Samstag Morgen, 7:15 Uhr.
Nach knapp fünf Stunden Nachtschlaf nähert sich mein bereits zwei Stunden alter Arbeitstag einem ungeahnten ersten Höhepunkt.
Schlaftrunken bin ich gerade auf dem Weg quer durch den Laden, als ich eine dunkle, hagere Gestalt wahrnehme, die aus Richtung der Spirituosen mit leeren Händen zur Kasse geht. Das noch träge Gehirn registriert dies zwar, zieht allerdings noch nicht einmal in Betracht, diese Person näher ansehen zu wollen.
Knapp 2 Sekunden später nehmen meine Ohren den Alarm der Warensicherung wahr. Weiß der Geier, was ein Adrenalinstoß der Extraklasse noch alles bewirken kann - mich hat er dazu gebracht, binnen Sekunden quer durch den Laden bis auf die Straße zu hechten und den Typen wieder von seinem Fahrrad zu ziehen, auf dem er bereits saß.
Als der Alarm ertönte, forderte meine Mitarbeiterin an der Kasse ihn zwar noch zum stehenbleiben auf, allerdings brachte diese Aufforderung den Bösewicht überhaupt erst dazu, schnell zu rennen. Dies verschaffte ihm einen relativ großen Vorsprung. Relativ insofern, als dass dies alles innerhalb weniger Sekunden geschah.
Der Typ ist ein polizeibekannter Drogenabhängiger, der ohne Papiere durch die Läden zieht und Alkohol klaut. Nicht zum selber trinken, sondern zum weiterverkaufen. Für verflucht wenig Geld - und das nur, um sich irgendwie den nächsten "Schuß" finanzieren zu können.
Ich hasse es, bestohlen zu werden. Egal von wem und aus welchen Gründen. Aber dieser Junk war echt 'ne arme Sau, mit der man eigentlich nur Mitleid haben kann.
Ein Vertreter wollte mir Ware verkaufen. Am liebsten natürlich gleich als komplette Palette. Der Preis war schon korrekt, aber es fehlte noch etwas an Argumenten dafür, einen Platz dafür freizuräumen und mir das Türmchen hier in den Laden zu stellen.
Ein paar Tankgutscheine als Bestechungsgeld Sofortrabatt dürften heutzutage allerdings jeden überreden.
Dass Kunden hier im Laden essen und trinken - naja.
Diese Waren nicht zu bezahlen und die leeren Verpackungen irgendwo in die Regale zu stellen - alles schon vorgekommen.
Jetzt werfen die Leute sogar schon leere Packungen von den Mitbewerbern hier ab. Wie dieses Lidl-Produkt. Ist zwar überhaupt kein Sachschaden, aber genauso ärgerlich.
Mitten im Laden lag auf dem Fußboden ein Taschentuch. Ich hielt an, hob es mit spitzen Fingern auf und stellte dabei fest, dass es relativ schwer war. Der Grund dafür war der schwarzbraune, matschig-feste Klumpen, der im Taschentuch klebte.
Ich rede mir jetzt ein, dass es ein Stück Schokokuchen war.
Ein Kunde hat beim Betreten des Marktes den Alarm der Warensicherungsanlage ausgelöst. Aber womit? Er trug nur eine kurze Hose, einen Pulli und ein paar Latschen. Nichts, in dem man normalerweise unbemerkt irgendwelche Sicherungsetiketten transportiert.
Die Latschen. In die ausgetretenen Schlappen an seinen Füssen waren Sicherungen eingearbeitet. Quellensicherung nennt sich das und kam in diesem Fall ausgesprochen überraschend.
Ein Kunde traf im Laden auf eine Bekannte, begrüßte sie winkend und stellte ihr die obligatorische Frage: "Kaufst du gerade ein?
Ihre Antwort hatte ich im Vorbeigehen leider nicht mehr mitbekommen. Ich wünschte mir allerdings insgeheim, dass es irgendetwas Schlagfertiges war, das sich auf den bereits gut gefüllten Einkaufswagen bezog, den sie vor sich her schob...
