Eine ältere Stammkundin stand vor einem Regal und fragte mich nach einem Produkt, das nur eine Armlänge von ihr entfernt stand. "Steht genau vor Ihnen, im zweiten Fachboden von unten", antwortete ich.
Sie klatschte sich mit der Hand vor die Stirn und lachte: "Betreutes Einkaufen."
Natürlich kann einem in einem SB-Geschäft immer mal etwas herunterfallen. Der Kunde übernimmt quasi die Rolle des Verkäufers und somit kann ihm immer mal etwas kaputtgehen und darum ist es eigentlich auch Usus, dass Kunden auf diese Weise demolierte Ware nicht ersetzen müssen.
Vor dem Brotregal ist jemandem ein Brötchen runtergefallen. Kann passieren. Ein Teil der Kunden hebt es auf, pustet einmal dagegen (BTW: Die "5-Sekunden-Regel" ist Quark, war mir auch so klar …) und steckt es zu den anderen in die Tüte. Ein anderer Teil der Kunden sucht einen Mitarbeiter auf und übergibt die heruntergefallene Backware. Auch okay. Ich sehe es persönlich zwar auch nicht so eng, kann aber verstehen, dass Leute nichts essen möchten, was auf (fremdem) Fußboden voller unbekannter Anhaftungen lag.
Die glücklicherweise wenigsten Kunden kicken ein heruntergefallenes Brötchen mit dem Fuß vor das nächste Regal und lassen es dort auf dem Boden liegen.
Rund um die Lieferengpässe von Toilettenpapier stellen Kunden momentan immer wieder fest: "Das ist doch Schei*e!" – um dann meistens einige Augenblicke später über den soeben eher unfreiwillig produzierten Wortwitz lachen zu müssen.
Die freundliche Bitte meiner Mitarbeiterin, den mit Klebeband gekennzeichneten Bereich unmittelbar vor der Kasse zu verlassen, versetzte einen jungen Mann derart in Rage, dass er das Geld mit so viel Wucht in die Geldschale an unserer ersten Kasse klopfte, dass die Acrylschale für das Kleingeld zerbrach. Daraufhin machte er sich schnell vom Acker und wir verblieben mit dem demolierten Kleingeldteller.
Nach zwei Jahren und viele tausend Kunden später hatte das Ding zwar schon deutliche Gebrauchsspuren und wird als Ersatzteil auch nicht sonderlich teuer sein – aber sein müssen hätte so eine Aktion nun auch nicht.
Eine Kundin aus der Schweiz kaufte hier ein und kam dann noch mit einer Handvoll loser und gerollter Münzen unserer Ex-Währung hier an die Lagertür. Noch während ich überlegte, dass wir die Rollen am besten mal eben auspacken sollten, um alles zählen und sortieren zu können, entschied sie sich, mir die Sammlung einfach zu schenken. Diskussion zwecklos. Da sie um eine oder zwei Ecken herum eine Bekannte meines einzigen Bekannten in der Schweiz ist, protestierte ich auch nicht weiter. Dafür drückte ich ihr aber noch eine Flasche unseres besten (und teuersten) Rotweins in die Hand. So waren dann alle glücklich.
… dann war da noch die junge Frau, die ich optisch der Punk-Szene zuordnen würde und die außergewöhnlich viel mit Metall in Form von Ketten und Nieten behangen war.
Als sie den Laden betrat, ich stand gerade im Gespräch mit einem Kunden mit dem Rücken zum Eingang, dache ich im ersten Moment ernsthaft, dass da jemand eine Altmetallsammlung zu uns schleppt, so sehr rasselte und klapperte sie bei jedem Schritt.
Die Zeiten sind gerade für alle sehr hart. Durch die vielen Engpässe sind wohl auch die Kunde-Mitarbeiter-Begegnungen in den Supermärkten nicht immer einfach, wenngleich wir uns zum Glück fast keine Beleidigungen und Unflätigkeiten gefallen lassen müssen. Da hat man aus anderen Geschäften schon von echt übleren Vorkommnissen gehört.
Wir versuchen es sogar immer noch irgendwie mit Humor. Kommt natürlich immer auf die Kunden an. Viele kennen wir und können abschätzen, ob man sich einen Witz oder Spruch erlauben kann. Wenn es um unsere vielen leeren, bzw. nur mäßig gefüllten Regale geht, bekommt man mit "DDR 2.0" die Leute immer irgendwie zum schmunzeln. Vor ein paar Tagen sagte ich mal zu einem Kunden, der eine 8er-Packung Toilettenpapier genommen hatte: "Mehr als eine Rolle ist hamstern!" Das hatte dann einen Augenblick gedauert, bis ihm die Unsinnigkeit der Aussage auffiel, aber der Gesichtsausdruck war klasse.
Ein junger Mann, der vermutlich nicht alt werden möchte, sprach Gregor im Laden an: "Wenn da Lücken im Regal sind, müssen Sie mal nachfüllen. So geht das nicht."
Eine Kundin wollte am Vortag Toilettenpapier kaufen, jedoch war gerade mal wieder nichts mehr vorrätig. Ich vertröstete sie auf heute.
Nun war sie da und verlangte ausdrücklich Recycling-Toilettenpapier. Wir haben zwar ein paar Sorten bekommen, jedoch kein Recycling-Papier. Sie wirkte sehr enttäuscht und ging dann ohne das Papier wieder aus dem Laden.
Kann natürlich sein, dass sie noch keine zwingende Notwendigkeit für den Klopapierkauf hatte, aber in der aktuellen Situation würde ich doch lieber mal kein Recyclingpapier nehmen, wovon die Welt nun wirklich nicht zugrunde geht, als dann eventuell ganz ohne Papier dazustehen.
Ein Kunde sprach mich an: "Sie waren doch früher mal bei PLUS, da hinten in der Kornstraße, oder? Das ist doch bestimmt schon zwanzig Jahre her..?"
Ja, es ist zwanzig Jahre her. Faszinierend, aber aus persönlicher Sicht auch unglaublich nett, dass sich nach all den Jahren überhaupt noch jemand daran erinnert.
Ein Kunde beklagte sich bei mir darüber, dass "sein" Bier, von dem er vor ein paar Tagen erst einen neuen Träger gekauft hatte, nach "nassem Hund" schmecken würde. Er schlug vor, dass wir das doch mal beim Hersteller reklamieren sollten.
Dass mal der Inhalt einer Flasche verdirbt, kann passieren. Bei mehrere Flaschen muss die Ursache eine andere sein. Große Qualitätsabweichungen sollten im Werk schon bemerkt worden sein. Darüberhinaus hat sich bislang kein anderer Kunde bei uns beschwert – und wir verkaufen wirklich viel von diesem Bier.
Meine Vermutung war dann, dass sich entweder sein subjektives Geschmacksempfinden verändert hat, entweder dauerhaft, krankheitsbedingt oder aufgrund irgendwelcher eingenommenen Speisen, oder dass das Bier eine geänderte Rezeptur bekommen hat, oder sich Geschmack oder Qualität der Rohstoffe (Hopfen, Gerste) irgendwie verändert haben.
Falls da keine weiteren Beschwerden kommen, werden wir das wohl nie erfahren …
Wer einen etwas größeren Einkauf plant, nimmt nicht einen Korb, sondern einen der hier zur Verfügung stehenden Einkaufswagen. Das ist einfach, man braucht die Sachen nicht durch die Gegend zu schleppen und hat schnell beide Hände frei.