Alle paar Tage bekomme ich eine derartige Nachricht bei meinem geschäftlichen Facebook/Meta-Account. Die Texte sind immer etwas anders formuliert, die Begründungen für die angebliche Sperrung variiert ebenfalls immer – aber eines haben alle gemeinsam: Klickt man auf den Link, soll man sich zur Bestätigung, dass man sich selber ist, "einloggen" indem man seine Zugangsdaten eingibt. Klar, sicher, mache ich ganz bestimmt … Nicht!
Inzwischen klicke ich bei jeder einzelnen dieser über den Messenger zugesendeten Nachrichten an, dass es sich dabei um Spam handelt. Aber die Leute dahinter scheinen ja offenbar zumindest so viel Erfolg zu haben, dass sich das alles lohnt.
Ich muss leider eine schlechte Nachricht überbringen: Ich habe keine guten Nachrichten heute. Aber doch, eine gute habe ich doch: Vorerst gibt es keine weiteren schlechten Nachrichten. Okay, ist nicht so witzig, dafür uralt. Erinnert hatte mich die folgende Begebenheit daran:
Bei Facebook gibt es einen unbekannten Fehler, der sich selber nicht einmal kennt. Dafür findet er das so spannend, dass er direkt ein Warndialogfeld dazu öffnet.
Vor ein paar Tagen hatten wir einen Aufsteller mit den "BBQUE"-Grillsaucen bekommen. Die Saucen sind, so weit schon getestet, ganz lecker. Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus.
Interessanterweise tauchte plötzlich bei Facebook eine Anzeige für genau diese Saucen auf. Kann Facebook doch Gedanken lesen? Sind die Illuminaten daran Schuld? Oder Aliens? Oder ist das einfach nur Zufall? Fragen über Fragen, zu deren verschwörerischer Aufklärung ich dringend Bill Gates oder den WEF befragen muss.
Wer im Internet unterwegs ist, vor allem auf den unterschiedlichen Social-Media-Plattformen, kommt um diese als "Reels" bezeichneten Kurzvideos kaum herum. Seit TikTok mit diesem unsäglichen Perversion des Schnellstkonsumierens von Videos angefangen hat, sind Instagram, Facebook und YouTube auch nicht mehr sicher. Nicht nur, dass einem diese Videoschnipsel überall begegnen, sie sind auch noch meistens so unglaublich nutzlos. Und Nutzlosigkeit ist dabei sogar noch die harmloseste aller Eigenschaften. Gefährlich sind sie, wenn wieder irgendwelche Trends wie das Verzehren von Waschmittelpods oder anderen Merkwürdigkeiten ihre Runde machen.
Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus. Der Begriff, der mir vorschwebt, ist Volksverdummung. Mein Urgroßvater hatte früher, es ist 40 Jahre her, immer sein Radio angeschrien, wenn auf den Sendern nur englische Musik lief. Da hatte ich, gerade um die zehn Jahre alt, diesen Begriff überhaupt zum ersten Mal gehört. Verwendet habe ich ihn bis heute eigentlich nicht, wofür auch? Dann setzten sich diese Reels durch und je häufiger ich selber dort mal reinzappe, desto schlimmer wird es mit dem Kopfschütteln. Es gibt ja sogar darunter längere und auch durchaus interessante und unterhaltsame Videos, das will ich ja gar nicht abstreiten. Manche Inhalte sind wirklich gut.
Aber was ist das für ein Trend, irgendwelche vollkommen belanglosen Schnipsel zu zeigen und dann mit Texteinblendungen wie "wait until the end" oder "was passiert da?!" oder auch einfach nur Variationen von "nie zuvor gesehen" Hoffnungen darauf zu machen, nicht völlig vergebens zugesehen zu haben?
Dass man nur irgendwelche Ausschnitte eines Ganzen ohne konkreten Anfang oder ein Ende zu sehen bekommt, geschenkt.
Aber um zum Titel zurückzukommen: Warum machen sich Leute die Mühe, so vollkommen nutzlose Videos zu produzieren, in denen anscheinend irgendwelche Wunder geschehen, z.B. durch "Anwenden" und Zusammenschütten irgendwelcher Mittelchen, die dann spektakulärste (z.B. Reinigungs-) Ergebnisse liefern? Oder mit Heißkleber zusammengeschusterte Gerätschaften, die irgendwelche elektrischen Bauteile beinhalten und mit denen "freie Energie" genutzt werden kann, zum Beweis werden dann vom angeblich gelieferten Strom nicht nur die Apparatur selber, sondern auch noch etliche Glühlampen und Motoren angetrieben. Statt über derartige Perpetua mobilia zu lachen, bekommen diese Videos tausende Likes und unzählige Kommentare, in denen die Macher für ihre Kreativität und Leistung in den Himmel gelobt werden.
