Als ich die große Bestellung machte, fiel mir vor einer Weile in einem der Regale liegend ein einzelnes, abgerissenes Sicherungsetikett auf. Auf dessen Rückseite klebte noch eine goldene Folie mit einem ganz feinen Raster, ähnlich der Siegelfolie von Instantkaffee-Gläsern. Aber keiner der Kaffees aus unserem Sortiment hatte eine Folie mit diesem speziellen Muster. Auch sonst fiel mir partout kein Produkt aus unserem Sortiment ein, das so eine Folie hat und von uns zum Schutz vor Diebstahl gesichert wird.
Einer Kollegin fiel einige Tage später ein, woher das Etikett wohl stammen dürfte: Kerrygold ist doch auch in goldene Folie eingewickelt. Nach kurzer Überprüfung war klar, dass das Etikett tatsächlich exakt das Muster der Butterfolie trug.
Dass dieses Produkt bei Ladendieben heiß begehrt ist und hier sogar kartonweise geklaut wird, wissen wir ja nun mittlerweile. Aber dass Leute da von einzelnen Packungen die Sicherungen abfummeln, finde ich tatsächlich schon ziemlich sonderbar.
Eine Kollegin sprach mich an und teilte mir mit, dass sie quasi im Vorbeigehen beobachtete, wie ein ziemlich abgerissen wirkender Mann sich ein Bündel Pflaster in die Tasche gesteckt hat. Also ohne Verpackung, nur das Pflaster, aber eben relativ viel und nicht nur ein einzelnes.
Ich wollte erst abwinken. Wer klaut denn Pflaster? Zumal es gerade relativ voll war und sich trotz zwei geöffneter Kassen eine lange Schlange gebildete hatte, die genau vorm Regal mit Pflaster und Arzneimitteln vorbeiführt. Man quetscht sich doch da nicht zwischen und klaut dann ausgerechnet Heftpflaster. Dennoch warfen wir schnell einen Blick in die letzte Minute der Videoaufzeichnung.
Es folgte das übliche Prozedere: Hausverbot für immer, Anzeige folgt.
Faszinierend aber, dass der Typ nicht demütig oder zumindest etwas kleinlaut war, sondern mitten im Laden demonstrativ vor allen Kunden eine große Klappe hatte, alles abstritt und mich persönlich mit unschönen Schimpfwörtern beleidigte.
Dieses möglichst laute Herumkrakeelen vor allen anwesenden Dritten ist ein Phänomen, dass ich schon relativ häufig beobachtet habe. Was soll das? Ich könnte mir vorstellen, dass das der Versuch ist, uns einzuschüchtern und die Situation so hinzudrehen, dass es so wirkt, als würden wir gerade etwas Unrechtes tun. Jemand, der vor so vielen Leuten seine Unschuld beteuert und uns des Fehlverhaltens bezichtigt, muss schließlich Recht haben? Pah, nice try …
Ein Dieb wollte zwei Flaschen Ballantines klauen und hatte dazu versucht, die beiden an ihnen angebrachten Sicherungsetiketten mit Alufolie abzuschirmen. Gebracht hat es ihm jedoch nichts, da er dabei von uns beobachtet wurde.
Wie die Sache ausgegangen ist?
Nun: Bein und Fuß auf dem Foto gehören einem Polizisten:
Der Diebstahl von der Froot-Loops-Packung wurde ja schnell von der Staatsanwaltschaft bearbeitet. Ein ähnliches Schreiben gab es schon nach dem Diebstahl mehrer Engergy-Dosen. Wie nachhaltig die Reaktion der Staatsanwaltschaft damals war, habe ich nie erfahren – möge der Schuss vor den Bug geholfen haben und möge er auch in diesem Fall seine Wirkung erzielen.
Vorhin haben wir die bestellten 200 Can Caps geliefert bekommen und auch schon an den relevanten Energy-Dosen befestigt. Das sind also in erster Linie Stiere, die elektromagnetische Strahlung in Wellenlängen aus dem eher langwelligen Bereich des sichtbaren Spektrums reflektieren. Knapp 400 Euro brutto hat dieser Haufen an Sicherungen nun gekostet – ob sich die Investition lohnt und die Sicherungen sich bewähren, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen.
Im Einsatz sind sie jedenfalls ab sofort und so sieht das dann aus:
Nach meinen Berichten um die häufigen Diebstähle von Red Bull hat mich eine Firma kontaktiert, die spezielle Sicherungsetiketten vertreibt, mit denen man Getränkedosen schützen kann. So sehen sie aus und sie werden einfach oben auf die Dose gesetzt und krallen sich am Falz der Deckel fest:
Das verhindert natürlich den Diebstahl nicht generell, so wie auch unsere Aufkleber bislang die Diebstähle nicht vollständig verhindert haben – aber auch bei flüchtenden Tätern löst so zumindest einmal der Alarm aus und man hat ein Gesicht und hat entweder zukünftig vor dieser Person Ruhe oder kann verstärkt aufmerksam sein.
