Da hat ein Typ doch am Abend tatsächlich etliche Rasierer und die dazu passenden Klingen unserer Eigenmarke geklaut. Hat sich sogar die Mühe gemacht, die alle aus den Verpackungen rauszuprökeln. Die leeren Blister hat er wieder ins Regal geworfen.
Wenn man einen für den aktuellen Bedarf klaut, kann ich das ja verstehen. Oder wenn man Markenware mit Originalverpackung mitgehenlässt auch – das Zeug wird dann ja gerne auf Flohmärkten zum Bruchteil des Ladenpreises angeboten.
Aber warum klaut jemand so viele Billigrasierer?!?
Im Laufe der Jahre erlebt man viele Merkwürdigkeiten. Von angeknabberten Käsestücken bis zu komplett leergeräumten Regalen habe ich schon alles erlebt.
Dass sich jemand Waschmittel-Pads aus den Packungen herausklaut, ist neu. Glaube ich jedenfalls. Diese beiden komplett geplünderten "Persil"-Kartons haben wir jedenfalls so wie sie hier abgebildet sind im Waschmittelregal gefunden.
Was mich aufregt sind gar nicht mal Ladendiebe. Gut, die auch. Aber die gehören irgendwie zu einem Laden dazu. Ist zwar nicht toll, aber auf eine gewisse Art und Weise gewöhnt man sich irgendwann an die Leute. Wenn Leute sich an fremdem Eigentum vergreifen, habe ich damit generell ein großes Problem. In Kombination mit frechen Lügen wird's doppelt ärgerlich:
Manchmal ist man sich nicht 100% sicher. Weil zum Beispiel keine Zeit war, auf der Videoanlage nachzusehen, ohne zu riskieren, dass der Tatverdächtige in der Zwischenzeit den Laden verlässt. Dann spricht man diesen Kunden am Ausgang an, worauf man sich vor allen anderen anwesenden Kunden die wüstesten Vorwürfe machen lassen muss, wie man nur einem langjährigen und guten Kunden sowas unterstellen könne und wie peinlich das jetzt wäre und, und, und – und dann entschuldigt man sich auch noch für das "Versehen" und lässt die Person gehen.
Ganz persönlich ärgerlich finde ich es dann, wenn man hinterher doch noch auf der Aufzeichnung nachsieht und feststellen muss, dass der "gute" Kunde einen tatsächlich beklaut hat.
Eine Zeitlang haben wir ja immer und immer wieder leere Käsepackungen an einer bestimmten Stelle im Laden gefunden.
Anfang November erwischte ich den Typen, der dafür (oder zumindest einen großen Teil davon) verantwortlich war als "den ersten Ladendieb der Woche".
Zwei Wochen später präsentierte mir die Nachtschicht die Kopie eines erwischten Ladendiebes. Er hatte versucht, eine Flasche Wodka zu stehlen. Der Name des Täters weckte sofort Erinnerungen: Der Typ mit dem Käse.
Und nun haben wir ihn schon wieder bei einem Ladendiebstahl erwischt. Es folgten die beiden Anzeigen wegen Hausfriedensbruch und Ladendiebstahl und vielleicht hat er jetzt ja die Bedeutung des Begriffs "Hausverbot" verstanden. Ich befürchte allerdings, dass wir mit dem Kerl noch häufiger zu tun haben werden.
Der Tipp eines Mitarbeiters brachte mich auf einen Mann, den er gleich als "VP" ("Verdächtige Person") einstufte. Ich sprintete ins Büro und konnte gerade noch sehen, wie er irgendetwas aus dem Süßwarenregal in seiner Bekleidung verschwinden ließ.
Als ich ihn am Ausgang ansprach, tat er vollkommen ahnungslos.
Hinten im Lager stellten wir ihn zur Rede und er gab zu, dass er etwas genommen hatte, dies aber wieder ins Regal zurückgelegt hätte.
Nachdem ich ihm die Videoaufzeichnung gezeigt hatte, blieb er bei der Aussage, dass er den Artikel wieder zurückgelegt hätte.
Daraufhin erklärte ich ihm, dass ich das nicht glaube und drohte damit, die Polizei zu holen. Erstaunlich, wieviel Zeugs manche Leute unteren ihren Jacken und Pullovern verschwinden lassen können...
Was ich während des gesamten Gesprächs nicht gemerkt habe, war, dass der Typ hier schon zweimel geklaut hat beim Diebstahl erwischt worden war. Ich kann mir einfach keine Gesichter merken. Aber als er mir seinen Namen sagte, klingelten sofort alle Alarmglocken. DEN hatte ich auch nach fast vier Jahren nicht vergessen – und so gab es zum einen eine (weitere) Anzeige wegen Ladendiebstahls und zum anderen eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs.
