kopf, während sie sich wieder umdrehte und weitersuchte.
Eine ältere Kundin ging ohne Ware an der Kasse vorbei. Meiner Mitarbeiterin sagte sie gleich erklärend: "Ich habe nichts gefunden."
Da wir ja immer helfen und uns auch die Chance auf möglichen Umsatz nicht entgehen lassen wollen, fragte meine Kassiererin sie: "Was haben Sie denn gesucht?"
Eine ältere Stammkundin berichtete, dass ihre Bekannten immer noch zu "Tengelmann" gehen, wenn sie hier zu mir in den Laden herkommen.
Erstaunlich, wie sich sowas in den Köpfen der Leute festsetzt… Dabei bin ich hier mit dem SPAR schon knapp 17 Jahre (Nächste Woche ist mal wieder Geburtstag) und unmittelbar davor war der Laden mehrere Monate geschlossen. Das hier zuletzte betriebene Geschäft hieß KAISER's und, wie lange auch immer "KAISER's" hier dran stand, irgendwann DAVOR war es Tengelmann…
Das ist also bestimmt schon knapp 20 Jahre her. Krass.
Dann war da noch dieser Moment, in dem eine Kundin den Laden dafür gelobt hat, dass nun wir einen bestimmten Artikel im Sortiment hätten – und ich ü-ber-haupt keine Ahnung hatte, was sie überhaupt meinte.
Eine Stammkundin hatte vorhin nach einem ganz bestimmten Produkt gefragt, das momentan nicht vorrätig ist, weil wir es durch den verringerten Platz im Tiefkühlsortiment zunächst verbannt hatten.
Ich berichtete ihr, dass das leider notwendig war, weil der alte Tiefkühlschrank aus technischen Gründen zwingend weg musste. Und dass wir überhaupt neue Tiefkühltruhen bekommen, die dann u.a. dort stehen sollen, wo sich momentan noch mein Büro befindet, aus dem ich diese Zeilen gerade schreibe. So kam ich während meiner Erzählungen von einer Baustelle zur nächsten und letztendlich habe ich ihr über eine halbe Stunde von unseren Ideen und Planungen vorgeschwärmt und ihr auch Pläne und Fotos bei mir im Büro am Rechner gezeigt. Jetzt freut sie sich mit uns.
Erstaunt bin ich aber immer wieder darüber, wie viele Kunden die aktuelle Situation hier im Markt offenbar gar nicht so schlimm, sondern eher so schön urig und "unsteril" finden.
Während ich mir gerade eine Lage zu sichernder Ware geschnappt hatte, um sie abseits des Trubels zu sichern, sprach mich eine Kundin an, der ich nicht auf den ersten Blick angesehen hätte, dass sie nicht als Frau zur Welt gekommen war. Eine wirklich schöne Frau für meinen Geschmack. Wo denn ein bestimmter Artikel läge oder stünde, wollte er sie wissen.
Ich zeigte ihn ihr, aber der Artikel war gerade leider nicht in der gewünschten Variation vorrätig. Die Kundin meinte, sie wolle zuerst noch in anderen Geschäften schauen, aber weil ich so freundlich zu ihr gewesen wäre, würde sie unseren Laden bei weiteren Kaufentscheidungen zukünftig gerne berücksichtigen.
Da ich mir nur normal freundlich vorkam, sagte ich sowas wie: "Tut mir leid, das ist wohl so eine Art evolutionäres Programm, als Mann zu schönen Frauen freundlich zu sein fällt eben leicht."
Sie wechselte das Stimmregister und die Kundin erwiderte mit einem Lachen: "Dein evolutionäres Programm hat aber versagt, wenn du zu 'ner Transfrau nett bist".
Da fiel mir nix zu ein.
Und wenn meinem Mitarbeiter Gregor schon nichts mehr einfällt, hat das wirklich was zu bedeuten!
Eine Frau, die wir allesamt nicht als Stamm- oder auch nur Gelegenheitskundin identifizierten, kam an die Lagertür, rief kurz "Hallo", wartete kaum eine Antwort ab und ging dann ins Lager und direkt in den Bereich des Leergutautomaten, wo eine weniger routinierte Aushilfe gerade Flaschen vom Tisch abräumte.
