Mit der heutigen Leerung der Elepfandspendenbox haben wir die 8000 Euro Gesamtsumme an REA e.V., resp. den David Sheldrick Wildlife Trust überschritten.
Damit sind seit Ende Januar wieder 2000 Euro zusammengekommen. Ich finde, das kann sich sehen lassen. Der größte Bon der Woche, den eine Kundin oder ein Kunde in die Spendenbox geworfen hat, belief sich auf 13,62 €, die ich natürlich wie immer verdoppelt habe. Ich finde das unglaublich schön. Da schleppt jemand 60 Flaschen / Dosen in vermutlich mehreren Tüten oder Taschen in einen Supermarkt, steht dann da ein paar Minuten vor dem Automaten und spendet das Geld. Danke.
Das Abo der Qualitätstestkäufe läuft und einmal im Monat kommt jemand zu uns in den Markt und führt diesen Testkauf durch. Wenn und durch wen dies geschieht, weiß auch ich nicht. Bei kommt nur ein paar Tage später eine umfangreiche Auswertung per E-Mail an.
Diese Ergebnisse sind zwar nur für mich zur Kenntnisnahme und haben keine weiteren Konsequenzen. Glaube ich jedenfalls. Andererseits werden die Ergebnisse auch an die EDEKA übermittelt, denn sonst hätten wir nicht 2017 diesen Pokal bekommen. Unter der Prämisse bin ich mir mit der Aussage "keine Konsequenzen" gar nicht mehr so hundertprozentig sicher. Bei mehrfachen katastrophalen Ergebnissen kann ich mir vorstellen, dass die eine oder andere unangenehme Frage gestellt werden könnte. Wobei man als Einzelhändler in so einem Fall wohl schon ganz andere Probleme hätte …
Das Ergebnis des letzten Testkaufs hat mich aber schon gewurmt. Wir wurden in zwei Punkten abgewertet, die nicht korrekt oder zumindest erklärbar waren:
1. Am Display mit dem Nürnberger Glühwein klebten sehr wohl Preisschilder. Ich hatte sogar extra nachgesehen und die Daten der Etiketten lagen schon einige Wochen in der Vergangenheit. Das hat also nicht in der Zwischenzeit erledigt und mit hundertprozentiger Sicherheit waren da Preise am Glühwein. Da hatte sich der Testkäufer wohl vom Nürnberger Glühwein schon durch die Flasche vernebeln lassen.
2. Nimm 2 und den Tee akzeptiere ich als Warenlücken. Kann passieren. Aber Pfanni Knödel und Pfanni Püree? ERNSTHAFT??? Edeka und Pfanni streiten sich seit Monaten um die Preise und die Artikel sind vollständig ausgelistet. Zumindest wurde nicht auch noch die Abwesenheit von Kellogg's Cornflakes, Sheba, Schwartau Dessertsauce, Twix-Schokoriegeln, Pepsi Cola, Lipton Eistee, Pringles und Melitta Filtertüten moniert.
Vor zwei Wochen kam ein Vertreter von The Vegan Cow zu uns in den Markt und hat uns frische (kühlpflichtige) vegane Produkte als Alternative zu Milchprodukten vorgestellt: Den Haferblock (Alternative zu Butter) verschiedene "Joghurts" und ein Schokoladendessert, alles ebenfalls auf Haferbasis. Dazu noch verschiedene vegane Streichwurst-Alternativen, die wir vor allem in den Sorten mit Trüffeln und schwarzem Pfeffer besonders spannend fanden.
Die Lieferung erfolgt direkt vom Hersteller und so kam natürlich das leidige Thema der Mindestbestellmengen auf. Eine Erstbestückung ist immer schnell zusammen, aber wenn man dann nur wenige Teile nachbestellen möchte, scheitert dies oft an der Mindestbestellmenge. Nicht bei The Vegan Cow. Weil man ja Nachhaltigkeit unterstützen möchte, beträgt die Mindestbestellmenge gerade mal 50 Euro. Die sind zwar auch noch nicht mit einem 6er-Karton Haferjoghurt erreicht, aber quer durch das Sortiment ist es eine überschaubare Bestellmenge. Darauf ließen wir uns ein und dann kam die Ware auch nach ein paar Tagen.
