Ein ganz lieber Stammkunde ist sich selber seiner Alkoholsucht bewusst und steht dazu auch. Wenn er nicht nüchtern ist, geht es ihm nach Außen hin augenscheinlich am besten. Wir kennen seinen Namen und plaudern auch immer gerne über Gott und die Welt.
Dass man seine Kunden irgendwie benennt, ist nichts Neues. Dass er hier aber als "der Pegeltrinker" bekannt ist, auch wenn es der Wahrheit entspricht, hat aber irgendwie einen faden Beigeschmack. Und das empfinde ich mal so, obwohl ich ja ansonsten auf gesellschaftliche Konventionen und sprachliche Normen eher nicht so viel gebe …
Irgendwie fiel im Zusammenhang mit einer Zugfeder das Wort "Spannkraft" und prompt hatte ich wieder die alte Shampoo-Werbung von "Shamtu" im Kopf: "… bringt Spannkraft ins Haar."
Shamtu … Shamtu … Was ist denn daraus geworden? Seit Ewigkeiten nichts mehr davon gehört. Also kurz den Kollegen Google bemüht und nach "Shampoo bringt Spannkraft ins Haar" gesucht.
Well …
Da hatte ich also tatsächlich vor gut acht Jahren schon einmal diesen Gedanken, woran ich mich nun zugegebenermaßen wirklich nicht mehr erinnern konnte – und dann zeigt mir die Suche im www direkt als ersten Treffer meine eigene Seite an. Mit einer Mischung aus Faszination und Belustigung habe ich dieses Ergebnis zur Kenntnis genommen.
Es ist aber auch schon irgendwie extrem seltsam, wenn man sich selber als Referenz findet, während man eine Frage mit Hilfe des Internets klären möchte.
Die Herrschaften, auf deren Grab der auf dem Boden liegende Stein im Vordergrund stand, waren beide Ende der 70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts verstorben. Gut 40 Jahre später wurde die Grabstelle wohl abgeräumt und die Steine, die keiner mehr haben möchte, landeten ganz profan neben anderen Steinen auf einem Recyclinghof zwischen den Überresten alter Gebäude und sonstigem Bauschutt. Irgendwie ein komisches Gefühl, wenngleich es die Betroffenen nicht mehr wirklich stören dürfte.
Was ich viel schlimmer finde, ist diese Verschwendung. Auf diesem Weg werden die Steine im Brecher zu kleinen Krümeln verarbeitet und dann irgendwann mit den anderen Brocken als Schotter für den Straßenbau verwendet. Dabei sind das mitunter seltene Natursteine, deren Vorrat irgendwann verbraucht sein wird.
In der vergangenen Woche fand hier eines Abends im Laden eine sehr sonderbare Begegnung statt, die mich für den Rest des Tages sehr beschäftigte. Inzwischen geht es mir wieder etwas besser, aber auch in den folgenden Tagen musste ich sehr viel darüber nachdenken und so richtig glücklich bin ich bis heute nicht. Ändern kann ich es aber nicht mehr und letztendlich trifft uns auch keine direkte Schuld. Der junge Mann, um den es hier geht, hatte sich zumindest an einem Punkt falsch verhalten und damit eine Ereigniskette ausgelöst, an der wir hier mit mehreren Kollegen beteiligt waren und die mich rückwirkend betrachtet überhaupt nicht glücklich stimmt.
Was war passiert?
Ines war an dem Tag unser "Türsteher" und hat die Einkaufswagen an die eintretenden Kunden verteilt, damit wir hier die Personenanzahl im Blick behalten können. Plötzlich rief sie mich an, weil ihr aufgefallen war, dass ein etwas verwahrlost wirkender junger Mann "irgendetwas" essen würde. Sie war sich nicht ganz sicher, meinte jedoch, ein Stück aus unserem Brotregal identifiziert zu haben.
Mit Hilfe der Videoanlage sah ich seinem Treiben zu. Immer wieder lüpfte er seine Mund-Nase-Bedeckung, um von einem Gebäckstück abzubeißen. Als er damit fertig war, ging er erneut zum Brotregal, nahm sich einen Berliner aus der Auslage und schob sich auch diesen heimlich zwischen den Gängen Bissen für Bissen unter seine Maske. Alles klar, das kann er bezahlen. Immerhin hatte er auch ein Teil in seinem Einkaufswagen liegen und würde damit wohl früher oder später zur Kasse gehen.
