Noch mal eben was fragen!

Eine Kundin sprach mich mitten im Laden von hinten an, als ich vor einem Regal hockte und meine Bestellung erledigte: "Ich muss Sie noch mal eben was fragen, wo haben Sie denn diesesjenesundwelches?"

Ich hatte mich erst überhaupt gar nicht angesprochen gefühlt. "Noch mal eben" klang danach, als hätte sie zuvor mit einem anderen Kollegen gesprochen. Rückblickend war ich etwas verwundert, denn es war überhaupt kein Kollege da, mit dem sie mich hätte verwechseln können. Ein vorherige Begrüßungsfloskel wäre zumindest zweckmäßig gewesen, um meine Aufmerksamkeit gleich zu bekommen.

Naja, Leute sind, wie sie sind … :-D

Merkwürdige Fragen

Eine offenbar etwas verwirrte Kundin mittleren Alters (jedoch nicht so verwirrt, um nicht ohne fremde Hilfe einen Einkauf hinzubekommen), sprach eine Kollegin an und fragte sie vollkommen ohne jeglichen Zusammenhang, ob diese wüsste, was eine Entjungferung sei.

Rückblickend betrachtet denke ich, dass es durchaus interessant gewesen wäre, mal zu verneinen und die Reaktion oder weitere Erklärungen abzuwarten. Vielleicht hätte die Kollegin mit zwei eigenen Kindern da noch etwas lernen können. :-)

Fischfang

Ein Anrufer wollte wissen, ob wir eine Theke mit frischem Fisch hätten. Also nicht abgepackt im Kühlregal, sondern wirklich frische Fische auf Eis in der Bedienungstheke. Haben wir hier nicht, wir haben ja nicht mal Platz für eine Bedienungstheke für Wurst / Käse oder Fleisch. Und gerade Fischtheken sind zumindest in Supermärkten meines Wissens nach eher eine aussterbende Spezies aufgrund der vielen Fallstricke, die einen Betreiber erwarten.

Wie auch immer, ich antwortete ihm wahrheitsgemäß. Seine Reaktion glich eher einem Monolog: "Oh, das ist schade. Ich habe schon bei so vielen Läden angerufen und keiner hatte Frischfisch. Das ist echt schwierig heute". Nach einer Kunstpause ergänzte er mit einem Lachen in der Stimme: "Haben Sie Angeln? Dann fange ich mir selber einen.

Auch damit konnte ich aber leider nicht dienen. :-)

Zirkus möchte Spenden sammeln

Anruf eines freundlichen Mitarbeiters eines Zirkus, der momentan hier in Bremen sein Quartier aufgeschlagen hat und wie viele andere auch vor großen finanziellen Problemen steht. Ob sie hier vor dem Laden spenden sammeln dürften, lautete die entscheidende Frage.

"Vor dem Laden" ist der Gehweg und damit öffentlicher Grund. Ich konnte ihm also weder eine Erlaubnis erteilen noch die Spendensammlung untersagen. Im Geiste hatte ich da schon jemandem mit einem Esel stehen sehen, so wie man das früher in der Innenstadt häufiger mal erlebt hat, aber es war nur die Rede von einer Person mit einer Infotafel.

"Ja, machen Sie das doch. Das ist völlig Ihre Entscheidung", erwiderte ich. Solange niemand behindert oder belästigt wird, sollte sich kein Passant oder Kunde daran stören und wenn wir schon aufgrund des öffentlichen Bereichs auch Personen hinnehmen müssen, die genau unter unseren Schaufenstern ihr Lager aufgeschlagen haben und in ihren eigenen Ausscheidungen sitzen (Ja, das haben wir schon erlebt!), dann sollte das wohl auch kein Problem sein.

Er bedankte sich für die Auskunft und wir verblieben so, dass er sich die Situation hier vor Ort mal persönlich ansehen möchte.

Mitleid mit dem Besteller

Ein Kunde staunte über unsere recht umfangreiche Zotter-Auswahl und kombinierte schließlich, dass bei so vielen ähnlichen Produkten, bei denen doch keiner so richtig die Übersicht haben dürfte, die Bestellung wohl automatisch ausgelöst würde.