Per Paketdienst in einem Karton, der mit silbern beschichteten Luftpolstermatten ausgekleidet und zusätzlich noch mit Kühlpacks ausgestattet war. Auf letzteren ist der Hinweis zu finden, dass man sie über den Hausmüll entsorgen kann. Ob das gesamte Verpackungsmaterial entsorgt oder wiederverwendet werden soll, habe ich bislang noch nicht herausgefunden. Wir haben das Material nun vorsichtshalber mal aufbewahrt. Wenn wir mit jeder kleinen Lieferung (für die Nachhaltigkeit) so viel Verpackungsmüll entsorgen müssen, löst sich zumindest das Argument mit der Nachhaltigkeit ganz schnell in Rauch auf.
Vor ein paar Tagen kam hier ein dicker Briefumschlag mit Post von Blogleserin Ruth an. Der Inhalt bestand aus einem mehrseitigen Artikel über Elefanten.
Vielen Dank dafür, ich habe mich wirklich sehr gefreut.
Vor ein paar Wochen tauchte bei uns ein gefälschter 50-Euro-Schein auf. So richtig aufgefallen war es erst, als ein Kunde sich am Folgetag beschwerte, der die Blüte von einem Kollegen im Rahmen einer Bargeldauszahlung bekommen hatte. Anhand der Videoaufzeichnungen ließ sich nachvollziehen, dass er den Schein tatsächlich von uns bekommen hatte. Und auch, wer damit bezahlt hat, nämlich eine Frau mittleren Alters, die damit ihren Einkauf bezahlt hatte.
Wer von euch schon mal "echtes" Falschgeld (nicht zu Hause eingescannt und auf Briefpapier selber ausgedruckt) in der Hand hatte, wird wissen, dass die Fälscher heutzutage recht gute Arbeit leisten und man oftmals mehr als einmal hinsehen muss. Mein Mitarbeiter kam die Blüte sogar verdächtig vor. Er hatten ihn mehrmals von allen Seiten begutachtet, mit dem Teststift bearbeitet, der aber kein negatives Ergebnis lieferte – und schließlich mit dem Gedanken, dass der etwas schlabbrige Geldschein wohl mal eine Runde in der Waschmaschine gedreht hatte, angenommen. Das war leider falsch, wortwörtlich.
Niemand von uns kannte die Kundin und so beließen wir es zunächst dabei. Dennoch gaben wir das Falschgeld mitsamt Bildmaterial der Frau zur Polizei. Ob sie absichtlich damit bezahlt hatte oder selber auch nur die Fälschung nicht bemerkt hatte, wusste natürlich niemand.
Eine Woche später war die Frau wieder da und kaufte ein. Da wir mit Falschgeld schon häufiger zu tun hatten und ich damit keinen Spaß verstehe, informierte ich die Polizei darüber, dass eine Kundin bei uns im Geschäft sei, von der wir in der Vorwoche eine einen falschen Fünfziger bekommen hatten. Selbstverständlich mit dem Hinweis, dass auch sie einfach nur versehentlich damit bezahlt haben könnte und den ja nicht mutwillig in betrügerischer Absicht bei uns abgegeben haben muss. Aber vielleicht ließe sich ja herausfinden, woher sie die Blüte bekommen haben könnte und so käme man dem Urheber möglicherweise näher. "Alles klar, wir schicken mal jemanden vorbei, der die Kundin dazu befragt.", erklärte mir der Herr im Zentralruf.
Da die Polizei bei Falschgeld auch keinen Spaß versteht, haben sie den nächsten verfügbaren Wagen zu uns geschickt – was in diesem Fall ein Kleinbus mit fünf Mann von der Bereitschaftspolizei war. Augenblicke später kam noch ein Einsatzwagen mit zwei Streifenpolizisten dazu, insgesamt standen nun zwei blau blinkende Fahrzeuge und sieben ausgewachsene Männer in Uniform hier vor dem Laden – und es gab niemanden auf der Straße, der nicht neugierig zu uns guckte.
Irgendwie tat mir die Frau ja Leid, einem solchem Aufgebot gegenüberzustehen. Ich hatte ihr vorher schon erklärt, dass die Polizei auf dem Weg ist, die nur ein paar Fragen zu einer gefälschten Banknote habe, mit der sie in der Vorwoche bei uns bezahlt hatte. Auf keinen Fall würden wir ihr Absicht unterstellen, zumal sie diesmal ihren Einkauf bargeldlos bezahlt hatte.
