…"Neustädter Frischmarkt e.K." (Das bin ich, Anm.d.Red.) ist ein nach dem Berufsbildungsgesetz anerkannter Ausbildungsbetrieb. Auch in diesem Jahr wieder.
Falls noch jemand vor hatte, sich als Helfer für die Inventur zu melden: Alle Plätze sind seit zwei Minuten vergeben, sorry.
Die alte Leier…
Wenn das so weitergeht, gebe ich hier irgendwann mal 'ne Runde Knoblauchpillen aus.
Initiativbewerbung einer Frau, die eine Ausbildung zur Verkäuferin ohne Abschluss und einige Aushilfsjobs im Einzelhandel als Erfahrung zu bieten hat. Gehaltsvorstellung: 14 Euro pro Stunde.
Sehr optimistische Vorstellung, denn selbst bei einer Entlohnung nach dem Tarifvertrag bekommt man durchschnittlich nur rund 9,50€ pro Stunde – als gelernte Kraft, wohlgemerkt.
Oh, mein Gott – auf dem Herrenklo hat irgendjemand ein Kalenderblatt mit Tittenbildern mit Tesafilm an die Wand gepappt. Nichtmal ein hübscher Anblick. Billig, unästhetisch.
Ablage Kartonpresse.
…und vergessen.
Da hat's wohl einer mit "Kartonplatzierung", die wir hier sowieso nur in Ausnahmefällen praktizieren, zu genau genommen.
Anruf eines Mitbewerbers, der eine Information von mir einholen wollte. Eine ehemalige Mitarbeiterin von mir hat sich nämlich bei ihm beworben und hat angegeben, hier bei mir ein knappes halbes Jahr als Verkäuferin beschäftigt gewesen zu sein. Kasse, Verkauf, Kundenberatung, Disposition und Warenplatzierung soll in der Zeit zu ihrem Aufgabengebiet gehört haben.
Erstmal hatte ich Mühe, den Namen überhaupt zuzuordenen. Das war ja alles schon ein paar Jahre her, aber glücklicherweise bewahre ich alle Unterlagen, angefangen vom kleinsten, scheinbar unwichtigen Notizzettel von jedem Mitarbeiter akribisch auf.
Stellen wir fest: Sie hat drei Tage an der Kasse gesessen, kam am vierten Tag ohne Abmeldung nicht mehr zum Dienst, war nicht mehr erreichbar, hat sich nie wieder hier gemeldet.
(Potentielle) neue Mitarbeiter stecke ich immer ein paar Tage ins Kassentraining. Dieses Training führen wir hier normalerweise zu den Hauptzeiten durch, damit die Neulinge nicht nur gelangweilt herumsitzen und auf Kunden warten müssen und nebenbei auch noch die Chance bekommen, alle Sonderfälle an der Kasse zu erleben.
Aus Zeitgründen und weil ich dringend Leute brauche, stopfe ich in diesen Tagen die Bewerber in jede freie Minute.
Memo an mich: Mittwoch Morgen um 8 Uhr bringt so ein Training fast gar nichts. Außer um den Kassenstuhl warmzuhalten.
Ich weiß schon, warum ich gleich mit einem Dutzend(!) Bewerber Termine vereinbart hatte. Heute hat mich die zweite versetzt, die sogar den Termin bestätigt hatte.
12 Uhr hatten wir vereinbart, ein paar Minuten Verspätung hätte man mit einer plausiblen oder freundlichen Ausrede oder Entschuldigung noch akzeptieren können. Nun ist fast eine halbe Stunde vergangen und der Drops gelutscht, wie man so schön sagt.
Inzwischen wundere ich mich nicht mehr, wenn Leute nicht zu einem Vorstellungstermin erscheinen, dessen Termin man sogar gemeinsam besprochen hat. Scheint normal zu sein. Ein kurzer Anruf, dass man nicht kommen kann oder einfach gar kein Interesse mehr an dem Arbeitsplatz hat, wäre zudem auch nett.
Der Job hier hat sich jedenfalls für sie erledigt.
Eine Kollegin hat die Brötchen zwei Minuten zu lange im Ofen gelassen. Die zwangsläufige Konsequenz war, dass die Brötchen etwas zu dunkel wurden.
Ich: "
Haa, haa, M. macht Schwarzbrötchen."
M.: "
Das sind keine Schwarzbrötchen. Höchstens, ähm, Vollmilchschokoladenbrötchen."
Hihi.
Anruferin: "
Ich suche einen Praktikumsplatz."
Ich: "
Nein, tut mir Leid. Praktikanten nehme ich gar nicht mehr…"
Anruferin: "
Wenn Sie gerade ein paar Sekunden Zeit hätten? Ich würde Ihnen das alles gerne erklären und auch, warum ich überhaupt einen Praktikumsplatz suche."
Ich : "
Ja, aber das wird nichts bringen."
Sie erklärte trotzdem. Man hört ja höflicherweise zu.
Mit der Tagespost trudelte hier die Initiativbewerbung einer Frau mittleren Alters ein. Die fett gedruckte Überschrift auf dem Titelblatt lautet:
Bewerbung als Empfangskraft
Sorry, die Türsteher-Geschichte ist spätestens seit dem Ende der Nachtschicht endgültig wieder vom Tisch.
Einer meiner Mitarbeiter, der sonst im Grunde nie samstags frei hat, wollte unbedingt heute seinen freien Tag haben. Ist natürlich kein Problem und steht in der Form schon längst auf dem Arbeitsplan.
Wäre ihm heute Morgen um kurz nach sechs Uhr fast zum Verhängnis geworden, als ich nicht mehr daran gedacht habe. Hehe… "
Guten Morgen, AUFSTEHEN!"
Ein Mitarbeiter wollte eben von mir wissen, ob wohl das "
Geld schon da" sei. Gemeint war, ob ich die Gehälter schon überwiesen hätte.
Bei mir gibt es die Kohle offiziell (und nach den Arbeitsverträgen) immer zum Ersten des Folgemonats. Meistens bin ich damit aber schon eine knappe Woche früher dran, je nach dem, wie ich die Abrechnungen von der
Datev bekomme.
Nach
der Frage bin ich mir sicher, dass ich meine Mitarbeiter zu sehr in diese Richtung verwöhnt habe.