Dem ist jedoch nicht so. Ganz klassisch auf ausgedruckten Sortimentslisten (die wir dann (RETROALARM!) ins Faxgerät stecken) erledigen Ines oder ich die Bestellung völlig manuell. Da die Listen und die Platzierung im Regal alphabetisch geordnet sind, hält sich die Mühe dabei in recht überschaubaren Grenzen. Der Kunde konnte es fast nicht glauben. :-D


Komischer Anruf aus dem Osten

Ein Anrufer wollte wissen, ob es bei uns möglich ist, die Einkaufswagengriffe vor Benutzung zu desinfizieren. Der Kollege, der den Anruf entgegengenommen hatte, bejahte dies. Der Anrufer bedankte sich und legte auf.

Das Kuriose an der Sache war, dass die übermittelte Rufnummer zu einem REWE-Markt in Potsdam gehört. Das Fragezeichen wird noch eine Weile bleiben, denke ich.

Erdbeersauce

Eine Kundin rief an und erklärte, dass sie zu Hause noch eine kleine Glasflasche Erdbeersauce (Dessertsauce) hat, die laut des aufgedruckten Datums in einer Woche abläuft. Die Flasche ist noch ungeöffnet, aber sie muss drei Wochen verreisen und wollte von mir wissen, ob die Sauce danach noch gut sei.

Ich erklärte ihr sehr ausführlich, dass sie sich darüber keine Sorgen zu machen braucht. Die Lebensmittel haben keine eingebauten Kalender und wissen nicht, welches Datum wir haben. Bis zu dem aufgedruckten Datum garantiert der Hersteller die einwandfreie Qualität der Sauce bei sachgerechter Lagerung (kühl und dunkel). Das Produkt wird eine Woche und auch einen Monat später nicht schlechter sein. So lange die Flasche noch verschlossen ist und der Deckel beim Draufdrücken nicht knackt, wird mit dem Inhalt nichts Schlimmes passieren. Selbst nach Jahren können die Lebensmittel noch biologisch einwandfrei sein, aber die Farbe kann sich verändern und der Geschmack nachlassen, was natürlich auch nicht appetitlich ist. Aber bei einem Konservenglas spielen ein paar Wochen nun wirklich überhaupt keine Rolle.

Nur vegetarisch im Steakhaus?

Google Maps hat mitbekommen, dass wir am Sonntag ein (übrigens sehr empfehlenswertes) Steakhaus in Köln besucht haben, und hat sich gleich der "Fragen & Antworten"-Funktion bedient und mir ein paar zu beantwortende Fragen anderer Nutzer vorgeworfen. Diese Frage ist dann wohl die Leistung eines Trolls zweiter Ebene gewesen. :-)


Für Studenten?

Auf eine ausgeschriebene Stelle für Kassierer habe ich eine E-Mail eines jungen Mannes bekommen, der wissen wollte, ob die Stelle auch für Studenten geeignet ist.

Generell natürlich schon, wir haben seit zwei Jahrzehnten immer wieder Studenten im Team. Ob sie für ihn passt, kann ich natürlich von hier aus überhaupt nicht sagen. Woher soll ich das auch wissen? Vielleicht liegen seine Vorlesungen so, dass wir überhaupt nicht auf einen Nenner kommen oder er ist ein so licht- wie kontaktscheuer Nerd, dass er schon beim kleinsten Zusammentreffen mit fremden Menschen Herzkammerflimmern bekommt.

Dann sollte er das mit dem Job an der Kasse lieber nicht testen. :-)

Vorbestrafte Kassiererin?

Mein Ex-Azubi hat mich vor ein paar Tagen angeschrieben, denn er wollte mal meine Meinung zu folgendem Fall wissen:

Der Marktleiter eines Supermarktes stellt eine Kassiererin ein.
Nach geraumer Zeit erfährt dieser von einem Bekannten, dass die Kassiererin mehrfach wegen Unterschlagung vorbestraft ist.
Obwohl die Kasse immer stimmte und sonst nichts fehlte, will der Marktleiter kein weiteres Risiko eingehen.
Er möchte die Kassiererin schnellstmöglich entlassen und sucht nach einer Möglichkeit.

