Jeder von euch da draußen hat vermutlich diesen Spruch schon einmal in irgendeiner Form gehört: "Sie können die Leistung von uns schnell, gut und günstig bekommen. Aber auf eine dieser Eigenschaften müssen Sie verzichten."
Daran musste ich bei einer Quasi-Weinberatung in den letzten Tagen denken. Eine Kundin suchte einen gute Bio-Weißwein, der vorzugsweise auch aus fairem Handel stammen sollte …
… aber auf keinen Fall mehr als fünf Euro kosten durfte!
Ja, es gibt solche Weine, auch bei uns. Aber wenn man ein gutes Produkt mit bestimmten Eigenschaften haben möchte, muss es doch nicht am allerletzten Euro scheitern. Klar haben manche Leute weniger Geld zur Verfügung, aber tut es da nicht vielleicht auch ein Wein aus konventionellem Anbau aus Europa, bei dem das Thema "Fairtrade" überhaupt gar nicht erst eine Rolle spielt?
Da so verbissen an der 5-Euro-Grenze zu hängen fand ich komisch.
Ein Mann fragte mich, ob wir auch günstige Kaffeepads hätten, da er im Regal nur die "teuren" Bio-Pads entdeckt hatte. Gemeinsam gingen wir zum Regal und ich zeigte ihm unsere Auswahl. Die Bio-Produkte ("viel zu teuer, wer braucht denn bio?") wollte er nicht und die Pads von Melitta waren ihm auch zu teuer. "Über zwei Euro für so eine Packung? Da wird man ja arm bei", konstatierte er.
Daneben stehen bei uns noch die drei Sorten gut&günstig-Kaffeepads zum Discountpreis von etwas über einem Euro. "Sonst hätte ich auch noch die hier", sagte ich. "Jaa, die meine ich doch", freute sich der Kunde, tätschelte meine Schulter und nahm sich eine Packung.
Dass ausgerechnet Kaffeepads und Kaffeekapseln auch als Discountartikel noch die teuerste Form sind, Kaffee zu trinken, ist die eine Sache. Viel kurioser fand ich, dass der Herr ansonsten eher überhaupt nicht aufs Geld achten musste und überwiegend nur Markenprodukte in seinem Einkaufswagen hatte.
Ines hat schon gewitzelt, dass er die Pads bestimmt für jemanden anders mitbringen sollte. Das klingt durchaus plausibel, aber wer weiß das schon?
Eine Kundin stellte eine Flasche Essigreiniger unserer Discount-Eigenmarke auf das Förderband von Kasse 1, an der ich gerade die Kollegin zur (3,14)²-Pause ablöste.
"Wie viel kostet die?", fragte sie.
"Das müsste eigentlich am Regal dranstehen", entgegnete ich.
"Da steht 55 Cent."
"Dann wird das stimmen."
Ich nahm die Flasche und überprüfte den Preis in der Kasse. 55 Cent zeigte das Display an, das Schild war also korrekt. Die Kundin machte große Augen. Da ich das nicht als zu teuer empfand, versuchte ich es mit einem eher scherzhaft gemeinten Einwurf:
"Ist der Ihnen zu billig?"
Sie zögerte etwas, betrachtete die Flasche von allen Seiten und sprach dann langsam: "Ja … Irgendwie schon… Das ist nicht viel Geld. Ob der was taugt?"
Das konnte ich ihr nicht sagen und auch die Entscheidung, das Produkt zu kaufen oder eine Alternative zu nehmen, konnte ich ihr nicht abnehmen und das sagte ich ihr auch. Sie hat dann aber doch noch die 55 Cent Umsatz generiert.
Mit Kartonplatzierung ist es so eine Sache, an der sich die Einzelhändlergeister scheiden. Der eine besteht darauf, dass jedes Teil lose im Regal steht, der andere lässt alles in den Kartons, Aldi-Style.
Ich versuche hier eigentlich immer, die goldene Mitte zu treffen, den schmalen Grat zwischen Optik und Benutzerfreundlichkeit. Auch neuen Leuten erzähle ich immer, dass wir prinzipiell alles auspacken. Allerdings macht es durchaus Sinn, mache Produkte mit ihren Kartons in die Regale zu stellen. Vor allem, wenn die Pappen dafür ausgelegt sind, sogenannte Trays. Beispielsweise Maggi-Tüten, Bierdosen, Zahnpastatuben, generell sämtliche kleinen und/oder nicht stapelbaren Produkte lassen sich deutlich sinnvoller mit Pappe platzieren. Das wirkt meiner Meinung nach auch nicht wie ein Discounter oder wertet uns ab.
Bei Saftflaschen im Kühlregal, die ja nun auch schon einen nicht zu verachtenden Stückpreis haben, ist auspacken aber die einzige von mir akzeptierte Alternative. Also so nicht: