Wenn das Wetter schön ist und nicht zwingend größere Transportaufgaben anstehen, fahre ich mit dem Fahrrad zur Firma. "Schön" heißt dabei für mich, dass ich nicht auf dem Weg zur Firma oder nach Hause durch Dauerregen fahren muss. Die Temperaturen, Wind oder schlechte Sicht ist mir dabei völlig egal.
Mit dem Rad registriere ich kaum, wenn Leute wie der Fahrer dieses Audis ihre Fahrzeuge komplett rücksichtslos abstellen. Aber manchmal bin ich eben auch mit dem Auto in der Firma und wenn man sich dann mit geradezu null Sicht aus der Seitenstraße hier auf die Gastfeldstraße tasten muss, ist das wirklich ärgerlich. Man kann eigentlich nur langsam rausfahren und darauf hoffen, dass irgendjemand einen sieht und anhält.
Dass Leute bei Rot über eine Ampel fahren, kennt man ja. Meistens sind es nur winzige Augenblicke, eine oder zwei Sekunden, um eben doch noch schnell mit rüberzukommen. Das ist nicht nur eine Ausnahme, sondern gehört schon zum Alltag auf der Straße. Zumindest hier in Bremen ist das vollkommen normal.
Ich näherte mich auf dem Radweg mit dem Fahrrad einer Kreuzung. Aus knapp 100 Metern Entfernung sah ich bereits, dass die Ampel rot leuchtete. Ein Auto näherte sich von hinten. Als ich noch knapp 50 Meter entfernt war, fuhr der Wagen an mir vorbei. Die Ampel war immer noch rot. Das Auto wurde langsamer, stoppte jedoch nicht an der Haltelinie, sondern überfuhr diese und rauschte schließlich über die Kreuzung davon. Ich war inzwischen angehalten und musste noch etwa eine halbe Minute auf Grün warten.
War dem Fahrer die Funktion einer Ampel unbekannt? Hat er die vier rote Lichter etwa wirklich nicht gesehen? Oder sind die Leute mittlerweile wirklich so drauf, Ampeln gänzlich zu ignorieren? Es wird immer seltsamer auf den Straßen.
Um zu verhindern, dass hier so geparkt wird, wurden vor einiger Zeit zusätzliche Fahrradbügel im Kreuzungsbereich Gastfeldstr./Kantstr. montiert. Damit sind diese zum Parken einladenden Freiflächen genau an der Kreuzung blockiert und das rücksichtslose Parken, durch das die Sicht für abbiegende Verkehrsteilnehmer erheblich eingeschränkt wird, endgültig unterbunden.
Oder auch nicht. Dann parkt man eben mit dem Hintern auf der Straße.
Ich glaube, ich mache daraus eine Serie und ein eigenes Tag. Letzteres hat gerade schon Einzug hier ins Blogsystem gehalten. Wenn die Polizei einen abkommandieren würde, der hier an der Kreuzung jedem Idioten, der sein Auto rücksichtslos so abstellt, dass das Fahrzeug bis an oder sogar auf die Fahrbahn reicht, und jeder davon ein Ticket bekommt (wie hoch ist das Buß-/Verwarngeld eigentlich?), könnte sich die Stadt Bremen einen schönen Nebenverdienst schaffen.
Man macht einfach immer mehr, was man gerade will, ohne Rücksicht auf andere Personen oder fremde Sachen zu nehmen. Ich hasse diese Entwicklung.
Klar kann man sein Auto während des Besuchs im Dönerladen auf der anderen Straßenseite einfach so dreist auf dem Gehweg abstellen, dass Fußgänger zwingend einen Umweg über die Fahrbahn machen müssen. Warum sind Leute nur so, wie sie sind, rücksichtslos und egoistisch an erster Stelle?
Wer sich als rücksichtsloses A****loch im Straßenverkehr outen möchte, parkt seinen SUV so an auf einer Kreuzung, dass man als Linksabbieger im Grunde keine Möglichkeit mehr hat, sicher aus der Straße zu fahren. Mir blieb nur die Möglichkeit, mich im Blindflug langsam herauszutasten und zu hoffen, mir keine Radfahrer oder andere von links kommenden Fahrzeuge auf der Motorhaube einzufangen.
