Wenn der Typ so körperlich so plump wäre, wie er versucht hat, zu klauen, wäre er an der Wand elendig zerschollen.
An der Ausgangstür lief er einer Mitarbeiterin regelrecht in die Arme, aber leider war er so aggressiv, dass wir ihn lieber haben laufen lassen. Das ist die Gesundheit der Mitarbeiter nicht wert.
Ich nutze die Chance und habe ihn direkt auf die Aktion von gestern angesprochen.
Ich war gestern gar nicht hier.
Doch, gegen 20 Uhr.
Nein.
Oh, doch. Und Sie haben drei Bier, eine Cola und noch ein paar Dinge gekauft.
Ach, ja. Doch. Und wo ist das Problem?
Haben Sie irgendein Problem mit einem meiner Mitarbeiter?
Ach, die Neger-Sache.
Genau das. Kann ich überhaupt nicht ab, wenn einer meiner Mitarbeiter, egal ob schwarz, weiß oder mit sonst einer Hautfarbe, beleidigt wird, schon gar auf solch üble Art und Weise.
Was soll das jetzt? Ich bin ehrlicher Kunde. Ich habe noch nie hier geklaut und ich will nur einkaufen.
Vielleicht sollten Sie lieber woanders einkaufen.
Ich komme rein, wenn ein Deutscher an der Kasse sitzt. Wenn ein Neger da hockt, komme ich nicht rein. Ganz einfach.
Uneinsichtiges Arschloch.
Ohne weitere Diskussion habe ihm seine beiden Flaschen Bier weggenommen, die er eigentlich hier kaufen wollte und ihn gebeten, zukünftig in einem anderen Laden einzukaufen.
Als "Dank" für das Hausverbot hat der Typ noch im Vorbeigehen den Gemüseaufbau vor dem Laden umgerissen. Manche Leute machen es einem echt zu leicht, sich eine Meinung über sie zu bilden...
Von einer Kollegin erfuhr ich, dass sich ein Kunde über einen anderen Kunden beschwert hätte. Dieser würde im Laden herumpöbeln.
Ich beobachtete den Pöbler unauffällig über die Videoanlage. Er benahm sich nicht weiter auffällig, suchte sich ein paar Artikel zusammen, ging zur Kasse und bezahlte. Es wirkte nicht so, als wenn er irgendjemanden angepöbelt hätte.
Etwas später sprach mich einer meiner Kassierer an und sagte mir, dass wir einem bestimmten Kunden Hausverbot erteilen sollten. Wir meinten die selbe Person und ich entgegnete ihm, dass der eigentlich ganz friedlich war. Zumindest so weit ich das beobachten konnte.
Hätte ich früher gewusst, dass er einen aus Kamerun stammenden Mitarbeiter von mir als "Drecksneger an der Kasse" bezeichnet hat, wäre er definitiv rausgeflogen.
Vorhin habe ich eine junge Frau erwischt, die ein paar Lebensmittel stehlen wollte. Ich habe nur zufällig auf dem Monitor der Videoüberwachungsanlage gesehen, wie sie den Laden betreten hat – und irgendwas löste dieses komische Kribbeln in mir aus: Die klaut! Ich sollte leider Recht behalten.
Sie war ein paar Jahre jünger als ich, wirkte im Gegensatz zu den meisten Ladendieben überhaupt nicht heruntergekommen, sah sogar ziemlich hübsch aus. Studentin vielleicht – und die paar Dinge, die sie eingesteckt hatte, hätte sie sogar problemlos mit den anderen Artikeln, die sie tatsächlich auf die Kasse legte, mitbezahlen können.
Ich vermute, dass sie nicht viel Erfahrung mit der Materie hatte, denn nachdem ich erklärte, dass ich sie anzeigen werde, erkundigte sie sich schüchtern, was ihr nun passieren wird. Meine Antwort war ehrlich: "Nicht viel."
Ein paar Teenies wollten am Leergutautomaten betrügen. Einer war der Meinung, unschuldig zu sein und hat den Polizisten gefragt:
"Kann ich gehen?"
Polizist: "Nein."
"Warum nicht?"
Polizist: "Na, mitgefangen, mitgehangen..."
"Hab ich schonmal gehört."
Polizist: "Bestimmt von der Polizei."
Der Blick des Jungen sprach Bände.
