"Die hatte ich so in Gedanken in die Tasche gesteckt, weil ich die Hände frei haben wollte und hatte nur vergessen, die an der Kasse auszupacken", versuchte sich der junge Mann herauszureden.
Sorry, selbst mit zugedrückten Hühneraugen ist das da auf dem Video nichts, was ich als "in Gedanken eingesteckt" durchgehen lassen würde. Aber der Herr war ja friedlich und hatte seinen Ausweis dabei und so ließ sich das alles unkompliziert Regeln. Hausverbot ist erteilt, Anzeige folgt …
"Hat der gerade was eingesteckt?!", dachte Ines laut, während sie bei mir im Büro sitzend auf den Monitor mit der Ansicht der Videokameras aus dem Markt blickte.
Von meinem Büro aus kann ich nur auf die Live-Bilder und nicht auf die Aufzeichnung zugreifen. Also rannte ich schnell ins andere Büro rüber und suchte mir die Aufzeichnung raus. Ja, tatsächlich, der Typ hatte ins Schokoladenregal gegriffen, irgendetwas herausgenommen und in seiner Jackentasche verschwinden lassen.
Beim Verlassen des Marktes löste der Alarm der Warensicherungsanlage aus, denn eingesteckt hatte er eine Tafel Milka-Schokolade, die bei uns konsequent mit Warensicherungsetiketten beklebt ist. Ja, wir sichern mittlerweile sogar 0815-Schokolade, weil die mit zu den beliebtesten Diebstahlsobjekten hier im Markt gehört.
Auf der Straße sammelten wir den Dieb in knapp 100 Metern Entfernung ein und begleiteten ihn zurück zu uns in den Laden, wo wir ihn auspacken ließen. Er hatte auch noch ein paar süße Snacks aus dem Kühlregal in der Jackentasche, von denen wir bis dahin noch gar nichts wussten. Schließlich nahmen wir seine Daten für eine Anzeige auf und warfen ihn mit Hausverbot auf Lebenszeit hier raus.
Ich sag's ja, wir haben wirklich jeden Tag mit Diebstahl zu tun.
Wir hatten ein Pärchen beim Diebstahl erwischt. Da keiner von beiden ein brauchbares Ausweisdokument vorlegen konnte, sie aber auch überhaupt nicht kooperativ waren, holten wir die Polizei dazu. Die meisten Ladendiebe geben die Tat zu, wenn man sie überführt hat und versuchen meistens auch nicht, irgendwelche Ware in ihren Taschen zurückzuhalten oder bereits ausgepackte Sachen später wieder einzustecken. Das hatten wir diesmal alles und es war extrem nervig. Auch als die drei Beamten da waren, änderte sich die Einstellung der beiden nicht.
Statt kleinlaut die Tat zuzugeben, behielten sie nicht nur ihre große Klappe …
… nein, die Frau versuchte zudem noch allen Ernstes, während einer der drei Polizisten keine zwei Meter entfernt von ihr stand, aus einem der Kartons, in dem wir die von Hand angenommenen Einwegflaschen zwischenlagern, mehrere Flaschen in ihre Handtasche zu stecken. Der Beamte bemerkte das, nahm ihr die Flaschen weg und machte ihr eine ungewöhnlich laute Ansage, die von Herzen kam.
Was ich hier leider nicht zeigen kann, ist dieses debile Grinsen, das die Frau hinterher an den Tag legte. "Das war nur ein Scherz", entgegnete sie und ging wohl ernsthaft davon aus, den Polizisten damit beruhigen zu können. Das ging aber nach hinten los, er machte ihr eine noch deutliche eine Ansage – und von uns gab es eine zweite Anzeige. Das wurde ganz offiziell als ein neuer Fall behandelt, damit hat sie mit einem Besuch gleich zwei Anzeigen wegen Diebstahls mitgenommen. Das hatten wir hier auch noch nicht.
In einer regionalen Facebook-Gruppe bittet eine Frau um Hilfe, die einen Wasserschaden in ihrem Keller hatte und deren Waschmaschine dadurch nun zerstört ist: Bei welchem Nachbarn hier im Stadtteil kann sie ihre Wäsche waschen, bis eine neue Maschine organisiert ist?
Abgesehen davon, dass es hier an jeder Ecke (fast wortwörtlich) einen Waschsalon gibt, worauf sie auch selber hätte kommen können, gönne ich ihr dieses kleine Unglück. Mit einer unbekannten Zahl an Ladendiebstählen bei mir hat sie sich im Laufe vieler Wochen hochgerechnet mit Waren im Gegenwert von mindestens einer günstigen neuen Waschmaschine eingedeckt.
