Ist doch schön, wenn sich zwei Kollegen nicht einigen können, wer von ihnen jetzt der netten Kundin an der Kasse die bestellte Handyguthabenkarte überreicht.
In meiner Rolle als Geschäftsinhaber gebührte mir ja eigentlich diese Ehre, aber ich habe großmütig darauf verzichtet.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man für Bewerbungen keine außergewöhnlichen privaten Mailaccounts verwenden sollte. Dass sich "geiler_hengst@xyz..." oder "ergebener_satans@xyz..." in einer Bewerbung nicht so sonderlich gut machen, sollte einem eigentlich auch schon der gesunde Menschenverstand sagen.
Wissen aber viele nicht oder denken einfach nicht darüber nach. Der bislang außergewöhnlichste (wenn auch weniger anstößig als die oben genannten Beispiele) Absender erreichte mich jüngst in einer Kurzbewerbung per E-Mail: "Delicious Lady" nannte sich die Dame im Realnamen neben den eher kryptischen Kürzeln vor dem At-Zeichen.
"Lady" vielleicht, das werde ich bei einem Vorstellungsgespräch ja sehen. Was den Rest betrifft: Too much information.
Ist aber durch das freundliche Anschreiben und auch die korrekte Rechtschreibung darin in die nähere Auswahl gekommen und hat jetzt eine Chance auf einen Job neben ihrem Studium.
Eine junge Frau hat sich als Aushilfe beworben. Sie möchte sich etwas Geld verdienen, neben ihrem Psychologie-Studium.
Psychologie?!?
Spontaner Ausruf von mir: Die MUSS hier arbeiten. Die würde bestimmt ganz gut hier in das Team passen. Wer Psychologie studiert, ist hier bestimmt bestens aufgehoben.
Antwort einer Kollegin: Stell die bloß nicht ein. Die will hier doch nur Feldforschung betreiben. Am Ende sind wir hier noch das Thema ihrer Diplom- oder Doktorarbeit.
In diesem Beitrag ist nicht vom Verona-Spinat die Rede. Die sämige, weiße Masse in dem Eimer war auch nicht die Sahne für eben jenes Tiefkühlgemüse.
Trotzdem machte es "Blubb!".
Dummerweise war das auch gleichzeitig der Moment, in dem sich einer meiner Mitarbeiter herunterbeugte und sein iPhone ihm aus der Brusttasche ausgerechnet in den vollen Eimer mit weißer Wandfarbe fiel. Nun hoffen wir jedenfalls beide, dass die "Handyklinik" das Ding wieder hinbekommt.
Wenn ein relativ neuer Kollege am Vortag nicht an seinem Arbeitsplatz erschienen ist, sich seit dem weder selber gemeldet oder durch Dritte eine Nachricht hat überbringen lassen und auch in keiner Weise telefonisch erreichbar ist – dann mache ich mir schon lange keine Sorgen mehr.
Eben an der Eingangstür entdeckt: Mein gedrucktes Schild mit dem Hinweis auf die geänderte Öffnungszeit hat ein Kollege um eine handschriftliche Erweiterung verlängert.
Kann man so oder so sehen. Für mich wären die zusätzlich genannten Zeiten selbstverständlich gewesen...
"Du hast mir eine SMS geschickt mit den Arbeitszeiten für die nächste Woche", erklärte mir eine Kollegin.
"Ja."
"Hättest mir das aber auch ins Gesicht sagen können, ich bin doch die ganze Zeit jetzt hier."
Ach, ja. Jetzt, wo sie's gerade erwähnt...
Der Tag war wohl doch zu lang. Oder ich bin noch mit den Gedanken zu sehr bei der verrückten Aufforderung zum Tanzen von heute Morgen. Mal gucken, ob nachher auf dem Rückweg auch wieder jemand auf dem Balkon steht und runterruft.
Laut den Arbeitsverträgen sind die Gehälter bis spätestens "1. des Folgemonats" zu zahlen. Meistens schaffe ich es inzwischen deutlich früher, der Rekord lag mal beim 21. des Vormonats.
