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Ein Gebäude mit Geschichte

Was ihr hier seht: Ein in der Cramerstraße in Delmenhorst stehendes, mehrere Jahrzehnte altes und inzwischen ziemlich runtergerocktesGebäude ohne architektonische Highlights, in dem sich bis Ende 2019 ein EDEKA-Markt befunden hat und das inzwischen vollständig leer steht.

Was ich hier sehe: Unglaublich viele Erinnerungen. Wie es dazu kam, hatte ich in diesem Beitrag vor ein paar Jahren mal kurz angedeutet.

Hier fing meine ganze Laufbahn im Einzelhandel an. Vom Schülerjob zum Arbeitgeber, fast die berühmte Tellerwäscher-Karriere, nur das mit dem Millionär hat noch nicht geklappt. Muss auch nicht, so lange meine Familie gut davon leben kann, bin ich auch so glücklich! Für mich war das damals schon immer mehr als nur ein Job. Für alle Bereiche habe ich mich interessiert und war zeitweise fast schon eine Art Faktotum. Es gibt keinen Raum, den ich nicht kenne (Wer vom Supermarktpersonal interessiert sich für die Infrastruktur eines Gebäudes?) und irgendwie habe ich auch im Grunde jede dort anfallende Arbeit mal erledigt, teilweise weit über den Supermarktalltag hinausgehend.

Als ich dort anfing, war es ein "Comet", der später zu einem "extra"-Markt wurde. Später hat mein ehemaliger Ausbilder, der inzwischen schon seit ein paar Jahren mit einem SPAR-Markt selbstständig war, dort auch als "SPAR" einen weiteren Markt betrieben, der nach der Übernahme durch die EDEKA erst zu einem "E Aktiv"-Markt und dann zu einem "EDEKA" wurde.

Und nun? Alles vorbei. Der Mietvertrag wurde Ende 2019 beiderseitig nicht mehr verlängert, der Betreiber ist in Rente und das Gebäude wird wohl, wenn die Gerüchte stimmen, abgerissen, um mit der Fläche dahinter Platz für eine kleine Wohnsiedlung mit einem neuen Markt zu schaffen. (Nein, ich möchte den nicht betreiben!)

Eigentlich würde ich da ja gerne noch einmal reingehen. Ich kenne sogar zwei Leute, die wiederum mehr oder weniger guten Kontakt zu den Eigentümern haben, oder diese zumindest persönlich kennen – aber warum sollte sich da jemand Zeit nehmen, um mit einer unbekannten Person (nämlich mir) da eine Sightseeing-Tour durch den alten Laden zu unternehmen? Vielleicht ergibt sich auch eine Chance für eine Besichtigung, wenn das Objekt irgendwann an ein Abbruchunternehmen übergeben wurde. Da ich da häufiger dran vorbeifahre, wird mir da sicherlich nichts entgehen.

Als Gebäude ist das Ding zwar ziemlich zweckmäßig – und unbestreitbar pottenhässlich, aber wenn es irgendwann so weit ist, wird es mir fehlen, das ist sicher. Es ist wirklich komisch, das Bild zu betrachten, an die erste Hälfte der 90er zu denken und sich daran zu erinnern, wie viel Zeit ich hier verbracht habe. Alleine im Außenbereich – aufräumen, fegen, Schnee schippen …

(Regelmäßige Berichte hier im Blog über die weitere Geschichte der Immobilie werden parallel zu Achim und Findorff folgen.)


Ausbilder-Eignungstest / Praktische Prüfung 2003

Als ich 2003 die Ausbildung der Ausbilder nach der AEVO gemacht habe, gehörte dazu nicht nur eine umfangreiche Ausbildung (die im kleinen Kreis bei Keksen und Tee immer sehr angenehm war), sondern auch eine theoretische und abschließend eine praktische Prüfung. Im Rahmen der Vorbereitungen zu dieser Prüfung musste ich die "Angaben zur Durchführung / Präsentation einer Ausbildungseinheit" mitteilen. Ich hatte mir ausgedacht, dass ich einem angenommenen Azubi erkläre, wie die Farbbänder und Bonrollen an der alten Kasse getauscht werden und was dabei noch zusätzlich zu beachten ist:



In der Beschreibung der Prüfung wird schließlich di Wahl des Berufsfelds des Azubis angegeben, dann folgen Angaben zum Auszubildenden (Welcher Beruf, Alter und in welchem Jahr / Monat befindet er sich) und wie die Lernsituation des Azubis ist: Welchen Schulabschluss hat er, wie ist die Motivation und Lernwilligkeit, in welchen Bereichen / Abteilungen arbeitet er gerne etc. Das sind in dem Moment zwar nur ausgedachte Informationen, aber es ging auch darum sich über solche Dinge Gedanken machen zu können.

