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Ab wann kein VP mehr?

Eine Kollegin und ich guckten einem Mann hinterher, der für unseren Geschmack etwas zu sehr VP war. Verdächtige Person deshalb, weil er einerseits ein insgesamt eher ungepflegtes Erscheinungsbild hatte, andererseits aber irgendwie nervös und "abcheckend" wirkte.

Letztendlich stellte er sich mit ein paar Teilen in der Hand an die kurze Schlange an unserer ersten Kasse an.

"Guck, der bezahlt doch", sagte ich. "Alles in Ordnung mit ihm."

"Sag das nicht", antwortete die Kollegin, "denk an die XZY!"

Ach, ja. Das war die Frau, die sich noch einen Nagelknipser für 3,49 € aus dem Wenco-Regal in der Hand hielt und die Packung in der Jackentasche verschwinden ließ, während sie am Kassentisch genau vor meinem Kassierer stand. Man muss nur dreist genug sein …

"Ex"-Kunde

Ich berichtete ja schon häufiger, wie es für uns ist, wenn langjährigen Stammkunden, die man teilweise seit über zwei Jahrzehnte durch ihr Rentnerdasein begleitet hat, plötzlich sterben. Wir verspüren dabei keine Trauer, aber es trifft und bedrückt einen schon mitunter ziemlich.

Aber es gibt auch die Fälle, die einem vollkommen egal sind. Ein Mann hatte hier vor Jahren geklaut und durfte sich seitdem unseren Laden nur noch von außen ansehen. Die Leute, mit denen er hier in der Gegend immer abhing, waren sicherlich alles andere als ein "guter Umgang". Irgendwann haben wir durch Dritte erfahren, dass er verstorben ist.

Das nimmt man in so einem Fall nur noch schulterzuckend entgegen.

Pegeltrinker

Ein ganz lieber Stammkunde ist sich selber seiner Alkoholsucht bewusst und steht dazu auch. Wenn er nicht nüchtern ist, geht es ihm nach Außen hin augenscheinlich am besten. Wir kennen seinen Namen und plaudern auch immer gerne über Gott und die Welt.

Dass man seine Kunden irgendwie benennt, ist nichts Neues. Dass er hier aber als "der Pegeltrinker" bekannt ist, auch wenn es der Wahrheit entspricht, hat aber irgendwie einen faden Beigeschmack. Und das empfinde ich mal so, obwohl ich ja ansonsten auf gesellschaftliche Konventionen und sprachliche Normen eher nicht so viel gebe …

Der Stammkunde, der woanders klaute …

Eine Kollegin war vor einer Weile zufällig in einem LIDL-Markt einkaufen, als ein Mann sich dort beim Ladendiebstahl hat erwischen lassen. Nicht von ihr, sie war nur unfreiwillige Beobachterin.

Das könnte uns völlig kalt lassen, wenn der Mann nicht bei uns Stammkunde wäre.

Wir werden ihn nun nicht deswegen bei uns rauswerfen, aber ein komisches Gefühl und eine Portion Misstrauen bleiben dabei, das kann ich euch versichern.

Was der Verbraucher macht …

… ist doch nicht unser Problem!

In einer internen Hygieneschulung wurde auch der Unterschied zwischen den Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdaten erklärt. Das Thema mit der Mindesthaltbarkeit sollte inzwischen jeder mitbekommen haben. Wie der Name schon sagt, sind Produkte bis zu diesem Datum auf jeden Fall haltbar und nicht ab diesem Datum garantiert tödlich. Wobei mit "haltbar" gemeint ist, dass der Hersteller bis zu diesem Datum die einwandfreie Qualität der Ware zusichert. Die Produkte haben keinen eingebauten Kalender und lösen sich um Punkt Mitternacht nach diesem Datum schlagartig auf. Auch der Gesetzgeber ist da deshalb nicht so streng. Produkte mit abgelaufenem MHD dürfen sogar noch verkauft werden, was wir nach eigenem Ermessen und mit Augenmaß auch tun. Fette und Öle und daher auch Produkte mit hohem Fettanteil (also auch beispielsweise Chips und Nüsse) werden schnell ranzig, da kann und sollte man nicht mehr wochenlang abgelaufene Artikel anbieten. Wie gesagt, Augenmaß. Das alles natürlich immer zu Sonderpreisen und bei länger abgelaufenen Produkte auch durchaus mal zu eher symbolischen Preisen (5 oder 10 Cent). Dabei steht nicht der Gewinn im Vordergrund, sondern wir wollen vermeiden, dass Lebensmittel im Müll landen. Der symbolische Preis verhindert, dass Leute einfach blindlings alles abgreifen. Darauf wollte ich jetzt gar nicht hinaus.