Aufgrund der besorgten Nachfragen möchte ich an dieser Stelle doch mal eben auflösen: Vorletzte Nacht hat ein Mann mit gezogener Waffe die Herausgabe des Kasseninhalts gefordert. Unmittelbar zuvor bezahlte er eine Flasche Bier und wollte wohl den Moment der geöffneten Kasse ausnutzen. Da sich seine Waffe allerdings in der Jackentasche vertüdelt hatte, kramte er ungefähr zehn Sekunden nach der Pistole, was uns nachträglich, trotz der unschönen Situation, noch immer wieder beim Betrachten des Videos zum Lachen bringt.
Und wenn er nicht schon eine halbe Stunde zurvor auch schon eine Flasche Bier gekauft und insgesamt nicht die gleichen Klamotten wie immer getragen hätte, wären wir ihm vermutlich gar nicht so schnell auf die Schliche gekommen. Nichtmal eine Stunde nach der Tat wurde er jedenfalls schon festgenommen.
...und mein Kassierer hat ihm beim Rausgehen noch reflexartig ein "Tschüss, schönen Tag noch." hinterhergerufen...
Wenn du einen Supermarkt überfallen möchtest und zum Beispiel vor hast, den Kassierer mit gezogener Schusswaffe aufzufordern, dir den Inhalt der Kasse auszuhändigen, solltest du zumindest eine Kleinigkeit beachten:
Überfalle nicht ausgerechnet den Supermarkt, in dem du seit Jahren als Kunde mehrmals täglich einkaufen gehst. Auch, wenn du das Gefühl hast, die Örtlichkeiten genau darum genau zu kennen. Die Mitarbeiter werden dich mit größter Wahrscheinlichkeit nämlich auch ebenfalls gut kennen. Gang, Bewegungen, Stimme, Bekleidung – irgendetwas wird dich verraten.
Und dann sitzt du schon eine Stunde nach der Tat in U-Haft.
"Eine kleine Gruppe Heranwachsender hatte es geschafft, am Türsteher vorbeizukommen und hat schließlich im Laden meine Leute provoziert und angepöbelt."
Diese Zeilen schrieb ich am 2. November in dem Artikel über die Halloween-Shopping-Veranstaltung hier im Laden.
Diese Heranwachsenden gehören zu einem der umliegenden "Cafés" hier in der Gegend und seit dem Vorfall am Halloween-Abend, haben wir sie immer unter Beobachtung gehabt, wenn sie oder zumindest deren "Anführer" den Laden betraten. Der Hintergrund ist nämlich der, dass wir denken, dass sie die Dunkelheit am Halloween-Abend nutzen wollten, um hier in Ruhe zu klauen.
Vorhin waren sie wieder hier und wollten primär ihr Leergut abgeben. In einem scheinbar unbeobachteten Moment nahm allerdings einer von ihnen eine leere Bierflasche aus einer der Kisten in der Nähe der Lagertür und steckte sie zu ihrem gemeinsamen Leergut. Alle drei standen in dem Moment beisammen und lachten. Es konnte also keiner von ihnen behaupten, damit "nichts zu tun" zu haben.
Naja, "nur" 8 Cent. Aber trotzdem versuchter Diebstahl und damit ein absolut plausibler Grund, der Gruppe hier Hausverbot zu erteilen. Hätten wir zwar vorher auch schon tun können, aber so völlig grundlos mag man das ja auch nicht tun.
Wenn der Typ so körperlich so plump wäre, wie er versucht hat, zu klauen, wäre er an der Wand elendig zerschollen.
An der Ausgangstür lief er einer Mitarbeiterin regelrecht in die Arme, aber leider war er so aggressiv, dass wir ihn lieber haben laufen lassen. Das ist die Gesundheit der Mitarbeiter nicht wert.
Ich nutze die Chance und habe ihn direkt auf die Aktion von gestern angesprochen.
Ich war gestern gar nicht hier.
Doch, gegen 20 Uhr.
Nein.
Oh, doch. Und Sie haben drei Bier, eine Cola und noch ein paar Dinge gekauft.
Ach, ja. Doch. Und wo ist das Problem?
Haben Sie irgendein Problem mit einem meiner Mitarbeiter?
Ach, die Neger-Sache.
Genau das. Kann ich überhaupt nicht ab, wenn einer meiner Mitarbeiter, egal ob schwarz, weiß oder mit sonst einer Hautfarbe, beleidigt wird, schon gar auf solch üble Art und Weise.
Was soll das jetzt? Ich bin ehrlicher Kunde. Ich habe noch nie hier geklaut und ich will nur einkaufen.
Vielleicht sollten Sie lieber woanders einkaufen.