Alle drei stritten reihum ab, direkt an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Etwas später fragte einer der Polizisten in die Runde: "Nun mal ehrlich, wer hatte die Idee dazu?" – in Sekundenbruchteilen und ohne zu zögern zeigte einer der drei auf seinen Freund. Der Mann mit den Sternen auf der Schulterklappe lachte: "Na, du bist aber schnell im verpfeifen..."
Ein Teenager hat sich zwei Dinge aus dem Süßwarenregal in die Jacke, bzw. Hose gesteckt und wurde von uns dabei erwischt.
Und dieser junge Ladendieb stand eben bei uns im Lager und behauptete, nichts in der Tasche zu haben.
Dann haben wir ihm, um die Wartezeit auf die Polizei zu verkürzen, das Video gezeigt, auf dem die Tat eindeutig zu erkennen ist – und er blieb bei der Aussage, nichts zu haben.
Dann kam die Polizei und stellte ihn zur Rede. Er habe nichts eingesteckt, behauptete er weiterhin.
Ich zeigte einem der Polizisten die Videoaufzeichnung, dieser forderte den Dieb daraufhin erneut auf, die Gegenstände, die er vollkommen ohne jeden Zweifel eingesteckt hat, auszupacken. Der junge Mann blieb bei seiner Aussage, nichts eingesteckt zu haben.
Dann ließ die Polizei ihn sich ausziehen. Bis auf die Unterhose durfte er hier im Lager einen Striptease machen. Tzja – Überraschung: Nach und nach kam alles, was er sich eingesteckt hatte, wieder ans Tages-, bzw. Neonlicht.
Die Polizisten fanden das übrigens so toll, dass sie gleich mit ihm einen Ausflug zur Wache gemacht haben.
Vor einer dreiviertel Stunde fiel mir wieder einmal ein angefressener Käse in einem meiner Regale auf. An einer ganz bestimmten Stelle, an der ich nicht zufällig keine halbe Stunde zuvor stand und daher mit hundertprozentiger Sicherheit sagen konnte, dass das ganz frisch war. Ach.
Ich sah mir die Videoaufzeichnung an und wurde nach nur zehn Minuten fündig. Ein Mann hat den Käse aus dem Kühlregal genommen und geöffnet. Und nicht nur das: Er hatte sich zuvor eine Flasche Bier genommen, diese im Laden getrunken und die Flasche am Automaten gleich wieder eingelöst. Ich ließ die Aufzeichnung noch weiter rückwärts laufen und sah, dass er vorher schon eine andere Flasche ausgetrunken und ebenfalls in den Leergutautomaten gesteckt hat. Das ist dreist.
Der Mann bezahlte eine Flasche Bier und ging. Leider war er nicht mehr erreichbar und so zog ich nur einzelne Bilder aus der Videoaufzeichnung, um meinen Mitarbeitern zu zeigen, auf wen sie achten sollen. Parallel dazu blockierte ich den Leergutautomaten, um ihm, falls er die leere Flasche wieder abgeben möchte, auf jeden Fall zu begegnen. Irgendwie hatte ich nämlich die Ahnung, dass er mit seiner leeren Flasche wiederkommen würde.
Damit sollte ich Recht behalten. Ich wollte gerade mit dem Ausdruck zur Kasse gehen, als mir der biertrinkende Käsefresser im Laden entgegenkam und wie gewünscht vor dem Automaten stand und brav wartete, während ich schon mit der Polizei telefonierte.
Davon abgesehen, dass er einer der wenigen Ladendiebe war, die von der Polizei mit zur Wache genommen wurden, war der Rest recht unspektakulär.
Ein Mann wollte mehrere Dosen Red Bull stehlen. Er kam aber nur bis zum Ausgang und durfte uns dann ins Lager folgen. Dort füllte ich zunächst den Vordruck für den Strafantrag aus und dann warteten wir auf die Polizei. Ob es am Freimarkt oder an der allgemeinen "Auftragslage" lag, kann ich nicht sagen – aber die Warterei dauerte etwas länger.
Nach rund zwanzig Minuten meldete sich der Ladendieb zu Wort: "Wie wär's mal mit einer Entschuldigung?"
Ich: ???
"Dafür, dass ich hier jetzt so lange warten muss."
Das war dann einer der Momente, in denen einem absolut gar nichts mehr einfällt, was man sagen könnte...