Wie würdest du die Lage (rechtlich und mit deiner eigenen Meinung) bewerten?
Erstmal: Ich bin kein Anwalt. Ich versuche aber dennoch mal, die Situation zu bewerten und meinen dilettantischen Senf hinzuzugeben:

Eine Kündigung aufgrund der erst nach der Einstellung und sogar "geraumer Zeit" bekanntgewordenen Vorstrafe kommt meiner Meinung nach nicht in Betracht. Wäre die Frage nach einer Vorstrafe beim Einstellungsgespräch gefallen und hätte die Kassiererin die Vorstrafe verschwiegen, wäre es vermutlich zulässig, das Arbeitsverhältnis aufzulösen, anzufechten oder ggf. ordentlich zu kündigen. Ob die Frage überhaupt in diesem Fall zulässig gewesen wäre, kann ich nicht beurteilen. Aber bei jemanden, der vertrauensvoll mit fremdem Geld umgehen soll, könnte die Frage nach einer Vorstrafe wegen Unterschlagung oder ähnlicher Delikte durchaus relevant und damit zulässig gewesen sein. Es wurde aber, so weit aus der Frage erkenntlich, nicht nach Vorstrafen gefragt, also ist das Thema einer mit der Vorstrafe begründeten Kündigung vom Tisch.

Bleiben noch ein paar andere Möglichkeiten: Ist die Mitarbeiterin noch in der Probezeit? Dann ist sie leicht zu kündigen, außer sie ist schwanger. Hat sie einen befristeten Vertrag bekommen? Dann wird dieser am einfachsten mit Ablauf der vereinbarten Laufzeit automatisch enden. Ist sie in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis, könnte man sie kündigen. Vermutlich würde es dann aber vor dem Arbeitsgericht enden und dort ist davon auszugehen, dass sie eine Abfindung bekommt oder sogar weiter in dem Unternehmen beschäftigt muss.

Wenn diese Frau aber seit "geraumer Zeit" ordentliche Arbeit abliefert und sie auch offenbar keine Unehrlichkeiten begeht – warum sollte man sie nicht behalten, wenn es mit der Zusammenarbeit bisher geklappt hat und sie sich über eine sicherlich vereinbarte Probezeit hinaus als brauchbarer Bestandteil des Teams bewiesen hat?

Vielleicht hat der Marktleiter jetzt Bauchschmerzen beim Gedanken, diese potentiell für das Wohl der Firma bedrohliche Person weiterhin an der Kasse sitzen zu lassen. Vielleicht sind auch schon sonderbare Dinge / Ungereimtheiten ohne direkte arbeitsrechtliche Relevanz vorgefallen, die sich mit dem Wissen um die Vorstrafe noch sonderbarer anfühlen. Dann würde ich bestimmt auch versuchen, mich von dieser Person wieder zu trennen.

Aber sowas ist natürlich immer unglaublich schwer zu beurteilen. In den eigenen Kreisen ist das schon schwer, über Dritte natürlich erst recht.

VP-Frage

Ex-Kollege und Noch-Blogleser Stephan hat mir geschrieben:

Hallo Björn,
in Anlehnung an deinen Blogeintrag der "extrem verdächtigen Person", die dann ganz normal bezahlt hat, ist mir eine Geschichte eingefallen, die mir letzten Winter passiert ist.

Ich war in der Hamburger Innenstadt unterwegs und wollte am Samstag kurz vor Ladenschluss noch schnell aus dem Edeka eine Flasche Mineralwasser holen. Im Laden war nicht mehr viel los und der Besitzer / Filialleiter/ Schichtleiter stand bei einer Kollegin an der Kasse.

Es war ziemlich kalt, ich trug Handschuhe und Mütze, dazu war ich vollbepackt: Mit zwei großen Einkaufstüten um jeweils eine Schulter und einem überdimensionierten Rucksack, an dem bereits der Reißverschluss kaputt war. Kurzum scheine ich einen verdächtigen Eindruck gemacht zu haben - denn der besagte Leiter bekam sofort große Augen, stellte das Gespräch mit der Kassiererin ein und starrte mich unumwunden an. Ich ging direkt in die Getränkeabteilung, welche nun mal zwangsläufig in Nähe von "verdächtigen" Produkten wie Bier und Schnaps liegt. Während ich gerade das passende Getränk raussuchte, sah ich bereits im Augenwinkel, wie sich der Mitarbeiter am Kopfende postierte und genau beobachtete, was ich da wohl tat. Er tat nicht mal so, als würde er Ware verräumen oder dergleichen - es war schon sehr eindeutig, dass er mich für den "letzten Ladendieb vorm Wochenende" hielt. Nun wollte ich nichts böses, war durchaus in der Lage und auch willens mein Getränk zu bezahlen und ging wie üblich zur Kasse, grüßte freundlich, bezahlte mit Schein, nahm mein Wechselgeld entgegen und wünschte im Abschluss ein schönes Wochenende.