Nebenbei betreue ich noch eine gewerbliche Facebook-Seite. Kurz nach der Einrichtung der Seite hatten wir im Abstand weniger Tage diese beiden Nachrichten im Posteingang. Die im ersten Augenblick dramatisch klingenden und sofortigen Handlungsbedarf suggerierenden Texte seht ihr hier:
Jeder mit halbwegs Erfahrung im Internet sollte von alleine darauf kommen, dass es wenig seriös ist, in einer Domain den Buchstaben O durch Nullen zu ersetzen. Dass die untere Nachricht Schrott ist, ahnte ich zu dem Zeitpunkt also schon und traf damit auch schon vor der Überprüfung ins Schwarze. Dass die Adresse als gefährlich eingestuft wird, ersparte mir jeden weiteren Gedanken daran.
Die obere Nachricht kam wenige Tage später. Beim Klick auf den Link bekommt man dramatisch verpackt einen Code angezeigt, den man kopieren soll. Dann wird man weitergeleitet auf Facebook und kann mit diesem Code ein neues Gerät hinzufügen. Das steht da natürlich nicht so, man soll damit nur den Account bestätigen. Herzlichen Glückwunsch, Sie haben Kriminellen den vollen Zugriff auf den Facebook-Account ermöglicht.
Seit Anfang 2021 haben wir "yfood" / "This is Food" im Sortiment und seitdem schon unzählige Flaschen verkauft. Das Zeug läuft einfach unglaublich. Ich sage schon seit Anfang an, dass ich es irgendwie merkwürdige finde, den Vorgang der Nahrungsaufnahme nur noch auf das Herunterstürzen des Inhalts einer Flasche zu beschränken. Essen ist doch etwas Schönes, bei dem man sich Zeit lässt und genießt. Ich will dem Produkt die Daseinsberechtigung nicht absprechen, es gibt sicherlich Momente, in denen dies sehr praktisch ist. Aber auf mich wirkt die Werbung mitunter tatsächlich schon so, als wenn es reine Zeitverschwendung wäre, sich mit einer Mahlzeit zu beschäftigen – schließlich könnte man in der Zeit ja auch produktiver sein.
Die Perversion dessen habe ich nun in einer Anzeige auf Facebook gesehen. Ich persönlich finde das ganz, ganz gruselig …
Immer wieder findet man in den Flohmarkt-Gruppen auf Facebook Angebote in dieser Art: "Der Schrank soll 200 Euro kosten. Wenn er bis morgen Abend nicht abgeholt wurde, geht er auf den Sperrmüll."
Vernichten oder verkaufen. Verschenken war nie eine Option …
Ein Kollege hat mir dieses vier Jahre alte Foto geschickt, dass ihm sein Facebook-Account als Erinnerung an 2018 angezeigt hatte. Da hatten wir die neue Kasse gerade bekommen, einer der ersten Schritte für den großen Umbau.
Mal gucken, was sehen wir denn da alles auf dem Bild?
· Die Kollegin ist nicht mehr bei uns. Hatte irgendwann gekündigt, da sie beruflich eine ganz andere Richtung einschlagen wollte.
· Rote Körbe haben wir nicht mehr (SPAR)
· Rote Westen haben wir nicht mehr (SPAR)
· Die rot-weißen Bretter oben an der Wand sind weg (SPAR)
· Das Weinregal steht nicht mehr da vor der Wand
· Generell haben wir neue Regale (anderer Typ, andere Farbe)
· Die Wände / Pfeiler sind gestrichen
· Im Vordergrund würde man jetzt die Antenne der Warensicherungsanlage sehen
· Seit zwei Jahren (fast auf den Tag genau) hängen die Spuckschutzvorhänge.
· Neue Beleuchtung an der Decke
· Vitrinen in der Nische vor dem beklebten Schaufenster
· Nicht mehr ganz so viele freifliegende Kabel.
Bei Facebook macht ein Video die Runde, in dem sich jemand darüber aufregt, dass in einem REWE-Markt eine Packung Toilettenpapier 5,49 Euro kostet. Nicht mal ein Markenprodukt würde man für das Geld bekommen. Was für eine Abzocke mit der Not der Leute betrieben wird, lauten die Rufe.
Ich kenne die Beweggründe und den Einkaufspreis des dort angebotenen Papiers nicht, möchte die Situation aber nach der Suche der von mir gestern bestellten Palette Toilettenpapier mal aus meiner Sicht bewerten.
Die allgemeine Situation bei Toilettenpapier ist bekannt. Es gibt welches, aber die Mengen, die in den Handel kommen, verdunsten regelrecht. Auch viele Onlinehändler haben nichts mehr oder nur noch teurere Sorten. Die von mir gestern bestellte Ware werde ich knapp kalkuliert mit 3,99 Euro pro 8er-Pack verkaufen. Beim Einkaufspreis hatte ich noch etwas Glück aufgrund der Abnahmemenge.