Arcor hat ja gestern mal wieder versucht, mich als Kunden zu gewinnen. Diesmal nicht per Drückerkolonne persönlichem Besuch, sondern telefonisch. Der Anruf endete übrigens damit, dass ich das Angebot zugefaxt bekommen sollte. Mein persönliches Interesse an Arcor ist eher gering, aber der angebotene Preis ist nicht schlecht: ISDN-Anschluß mit deutschlandweiter Telefonflatrate, DSL-Flatrate für nur 44,86€ - das ist nicht schlecht. Ich zahle immerhin momentan ca. 90 Euro pro Monat hier für die Firma. Die Aussicht auf eine "halbierte" Telefonrechnung war verlockend. Aber Arcor? Ich versprach dem Arcor-Mitarbeiter am Telefon, dass ich mir Gedanken machen werde und demnächst wieder zurückrufe.
Mein jetziger Telefonanbieter war mir in der Vergangenheit bis auf wenige Ausnahmen immer sympathisch und hat bei mir bislang durch guten Service schon einige Pluspunkte bekommen. Dort rief ich also an und erkundigte mich nach den aktuellen Tarifen - und siehe da: Es gibt einen passenden Tarif. Der ist zwar zwei oder drei Euro teurer als Arcor, aber dafür habe ich von eweTel noch nie aufdringliche Anrufe oder sogar Besuch bekommen.
Versprechen einhaltend rief ich wieder bei Arcor an. Der Mitarbeiter klang sehr erfreut aufgrund der zu erwartenden Vermittlungsprovision und begrüßte mich offen und freundlich. Ich berichtete ihm, dass ich bei meinem jetzigen Telefonanbieter bleiben möchte und begründete dies sehr sachlich.
Erstaunlich, wie schnell so ein Gespräch beendet sein kann...
Anpassung der Gewerbesteuervorauszahlungen ab 2005
Sehr geehrter Herr Harste,
in dem o.g. Zeitraum ist Ihr Umsatz im Vergleich zum Vorjahr erheblich gestiegen. Die Entwicklung der bisher erzielten Umsätze lässt auf eine wesentliche Erhöhung des Gewinns für das Kalenderjahr 2005 schließen.
Ich beabsichtige deshalb, die Vorauszahlungen neu festzulegen.
[...]
Natürlich hatte ich 2005 "erheblich mehr" Umsatz. Schließlich lief ja ab Juli meine Filiale in Achim mit. Aber eine "wesentliche Erhöhung" des Gewinns kann ich nicht bestätigen. Im Gegenteil sogar: Der Markt war eine sehr verlustreiche Erfahrung.
Da wird Herr T. vom Finanzamt aber weinen, wenn mein Steuerberater ihm das erzählt...
Zwei junge Mädchen gaben als Leergut zwei kleine (0,5 Liter) Coca-Cola PET-Mehrwegflaschen ab. Ich nahm die Flaschen entgegen, stellte sie in eine passende Kiste, druckte den Pfandbon über 30 Cent und überreichte ihn den beiden.
Knapp zwei Minuten später beklagten die beiden sich darüber, dass ich ihnen zu wenig Pfandgeld gegeben haben soll. Ihnen wüden insgesamt 50 Cent zustehen und "25 Cent Pfand" stünde sogar auf den einzelnen Flaschen drauf.
Ich erklärte den beiden, dass es sich dabei um normale Pfandflaschen handelt und diese schon immer nur 15 Cent Pfand hatten. Selbst nachdem ich den Mädchen nochmal alle Flaschen aus der Kiste gezeigt hatte, sahen sich mich noch mit diesem bösen, kritschen "Der bescheißt uns."-Blick an...
Ich glaube, die Liste liesse sich noch beliebig erweitern. Nach Jahren der Selbständigkeit habe ich allerdings mittlerweile eine gewisse Resistenz gegen die Renitenz mancher Vertreter und Hausierer entwickelt. Je besser ein Artikel angepriesen wird, desto kräftiger muss erfahrungsgemäß irgendwann der Staubwedel sein, um den Ladenhüter wieder auszugraben.
Manche Produkte tauchen immer wieder als besonders für den "Sofortverzehr" beliebt auf. Momentan gerade diese Trinkpäckchen mit Milchmischgetränken. Dauernd finden wir die leeren Packungen irgendwo im Laden liegen.
Der Sachschaden ist dabei gar nicht so groß. Viel mehr nervt die generelle Tatsache, irgendwelchen Müll zwischen der restlichen Ware zu finden. Außerdem kann ich so ein Verhalten aus Prinzip nicht ab. Leute, die im Laden essen oder trinken und die leeren oder angebrochenen Packungen irgendwo hinstellen, weise ich deutlich zurecht.