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Ach, doch nicht?

Kategorie: Kunden. Oder doch Bösewichte? Ich hadere noch…

Ein Mann bezahlte an der Kasse einen kleinen Einkauf in Höhe von unter fünf Euro. Nachdem er sein Wechselgeld bekommen hatte, beklagte er sich darüber, dass der Betrag nicht stimmen würde. Er hätte mit einem 10-Euro-Schein bezahlt, aber nur Kleingeld zurückbekommen. Ziemlich direkt forderte er meine Mitarbeiterin auf, ihm die angeblich fehlenden fünf Euro auszuhändigen.

Mooooooooment, so schonmal gar nicht.

Meine Kassiererin rief mich an und erklärte mir den Vorgang aus ihrer Sicht. Noch bevor sie die Kasse öffnete, sagte sie mir, dass das ganz sicher ein Fünfer gewesen ist. Auf jeden Fall hätte sie ihn ganz vorne in der Geldlade in das Fach für die kleinen grauen Scheine gesteckt und wenn es ein Zehner gewesen wäre, müsste der da ja stecken. Über die Nullbon-Funktion öffneten wir die Kasse und siehe da, zwischen den 5er-Banknoten steckte – öhm – kein falscher Schein.

Der Kunde hatte sich eindeutig getäuscht. Kann ja mal passieren und das sagten wir ihm auch freundlich. Es half nichts, er bestand darauf, von uns die fünf Euro aushändigt zu bekommen.

"Moment", sagte ich und verschwand im Kasenbüro. Dafür hatten wir die Videoaufzeichnung zwar nicht angeschafft, aber falls der Mann absichtlich betrügen wollte, wäre es ja schon wieder legitim, das System zu benutzen. Details auf den Banknoten sind auf dem Monitor nicht zu erkennen, aber die Farben leuchten dafür sehr auffällig. Fünfer sind auf dem Bildschirm dunkelgrau, Zehner leuchten knallrosa, Zwanziger blau. Laien sehen darauf meistens nicht viel, aber für uns erfahrene Mitarbeiter reicht ein kurzer Blick in die Aufnahme. Der Kunde reichte meiner Mitarbeiterin einen grauen Schein, den sie in das vorderste Fach legte. Eindeutig hat er sich geirrt. Ich ging wieder nach vorne, erzählte nichts von der Videoaufzeichnung und versuchte es nochmals friedlich im Guten. Dass meine Mitarbeiterin keine zwei Banknoten miteinander verwechseln würde und dass der Schein ja nun im falschen Fach zu liegen hätte, was er aber nicht tat. Und dass wir ihm das Geld deswegen nicht auszahlen können.

Der Mann wurde lauter. Er sei hier Stammkunde (Anm. d. Red.: Echt? Nie gesehen!) und hätte Geld in der Tasche und ja auch eingekauft und es gar nicht nötig, sich irgendwo Geld zu erschleichen. Ich zuckte mit den Schultern und sagte, dass die Situation eindeutig wäre. Er wurde noch lauter und drohte, die Polizei zu rufen und ich zog mein sprichwörtliches Ass aus dem Ärmel. Wortlos zeigte ich mit dem Finger nach oben zu den Kameras an der Decke über unserer Kassenzone. "Und?", wollte der Mann wissen. "Nun, erklärte ich, "auf der Videoaufzeichnung ist sehr deutlich zu sehen, dass Sie meiner Mitarbeiterin keinen Zehner sondern nur fünf Euro gegeben haben und dass sie den Schein, wie sie schon mehrfach gesagt hat, auch in das erste Fach geschoben hat. Möchten Sie das mal sehen?"

Nein, wollte er nicht. "Dann habe ich mich wohl doch getäuscht", sagte er noch, während er hektisch den Laden verließ. Ach, auf einmal?

Wir sind uns nicht ganz sicher. Aber insgesamt wirkte die Situation eher so, als wenn der Mann probiert hätte, sich die fünf Euro zu ergaunern. Wenn ich mir in einer Sache hundertprozentig sicher wäre, hätte ich jedenfalls das Angebot angenommen, mir den angeblichen Gegenbeweis anzusehen.

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Kommentare

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SPages am :

Und das alles für 5 (in Worten Fünf) Euro? Mit Bremen geht es abwärts.

TooMuchInformation am :

Mir fällt als einziger Grund des geringen Betrages nur ein, dass sich einige Kassierer dadurch doch noch überrumpeln lassen. Je dreister, desto mehr Erfolg, weil man schnell perplex wird.
Deine Mitarbeiterin hat in der Stresssituation gut reagiert.

Die Barschlampe am :

Ach, das war schon zu meiner Zeit in der Kneipe gang und gäbe. Was die Leute nicht alles für 5€ zu tun bereit sind *kopfschüttel*

ednong am :

Irgendwie traurig, dass man so etwas probiert/probieren muß.