Gestern Abend wollte jemand mal wieder Nüsse klauen. Nach Pistazien ist das Portfolio der Ladendiebe inzwischen auf das komplette Nusssortiment angewachsen. Zumindest bei uns ist es so, dass mindestens drei von vier Ladendieben Nüsse eingesteckt haben. Früher waren vor allem Alkohol und Kaffee die begehrtesten Waren*, aber inzwischen werden Butter & Käse, Schokolade und eben auch Nüsse hier am häufigsten gestohlen.
Das mit den Nüssen verursacht einen dermaßen hohen Schaden, dass wir einige Artikel konsequent aus dem Sortiment verbannen werden. Unter anderem viele Produkte von Seeberger, die gestern im Wert von weit über 40 Euro den Weg in die Tasche einer Frau gefunden haben.
*) Unangefochten auf Platz eins stehen Tabakwaren, aber die sind bei uns so konsequent unter Verschluss, dass der Diebstahl im Grunde gegen Null geht.
Das 43er-Pappdings hatte übrigens nicht lange überlebt. Schon nach zwei Wochen hatte ein Kollege das Gebilde mit dem leeren Karton beim Verräumen der neuen Ware zunächst einfach auf den Boden gestellt und anschließend mitsamt den anderen leeren Kartons eingesammelt und in der Presse entsorgt.
Seitdem prangte eine kaum erkennbare Notiz neben dem Regaletikett, aber mit der Lösung war ich gar nicht glücklich. Mir fehlte es aber auch an Motivation, das Dummy aus Pappe neu zu basteln. Nun war zufällig gestern eine Flasche Likör 43 bei uns zu Hause leer geworden und die Idee, was damit anzufangen ist, hatte ich sofort im Kopf.
Die wird jetzt hoffentlich niemand mehr aus Versehen ins Altpapier werfen.
An der Pinnwand neben meiner Bürotür hing ein Zettel mit Kassenbon. Darauf der Hinweis auf einen Kunden, der am Vorabend nur eine Dose Katzenfutter gekauft, aber möglicherweise parallel dazu einen Diebstahl begangen haben könnte. Eine Kundin will eine verdächtige Bewegung bei ihm beobachtet haben. Tzja, hätte sie mal eher was gesagt und nicht erst an der Kasse …
Nachdem wir die Videoaufzeichnung angesehen hatten, waren wir nämlich schlauer. Die "verdächtige Bewegung", die unsere Kundin aufgrund ihres Weges tatsächlich eher nur flüchtig aus dem Augenwinkel gesehen haben kann, war leider nicht nur eine komische Bewegung …
Der Mann hatte sich einen kompletten Rucksack voll mit Käse gepackt. Darunter etliche Stücke Grana Padano für jeweils mehrere Euro, eine Handvoll Bio-Feta für über vier Euro pro Packung und dann noch anderen Käse, den wir in der Kameraperspektive leider nicht genauer identifizieren konnten. Alles zusammen hatte wohl einen Verkaufswert von knapp 100 Euro.
Die Ware geht ganz sicher an irgendwelche Hehlerbuden, wie eigentlich immer, wenn solche Mengen entwendet werden. Wenn man die irgendwie ausheben und verschwinden lassen könnte, wäre vermutlich schon viel gewonnen …
(Es war übrigens dieser Typ, wie uns beim Sichten der Videoaufzeichnung auffiel.)
In einer Kirche in Oldenburg gibt es einen Tisch, an dem Kinder Bilder malen können. Papier und Buntstifte werden dort von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Ines hat bei einem Besuch dort diesen Zettel entdeckt und fotografiert.
Ladendiebstahl gehört ja nun schon längst zu meinem Alltag, aber nicht einmal den Respekt zu haben, in einer Kirche von einem Tisch für Kinder nicht die Stifte mitgehen zu lassen – ich kann nur noch den Kopf schütteln …
Es wäre vermutlich unauffälliger gewesen, das 4er-Pack Rolo am Stück zu klauen, aber irgendjemand fand es wohl praktischer, die Folie aufzureißen und die vier Stangen einzeln einzupacken.
Keine Ahnung, was in den Leuten immer so vorgeht …
Ein Mann kam in den Laden, ging in die Getränkeabteilung und steckte sich vier Dosen Bier in die mitgebrachte Umhängetasche. Er war Ines schon im Vorbeigehen aufgefallen, sie rief mich an und ich guckte ihm dann im Livebild der Videoanlage bei seiner Aktion zu.