Wie die Sache ausgehen wird, interessiert mich zwar, aber erfahren werde ich es wohl nicht. Ich hatte nur noch mitbekommen, wie die Frau der Polizei sagte, dass sie noch mehr dieser 50er hat, die sie allesamt von der Bank bekommen haben will. Das weckte in mir wiederum gewaltige Zweifel, denn selbst wenn die Fälschung bei der Bank nicht erkannt worden wäre, ein "gewaschener" und derart schlabbriger Geldschein wäre in jedem Geldinstitut definitiv aussortiert und nicht wieder einem Kunden ausgehändigt worden.
Eine schriftliche Mitteilung über den Stand eines Ermittlungsverfahrens gegen einen unserer Ladendiebe konnte nicht an mich zugestellt werden. Die Polizei hatte das Schreiben mit der Info, dass der Empfänger unter der angegebenen Anschrift nicht zu ermitteln sei, zurückbekommen. Dieses Schreiben haben sie dann aber mit in den Briefumschlag gesteckt, der schließlich doch hier an die Firma adressiert und erfolgreich zugestellt wurde.
Der erste Brief war an eine Wohnadresse geschickt worden, an der ich seit 1985 (!) schon nicht mehr wohne. Ich war, wenn ich mich richtig erinnere, in dem Jahr des Umzugs 12 Jahre alt geworden. Ich glaube, man will gar nicht wissen, was da noch alles von einem irgendwo bei den Behörden gespeichert ist …
Seit wir unseren ersten Leergutautomaten im Oktober 2007 bekommen haben, sammeln wir die entwerteten Dosen und PET-Flaschen in einem Container auf dem Hof. Am Anfang eine kleine Absetzmulde, aber bereits Ende November 2007 hatten wir auf die großen Abrollbehälter umgestellt.
Seitdem steht so ein Container hier dauerhaft auf dem Hof und wird ca. alle vier Wochen geleert. 20 Kubikmeter mal zwölf Leerungen pro Jahr mal 16 Jahre macht fast 4000 Kubikmeter Dosen-PET-Gemisch, das wir weggeschickt haben. Das sind anderthalb olympische Schwimmbecken, um mal einen epischen Vergleich zu nutzen.
Doch was passiert damit eigentlich? Interessiert mich irgendwie schon, aber ich bin der Sache noch nie nachgegangen. Das werde ich mal tun, sofern ich diese Informationen und Einblicke bekomme und daraus einen Bericht machen. Ich hoffe, das Ergebnis wird nicht zu enttäuschend ausfallen …
Unabhängig von den klangvollen Namen auf den Vorderseiten ihrer Verpackungen müssen (?) Produkte auch eine recht nüchtern klingende Beschreibung führen, unter der sich dann jeder etwas vorstellen können sollte.
Ich hatte vor längerer Zeit schon mal angefangen, ein paar Fundstücke zusammenzutragen. Von sehr ernüchternd bis sehr logisch erscheinend ist da so ziemlich alles bei. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Guckt doch mal in eure Küchenschränke und hinterlasst die bemerkenswertesten Beschreibungen hier in den Kommentaren.
