Eine Mitarbeiterin war gerade privat im Laden. Sie kam mir mit einer Packung Grillfleisch entgegen. Ich guckte wohl ziemlich verwundert, jedenfalls erklärte sie gleich: "Wir machen heute Abgrillen..."
Nach kurzer, intensiver Auseinandersetzung mit einem (nun Ex-)Mitarbeiter (wegen mehrfachen, angemahnten Verstoßes gegen das AGG, Anm.d.Red.) waren dies seine letzten Worte:
Mitarbeiter Aissa hat uns eine Postkarte aus seinem Urlaub in Marokko geschickt. Das Bild zeigt einen Straßenhändler am Rande einer Geschäftsstraße, der auf Kundschaft wartet.
Man beachte die von Aissa ergänzte Bildunterschrift...
Der verstörte Blick wich schnell einem herzlichen Lacher. Gemeint waren nämlich keine Strumpfhalter, sondern dicke Gummibänder, die an beiden Enden mit einer Schnalle versehen sind, mit denen wir die Ware auf den Rollcontainern fxieren.
Eine Kundin hat eine Packung Staubsaugerbeutel reklamiert, weil in dieser zwar die Filter vorhanden waren, die vier Staubbeutel jedoch gefehlt haben.
Zumindest die Swirl-Staubsaugerbeutel sind relativ teuer und und wir haben schon viele seltsame Dinge damit erlebt. Der Extremfall war mal eine Drogenabhängige, die sich zwei Packungen genommen hatte und die an der Kasse gegen die Auszahlung von Bargeld "zurückgeben" wollte...
Keine Staubbeutel in der Packung - das klingt fast zu seltsam, als dass man es glauben möchte. Dieser Kundin glaube ich allerdings, zumal es sich dabei auch um eine Mitarbeiterin von mir handelt.
Mal sehen, was der Lieferant zu der leeren Packung zu sagen hat...
Auch "Cheffchen" ist noch unter besonderen Bedingungen akzeptabel, so hat mich schließlich meine Azubine immer genannt.
Aber "Cheffchenlienchen"? Bin ich'n Mädchen, oder was?
Holt mich raus hier, ich bin bei SPAR!
Das ist der reinste Hühnerhaufen!
Wer hat die denn eingestellt?
Ooops...
Auf der Herrentoilette lag ein Exemplar der Zeitschrift (aka Klatschmagazin aka Yellow Press) "Heim & Welt". Eine BILD als Klolektüre hätte ich ja noch verstanden. Eine Mickey-Maus, ein Computer- oder Automagazin oder meinetwegen auch den Playboy. Aber sowas...
Nachdem ich einer Kollegin davon berichtet hatte, dass wir gestern so viele schöne weihnachtliche Dekoartikel für den Laden gekauft haben, verdrehte sie die Augen und meinte nur, dass dieser ganze Weihnachtsrummel immer früher anfangen würde.
Hey, übernächsten Sonntag ist immerhin schon der erste Advent.
Unser SuperheldPraktikant war heute trotz Abwesenheit erneut im Gespräch:
An der Kasse standen zwei junge Frauen, die hier in der Nachbarschaft arbeiten. Sozusagen in der Nachtbarschaft, denn in der Nacht verliert man seine Barschaft. Kurz: Im Puff.
Dem Mitarbeiter an der Kasse fiel, als er die beiden sah, noch etwas ein, was ihm der Praktikant während der wenigen Stunden seines Theoretikums Praktikums berichtet hatte: Sein Bruder (Wahrscheinlich einer von ganz vielen...) würde in dem Etablissement schräg gegenüber meines Ladens auch ein paar "Mädchen laufen haben".
Das könnte auch halbwegs die großzügige Verwendung des Wortes "klarmachen" und seine sehr offensichtlich generelle Einstellung gegenüber Frauen erklären...
Über Praktikanten kann man mitunter echt nur noch den Kopf schütteln. Ich habe ja im Laufe der Jahre schon die merkwürdigsten Dinge erlebt - aber dieser Kandidat, der uns von einer Maßnahme für Jugendliche geschickt worden ist, hat so ziemlich alles getoppt...
Natürlich kann man von einem Neuling nicht allzuviel Wissen und selbständiges Arbeiten erwarten - alles ist neu und aufregend, man kennt sich nicht und auch nicht aus und hat noch so gar keine Erfahrungen in der Berufswelt. Den Rest in Stichworten:
· Zu einem Kollegen, über die restlichen Mitarbeiterinnen: "Wie viele Weiber haste schon hier klargemacht?" - Mit "Weiber" waren in erster Linie die weiblichen Angestellten gemeint, über deren Vielzahl er sich schon ausführlich informiert hatte:
· Sämtliche Beschriftungen der Schränke hatte er in kürzester Zeit inspiziert und wußte genau, wie groß die Anzahl der KollegINNEN hier in der Firma ist.
· Während er zwei Mitarbeitern bei der Arbeit zusehen sollte, wandte er sich heimlich ab und warf ohne zu fragen einen Blick hinter eine Tür, die ihn gar nichts an ging. Dummerweise war es mein Büro. Hätte er wenigstens noch irgendwas gesagt oder sich entschuldigt. Nein: Tür auf, Kopf rein, Kopf raus, Tür zu.
· Nach einer Stunde fing er an zu jammern, wie lange er denn überhaupt noch arbeiten müsse. Ja, eine Stunde lustlos zugucken macht schon müde, vor allem, wenn diese Zeit inklusive (von mir gesponsortem) Frühstück gerechnet wird...
· Er sollte einer älteren Dame mit Rollator helfen - Herr Praktikant stand nur stieselig daneben und hat die Kundin alleine gewähren lassen...
· Zwischendurch wollte er immer wieder von sämtlichen Kollegen wissen, ob hier viele hübsche Frauen arbeiten würden und ob man die "klarmachen" könnte. Mit Freund oder ohne wäre ihm, als cooler Macho, auch völlig egal.
· Desweiteren wollte er auch immer wieder von sämtlichen Kollegen wissen, ob hier viele hübsche Kundinnen kommen würden und ob man die "klarmachen" könnte. Mit Freund oder ohne wäre ihm, als cooler Macho, auch völlig egal.
· Nach einiger Zeit erwähnte er ziemlich deutlich, dass er zwar, bedingt durch die Maßnahme, zu dem Praktikum gehen muß, aber aufgrund der Entfernung keine Lust dazu hat.
· Außerdem wollte er drei Tage pro Woche frei bekommen. Weil er ja fit für sein Fußballtraining sein müsse...
· Letztendlich wollte er noch wissen, ob hier viel geklaut wird.
Mit allzu neugierigen Praktikanten habe ich erhebliche persönliche Probleme. Damit meine ich nicht Fragen zur Arbeit, sonder genau solche Hintergrunddetails wie z.B. die Fragen nach Diebstählen und besonders wertvollen Waren. Vor allem dann, wenn der Praktikant von allen Anwesenden spontan als "windig" empfunden wird.
Knapp drei Stunden später sprach der Praktikant einen Kollegen an und wollte wissen, wie lange er denn überhaupt bleiben müsse, da er ja eigentlich nur eine Stunde arbeiten sollte.
Ich freute mich: "Dann hast du ja längst Feierabend."
Tzja - und tschüss...
Nachtrag:
Wegen der vielen Nachfragen: Das war sein erster und letzter Tag hier in der Firma. Ich bin nicht gewillt, so eine Person auch nur eine weitere Sekunde zu meinem Team zählen zu müssen.