Ende der Geschichte. Zwar ist überhaupt nichts passiert, doch hat sich dieses Ereignis durchaus bei mir eingebrannt. Ich kaufe dort immer noch regelmäßig ein, jedoch stets mit dem unangenehmen Gefühl, "hier eigentlich nicht willkommen" zu sein. Natürlich verstehe ich den Mitarbeiter, der einen Diebstahl vermeiden will, frage mich jedoch auch: Hätte er es besser machen müssen? Ist es denn mein Problem, dass er mir nicht traut und mich als ehrlichen Kunden verdächtigt? Hätte er sich entschuldigen sollen/können?

Hattest Du schon solche Situationen? Wie hast Du da agiert oder reagiert? Würde mich freuen, mal deine Meinung zu hören - gerne auch via Blog, wenn Du es für berichtenswert hältst :-)
Jeder Ladenbetreiber muss ja selber wissen, wie er mit Kunden und eben auch "verdächtigen Personen" umgeht. Wenn ich weiß (oder für mich entscheide), dass mir eine Person als Kunde ziemlich egal ist, würde ich mich ggf. auch möglichst auffällig unauffällig positionieren. Das passiert ausgesprochen selten, denn prinzipiell geben wir jedem erst mal die Chance, sich als ehrlicher Kunde herauszustellen. Ich bin zugegebenermaßen immer sehr zufrieden, wenn sich eine vermeintlich verdächtige Person dann doch als ehrlicher Kunde herausstellt. Solche Vorkommnisse entkräften einfach immer mehr das Gefühl, hinter Andersartigem etwas Negatives zu vermuten.

Ich würde im Normalfall derartige Beobachtungen immer über die Videoanlage vornehmen, was natürlich nur geht, wenn überhaupt eine solche vorhanden ist, oder zumindest versuchen, tatsächlich irgendwie unauffällig zu tun. Wenn ich aus einem Gespräch heraus hinter einem Kunden herlaufe, um zufällig in irgendeinem Regal in der Nähe dieses Kunden irgendwas aufzuräumen, ist das jedoch alles außer unauffällig.

Es ist schwierig, im Zweifel vielleicht einfach mal direkt den entsprechenden Mitarbeiter ansprechen und fragen, ob derjenige ein Problem mit einem hätte und darauf hinweisen, dass aus dem Besuch im Laden ohne dieses Gefühl, beobachtet zu werden, ein schöneres Einkaufserlebnis geworden wäre.

Frage zum Herbstgebäckabsatz

Norbert wollte wissen, wie sich Herbstgebäck / Weihnachtsware in den Monaten von der Lieferung Ende August / Anfang September bis zum Weihnachtsfest verkauft. In welchem Zeitraum werden welche Artikel der gesamten Ware am stärksten verkauft.

Eigentlich kann sich das fast jeder selber beantworten. Wann kauft ihr Lebkuchen? Wann Adventskalender und wann die "richtigen" Weihnachtssachen, also beispielsweise Schokoladenweihnachtsmänner? Die meisten von euch werden da ähnliche Gewohnheiten haben und ich denke, dass das etwa so aussieht:

Spekulatius, Lebkuchen: Fangen relativ stark an und steigern sich bis Anfang Dezember noch leicht.

Dominosteine, Kekse & Kuchen, Stollen: Fangen schwächer an als Spekulatius, haben ihren Höhepunkt aber ebenfalls Anfang Dezember.

Marzipan und Frutgummiartikel haben ebenfalls ihren Höhepunkt Anfang Dezember, setzen aber erst ein paar Wochen nach den bereits genannten Produkten ein. Von dort eine kontinuierliche Steigerung.

Schokolade und Hohlfiguren: Fangen erst Mitte Oktober schwach an und steigen ab der zweiten Novemberhälfte schnell in die Höhe.

Adventskalender haben ihren Höhepunkt natürlich nicht erst Anfang Dezember, sondern Ende November. Von ihnen wird die große Masse auch erst im November verkauft, vorher sind das quasi Ladenhüter.