Hier meine bisherige Sammlung ohne eine bestimmte Reihenfolge:
Emmi Caffè Latte: Milchmischerzeugnis aus Vollmilch und Sahne mit frisch gebrühtem Kaffee
Lorenz Crunchips Gitterchips gesalzen: Kartoffelchips in Gitterform, gesalzen
Alnatura Streichcreme Paprika Chili: Bio-Brotaufstrich mit Paprika und Chili
Körfez Ayran: Türkisches Erfrischungsgetränk aus Joghurt und Wasser
Weltpartner Mangofruchsauce: Fruchtsauce aus Mangopürree
Corny Riegel "Milch" Kakaohaltige Cerealienschnitte mit 30% Milchcreme
True-Fruits-Smoothie: Zubereitung aus Früchten und Fruchtsaft
Nestle Lion Cereals: Geröstete Getreidekost mit Karamellcreme und Schokolade
Nestle Cini Minis: Geröstete Getreidekost mit Zimtgeschmack
Coca Cola: Koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk mit Pfanzenextrakten
Chio Tortillas Nacho Cheese: Mais-Snack mit Käse-Geschmack
Mentos Zuckerfrei: Dragees mit Fruchtgeschmack
Vitamalz: Malztrunk, alkoholfrei
Schwartau Sauce Amarena-Kirsch: Sauer- und Schwarzkirschsauce mit Amarena-Geschmack
Freche Freunde Fruchtiger Haferriegel Erdbeere: Bio-Haferriegel mit Erdbeersaftkonzentrat
Bio-Zentrale Tortilla Röllchen Mais & Tomate: Maissnack mit Tomatengeschmack
Unsere Tochter ist inzwischen fast 10 Jahre alt. Von Zukunftsplänen ist sie damit noch weit entfernt und auch wir (Eltern) werden sie diesbezüglich in keine Richtung drängen.
Bis zu meiner Regelaltersrente sind es noch 18 Jahre. So lange werde ich nicht arbeiten müssen und nicht arbeiten wollen, aber wie auch immer – wie wird es danach mit der Firma weitergehen? Der Laden hier hat keine Familientradition. Ich hatte ihn 2000 als Existenzgründer eröffnet und es gibt keine sich über ein oder zwei Jahrhunderte erstreckende Geschichte. In den letzten 23 Jahren ist zwar auch viel passiert, man könnte ein Blog damit füllen, aber das ist eine andere Sache. Ich hätte keine Skrupel eines Tages den Schlüssel umzudrehen und hier für immer die Türen zu schließen. Ich könnte von einen Tag auf den anderen nicht mehr herkommen und würde, glaube ich, keine schwermütigen Gedanken bekommen. Mir macht der Job hier Spaß, wirklich Spaß. Ich denke, diese Leidenschaft ist auch auf das Team projiziert von den Kunden zu spüren. Aber es gibt so unendlich viele Faktoren, die einem regelmäßig die Laune aufs Neue vermiesen. Allen voran irgendwelche Behörden.
Aus dieser Perspektive betrachtet ist es so, dass es mir völlig egal ist, ob unsere Kleine irgendwann in meine Fußstapfen treten möchte. Wenn sie die Leidenschaft für den Handel entdecken sollte und das Geschäft fortführen möchte, darf sie das gerne tun.
Wenn nicht, dann eben nicht. Dann muss man irgendeinen Nachfolger suchen, der den bestehenden Markt übernimmt, oder letztendlich tatsächlich alles liquidieren. Das Gebäude hier ließe sich vermieten, so hätte man noch ein kleines Nebeneinkommen. Aber das sind alles Gedanken, die ich frühestens in zehn Jahren wieder aufzurufen brauche. Bis dahin wird noch viel passieren in der Welt, die dann hoffentlich noch steht.
Auf dem Hof tobten vier Jungs im Grundschulalter herum. Dabei spielten sie nicht nur auf der Parkfläche, sie kletterten über unsere Rampe auf das Dach des Trafohäuschens und von dort über die Mauer zwischen den Grundstücken auf unseren Fahrradständer. Die Mauer wird nicht umfallen, aber das Trapezblech des Fahrradständers ist nicht dazu gemacht, betreten zu werden. Aber Respekt vor fremden Eigentum ist in der heutigen Zeit ja so eine Sache für sich …
Eine halbe Stunde später war das Quartett bei uns im Laden. Sie wollten Saft kaufen. Einer hielt mir eine Flasche vor die Nase und wollte wissen, ob da Gelatine drin sei. "Nein, da ist keine Gelatine drin", sagte ich und konnte mir den Nachsatz nicht verkneifen, dass es dann kein Saft, sondern Wackelpudding sei.
Was ich damit sagen wollte, hatten die Kinder nicht verstanden. Aber der Erste fragte noch mehrmals nach, ob da auch wirklich keine Gelatine drin sei, ich versicherte es ebenso oft und schließlich kauften sie den Saft.
Wenn manche Leute einfachste Grundregeln zum gesellschaftlichen Zusammenleben genauso beachten würden, wie die von ihrem virtuellen Freund auferlegten Speisevorschriften, würde vieles einfacher sein …
Eine Frau kam in den Laden, wollte mich sprechen und hat sich freudestrahlend fröhlich vorgestellt mit den Worten, dass einer meiner EDEKA-Kollegen sie zu uns geschickt hätte.