Nun ist der 24. und meine Leute fangen doch tatsächlich an zu drängeln. Verwöhnte Bagage.
Schon oft wurde ich gefragt, was für mich eine "ansprechende" oder "interessante" Bewerbung sei. Es ist schwierig, dafür passende Beispiele zu finden.
Nun hat mich eine Bewerberin in meinem Alter angeschrieben:
Ich war gerade vor ein paar Tagen bei Ihnen im Laden und habe mir überlegt, das es wahrscheinlich ganz angenehm wäre, dort zu arbeiten.
Bisher habe ich noch nicht im Einzelhandel gearbeitet. Auf Veranstaltungen habe ich an der Kasse gesessen und im kaufmännischen Bereich viel mit Kunden gearbeitet. Hinzu kommt, das ich wirklich motiviert bin und Lust auf den Einzelhandel habe, zumindest als Nebentätigkeit.
Kurz zu mir. Ich bin studierte Betriebswirtin und habe nach dem Studium noch nicht richtig den Fuß in die Tür bekommen können. Durch die Wirtschaftskrise zieht sich tatsächlich alles etwas in die Länge. Ich möchte meine Zeit nicht nur mit der Stellensuche und Warten verbringen. Ich gehöre zu den Menschen, die etwas zu tun brauchen und anpacken wollen. Gut für Sie ist in dem Zusammenhang, das ich meine Zeit 24h täglich frei einteilen kann und auch gerne tun würde. Und sollte mir ein Vollzeitstelle ins Haus flattern, wären Sie mich trotzdem nicht sofort los. Ich möchte nämlich langfristig eine 400 Euro Stelle ausüben.
Keine halbe Stunde später stand die Bewerberin, die passenderweise hier in der Nähe wohnt, schon hier zum Training an der Kasse.
Den Text fand ich toll. Nicht "weltbewegend anders", aber eben doch anders. Er wirkte offen und ehrlich ohne viel "Blabla" oder die von mir so gehassten "Lehrbuch-Floskeln" – und das hat mich schon beim ersten Durchlesen positiv gestimmt.
Verdammt noch eins! Da sitzt man in aller Ruhe und nach der Nachtschicht schon leicht eingeschläfert am Schreibtisch im Kassenbüro und plötzlich düdelt in voller Lautstärke ein Mobilteil unserer Telefone los. Unangenehmerweise in einem mir bis dato völlig unbekannten Klingelton.
Da hat einer der Kollegen (vermutlich aus der Nachtschicht) einen Wecker gestellt, der täglich um 5 Uhr losgeht. WAAAAAH!
Ach, positiv sehen: Jetzt geht's frisch und munter wieder für eine Stunde an die Arbeit.
Es passieren hier im Laden auch immer wieder Dinge, die man lieber nicht erzählen möchte. Aber es belastet und beschäftigt einen, ist Teil meiner Geschichte, bzw. der Geschichte dieses Ladens und gehört somit eigentlich hier her. Ich versuch's mal zumindest mit einer Kurzversion:
Einer meiner Mitarbeiter ist eben mit Hilfe von zwei Polizisten nach draußen befördert worden, nachdem er unter Alkohol- und vermutlich auch dem Einfluss anderer Mittelchen sich nicht nur mit einem seiner Vorgesetzen gestritten, sondern ihn dabei auch noch mit Gesten auf üble Art und Weise bedroht hat.
Das wird auch nicht mehr als "kleine Differenz aufgrund persönlicher Abneigung" durchgehen können und das war's dann wohl auch mit dem Aushilfsjob bei mir.
Glückwunsch: Zu allem Überfluss hat sich eben noch eine weitere Vollzeitkraft krankgemeldet. Ich habe zwar noch keine verbindlichen Informationen, aber wenn der Arm tatsächlich gebrochen ist, wird sie wohl in den nächsten Wochen nur schlecht an der Kasse arbeiten können...