Dem war jedoch nicht so. Er stellte das Paket Milch wieder zurück ins Regal, nahm sich seine Tasche und wollte unter dem Vorwand, dass es ihm gerade zu voll sei, den Laden verlassen.
Was in den folgenden Minuten passierte, war sehr emotional. Zunächst wollten wir ihn nur zur Rede stellen und ihn darauf hinweisen, dass das, was er da gerade getan hatte, nicht korrekt ist und eigentlich als Diebstahl gilt. Da er überhaupt nicht einsichtig war und gleich laut wurde, schalteten wir reflexartig auf das gewohnte Ritual um und ließen ihn nicht gehen und forderten seinen Ausweis für eine Anzeige. Der Mann wollte jedoch nicht mitwirken, sondern versuchte, zu flüchten. Ein Kollege wollte ihn festhalten, aber der Mann riss sich los und stürmte in Richtung Tür, die ein anderer Kollege von außen abgeschlossen hatte. Da die Szene immer lauter wurde und ich fürchtete, dass der Mann gewalttätig werden könnte, rief ich die Polizei an. Nicht wegen des wertmäßig beinahe belanglosen Diebstahls, "Mundraub" gibt es ja schon lange nicht mehr, sondern aufgrund der inzwischen entstandenen Gesamtsituation, die wirklich hässlich war.
Zum Glück entspannte sich die Sache auch relativ schnell wieder. Wir schafften es, mit dem jungen Mann zu reden, die Polizei wurde wieder abbestellt und mit ein bisschen Kleingeld, das er bei sich führte, durfte er den entstandenen Schaden bezahlen. Eine Anzeige bekam er nicht, aber ich gab ihm noch ein Hausverbot mit auf den Weg und wünschte ihm ein Nimmerwiedersehen.
Danach sah ich mir die Videoaufzeichnung noch einmal in Ruhe an. Vielleicht hatte er ja nicht nur auf unsere Kosten gegessen, sondern auch noch andere Dinge eingesteckt. Dann wäre es jetzt vermutlich auch egal gewesen, aber ich wollte zumindest diese Erkenntnis noch gewinnen.
Eingesteckt hatte tatsächlich etwas. Nämlich zunächst für fast drei Euro Leergut in den Automaten und anschließend den Bon in unsere Elepfandspendenbox!
Sprachlos sah ich auf den Monitor der Videoanlage. Und nicht nur das, jetzt machten auch einige seiner im vorhergehenden Tumult zunächst unverständlichen Aussagen einen Sinn. In seinem Mindset hatte er sein Geld, immerhin mehr als das Doppelte des Wertes der von ihm aufgegessenen Artikel, für die Elefanten gespendet und sich dafür ein bisschen was von einem großen Unternehmen, dem der Verlust nicht schadet, wiedergeholt. Ich war wirklich gerührt. Auf der Straße fand ich ihn leider nicht mehr an und auch als ich bis zur Kreuzung ging, manchmal warten dort Leute auf den nächsten Bus oder die nächste Straßenbahn, war er dort nicht zu sehen. Schade, ich hätte gerne noch einmal mit ihm in Ruhe geredet und dabei ein paar Dinge geklärt und ihn auch wieder zu uns eingeladen.
Es war definitiv nicht korrekt von ihm, hier im Laden einfach fremde Dinge zu essen. Damit hatte er die ganze Situation letztendlich erst provoziert.
Ich schwöre euch, hätte er es kommuniziert, quasi ein "ich möchte eine Spende für die Elefanten gegen etwas Essbares für mich tauschen", wäre das sicherlich mit mir verhandelbar gewesen.
Mit einem Kollegen unterhielt ich mich bei mir im Büro nach seinem Feierabend und er erwähnte irgendwann seinen nächsten planmäßigen Arbeitseinsatz hier in der Firma. Augenblicke später meldete sich mein Handy mit der Stimme vom Android-Sprachassistenten: "Oh, okay."
So schön und praktisch das alles ist, irgendwie ist es auch beängstigend.
Gestern kam das Okay der Versicherung, dass der Schaden in der Wand über unserem Süßwarenregal repariert werden darf. Sehr schön, dann kann es endlich losgehen. Innerhalb der nächsten zwei Wochen soll die Arbeit erledigt werden. Ich bin gespannt.
