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Kassentraining mit abschließender eigener Kündigung

Da zieht man mit einem Bewerber das komplette Programm durch, angefangen beim Vorstellungsgespräch inklusive unserer "Schnupperkasse", einer Proberunde und Ersteinweisung an der Kasse, über das über über mehrere Tage verteilte, mehrstündige Kassentraining bis hin zum abschließenden Stresstest, der bei erfolgreichem Bestehen zum alleinigen Kassieren bei uns befähigt – und dann fällt diesem jungen Mann doch plötzlich ein, dass seine Arbeitserlaubnis diesen Minijob leider nicht zulassen würde. Er entschuldigte sich dafür und bedankte sich für die Mühe und die nette Zeit zusammen. Immerhin.

Nicht nur die vielen Stunden, die wir investiert haben, auch ich war schon nicht untätig und hatte allen Papierkram in die Wege geleitet, angefangen von einer eigenen Personalmappe und Stempelkarte bis hin zur Anmeldung beim Lohnbüro.

Es sind also nicht immer nur die Arbeitgeber, die sich irgendwie komisch verhalten.

Er sieht es anders!

Kasse eins war besetzt. Dort warteten drei Kunden mit jeweils wenigen Teilen, es ging also schnell voran.

An Kasse zwei bekam gerade eine Bewerberin eine erste Kasseneinweisung. Es ging dabei nur um die Technik und die grundlegenden Handgriffe und Funktionen des Kassensystems. Die Kassenschranke war geschlossen, das "Kasse geschlossen"-Schild stand auf dem Förderband und zudem war auch gar keine Geldlade eingesetzt. Man hätte also sogar beim besten Willen nicht mal eben spontan kassieren können.

Ein weiterer Kunde näherte sich der Kasse. Die immer noch winzige Schlange war ihm wohl dennoch zu lang und so steuerte er geradewegs auf die zweite Kasse zu und wollte gerade seinen Einkaufskorb auspacken, als die Kollegin ihm freundlich mitteilte, dass die Kasse geschlossen ist.

Er ignorierte diese Aussage und packte die ersten Teile auf das Förderband, als die Kollegin ihm noch einmal sagte, dass die Kasse wirklich wegen einer Einweisung geschlossen ist und sie dort gerade nicht kassieren können. "Das sehe ich aber anders", widersprach der Kunde und räumte weiter den Einkaufskorb aus. Die Kollegin ignorierte ihn ab jetzt dabei und setzte das Gespräch mit der Bewerberin fort.

Nach einer Minute des vergeblichen Wartens sammelte er seine Sachen genervt wieder ein und ging zur anderen Kasse rüber, an der inzwischen nur noch ein Kunde vor ihm war.

Alter Ausdruck Kassentraining

Auf dem Desktop unseres Warenwirtschaftsrechners liegt noch diese alte Datei herum, die vor etlichen Jahren mal ein Kollege als Hinweis für die Kunden gebastelt hatte. Haben wir aus verschiedenen Gründen schon lange nicht mehr verwendet, aber ich wollte es hier nicht undokumentiert im Orkus verschwinden lassen. :-)


Die einen so, die einen anders …

Wer Personal einstellt, kann was erleben. Vor allem begegnen einem im Laufe der Zeit die unterschiedlichsten Charaktere.

Der Einstieg in mein Unternehmen, die Kombination aus Vorstellungsgespräch und der Schnupperrunde an der Kasse, verläuft hier für Kassenkräfte fast immer gleich. Nach dieser Schnupperrunde, in der die Bewerber nach einer kurzen aber ausreichend langen Einführung in die Abläufe an der Kasse unter Aufsicht die ersten eigenen Schritte machen sollen, entscheidet sich, wie es weitergeht. Manchmal entscheiden die Bewerber, dass der Job an der Kasse nichts für sie ist, manchmal sehen wir es so – oder man findet zueinander.

Da war zum Beispiel erst in jüngster Zeit eine junge Frau, die erklärte, dass sie schon in verschiedenen Geschäften, darunter auch bekannte Lebensmittelfilialisten, an der Kasse gearbeitet hat und demzufolge über entsprechende Erfahrungen verfügt: "Kassieren kann ich, jahrelang gemacht." Bei der Einführung wurde schnell klar, dass es schon bei den Grundlagen an der Kasse eklatante Defizite gab. So hat sie zum Beispiel bei jedem Artikel vor dem Scannen den Strichcode gesucht. Mit Erfahrung an der Kasse im Lebensmittelhandel weiß man einfach irgendwann, wo die Strichcodes ungefähr sitzen. Münzen hat sie häufig von beiden Seiten betrachtet, um den Wert herauszufinden. Dabei kann man unsere Euro- und Centmünzen mit Erfahrung von beiden Seiten zweifelsfrei identifizieren. Und so weiter. Das wirkte alles so unglaublich dilettantisch, als hätte sie noch nie einen Supermarkt von innen gesehen. Das war dann nichts.

Es gibt auch die anderen Beispiele: Junger Mann, Student, bewirbt sich bei uns als Aushilfe. "Hast schon mal kassiert?" – "Nein, noch nie so richtig."
Wir haben ihm bei der Einführung alles Notwendige gezeigt und er hat die Infos aufgenommen und in der Praxis sofort umgesetzt. Noch während der ersten Schnupperstunden stand er zeitweise schon quasi alleine an der Kasse, während die ihn beaufsichtigende Mitarbeiterin hinter ihm an der anderen Kasse ihre Kunden abgefertigt hat und maximal noch aus dem Augenwinkel zu ihm blickte. Kassentraining und Stresstest waren dann schnell erledigt und so kamen wir zu einem neuen Kollegen. :-)

Autofahren und Kassieren

Eine Kollegin war nach mehreren Tagen Krankheit wieder da und berichtete, dass sie bezüglich ihrer Genesung noch nicht ganz sicher sei, aber immerhin schon wieder Autofahren könne.

"Wer Autofahren kann, kann auch kassieren", meinte ich scherzhaft, denn bezüglich der Beinarbeit unterscheiden sich die sitzenden Tätigkeiten ja nicht nennenswert. Im Gegenteil eigentlich sogar, denn bei uns muss man kein(e) Pedale (mehr) drücken, seit wir den neuen Kassentisch haben.

Ein Kollege aus dem Off, der den Satz mitbekommen hatte: "Und warum machen wir dann immer tagelang Kassentraining mit den neuen Leuten? Lass dir einfach den Führerschein zeigen."

Genau! :-)

Hüh und hott!

Vor ein paar Jahren: Ein junger Mann arbeitet bei mir und kündigte irgendwann, da er aufgrund seines Studiums keine Zeit mehr für den Nebenjob hatte.

Vor ein paar Monaten: Der selbe junge Mann erkundigte sich bei mir, ob ich wieder einen Job für ihn hätte. Ich verneinte zu dem Zeitpunkt, versprach aber, mir eine Erinnerung in mein "Bewerber"-Fach zu legen und falls wir mal wieder akut Leute suchen würden, an ihn zu denken.

Vor ein paar Tagen: Aufgrund von akutem Personalbedarf den Mann angerufen und ihn gefragt, ob das noch aktuell wäre und ob er sich einen Job an der Kasse zutrauen würde. War noch aktuell und nachdem alles geklärt war, vereinbarten wir einen Termin für eine Proberunde an der Kasse.

Ein paar Stunden vor der Proberunde: Er hat den Termin abgesagt. Nicht nur für diesen einen Tag, sondern generell. Aus privaten Gründen kann er gar keinen Nebenjob annehmen.

Auf sowas stehe ich ja richtig… :-(