Sie käme von Too Good To Go und würde uns gerne mit ins Boot holen, da ja immer noch viel zu viele Lebensmittel weggeworfen würden. Der App sei es zu verdanken, dass täglich viele, viele Lebensmittel nicht im Müll landen. Das mag sein.
Die Frau wollte uns das Konzept schmackhaft machen. Wir haben keine Verpflichtungen, müssen keinen Vertag unterschreiben und können völlig frei einteilen, was und wie viel wir zu welchem Preis anbieten wollen. Dass eine "administrative Jahresgebühr" (in Höhe von verschmerzbaren 39 Euro) anfällt und man pro verkaufter Tüte noch eine Provision in Höhe von 1,19 Euro zahlen soll, blieb unerwähnt. Über einen Euro pro Tüte finde ich auch schon ziemlich krass, da würde ich die in der Tüte ohnehin schon zum Sonderpreis angebotenen Produkte lieber noch zusätzlich um diesen Preis reduzieren und hier in der Restekiste / auf dem Restetisch anbieten. Das machen wir schon seit Ewigkeiten so und fahren sehr gut damit, wirklich im Müll landet hier so gut wie nichts.
Ines und ich schüttelten den Kopf und erklärten, dass das nichts für uns sei. Erstaunlich, wie die Stimmung der Dame von superfreundlich auf pampig-reserviert umschlug, zumindest empfanden wir es so. Sie wollte freundlich bleiben, aber die Sätze waren deutlich weniger blumig. Sie versuchte es noch mit dem Argument der Werbung, denn mit 2G2G würden viele Leute hier herkommen, die sonst hier nicht einkaufen würden. Mag sein, aber diese Leute wären ja vermutlich überwiegend nur heiß auf die Wundertüten und würden sich für den Rest kaum interessieren.
"Soll sich doch freuen, dass wir kaum Abfall haben, es geht doch um die gute Sache", dachte ich. In Wirklichkeit ging es wohl vor allem ums Geld in Form der Provision.
Eine Kundin kam in den Laden und hatte eine FFP2-Maske auf. Diese trug sie jedoch so, dass ihre Nase oben rausguckte.
Reflexartig wollte ich erst was sagen, aber rechtzeitig erinnerte ich mich daran, dass überhaupt keine Maskenpflicht mehr besteht und sie die folglich so tragen kann, wie sie will – ober eben auch gar nicht.
Drei Jahre Corona haben einen schon irgendwie geprägt.
Da kommt man morgens um 7 Uhr zur Firma und wird von dem Kollegen, der einem die Tür geöffnet hat, mit den Worten begrüßt, mal gründlich zu schnuppern, vor allem in der Nähe des Leergutautomaten. Das tat ich natürlich und es roch angenehm nach Rosen.
Leider nicht. Es roch nach Verwesung und Fäulnis. Der Geruch war am stärksten in der Nähe des Crunchers unseres Leergutrücknahmegeräts und als ich die Klappe öffnete, um die Kunststoffwanne zu inspizieren, übergab ich mich fast an Ort und Stelle.
Mit vielem Würgen und mehrmals kurz davor, ins Lager zu reihern, schafften wir es, die Wanne nach draußen zu schubsen und deren Inhalt in den großen Container zu schütten. Danach ging es wieder etwas, den Rest erledigte viel Anti-Geruchs-Spray, das wir in der Wanne und innerhalb des Leergutautomaten großzügig auf sämtlichen Oberflächen verteilten.
Langsam wird es wieder besser. Ich kann ja wirklich viel ab und bin von allen mir bekannten Personen am wenigsten geruchsempfindlich, aber das hat sogar mich an meine Grenze gebracht.
Was mag da jemand reingeworfen haben? Und will ich das wirklich wissen?
Um was es bei der "Hot Chip Challenge" konkret geht, bekommt man recht umfassend heraus, wenn man den Links der entsprechenden Google-Suche folgt.
Kurz zusammengefasst geht es um die Reaktionen nach dem Verzehr eines quasi unerträglich scharf gewürzten Kartoffelchips und der Darstellung dieser in den entsprechenden Social-Media-Kanälen der beteiligten Personen.