Durch die provisorische Befestigung des "N" ist der Schaden in der Wand und dem Fallrohr auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Das zum einen, aber andererseits auch die Tatsache, dass das Rohr zum Gemeinschaftseigentum hier gehört und ich den Fall an die Hausverwaltung übergeben hatte, ließen mich die beschädigte Stelle völlig vergessen. Dazu kam dann irgendwann das Jahresendgeschäft und seit ein paar Monaten noch Corona, die das Vergessen des Schadens noch forciert haben. Bevor es ganz lächerlich wird oder gar verjährt, habe ich nun noch mal bei der Hausverwaltung angeklopft, damit das doch irgendwann mal noch repariert wird.
Das mit dem Kaffee kann man so machen, aber dann ist es eben nicht so toll. Einerseits fallen die weißen Sicherungsetiketten unnötig auf, die gibt es nämlich auch dezent in schwarz. Andererseits ist die Seite des Deckels nicht gerade der Ort, an dem man sowas gewöhnlich befestigt. Wir haben ein paar neue Leute im Team, da gibt es wohl noch etwas Bedarf für die eine oder andere Nachschulung …
Vor gut einem Jahr wurde eine VIG-Anfrage über die Berichte der Lebensmittelüberwachung aus meinem Laden gestellt. Konkret wurde Einsicht in die letzten drei Berichte gefordert.
Ich habe zwar nichts zu verbergen gehabt, die letzten Kontrollen hatten außer irgendwelchen Ehren-Funden ("Da unterm Regal könntet ihr mal fegen …") keine schwerwiegenden Mängel ergeben. Dennoch ist der gewöhnliche Modus Operandi der Edeka-Rechtsabteilung, dass bei solchen Anfragen erstmal Einspruch erhoben wird. Das ging eine Weile hin und her, Details habe ich nur am Rande mitbekommen, da Anwälte den Löwenanteil der Arbeit übernommen haben.
Nach dem Einspruch musste der Fragesteller seine persönlichen Daten preisgeben, was er damals scheinbar auch getan hatte. Name und Adresse waren eine existierende Firma hier in Bremen und so versuchte ich es einfach mal direkt mit einem Gespräch und rief dort an. Vielleicht konnte mir der gute Mann ja erzählen, wieso das Interesse an den Kontrollberichten so groß sei, zumal gerade wir im Grunde gar nicht mit offenen Lebensmitteln (von den Aufbackbrötchen abgesehen) herumhantieren. Da gibt es in jeder kleinen Imbissbude ein deutlich größeres Gefährdungspotential für die Gesundheit der Kunden.
Nachdem ich die Telefonnummer der Firma rausgesucht hatte, rief ich an und erlebte eine kleine Überraschung: Diese Person gibt es dort nicht. Nie gehört wurde der Name von der Mitarbeiterin, die mir versicherte, jeden einzelnen dort zu kennen. Netter Versuch, aber damit war klar, dass der Antragsteller immer noch anonym war. Das meldete ich so zurück und nun, Monate später, kam die Info, dass die Behörde den Vorgang eingestellt hat, da der Antragsteller seine Identität nicht mitgeteilt hat. Dann eben nicht.
Vielleicht war es auch nur irgendjemand aus den Weiten des Internets, der da mal aus einer Laune heraus, aus Langeweile oder um vermeintlich mir das Leben schwer zu machen die Einsichtnahme angefordert hat. Natürlich provoziere ich das mit diesem Beitrag direkt wieder, aber wie gesagt, einerseits habe ich diesbezüglich keine Geheimnisse (die schlimmsten Sachen stehen ohnehin hier im Blog) und andererseits müsste derjenige den Schutz der Anonymität verlassen und seine persönlichen Daten bekanntgeben.
Und mal ehrlich: Wenn man mit mir nicht reden kann, mit wem dann? Wer eine Frage hat, soll herkommen und es mal mit persönlicher Verbalkommunikation probieren. Funktioniert meistens am besten …
Anruf einer Firma, die wohl Body-Cams vertreibt und mir so ein System auch anbieten wollte. Bei Sainsbury's in England hätte man damit wohl schon gute Erfahrungen gemacht und was dem einen recht ist, sollte dem anderen billig sein.