Ich zog mir meine Jacke an, um als Zivilist getarnt am Eingang auf ihn zu warten. Das wäre bis hier hin kaum eine Erwähnung wert gewesen.
In dem Moment, in dem Ines und ich vorne im Eingangsbereich ankamen, hielt gerade ein Streifenwagen der Polizei genau vor unserer Tür an. Die beiden aussteigenden Beamten fragte ich, ob sie kurz Zeit für uns hätten. Bei uns sei nämlich gerade ein Mann im Laden, der im Begriff war, den Diebstahl von zumindest vier Dosen Bier zu vollenden.
Die beiden überlegten kurz, nickten mit dem Kopf und kamen rein. Eigentlich hatten sie angehalten, um den Halter eines Fahrzeugs, das auf dem Parkstreifen stand, darauf aufmerksam zu machen, dass der TÜV des Wagens abgelaufen war. "Dann hat der jetzt Glück gehabt", schmunzelte der Polizist.
Der Rest verlief unspektakulär. Aber wie der Mann vollkommen unerwartet direkt in die Arme der Polizei lief, sorgte für einen herrlich überraschten Gesichtsausdruck und große Verwunderung: "Habt ihr die jetzt extra für mich gerufen?"
Ich werde mich auch für den Rest meiner beruflichen Laufbahn hier im Laden nicht daran gewöhnen, dass Leute immer wieder Dinge stehlen. Das gehört seit jeher zu unserem Tagesgeschäft dazu und entsprechend lebe ich damit – aber das Kopfschütteln bleibt. Jetzt haben wir eine leere Packung im Schreibwarenregal gefunden, irgendjemand hatte sich einen Pilot "Frixion Ball" Tintenroller eingesteckt. Ist das Geiz oder Sparsamkeit oder einfach nur der Nervenkitzel, der die Leute dazu antreibt, sowas zu tun?
Vielen Dank von mir an die LZ Direkt und speziell die Journalistin Kim Eberhardt für das schöne Interview, das in dieser Woche unter dem Titel "Shopblogger Björn Harste: Gute Adressen für Diebe sprechen sich in der Szene herum erschienen ist.
Über einen Mangel an Ladendieben kann ich mich übrigens nach wie vor nicht beklagen, ich erwähne ja schon gar nicht mehr jeden Vorfall hier im Blog, aber die Serie reißt nicht ab.
Post von der Staatsanwaltschaft. Einer der bekannten vorgefertigten Texte: "… der Beschuldigte ist wegen anderer Straftaten bereits zu einer erheblichen Strafe rechtskräftig verurteilt worden …"
Es geht um den Mann, den wir hier intern immer als "Knipser" bezeichnet haben und der im Laufe der Zeit mit seinen "besonders schweren" (Zitat Staatsanwaltschaft) Diebstählen einen erheblichen Schaden bei uns verursacht hat.
Was die "erhebliche Strafe" im Detail für ihn bedeutet, werde ich nicht erfahren, geht mich ja auch nichts an – aber falls der Typ mal eine Weile gesiebte Luft atmen muss, würde mich das doch unbestreitbar mit einer gewissen Genugtuung erfüllen.
An der Kasse löste der Alarm der Warensicherungsanlage aus. Der Mann mit Rucksack, der dort gerade seinen Einkauf bezahlte, war wohl dafür verantwortlich. Meine spontane Einschätzung der Gesamtsituation war, dass es sich dabei wohl um ein eingeschlepptes Etikett oder einen nicht richtig entsicherten Artikel handelte.
Den Handchecker hatte ich vorsorglich mit nach vorne genommen. Dass der Rucksack mit den gekauften Waren nicht für den Alarm verantwortlich war, ließ sich schnell ermitteln, indem ich ihn einfach in die Nähe einer der Antennen der Anlage hielt. Ohne dass ich überhaupt etwas zu ihm gesagt hatte, zog der Mann seine dicke Lederjacke aus und reichte sie mir. Ich wunderte mich schon darüber, dass sie im Bereich der Taschen so schwer war und der Handchecker schlug auch sofort an, als ich ihn darüber hielt. In den Taschen befanden sich zwei Dosen Red Bull, die ja nun bei uns seit ein paar Jahren schon mit den Can Caps gesichert sind, und zwei ebenfalls gesicherte Gläser mit weißem Thunfisch für 4,99 Euro das Stück. In diesem Bild kann man diesen Artikel links am Bildrand sehen.
Seinen Ausweis hatte er dabei und er blieb friedlich, so dass die Sache in wenigen Minuten ohne Hinzunahme der Polizei erledigt war. Ansonsten wie immer: Anzeige folgt und Hausverbot ausgesprochen …