Anschließend folgte die genaue Beschreibung des Lernziels:



Danach folgte die Sachanalyse, die eine Beschreibung des Marktes und die Details der Vorgänge an der Kasse beinhaltete:



Was danach folgte, ist leider nirgends festgehalten: Einer der Mitarbeiter des Prüfungsausschusses war mein "Azubi", dem ich in einem Lehrgespräch, wie es auch mit einem echten Auszubildenden hier im Markt ablaufen könnte, erklären musste, wie die Farbbänder und Bonrollen gewechselt werden, worauf man dabei zu achten hat und so weiter. Nach diesem Gespräch musste der "Azubi" die Aufgaben selbstständig wiederholen. Es kam also unter anderem darauf, dass diese Erklärungen verständlich und strukturiert waren. Es hatte damals alles problemlos geklappt, die Prüfung war bestanden und ich durfte meine erste Auszubildende als solche einstellen. :-)

Kleine Anekdote am Rande: Um die Arbeiten an der Kasse korrekt vorführen zu können, hatte ich damals einer unserer Kassen hier aus der Firma abgebaut und das gesamte Geraffel mit zur praktischen Prüfung geschleppt. Die überraschten Blicke waren nicht schlecht. :-D

"Wir bilden aus!"-Aufkleber an der Eingangstür

An unserer Eingangstür prangten rechts unten zwei Aufkleber: Einerseits der vom NABU für die KORKampagne, gleich daneben der von der Handelskammer aus dem Jahr 2016 mit dem Hinweis darauf, dass wir ausbilden. Damals stimmte das auch noch, nach Jahren hatte ich mich wieder dazu hinreißen lassen, einen Auszubildenden einzustellen.

Inzwischen haben sich beide Azubis erledigt und ich werde auch in den nächsten Jahren keinen neuen Auszubildenden einstellen. Der Aufkleber war, neben den sichtbaren Abnutzungen auch inhaltlich komplett überholt.

Nur Korken, die sammeln wir immer noch fleißig. :-)


Blogeintrag von vor dem Blog (48)

Auch 2004 bekamen wir hier schon ein

Zertifikat der Handelskammer Bremen

Wir haben hier ja nun schon früh ausgebildet und seit dem etwa ein Dutzend Auszubildende gehabt, von denen alle, die nicht aus welchen Gründen auch immer vorher abgebrochen haben, erfolgreich ihre Prüfungen bestanden haben.

BLUT-ORANGEN

Heute drucken wir alle Schilder und Plakate aus. Während meiner Ausbildung Mitte der 90er haben wir Preisschilder mit der Hand geschrieben. In meinem Ausbildungsbetrieb hatten wir dazu ein paar Sätze mit unterschiedlich dicken und verschiedenfarbigen Plakatstiften im Büro.

Ich hatte damals irgendwann mittendrin ein Schild für Blutorangen schreiben müssen. Da ich ich bin, habe ich nicht wie immer die Schrift mit schwarzer Farbe und den Preis mit roter Farbe auf den Karton gebracht, sondern eine winzige Variation eingebaut: Das "Blut" von den Blutorangen war auf diesem Schild auch rot.

Unsere Abteilungsverantwortliche (damals schon kurz vorm Rentenalter) hat entsetzt aufgeschrien, als sie das gesehen hatte. Und weil mein Entwurf ihr viel zu gruselig war und ihrer Meinung nach die Kunden verschreckt hätte, musste ich sofort ein neues Schild malen. Pöh, langweilige Spießer. Aber als Azubi hält man ja den Ball flach.

Und heute hätte ich dann für das Wort "Blut" nicht nur eine andere Farbe, sondern direkt auch noch eine andere, viel passendere Schriftart eingebaut. :-)

E ohne A und B

Falls sich schon jemand über die fehlenden Meldungen über meine Azubis (und auch den "Bzubi" gewundert haben sollte: Beide Auszubildenden haben das Ausbildungsverhältnis aus (unterschiedlichen) persönlichen Gründen aufgegeben.

Vorerst also keine weiteren Berichte über den Nachwuchs im LEH.

Bzubi

Sehr spontan hat sich übrigens ergeben, dass ich ab Montag einen weiteren Azubi im Haus habe, also sozusagen der Bzubi.