Vor ein paar Tagen rief jemand hier bei uns an und wollte uns auch dieses Produkt anbieten. Der Trend, müssen wir im Sortiment haben, kein Leben mehr möglich ohne diesen Artikel. Danke, nein, nichts für uns.
Aus kommerzieller Sicht ist die Hot-Chip-Challenge übrigens der Hammer. Für den Hersteller. Man bekommt einen Tortilla-Chip. Einen! Dieser wiegt fünf Gramm. Fünf! Und dafür zahlen die Leute ca. 10 Euro. Zehn! Was zu einem Kilopreis von etwa 2000 Euro führt.
Wenn ich mir die Leute in den Videos unter dem Hashtag #hotchipchallenge angucke, mache ich mir jedenfalls keine Sorgen mehr, dass die Menschheit noch dümmer werden könnte. Das ist wohl schon das unterste Ende der Nahrungskette.
Ein Standard-Discountartikel sind abgepackte Schokobrötchen. Folglich gibt es die außer bei jeder anderen Handelskette auch bei uns, und zwar als "gut & günstig mmh! Schokobrötchen" in der 300g-Packung zum tagesaktuellen Discountpreis. Ich hab' die noch nie gegessen, aber ich weiß, dass wir sie haben und dass sie gerne gekauft werden.
Das Telefon klingelte und ein Kollege nahm den Anruf entgegen. Ich habe bis jetzt nicht so richtig verstanden, was der Anrufer wollte, aber in den ersten Minuten verstand ich natürlich überhaupt nichts. Der irritierte Gesichtsausdruck meines Mitarbeiters wurde immer verwirrter und das Fragezeichen, das mittlerweile über seinem Kopf schwebte, passte hier kaum noch ins Lager. Schließlich grätschte er dem Anrufer in den Satz: "Ich übergebe mal eben an meinen Chef, vielleicht kann der Ihnen helfen."
Der Mann erklärte mir, dass er die eingangs erwähnten Schokobrötchen immer total gerne kaufen und essen würde. Die schmecken bei EDEKA besser als die anderen Sorten. Aber die er jetzt gekauft hätte, würden nicht mehr so gut schmecken.
Genauer gesagt würden sie jetzt exakt so schmecken, wie von Kaufland oder Aldi und es wäre, jetzt wird es sonderlich, echt eine Unverschämtheit und absolut kundenunfreundlich, dass wir da jetzt die Schokobrötchen von Kaufland umpacken und als unsere eigenen verkaufen würden.
Um diese Kernaussage drehten sich auch die folgenden Minuten unseres Gesprächs. Ich versuchte mehrfach, ihm zu erklären, dass wir die Brötchen weder selber backen noch umpacken. Wir bekommen die fertig aus der Schokobrötchenfabrik geliefert und haben da keinen Einfluss drauf. Wollte er nichts von wissen. Dann sagte ich ihm, dass EDEKA ja auch keine eigene Schokobrötchenfabrik hätte und nun die Brötchen vielleicht dort gebacken werden, wo auch die von Kaufland und Aldi gebacken werden. Kann ja durchaus sein, das ist eine sehr gängige Praxis. Der Anrufer blieb bei seinem Mindset, dass wir hier übelst die Kunden verarschen würden, wenn wir die Kaufland-Schokobrötchen in die EDEKA-Schokobrötchentüten umfüllen würden. Nachdem die Diskussion einige Minuten hin und her ging und der Mann für keine Argumente offen war, würgte ich ihn schon beinahe ab mit den Worten, dass die jetzt so schmecken und er damit leben muss. Punkt.
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob das ein Telefonstreich gewesen sein soll. Aber ich glaube, dass der Mann das wirklich, wirklich ernst gemeint hat.
(Kennt, kauft und isst von euch jemand die Schokobrötchen von gut&günstig mehr oder weniger regelmäßig? Gab es da tatsächlich eine Änderung? Kann ja sein, dass die nun von einem anderen Hersteller kommen.)
Und jetzt muss ich weitermachen. Bis zum Schichtende habe ich noch ein paar hundert Penny-Pizzas in die Schachteln von Ristorante umzufüllen.