Ich versuchte noch, mir die Sinnhaftigkeit solcher Kameras auszumalen, als der Anrufer mir erklärte, dass zum Beispiel bei Problemen mit Ladendieben oder anderen nicht erwünschten Personen (z. B. solchen, die Bereits ein Hausverbot hätten), solche Kameras sinnvoll wären. Man hätte gleich be- oder entlastendes (je nach Standpunkt) Beweismaterial und zudem würden diese Kameras durch ihre reine Präsenz deeskalierend wirken. Im ÖPNV würde man sowas, beispielsweise bei den Kontrolleuren, bereits sehr erfolgreich einsetzen.
Dankend lehnte ich ab. In Problemvierteln, vielleicht auch speziell für Geschäfte mit eigenem Sicherheitspersonal, mag sowas eine sinnvolle Investition sein. Aber wir sind davon nun wirklich weit entfernt. Ärger mit Ladendieben haben wir zwar auch immer wieder, aber das Verlangen, eine Kamera am Körper zu haben (oder rückblickend gehabt zu haben), kam bei mir in all den Jahren nun wirklich noch nie auf.
Abgesehen davon ist sowas hinsichtlich der DSGVO bestimmt auch sehr spannend.
Mit der Tagespost kam ein leider absenderloser Umschlag hier in der Firma an, der zu meinen Händen adressiert war. Darin befand sich ein Brief mit einem großen Dank an die Mitarbeiter/innen hier im Markt für die zuvorkommende Bedienung und den guten Service durch die Mitarbeiter. Wow! Ein riesiges WOW!!! Sowas tut unglaublich gut, zumal auch die letzten Wochen und Monate nicht immer einfach waren. Die Situation war (und ist immer noch) oft angespannt, durch die Corona-Maßnahmen und Lieferengpässe gab es immer wieder Stress für alle Beteiligten – trotz allem sind wir immer noch wir und machen das Beste aus der Situation, was wohl auch bei den Kunden offenbar durchaus so ankommt.
Mit im Umschlag lag ein 50-Euro-Schein (!) als sehr üppiges Trinkgeld. Eine Kaffeekasse gibt es hier nicht, aber für das gemeinsame Mitarbeiteressen habe ich schon eine Idee.
An den oder die unbekannte/n Absender/in des Briefes: Danke im Namen von uns allen!
Nicht nur bei Kaufland, wie in diesem Artikel zu lesen, sondern auch bei EDEKA, zumindest einigen EDEKA-Märkten (aber nicht meinem), gibt es nun Kartoffeln mit weniger Kohlehydraten zu kaufen.
Ich schwanke noch zwischen genial und schwachsinnig.
Was mir auffiel: Klauen Leute hier im Laden quasi wertloses, bzw. besonders profanes Zeugs, bezeichne ich das hier im Blog leicht mal als "armselig". Werden jedoch teure Sachen geklaut, rutscht mir dagegen schnell ein "dreist" über die Lippen.
Daraus kam mir gerade folgende scherzhafte Überlegung: Was ist denn nun eigentlich der korrekte Wertbereich für einen akzeptablen Ladendiebstahl? Es muss doch offenbar irgendwo einen Bereich zwischen "armselig" und "dreist" geben, sofern das nicht direkt ineinander übergeht.
Rund um unseren kleinen Laden hängen im Bereich Münchener Straße und ein paar Seitenstraßen hängen diese Zettel herum. Sowas geht natürlich runter wie Öl und die Kollegin im Markt vor Ort war den Tränen nahe, das könnt ihr mir glauben. Solche Reaktionen wärmen das Herz und ich kann an dieser Stelle nur wieder einmal sagen, dass die Entscheidung mit der Schließung des Geschäfts wirklich keine leichte war und auch ganz sicher nicht aus irgendeiner Laune heraus gefallen ist.
Wie viel da morgen an Trubel sein wird, kann ich nicht abschätzen. Und wie weit das in die aktuelle Situation bzgl. einer gewissen neuartigen "infektiösen organischen Struktur" passt, ebenfalls nicht. Vermutlich gar nicht, aber was da auf dem Gehweg passiert, ist ja nun außerhalb meines oder unseres Einflussbereichs.
Dass hier im Laden Preisschilder (Regaletiketten) verschwinden, gab es schon immer. Wir vermuten, dass Leute die einfach als Memo oder Preisinformation mitnehmen.
Dass jedoch eine komplette Preisschiene (Scannerleiste) von einem Regalboden verschwindet, haben wir dagegen bislang auch noch nicht erlebt.