Wenn ich andere Verkehrsteilnehmer sehe, frage ich mich gefühlt immer häufiger, ob die überhaupt einen Führerschein haben. Rote Ampeln, Stoppschilder, Schilder generell und Höchstgeschwindigkeiten werden konsequent ignoriert, die großen Rätsel im Straßenverkehr bleiben abknickende Vorfahrten, Kreisverkehre und das legendäre Reißverschlussverfahren – und abgestellt werden können die Fahrzeuge ohnehin überall, wo man auch hinfahren kann.
Wobei die Abwesenheit eines Führerscheins vielleicht gar nicht unbedingt das Problem ist. Was nützt es, wenn die Leute heutzutage von den Fahrschulen sowas vorgelebt bekommen?
Das ist jedenfalls kein Abstand von fünf Metern zum Schnittpunkt der beiden Straßen. Berechnet man den Bogen mit, der sich nach rechts unten aus dem Bild heraus noch ein Stückchen fortsetzt, bleibt da höchstens noch ein Meter, wenn überhaupt.
Notgedrungen war ich mit dem Auto unterwegs. Innerhalb einer Tempo-30-Zone kam ich an Kreuzung; eine der vier Straßen war als Spielstraße ausgewiesen. Diese hatte ich von rechts und aus der Spielstraße kam eine Radfahrerin in den Zwanzigern.
Sie hatte zwar keine Vorfahrt gehabt, fuhr aber dennoch einfach in die Kreuzung ein und nötigte mich zu einer Vollbremsung. Ignoriert hat sie auch das Auto, das mir gegenüber in die Kreuzung fuhr und von uns dreien zuerst hätte fahren dürfen. Ich hupte die Frau also kurz an.
Es folgte vier Sekunden lang ein Stinkefinger am nach hinten ausgestreckten Arm.
An einer Kreuzung mit einer Ampel können Radfahrer und Fußgänger auch den Drücker betätigen. Was das genau bringt, habe ich noch gar nicht ausprobiert. Es ist eine normale Kreuzung, bei der sich die Ampelphasen in gewohnter Art und Weise abwechseln. Vielleicht verkürzt die Betätigung des Drückers die Wartezeit in die gewünschte Richtung, keine Ahnung. Die Ampelphasen haben eine akzeptable Länge und ich hatte daher bislang noch nie das Verlangen, da irgendwas beschleunigen zu müssen. Es ist jedenfalls keine "Bettelampel", die Radfahrer und Fußgänger bekommen auch ohne Knopfdruck Grün.
Etwas irritiert war ich nur mit der Anordnung der Drücker. Man stellt sich ja gewöhnlich in Fahrt- oder Laufrichtung neben den Ampelmast und würde so vermutlich (Mensch ist faul und nimmt den Weg des kleinsten Widerstandes, resp. den kürzesten Weg) auf den Drücker drücken, der genau neben einem hängt. Andererseits ist es aber so, dass die Drücker oft (aber eben nicht immer) in Fahrt- oder Laufrichtung hängen, so dass man auf den weiter entfernten drücken muss.
Wenn ich einfach nur so durch die Gegend fahren würde, hätte ich bestimmt mal Muße, anzuhalten und da mit der Stoppuhr ein paar Dinge auszuprobieren. Aber wenn ich auf dem Fahrrad sitze, möchte ich keine unnötigen Pausen machen, sondern meine Strecke durchziehen. Also muss diese Ampel ein Rätsel bleiben.
Genau vor meiner Ladentür sprachen eine Kollegin und ich noch mit einem Vertreter, als ein junger Mann auf uns zu kam und fragte, wo denn die Sparkasse sei.
Ich deutete in die Richtung und erklärte: "Da vorne an der Kreuzung, genau hinter der Ampel, das große rote Haus auf der rechten Seite."
Das sind keine 200 Meter Luftlinie von uns und sowohl die Ampel als auch das beschriebene Gebäude sind logischerweise von uns aus erstklassig zu erkennen.
Da sah der Kerl uns etwas nachdenklich an und fragte allen Ernstes: "Kann man da zu Fuß hingehen oder ist das zu weit?"