Ich komme rein, wenn ein Deutscher an der Kasse sitzt. Wenn ein Neger da hockt, komme ich nicht rein. Ganz einfach.
Uneinsichtiges Arschloch.
Ohne weitere Diskussion habe ihm seine beiden Flaschen Bier weggenommen, die er eigentlich hier kaufen wollte und ihn gebeten, zukünftig in einem anderen Laden einzukaufen.
Als "Dank" für das Hausverbot hat der Typ noch im Vorbeigehen den Gemüseaufbau vor dem Laden umgerissen. Manche Leute machen es einem echt zu leicht, sich eine Meinung über sie zu bilden...
Von einer Kollegin erfuhr ich, dass sich ein Kunde über einen anderen Kunden beschwert hätte. Dieser würde im Laden herumpöbeln.
Ich beobachtete den Pöbler unauffällig über die Videoanlage. Er benahm sich nicht weiter auffällig, suchte sich ein paar Artikel zusammen, ging zur Kasse und bezahlte. Es wirkte nicht so, als wenn er irgendjemanden angepöbelt hätte.
Etwas später sprach mich einer meiner Kassierer an und sagte mir, dass wir einem bestimmten Kunden Hausverbot erteilen sollten. Wir meinten die selbe Person und ich entgegnete ihm, dass der eigentlich ganz friedlich war. Zumindest so weit ich das beobachten konnte.
Hätte ich früher gewusst, dass er einen aus Kamerun stammenden Mitarbeiter von mir als "Drecksneger an der Kasse" bezeichnet hat, wäre er definitiv rausgeflogen.
Vorhin habe ich eine junge Frau erwischt, die ein paar Lebensmittel stehlen wollte. Ich habe nur zufällig auf dem Monitor der Videoüberwachungsanlage gesehen, wie sie den Laden betreten hat – und irgendwas löste dieses komische Kribbeln in mir aus: Die klaut! Ich sollte leider Recht behalten.
Sie war ein paar Jahre jünger als ich, wirkte im Gegensatz zu den meisten Ladendieben überhaupt nicht heruntergekommen, sah sogar ziemlich hübsch aus. Studentin vielleicht – und die paar Dinge, die sie eingesteckt hatte, hätte sie sogar problemlos mit den anderen Artikeln, die sie tatsächlich auf die Kasse legte, mitbezahlen können.
Ich vermute, dass sie nicht viel Erfahrung mit der Materie hatte, denn nachdem ich erklärte, dass ich sie anzeigen werde, erkundigte sie sich schüchtern, was ihr nun passieren wird. Meine Antwort war ehrlich: "Nicht viel."
Ein paar Teenies wollten am Leergutautomaten betrügen. Einer war der Meinung, unschuldig zu sein und hat den Polizisten gefragt:
"Kann ich gehen?"
Polizist: "Nein."
"Warum nicht?"
Polizist: "Na, mitgefangen, mitgehangen..."
"Hab ich schonmal gehört."
Polizist: "Bestimmt von der Polizei."
Der Blick des Jungen sprach Bände.
Alle drei stritten reihum ab, direkt an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Etwas später fragte einer der Polizisten in die Runde: "Nun mal ehrlich, wer hatte die Idee dazu?" – in Sekundenbruchteilen und ohne zu zögern zeigte einer der drei auf seinen Freund. Der Mann mit den Sternen auf der Schulterklappe lachte: "Na, du bist aber schnell im verpfeifen..."
Ein Teenager hat sich zwei Dinge aus dem Süßwarenregal in die Jacke, bzw. Hose gesteckt und wurde von uns dabei erwischt.
Und dieser junge Ladendieb stand eben bei uns im Lager und behauptete, nichts in der Tasche zu haben.
Dann haben wir ihm, um die Wartezeit auf die Polizei zu verkürzen, das Video gezeigt, auf dem die Tat eindeutig zu erkennen ist – und er blieb bei der Aussage, nichts zu haben.
Dann kam die Polizei und stellte ihn zur Rede. Er habe nichts eingesteckt, behauptete er weiterhin.
Ich zeigte einem der Polizisten die Videoaufzeichnung, dieser forderte den Dieb daraufhin erneut auf, die Gegenstände, die er vollkommen ohne jeden Zweifel eingesteckt hat, auszupacken. Der junge Mann blieb bei seiner Aussage, nichts eingesteckt zu haben.
Dann ließ die Polizei ihn sich ausziehen. Bis auf die Unterhose durfte er hier im Lager einen Striptease machen. Tzja – Überraschung: Nach und nach kam alles, was er sich eingesteckt hatte, wieder ans Tages-, bzw. Neonlicht.
Die Polizisten fanden das übrigens so toll, dass sie gleich mit ihm einen Ausflug zur Wache gemacht haben.