Dann gibt es noch das Verbrauchsdatum. Dieses ist sehr viel strenger geregelt, denn Produkte mit abgelaufenem Verbrauchsdatum dürfen nicht mehr verkauft werden. Nicht Ausnahmsweise noch, nicht zum Sonderpreis und auch nicht für unseren symbolischen Preis. Gar nicht! Davon betroffen sind zum Beispiel geschnittene Salate und frischer Fisch und frisches Fleisch. Nicht grundsätzlich, aber in diesen Warengruppen findet man bei uns im Markt die meisten dieser Artikel.

Und dann steht in dieser Schulung, dass auch für Verbraucher gilt, dass die Lebensmittel nicht mehr verwendet werden dürfen. Wer denkt sich so eine Formulierung aus? Wenn ich Fleisch zu Hause habe, dessen Verbrauchsdatum ein oder zwei Tage zurück liegt, kann mir wohl schlecht jemand verbieten, diese Produkte noch zu verwenden. Durchgegart (!) hätte ich auch überhaupt keine Schmerzen damit, sie noch zu verwenden …

Da frage ich mich, ob das einfach nur eine unglückliche Formulierung ist oder ob wir Kunden ernsthaft aktiv mitteilen sollen, dass sie ein Produkt nach dem Verbrauchsdatum nicht mehr verwenden dürfen?!


Drücken

Ein guter Stammkunde beklagte sich darüber, dass er gerade ziemlichen privaten Kummer hätte, weil man ihm böse Dinge unterstellen würde, die so gar nicht stimmen. (Genauer kann ich hier jetzt nicht werden.)

Joah, sagte ich, sowas kenne ich. Wir haben auch immer wieder mal Begegnungen mit Behörden und falschen Beschuldigungen, die dann teilweise sogar anwaltlichen Beistand erfordern. Das kostet immer wieder Geld und Nerven und man nimmt es mit nach Hause, weil die Vorgänge natürlich nicht auf dem Weg nach Hause aus dem Kopf verschwinden. Das sagte ich ihm auch so.

"Soll ich dich mal drücken?", fragte er.

"Jaaaa …"

Und schon lagen wir uns eine Weile in den Armen. :-D

r.i.p. Ortwin

Ein langjähriger Stammkunde ist Anfang dieses Jahres verstorben. Gesundheitlich ging es in den letzten Jahren langsam aber sichtbar bergab, aber er kam mit seinen 85 Jahren immer noch täglich vorbei und scherzte wie in den vielen Jahren zuvor immer mit allen Kollegen. Er war immer gut gelaunt und hatte immer irgendwelche lockeren Sprüche auf den Lippen.

Es ist ja selten, dass wir den Tod eines Kunden überhaupt mitbekommen, dazu ist in unserem Gewerbe der persönliche Kontakt einfach zu oberflächlich. Aber es gibt sie natürlich, die Leute, die man im Laufe der Zeit besser kennenlernt, tiefgründigere Gespräche führt und auch irgendwann persönlich mag.

Da geht einem dann so ein Nachricht schon nahe; aber nicht nur Ines und mir, auch unter den Kollegen herrschte gerade Trauerstimmung, nachdem uns von seinem Ableben berichtet wurde. :'(

K1, K2 und die Leergutbons

Ein Kunde bezahlte ein paar Teile. Hinter seinem Einkauf lagen noch mit einem kleinen Abstand drei Leergutbons auf dem Förderband der Kasse. Sicherheitshalber erkundigte sich mein Mitarbeiter bei dem Kunden, ob die Bons auch ihm gehören würden. Dieser sah auf, schüttelte den Kopf und verneinte. Er bezahlte und ging.