Was ist aber, wenn jemand nun diese Dosen entwendet hat? Die Aufkleber kann man einfach abreißen, selbst bei einem Weiterverkauf an hehlende Kioske und Quickshops stören sie nicht – aber mit den Can Caps funktioniert das natürlich nicht so einfach, da die Dosen dadurch im Grunde unbenutzbar werden.
Da kam mir natürlich ein Gedanke: Wie groß ist die Chance, die Teile ohne den speziellen Öffner von den Dosen zu bekommen. Die Antwort gibt es im Video.
Momentan warte ich noch auf die Lieferung der Teile, für das Video musste mein Muster herhalten. Bin gespannt, wie sie sich hier in der Praxis bewähren werden.
Zurück zum Experiment: Eine Dose wirkt zwar immer sehr stabil, aber das Material ist letztendlich doch nur sehr dünn und entsprechend empfindlich. Mit einem Schraubenzieher ist ein Loch schnell hindurchgestochen:
Eine Frau kam in den Laden. In der einen Hand trug sie eine volle Einkaufstasche mit Ware, die sie beim Mitbewerber gekauft hatte, über der Schulter eine Handtasche.
Sie ging direkt bis vor das Regal mit den Cornflakes / Cerealien, steckte sich dort eine Packung "Kellogg's Froot Loops" in die Handtasche, verschloss diese und ging ohne zu zögern durch den Eingang wieder raus. So schnelle Diebstähle sind zwar nicht ganz neu, aber dabei nur eine Packung Cornflakes mitgehen zu lassen, während man in der anderen Hand noch eine volle Einkaufstüte trägt, ist schon irgendwie sonderbar.
Ein aufmerksamer Kollege hatte sie jedoch bemerkt, war ihr noch hinterher gelaufen und hat auf diese Weise den Diebstahl vereitelt. Sehr schön.
Ein junger Mann nahm mehrere Kartons mit Zahnbürsten aus dem Körperpflege-Regal und stellte sie um die Ecke in einen weniger auffälligen Bereich. Vermutlich wohl, um sie später unauffällig einstecken und entwenden zu können. Da sie dort noch standen, sonst wäre die ganze Sache mir wohl kaum aufgefallen, wurde der Mann wohl entweder gestört oder hat sich entschieden, die Tat nicht oder später zu vollziehen. Aber darüber dass da krumme Sachen geplant waren, bin ich mir hundertprozentig sicher.
Habe dem Yeni-Raki-Freggel nun seine Leidenschaft vermiest. Anders als auf dem Video hat er es letztendlich mit genug Einsatz doch geschafft, im Laufe mehrerer Tage die Sicherungen von einigen Flaschen zu fummeln und den Alkohol dann mitgehen zu lassen.
Was tun?
Eigentlich haben die Sicherungen eine Gummi-Ummantelung, die vor allem dem Schutz der Flaschen / Deckel dient. Leider sind die Raki-Flaschen so geformt, dass die Etiketten sich nicht unverrückbar stramm befestigen lassen. Mit genug Kraft in den Fingern und eisernem Willen schafft man es, das Stahlseil aus der Rille zu hebeln und dann die Sicherung über den Deckel nach oben zu rollen.
Eine winzige Modifikation der Sicherungen hilft dabei: Ich habe bei den "Zippeln" am Raki einfach die Gummis entfernt, woraus sich zwei Vorteile (für uns) und zwei Nachteile (für den Dieb) ergeben: Einerseits passt das Metallband nun besser in die Rille unter dem Deckel, so dass sich das Etikett enger verschließen lässt, andererseits hilft einem alle Kraft in den Fingern nicht mehr, denn die Drähte schneiden sich schmerzhaft in die Haut, wenn man das Etikett hochschieben möchte.
Die Änderung war übrigens erfolgreich: Der Typ war da und hat die Flasche nach mehreren Minuten in der Getränkeabteilung stehenlassen und schließlich unverrichteter Dinge und ohne den begehrten Branntwein den Laden verlassen. Hihi.
Der Typ wollte eine Flasche Yeni Raki klauen, zumindest gehe ich davon aus. Es gibt zwar auch immer ehrliche Kunden, die von ihrem Einkauf im Laden schon die Klebe-Sicherungsetiketten abfummeln, aber warum sollte jemand dermaßen energisch daran arbeiten, wenn das Ding sowieso an der Kasse entfernt wird? Eben.
Die Flaschensicherungen, unsere "Zippel", halten viel aus und man braucht schon sehr viel Kraft oder ein Werkzeug (oder etwas Glück, z.B. wenn das Material nachgibt oder jemand beim Befestigen nicht aufmerksam genug war), um sie zu entfernen.
Dieser junge Mann hat schließlich sogar noch versucht, unter Einsatz seiner Zähne das Sicherungsetikett von der Flasche zu bekommen. Sein Gebiss hat er sich damit leider nicht demoliert (zumindest habe ich keinen Zahn zwischen den Volvic-Kisten gefunden), aber gegönnt hätte ich es ihm. Für die Ansabber-Aktion folgte bei Flasche und Etikett übrigens ein umfangreicherer Desinfektionsmittel-Einsatz. Brr.