Ich stelle fest, dass hier in letzter Zeit vermehrt Bierdosen geklaut werden. So auch bei dem Typen, den wir vorhin erwischt hatten und der sozusagen im Vorbeigehen eine Dose Beck's in der Jackentasche verschwinden ließ.
Wenn man sich ansieht, wie weit manche Flaschensammler gehen, um acht Cent für eine Flasche Leergut zu ergattern, kann man den Klau von Getränkedosen sehr gut verstehen: Nicht nur einen halben Liter Bier, sondern später auch noch 25 Cent Bargeld in der Tasche...
Seltsame Zufälle gibt es. Das fällt immer dann auf, wenn Ereignisse, die jahrelang gar nicht vorgekommen sind, plötzlich gehäuft auftreten. Wir im Bezug auf Gerichtsverhandlungen von Männern und Frauen, die (vermutlich unter anderem) bei mir beim Ladendiebstahl erwischt worden sind.
So hatte ich ursprünglich gestern als Zeuge einen Termin zu einer Gerichtsverhandlung gegen eine junge Frau, die hier vor einiger Zeit mehrfach Lebensmittel gestohlen hat. Allerdings wurde der Termin kurzfristig telefonisch abgesagt, da die Frau mitsamt ihres Kleinkindes spurlos verschwunden ist.
Gestern kam hier ein Schreiben der Staatsanwaltschaft Bremen an. Das Verfahren gegen einen Mann, den wir hier ebenfalls vor einiger Zeit beim Ladendiebstahl erwischt hatten, kann derzeit nicht fortgeführt werden, da der Aufenthaltsort des Beschuldigten nicht ermittelt werden kann.
Seit einiger Zeit finden wir in einem bestimmten Regal hier bestimmten Artikeln immer wieder leere "Bresso"-Käsepackungen. Nicht gerade täglich, aber doch immerhin alle paar Tage. Mittlerweile gucken wir regelmäßig in dem Regal vorbei, in der Hoffnung, zumindest auf der Videoaufzeichung den Urheber ausfindig machen und beim nächsten Besuch hier im Laden direkt stellen zu können.
Wir haben einen Ladendieb im jungen Erwachsenenalter gestellt und hatten mit ihm eine rege Auseinandersetzung in der Nähe der Lagertür.
Plötzlich kamen zwei Typen dazu, die nicht viel älter waren als der Dieb, ezählten irgendwas davon, dass sie "Polizisten und gerade zufällig in zivil unterwegs" wären und dass sie ihn doch am besten gleich mitnehmen würden.
Leider konnte ich mich um die beiden Spinner nicht auch noch kümmern und habe sie komplett ignoriert, bis sie sich schließlich von selber vom Hof machten. Hätte mich mal interessiert, was die (echte) Polizei, die sich schließlich um den eigentlichen Dieb kümmerte, mit denen noch angestellt hätte.
Ist das per Definition eigentlich schon Amtsanmaßung?
Wir haben einen Ladendieb erwischt. Er hatte eine Flasche Bier geklaut und war eigentlich ganz friedlich. Hat zwar zwischendurch versucht, eine Kollegin, mit der er kurzzeitig alleine im Lager stand, mit Drohgebärden einzuschüchtern, aber das wirkte im Großen und Ganzen eher lächerlich.
Er sah gar nicht ein, dass er etwas Unrechts getan haben würde und seine Argumentation dafür war einfach unschlagbar: "Andere klauen viel mehr als ich. Um die sollten wir uns lieber kümmern und nicht um einen armen Mann, der sich nur ein Bier für den Durst gemopst hat."
Als wir mit ein paar Kollegen und einem frisch ertappten Ladendieb im Lager standen, kommentierte dieser seinen missglückten Diebstahlsversuch mit "Ist halt scheiße gelaufen..."
Ich frage mich ernsthaft, was denn da nun tatsächlich "scheiße gelaufen" sein soll. Dass wir ihn erwischt haben und er eine Anzeige bekommt – oder dass er das Diebesgut wieder losgeworden ist.
Schon ein komisches Gefühl, wenn man einen vermeintlich guten Stammkunden plötzlich als Urheber für die leergefressenen Ferrero-Packungen im Kühlregal ausmacht.
Mein Mitarbeiter hat jedenfalls jetzt die Linzenz zum Rauswerfen. Der Typ wird sich noch wundern. Wird aber wohl (leider) erst wieder in der Nacht kommen, so dass ich dem Ereignis mit großer Wahrscheinlichkeit nach nicht beiwohnen werden kann.