D.R.I am :

Wenn er wirklich schwer überzeugt gewesen wäre einen Zehner übergeben zu haben hätte er dir vorgeworfen absichtlich zu lügen. Die Kassiererin hat sich ja schließlich auch "geirrt".

Für mich sieht das glasklar nach "versuchen kann man's ja mal" aus.

OxKing am :

Hättest ja mal anbieten können um 10 Euro zu wetten dass es doch ein Fünfer war und mit ihm zusammen die Videoaufzeichnung anzusehen um das heraus zu finden. :-)

Wenn der aber wirklich bescheißen wollte, warum dann nicht sagen er hätte einen Zwanziger gegeben? Rechnet man sich höhere Chancen aus dass bei kleineren Beträgen einfach ausgezahlt wird ohne lange Überprüfung? Oder hat er sich tatsächlich bloß geirrt und wollte es nicht war haben?

0815 am :

Ich habe vor ca. einem Jahr in einer Bäckerei eingekauft und mit 20 € bezahlt. Wechselgeld bekam ich nur auf 10 € heraus. Die Mitarbeiterin war sicher, dass es ein 10er war. Sie hat aber angeboten, das bei der Kassenabrechnung zu prüfen und bat um meine Mobilnummer. Noch am selben Abend wurde ich angerufen. Ich hatte Recht. Am nächsten Tag bekam ich das Geld ohne Probleme wieder mit einem kleinen Kuchen als Entschuldigung. Darauf hätte sich der Kunde ja auch einlassen können ...

Flossensauger am :

Ist mir in Bremen gegenteilig passiert: Hatte Samstag nacht im Viertel ein Rollo geholt, mit 20€ bezahlt, auf 10€ 'rausbekommen. Der Verkäufer hielt mich wohl für betrunken. Da er sich weigerte mir das richtige Wechselgeld zu geben habe ich die Polizei geholt (die praktischer weise direkt an der Ecke parkte).
Dann ging es und der Polizist sagte mir anschliessend vor der Tür, das die das mit Betrunkenen ständig machen täten, ich wäre nicht der erste der sich beschwehrt.

TheK am :

Das ist dann schon übel, wenn der Laden für so 'ne Aktion bekannt ist…

Anonym am :

Hatte das mal bei LIDL aber da hat sich der Filialleiter,ein unfreundlicher arroganter Schnösel,zu meinem Gunsten geirrt.Ich zahlte mit einem 10er und bekam Wechselgeld auf einen 100er zurück ,so schnell habe ich noch kein Geschäft verlassen.Ich habe es als kleine Wiedergutmachung für die ganzen Versuche mich zu behumpsen gesehen,fast jedes mal wenn ich etwas von den Reduziert Artikeln mit auf dem Band liegen hatte wurde vergessen diese 30 Prozent auch abzuziehen , ich musste dann darauf hinweisen und bekam dann einen Bösen Blick als Antwort ehe der "Fehler"behoben wurde......

Cliff am :

Ich erinnere mich an eine Situation, wo ich mal an einem Bahnhofskiosk mir ABSOLUT SICHER war mit einem Zehner bezahlt zu haben und ich eine Mitarbeiterin, ihren Chef und zahlreiche Kunden damit aufgehalten habe, jetzt mal zwischendurch Kassenabrechnung zu machen.

Das war die im Nachhinein vermutlich peinlichste Situation meines Lebens, weil die Kasse natürlich stimmte und ich den Zehner, mit dem ich ursprünglich bezahlen wollte, nicht in der Geldbörse, sondern in der Hosentasche stecken hatte.

Und, ja: Da stehst du da wie ein Idiot und kannst nichts machen.

(Für österreichische Kollegen ein Link zum Peter Cornelius:
https://www.youtube.com/watch?v=eoky8-F9_QY
)

The Real Ferabq am :

Du kannst um Entschuldigung bitten. Wenn es ehrlich gemeint ist wird das eigentlich auch bei den meisten normalen Leuten anerkannt.

Cliff am :

Kann man, und habe ich. Nur aus dem kilometergroßen Fettnapf, in dem man da steht, hilft dir das auch nicht raus.

Ich hätte der Verkäuferin an dem Bahnhofskiosk, an dem mir das passiert ist, gerne einen fünf Meter durchmessenden Blumenstrauß vorbeigebracht, aber da es keiner meiner "Stammbahnhöfe" war kam ich erst Monate später wieder dort vorbei und sah sie nicht mehr.

Julchen am :

Wie gut lassen sich denn per Kamera die neue 10er-"Schattierung" von 50ern unterscheiden?

Vielleicht hätt's ja damit geklappt? ;-)
Ok... nach einem tatsächlichen Kassensturz wohl eher nicht.

Sonstwer am :

Für Kassenpersonal sollte Papermoon (http://www.imdb.com/title/tt0070510) als Schulungsvideo steuerlich absetzbar sein.

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