Schon früh, also um 1990 herum, hatte ich das berühmte Zitat von Al Lowe verinnerlicht: "Save early, save often". Kurz: Wenn man am Computer arbeitet, egal ob als Programmierer oder Künstler, sollte man seine Arbeit oft genug und immer rechtzeitig auf einem Datenträger sichern. Ein Programm kann abstürzen oder ein Familienmitglied über das Stromkabel stolpern und dann macht man, wenn man gerade viel Zeit und Mühe investiert hat, ziemlich dicke Backen, wenn die Arbeit im Orkus landet.
Normalerweise läuft Vegas Pro bei mir auf beiden Rechnern sehr stabil, aber als ich dieses etwas aufwändigere (mit vielen Sprüngen durch die unterschiedlichen Kameras) Video eines Ladendiebstahls für die Polizei bearbeitet habe, passierte es plötzlich. War ja klar, dass ich die eingangs erwähnte Regel gepflegt missachtet hatte.
Mein Glück war es, dass diese wunderbare Software einzelne Schritte automatisch speichert und ich so die Arbeit beim vorletzten Beabeitungsschritt wieder aufnehmen konnte. Arsch gerettet, wie man so schön sagt.
Eine längst eingeknastet geglaubte Ladendiebin war wieder hier bei uns im Markt und hat sich bedient. Diesmal jedoch nicht wie früher beim Kaffee oder Alkohol, sondern es landeten Nutella-Gläser, Waschmittel und Spülmaschinen-Tabs in ihrer Tasche. Ein aufmerksamer Kollege lief gleich hinterher und dass die Elfriede sich ein wenig mit dem Gewicht der Beute verschätzt hatte, war unser Glück. Er hat sie zwar nicht auf frischer Tat stellen können, aber zumindest blieb die Tasche mit Ware im Wert von rund 70 Euro hier in der Seitenstraße liegen, was auch schon ein gutes Erfolgserlebnis ist.
Eines der häufigsten Schreiben der Staatsanwaltschaft Bremen beinhaltet die Aussage, dass der oder die Täter/in noch mehr Dreck am Stecken hat: "Neben der in jener Sache zu erwartenden Strafe fällt die Strafe, zu der die Verfolgung der von Ihnen angezeigten Tat führen kann, nicht beträchtlich ins Gewicht, [...]".
So einen Brief habe ich erst vor ein paar Wochen bezüglich eines Ladendiebes bekommen, der hier nicht nur schon mehrfach auffällig geworden ist, sondern der inzwischen auch von mir schon mehrere Anzeigen wegen Ladendiebstahls und aufgrund der Wiederholung auch wegen Hausfriedensbruchs erhalten hat. Selbst ich vertrete nun nicht die Ansicht, dass Ladendiebe direkt beim ersten Diebstahl für alle Zeiten in den Knast wandern sollen (befürworte jedoch definitiv eine schnellere Steigerung des Strafmaßes im Wiederholungsfall), aber man fragt sich schon, warum jemand mit so einer (Vor-)Geschichte tatsächlich noch herumläuft und fleißig Diebstähle verübt … So geschehen vor ein paar Tagen, als er vom Gesetzgeber zwangsweise maskiert hier den Laden betrat und sich mal eben im Vorbeigehen eine Packung Sardinen aus dem Kühlregal in die Jackentasche gesteckt hat. Direkt erkannt haben wir ihn aufgrund des Schnupftuchs auf den ersten Blick gar nicht, aber spätestens beim Blick auf seinen Ausweis klingelte es wieder hell und schrill.
Was mir auffiel: Klauen Leute hier im Laden quasi wertloses, bzw. besonders profanes Zeugs, bezeichne ich das hier im Blog leicht mal als "armselig". Werden jedoch teure Sachen geklaut, rutscht mir dagegen schnell ein "dreist" über die Lippen.
Daraus kam mir gerade folgende scherzhafte Überlegung: Was ist denn nun eigentlich der korrekte Wertbereich für einen akzeptablen Ladendiebstahl? Es muss doch offenbar irgendwo einen Bereich zwischen "armselig" und "dreist" geben, sofern das nicht direkt ineinander übergeht.
Ein Typ mit Maske, auffälliger Schirmmütze und für das aktuelle Wetter viel zu dicker Jacke verließ des Laden. Der Alarm der Warensicherung löste nicht aus, aber trotzdem wurde Ines misstrauisch und wir guckten uns seinen Besuch bei uns mal in der Videoaufzeichnung an.
Er hatte eine Flasche Yeni Raki eingesteckt und obwohl unsere Warensicherungsanlage eigentlich gegen Manipulationen mit Aluminiumfolie relativ immun sein sollte, hatte er es erfolgreich geschafft, das System auszutricksen. In der kurzen Zeit, die wir zum Nachsehen benötigten, war er aber leider schon in irgendwelchen Seitenstraßen oder sogar schon einem Haus verschwunden.
Aber wir bleiben wachsam, das Bild ging an alle Kollegen.