Der Kunde hinter ihm stritt auch ab, die Leergutbons dort hingelegt zu haben.

Später begutachteten wir die Szene in der Videoaufzeichnung und dort stellte sich zweifelsfrei heraus, dass die Leergutbons definitiv vom ersten Kunden dort abgelegt wurden. Das passte auch, denn nur wenige Minuten zuvor hatte er Leergut an unserem Automaten abgegeben und dort in drei Anläufen die drei Bons bekommen.

Insgesamt handelte es sich dabei um eine Summe in Höhe von knapp sechs Euro, die natürlich den Weg in die Pfandspendenbox pfanden, äh, fanden.

Es schmerzt beim Zusehen

… und dann war da noch der Mann, der ohne Verband oder sonstige Bedeckung mit einer offenen und etwa 8 Zentimeter durchmessenden (!) Stelle am Schädel seinen Einkauf erledigte. Gerade so, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, eine schwere Infektion mit augenscheinlich schon nekrotischem Gewebe, durch das schon an einigen Stellen der Schädelknochen zu sehen ist, zur Schau zu tragen.

Merkt man sowas irgendwann nicht mehr? Interessiert einen sowas irgendwann nicht mehr? Fehlt der Antrieb, sowas behandeln zu lassen? Oder fehlt da jemandem das Vertrauen in die Ärzte? Ist das mutwillige Ignoranz oder völlige Hilflosigkeit? Stand der Mann, der aber augenscheinlich noch Herr seiner Sinne war, so sehr unter BTM oder Alkoholeinfluss? Das werden wir wohl alles nie erfahren.

Ein befreundeter Notfallsanitäter mutmaßte sogar, dass wir den Mann eigentlich gar nicht wieder hätten gehen lassen dürfen – unterlassene Hilfeleistung etc. Nun ist es aber so, dass dieser Mann nur kurz an der Kasse überhaupt Kontakt mit einem meiner Mitarbeiter hatte und der Kunde so schnell wieder raus war, dass erst gar keine Zeit für derartige Überlegungen blieb. Zumal man sich ja bei Menschen, die augenscheinlich ohne fremde Hilfe einkaufen gehen können, auch nicht wirklich Gedanken über eine mögliche Hilflosigkeit macht.

Seine Beurteilung des Mannes anhand der Bilder hier bei uns:

Im Großen und Ganzen hätte er ein Schockraum in der Klinik bekommen. Das volle Programm. Da die Ursache nicht bekannt ist müsste ich vom schlimmsten ausgehen und einen Sturz mit Skalpierung in Betracht ziehen, was sehr wahrscheinlich auch das Hirn stark in Mitleidenschaft gezogen hat. Dementsprechend Respekt das er noch ganz „normal“ einkaufen gehen kann.
Ach, und noch etwas: Er hat diese Bilder spontan auf Platz 1 seiner persönlichen Liste der Dinge verortet, die er in seinem Leben lieber nicht gesehen hätte.

Dementsprechend verzichte ich auch hier auf Bildmaterial.

(Wer hat gesagt, Einzelhandel ist langweilig?!)

Er sieht es anders!

Kasse eins war besetzt. Dort warteten drei Kunden mit jeweils wenigen Teilen, es ging also schnell voran.

An Kasse zwei bekam gerade eine Bewerberin eine erste Kasseneinweisung. Es ging dabei nur um die Technik und die grundlegenden Handgriffe und Funktionen des Kassensystems. Die Kassenschranke war geschlossen, das "Kasse geschlossen"-Schild stand auf dem Förderband und zudem war auch gar keine Geldlade eingesetzt. Man hätte also sogar beim besten Willen nicht mal eben spontan kassieren können.

Ein weiterer Kunde näherte sich der Kasse. Die immer noch winzige Schlange war ihm wohl dennoch zu lang und so steuerte er geradewegs auf die zweite Kasse zu und wollte gerade seinen Einkaufskorb auspacken, als die Kollegin ihm freundlich mitteilte, dass die Kasse geschlossen ist.