Er hat schon eine Weile bei mir neben und nach der Schule gejobbt und so war das für uns alle ein guter Schritt. Er bekommt eine praxisnahe Berufsausbildung und ich habe einen Lehrling, von dem ich schon die Arbeitsleistung kenne und dem ich viele Dinge hier in der Firma schon gar nicht mehr beizubringen brauche.

Prüfung: Ausbildung der Ausbilder

Extra für meine erste Auszubildende hatte ich 2003 die "Ausbildung der Ausbilder" (Ausbilder-Eignungsprüfung / AEVO) gemacht. Dazu gehörte neben vielen Unterrichtsstunden auch eine theoretische und schließlich auch eine praktische Abschlussprüfung. Thema bei mir: "Arbeitsgeräte bedienen und pflegen".

Hatte mir damals ausgedacht, dass ich einem Prüfling (in diesem Fall ein Mitglied des Prüfungsausschusses) erkläre, wie man eine Bonrolle einlegt und in dem Zusammenhang auch kurz das Innenleben der Kasse reinigt. Hatte dafür damals eine unserer Scannerkassen abgebaut und mit zur Prüfung geschleppt. Die Leute hatten nicht schlecht gestaunt, als ich mit einer großen Kiste voller Technik und Kabel da zur Prüfung kam – aber letztendlich konnte mein Prüfungs-Prüfling nach der Erklärung die Rolle selbstständig tauschen (inkl. Reinigung der Kasse und Farbbandwechsel) und somit hatte ich den Schein dann in der Tasche.

(Und keine zwei Wochen später wurde die Regel für Ausbilder gelockert, so dass man mit entsprechend Berufserfahrung auch ohne die Ausbilder-Eignungsprüfung Auszubildende ausbilden durfte…)

Warum ich das schreibe? Ich hab den Zettel mit der Anmeldung für meine Prüfung wiedergefunden. Fand ich hier durchaus noch mal eine Erwähnung wert. :-)


Umtauschgrund: passt nicht

Ein Mitarbeiter kam mit einem Kassenbon von einem Umtausch zu mir ins Büro. Er fand die Kombination "Damenbinden" und "passt nicht" amüsant und verbloggenswert. Gekauft hatte die Binden ursprünglich ein Mann für eine Bekannte. Gut, da kann sowas mal passieren…

Das hat mich an eine kleine Anekdote aus meiner Ausbildung erinnert. Ich könnte zwar schwören, dass ich die Geschichte hier schon mal festgehalten habe – aber ich finde bei keinem der möglichen Suchbegriffe einen Treffer. Also:
Unsere Leergutannahme war damals noch komplett manuell und an der Tür zwischen Laden und Lager eingerichtet. An der Leergutkasse haben sich nicht nur Kunden mit Leergut angestellt, sondern auch sämtliche Serviceleistungen wickelten wir dort ab, unter anderem auch Umtäusche und Reklamationen.
Ich hatte damals gerade eine recht lange Schlange dort stehen und hinter den nächsten drei Kunden mit Leergut wartete eine Frau mittleren Alters mit einer Packung Damenbinden in der Hand. Während ich die Flaschen wegsortierte, versuchte ich mir irgendeinen Spruch auszudenken, um den (erwarteten) Umtausch etwas mit Smalltalk aufzulockern. Aus irgendeinem Grund hatte ich es aber geschafft, im Kopf aus den Binden ein Paket Babywindeln zu machen.

Die Kundin war dran, sagte, dass sie die Binden umtauschen möchte und ich versuchte es mit einem lockeren Spruch: "Passen die nicht?"

Die Frau guckte mich mit einem frostigen Blick an und ich wünschte mir damals, dass sich der Boden im Lager spontan auftut. Tat er aber nicht und so füllte ich den Gutschrift-Beleg aus, drückte der Frau den Zettel in die Hand mit einem knappen Bitteschön in die Hand. Sie nahm ihn und stampfte davon.
Das war bis heute eigentlich die peinlichste / unangenehmste Geschichte, die ich aus meiner Zeit im Einzelhandel zu erzählen hatte. Und dann kommt eine Frau daher und tauscht Binden um, weil sie nicht passen. Da war meine Frage vor über 20 Jahren ja durchaus legitim gewesen. :-D


Auszeichnung der Handelskammer Bremen

Von der Handelskammer Bremen haben wir ein zum Aushang im Laden geeignetes und auch gedachtes Zertifikat bekommen, aus dem hervorgeht, dass wir hier ausbilden. :-)