"Ich muss mal auf Toilette", sagte die Frau meiner Mitarbeiterin, die das aber gar nicht entscheiden konnte und zu mir ins Büro ging, um mich zu fragen. Den Moment nutzte die Frau (woher kannte die unsere Räumlichkeiten eigentlich so gut?!), tiefer ins Lager zu gehen. Dort passierte sie noch einen erfahrenen Mitarbeiter, dem sie aber sagte, dass seine Kollegin sie zur Toilette gelassen hätte. Noch bevor er nennenswert reagieren konnte, war die Frau schon auf der Herrentoilette und hatte die Tür hinter sich abgeschlossen.
Mittlerweile wusste ich von der Sache und lief nach hinten zur Toilette und rief einmal laut "Hallo?!" durch die Tür.
Dumpf erwiderte die Frau: "Wollen Sie die Polizei rufen?"
Ich erklärte ihr, versuchte es zumindest, dass wir keine Kundentoiletten haben und wir sowohl aus organisatorischen als auch aus versicherungstechnischen Gründen keine fremden Leute hier auf die Toilette lassen können. Sie grantelte hinter der Tür vor sich hin und rief noch, dass sie ja sonst hier einfach in den Laden gepinkelt hätte. Außerdem habe sie vier Leute gefragt und alle hätten gesagt, dass sie auf die Toilette dürfe, zumal sie nur Pipi müsse.
Stellen wir fest:
1. Sie hat höchstens eine Kollegin gefragt, sofern man das nun unbedingt so bezeichnen möchte, nämlich die am Leergutautomaten.
2. Pipi hinterlässt keine braunen Bremsspuren.
3. Genau für solche wollen wir unsere Mitarbeitertoiletten, die eben ausdrücklich keine Kundentoiletten sind, auch nicht ausnahmsweise mal freigeben.
Eine Kundin wollte hier an der Kasse ein Vodafone-Prepaid-Guthaben in Höhe von 30€ kaufen. Meine Mitarbeiterin erklärte ihr wahrheitsgemäß, dass sie ihr nur 25 und 15 Euro anbieten könne:
"Nehmen Sie doch 25."
Kundin: "Nee."
"Oder zwei Fünfzehner..?"
"Dann muss ich ja den ganzen Scheiß zweimal eintippen."
Sie überlegte eine Weile und nahm dann seufzend eine 25-Euro-Karte.
Eine Frau stand mit einer Tüte voller Leergut vor dem Automaten und versuchte unter anderem, endliche unbepfandete Flaschen loszuwerden. Eine Mitarbeiterin half ihr dabei und sortierte ihr Zeugs vor und zwischendurch erklärte die Kundin, dass sie "keine Ahnung" davon hätte.
Naja, wenn auf einer Saftflasche in Großbuchstaben quer auf dem Etikett "PFANDFREI" steht, sollte es egal sein, wie viel Ahnung man von der ganzen Thematik hat…
Eine junge Frau sollte für eine wohl schon etwas ältere Dame Bier kaufen. Da sie hier im Laden mit den vielen Beck's-Variationen wohl etwas überfordert schien, rief sie bei ihrer Auftraggeberin an und erklärte das Dilemma.
Durch die eingeschaltete Freisprecheinrichtung schnarrte es in genervtem Tonfall: "Wenn du nicht klarkommst, kommt nach Hause!"
Sehr freundlich. Das wäre dann zumindest für mich das letzte Mal, dass ich für sie Bier holen gegangen wäre.
Eine Frau stand vor dem Eierregal und hielt eine Packung mit zehn Bio-Eiern in der linken Hand. In der anderen Hand hielt sie ihr Handy, auf dem sie mit der Taschenrechner-Funktion den Preis für ein einzelnes Ei ausrechnete. Grübelnd stand sie dort und murmelte vor sich hin: "Das sind dann ja Zweiunddreißig Komma Neun Cent pro Ei."