Er ignorierte diese Aussage und packte die ersten Teile auf das Förderband, als die Kollegin ihm noch einmal sagte, dass die Kasse wirklich wegen einer Einweisung geschlossen ist und sie dort gerade nicht kassieren können. "Das sehe ich aber anders", widersprach der Kunde und räumte weiter den Einkaufskorb aus. Die Kollegin ignorierte ihn ab jetzt dabei und setzte das Gespräch mit der Bewerberin fort.

Nach einer Minute des vergeblichen Wartens sammelte er seine Sachen genervt wieder ein und ging zur anderen Kasse rüber, an der inzwischen nur noch ein Kunde vor ihm war.

Nett und beleidigend!

Am Vorabend wollte jemand, der hier ohnehin Hausverbot hatte, noch um ziemlich genau 22 Uhr in den Laden. Ein Kollege hielt ihn davon ab: "Wir haben eigentlich Feierabend. Nette Menschen würde ich noch reinlassen, aber du gehörst nicht dazu."

"Ich bin auch nett", antwortete dieser. Aber bei Ladendieben sind wir nachtragend und bis wir da jemanden wieder als "nett" durchgehen lassen, muss einiges passieren. Mein Mitarbeiter ließ ihn dennoch nicht rein, was der Typ als Anlass nahm, sich vermutlich unbeabsichtigt von seiner Aussage "nett" zu sein, ganz weit zu distanzieren. Er warf mit Beleidigungen um sich ("Hab' ich dir was getan, Du Hurensohn?!") und tat noch so, als würde er draußen gegen unsere Wand schiffen wollen.

Für den bleibt unsere Tür auch noch länger zu.

Wegräum-Info

Ein Stammkunde hatte einen aus nur einer Handvoll Teilen bestehenden Einkauf, musste jedoch an der Kasse feststellen, dass er sein Portemonnaie vergessen hatte. Die Artikel wurden an der Kasse deponiert, er lief nach Hause.

Nach einer Weile klingelte das Telefon. Der Anrufer war der Kunde, der sein Geld vergessen hatte. Er wollte uns nur darüber informieren, dass er so lange sein Portemonnaie gesucht hatte, dass er jetzt nicht mehr wiederkommen könne – und wir sollen die Sachen doch bitte wieder verräumen. Kein Problem für uns.

Das ist doch mal sehr aufmerksam von dem Kunden gewesen. :-)

Das macht Sie zu einem wirklich schlimmen Supermarktkunden

Mein Beitrag Vier klassische Fehler machen Sie zu einem schlimmen Supermarktkunden war als satirische Antwort auf den im Beitrag verlinkten Focus-Artikel gedacht.

Nun wollte ich diesem Thema ganz pathetisch einen eigenen Beitrag widmen – aber der wäre lang, sehr lang. Vor allem könnte man einerseits beliebig in die Tiefe gehen, andererseits ist die Definition von "schlimm" ja auch sehr subjektiv. Mich persönlich nervt zum Beispiel an der Kasse dieses "Ach, Geld wollen Sie jetzt auch noch haben?" aus dem verlinkten Beitrag, aber andere Mitarbeiter/innen an der Kasse finden das ja vielleicht auch bei der vierhundertoktillionsten Wiederholung noch lustig und haben eine passende Antwort darauf parat.

Einfacher ist es gerade für mich, das Thema andersherum anzugehen: "Das macht Sie zu einem wirklich guten Supermarktkunden" – und nein, "maximal viel Umsatz machen" ist es nicht uneingeschränkt.

Wenn ihr ein guter Kunde in einem Supermarkt sein wollt, habt

Respekt

vor Menschen in Form von anderen Kunden und den Mitarbeitern in allen Abteilungen und und schaltet für alles andere einfach mal den

gesunden Menschenverstand

ein.
Mehr braucht es wirklich nicht.

Staubsaugerbeutel(los)

Ein Kunde suchte Staubsaugerbeutel, blätterte sich etwas hilflos durch den Katalog und forderte zwischendurch die Hilfe einer Kollegin an.

Nachdem er ein angefordertes Bild des Typenschildes auf sein Handy erhalten hatte, klärte sich die Sache schnell auf. Für das (prinzipiell) beutellose Gerät gibt es sogar die Möglichkeit, mit Staubbeutel zu saugen, jedoch war das Modell (evtl. zu neu) nicht in unserem Katalog zu finden.