Beim selben Händler gibt es auch teurere Papiere. Nur ein Beispiel: "Toilettenpapier, Tissue, 3-lagig, hochweiß", 31,47 Euro für neun 8er-Packs, also schon 3,50 Euro Netto-Einkaufspreis pro Paket. Mehrwertsteuer dazu und schon sind es 4,16 € – und daran ist noch kein Cent verdient. Um auf eine gescheite Handelsspanne zu kommen, rechne ich bei 19%-Artikeln immer ein Drittel dazu, also + 33%. Damit kommt man dann auf einen Verkaufspreis von 5,52 €, also sinnvollerweise 5,49 Euro. Für eine Packung Toilettenpapier einer unbekannten Marke. Man muss natürlich nicht dogmatisch auf der Kalkulation bestehen, aber auch die Einzelhändler haben ihre Kosten.
Vielleicht sind die beim REWE in Bonn einfach nur unendlich froh, überhaupt Toilettenpapier bekommen zu haben und anbieten zu können, wenn auch zu einem nicht ganz günstigen Preis. Dann hat das nichts mit "Abzocke" zu tun. Wenn das ein selbstständig betriebener Markt ist, hatte da vielleicht auch jemand zwei Stunden sich bemüht, irgendwo auf dem Markt noch Papier zu bekommen und wird nun als Dank dafür regelrecht zerrissen. Also: Erst denken, dann rauskotzen.
Inzwischen wurde mir mehrfach über WhatsApp der Link zu einem Facebook-Beitrag von "2016" geschickt, in dem die Rede davon ist, dass ein neuartiger Virus entwickelt wird, der im Jahr 2020 die Menschheit dezimieren und das gesamte Leben weltweit beeinflussen wird. Beschrieben wird alles, was gerade passiert, so dass die scheinbare Wahrheit dieser Meldung nicht angezweifelt wird.
Wenn ihr den Text / Link bekommt: Ab in den Orkus damit. Man kann bei Facebook Beiträge zu jedem beliebigen Datum in die Timeline verschieben, aber es bleibt der Hinweis auf das Ursprungsdatum der Nachricht erhalten, die kleine Uhr neben dem Datum zeigt dies an. In diesem Fall war es der 14. März 2020 / 23:42 Uhr, so viel zu Glaubwürdigkeit der angeblichen Vorhersage, die aber wohl schon millionenmal geteilt wurde. (Mourad Yaseen hat 9,5 Millionen Abonnenten)
Die faszinierenden Mechanismen im Internet: Da erwähnt man in seinem eigenen Blog diesen Anbieter, ruft auch noch einmal deren Website auf, sucht nach Beiträgen bzgl. den aktuellen Ereignissen – und schon bekommt man die Werbung auch prompt bei Fratzenbuch in der Übersicht eingeblendet.
Ein Mann kam in den Laden und stellte seine Firma als eine solche vor, die "total verrückte Produkte" hätte. Es ging dabei vorrangig um ein bisschen witzig aufgemachte und als Flaschenanhänger gestaltete Glückwunschkarten. Ich haderte etwas, tendierte dabei jedoch eher zu einem Nein. Hätte meine Mutter und Ines beide dafür gestimmt, diese Karten / Anhänger ins Sortiment aufzunehmen, hätte ich mich dem Wunsch natürlich gebeugt. Da sie beide nicht da waren, schnappte ich mir mein Handy und knipste ein paar Fotos für WhatsApp.
Daraus entstand etwa der folgende Dialog:
Vertreter: "Das Foto ist aber nur für interne Verwendung, nicht fürs Internet oder Facebook?!"
Ich guck ihn erstaunt an: "Wieso, was spricht dagegen?"
Er: "Das ist gewerblich."
Ich, irritiert guckend: "Wollte ich eigentlich nur meiner Frau schicken, um ihre Meinung zu erfahren. Was spräche dagegen, das Bild ins Blog zu packen?"
Er: "Das ist gewerblich, da funktioniert das so nicht. Privat können Sie machen was sie wollen."
Ich: "Ich versteh gerade den Sinn nicht. Was spricht jetzt dagegen?"
Er: "Weil das gewerblich ist. Das geht nicht. Sie können da nicht einfach Bilder ins Internet stellen."
Ich: "Okay, nee, keine Sorge. Ich wollte das nur eben nach Hause schicken."
Wir verblieben erstmal ohne Auftrag. Ich wollte mir das noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen, er wollte sich nach seinem Urlaub wieder melden. Die Antwort wird übrigens "Nein" lauten.
Ein Kollege schrieb mich an. Durch irgendwelche nicht oder nur schwer nachvollziehbaren Zusammenhänge wurden ihm bei Facebook ein paar Fragen zu unserem kleinen Laden in Findorff vorgelegt. Bauernhof? Restaurant? Facebook, hallo?